Report about Teaching and Learning at the German School in Athens (DAS): Intercultural Learning - Reflections and Proposals by Irene Vasos
Contents:
1. Cultural diversity in the German School of Athens
1.1 The Greek department
1.2 The German department
1.3 Origin of the DASA's students
1.4 Teaching and learning in two different school systems
2. Intercultural learning: experiences
2.1 Teaching of Geography and History and of the Greek language in the German department
2.2 The question of identity
3. Intercultural learning: Reflections and proposals
Ein Bericht aus der Praxis der Deutschen Schule in Athen. Ueberlegungen zum Thema: Interkulturelles Lernen
(first in German, English version see below)
1. Kulturelle Vielfalt unter einem Dach
1.1 Die DSA ist eine Privatschule und besteht aus zwei Abteilungen mit je ca. 550 Schuelern. Griechische Abteilung: Gymnasium and Lykeion. Unterricht gemaess den griechischen Lehrplaenen. Abschluss mit dem Apolitirion; Zugang zu den Hochschulen ueber die Teilnahme an den zentralen Panhelladischen Pruefungen. Moeglichkeit, durch Zusatzpruefungen die deutsche Allgemeine Hochschulreife zu erwerben.
1.2 Deutsche Abteilung: Grundschule (Klasse 1 bis 4), Sekundarstufe I und II (Klasse 5 bis 13); parallel dazu Realschule und Hoehere Berufsfachschule. Unterricht gemaess den deutschen Lehrplaenen. Abschluesse: Abitur mit dem Erwerb der allgemeinen Hochschulreife. Daneben Realschulabschluss. Abschluss der Hoeheren Berufsfachschule; in Verbindung mit einem einjaehrigen Praktikum Zugang zur Fachhochschule.
Es ist bemerkenswert, dass der griechische Staat eine eigenstaendige, nach deutschen Vorgaben arbeitende deutsche Abteilung toleriert.
1.3 Herkunft der Schueler /innen.
Griechische Abteilung: griechische Kinder und in geringer Zahl Kinder aus bikulturellen (griechisch-deutschsprachigen) Familien.
Deutsche Abteilung: deutsche Kinder und deutschsprachige Kinder mit anderer Staatsangehoerigkeit (auch griechischer) und eine zunehmende Zahl von Kindern aus bikulturellen Familien.
Den Kindern aus bikulturellen Familien steht also im Rahmen der DSA die Wahl zwischen dem griechischen und dem deutschen Bildungsweg offen.
1.4 Die beiden Abteilungen unterstehen der griechischen bzw. der deutschen Schulaufsicht. An der DSA wird also in zwei verschiedenen Schulsystemen unterrichtet und gelernt. Daraus ergeben sich voellig verschiedene Voraussetzungen fuer die Gestaltung des Unterrichts und fuer das schulische Leben ueberhaupt. Versuche, die Schueler/innen innerhalb der Schule zusammenzufuehren, sind nur im Sportunterricht und in den Arbeitsgemeinschaften (Kunst, Orchester, Sport) von Erfolg.
Umfragen und Aeusserungen in der DSA zeigen immer wieder, dass die griechischen Schueler/innen sich gegenueber den Schueler/innen der deutschen Abteilung im Hinblick auf die sehr unterschiedlichen Lernanforderungen und die unterschiedlichen Schulvorschriften benachteiligt fuehlen und dass sich daraus eine Menge von Verstaendigungsschwierigkeiten ergeben.
Man kann in Hinblick auf die DSA also von "kultureller Vielfalt unter einem Dach" sprechen. Jedoch sind - im Gegensatz zu anderen deutschen Schulen im Ausland - die Voraussetzungen fuer eine institutionelle Integration der beiden Abteilungen nicht gegeben. Das hier umrissene Problem ist von weiterreichender Bedeutung; es ist jedoch nicht durch pauschale Forderungen nach Veraenderungen im griechischen Schulsystem zu loesen.
2. Interkulturelles Lernen in der Praxis: Unterrichtsangebot in der deutschen Abteilung der DSA
2.1 Da das deutsche Bildungswesen keine zentralen, bis in Einzelheiten festgelegte Stoffplaene kennt und da deutschen Auslandsschulen ein gewisser Freiraum eingeraeumt wird, versucht man in der deutschen Abteilung der DSA in einzelnen Unterrichtsfaechern auf die Beduerfnisse der in Griechenland aufgewachsenden Kindern einzugehen.
Im Erdkunde- und Geschichtsunterricht werden bestimmteThemen am Beispiel Griechenlands behandelt. Fuer den Geschichtsunterricht in der Oberstufe wird zur Zeit Unterrichtsmaterial erarbeitet, das am Beispiel des griechischen Freiheitskampfes und der Gruendung des neugriechischen Staates in die neure griechische Geschichte einfuehrt.
Die neugriechische Sprache wird von der 1.Klasse der Grundschule an unterrichtet, und zwar beginnend mit einem Alphabetisierungskurs fuer deutschsprachige Kinder und fuer die Kinder, die zweisprachig aufwachsen.
Durchgehend bis zur 8.Klasse ist der Neugriechischunterricht (zweistuendig) Pflich. Ab der 9.Klasse kann Neugriechisch statt Latein oder Franzoesisch als dritte Fremdsprache gewaehlt werden. Es koennen zwei schulinterne Zertifikate erworben werden.
Wenn die notwendigen Vorbereitungen fuer den Unterricht in der Oberstufe abgeschlossen sind, wird Neugriechisch als Abiturfach gewaehlt werden koennen.
Das Material fuer einen kindgerechten Unterricht ist von Lehrerinnen der Schule erarbeitet worden und wird laufend vervollstaendigt und erweitert.
2.2 Ausgangspunkt fuer diese Unterrichtsangebote ist die Erkenntnis, dass fuer die meisten Schueler/-innen der deutschen Abteilung die Frage nach der nationalen Identitaet nicht leicht zu beantworten ist und dass die Frage gar nicht so im Vordergrund steht. Ueber Kinder aus bikulturellen Familien koennte man sagen, dass der Entscheidung zum Besuch der deutschen Abteilung eine Hinwendung zur deutschen Kultur zugrundeliegt. Jedoch wachsen diese Kinder im griechischen Umfeld auf, und auch Kinder aus rein deutschen Familien bleiben dadurch nicht unbeeinflusst. So kommt es nicht selten vor, dass sich deutsche Abiturienten der DSA im Studium in Deutschland wieder mit ihren deutscgriechischen Schulkameraden zusammenfinden, weil sie mehr miteinander verbindet als mit den in Deutschland aufgewachsenen Studenten.
Fuer diese Jugendlichen laesst sich Identitaet nicht mit der Staatsangehoerigkeit bestimmen, sondern sie erwaechst vielmehr aus der Teilhabe an verschiedenen Kulturen, an den Lebensformen, wie sie am Wohnort erlebt werden. Aehnliches gilt fuer die griechischen Kinder, die in Deutschland aufwachsen. Vielleicht koennte man von einer "territorialen Identitaet" sprechen, von der Praegung durch den Raum, in dem man aufwaechst.
3. Interkulturelles Lernen: Vorschlaege
3.1 Die Schueler/innen der griechischen Abteilung kommen mit deutscher Sprache und Kultur durch den Unterricht in Kontakt. Voraussetzung fuer ihren Besuch der DSA sind sehr gute Deutschkenntnisse. Deutsch wird zusaetzlich zum vorgeschriebenen Lehrprogramm sechsstuendig erteilt; die Fremdsprachen und die naturwissenschaftlichen Faecher werden von deutschen Lehrern in deutscher Sprache unterrichtet. Die Abschlusspruefungen am Ende der 12.Klasse und die zentralen Pruefungen (Zugang zur Universitaet) werden jedoch in griechischer Sprache und gemaess den griechischen Anforderungen durchgefuehrt. Wie oben erwaehnt, eroeffnet eine deutsche Ergaenzungspruefung unter der Leitung eines deutschen Pruefungsbeauftragten den Weg an deutsche Universitaeten. Die Absolventen mit den besten Ergebnissen bekommen DAAD Stipendien fuer ein Aufbaustudium bzw. eine Promotion. Es wird ersichtlich, welch grosse Anstrengungen hier in Griechenland von Eltern und Kindern unternommen werden, um den jungen Menschen den Kontakt mit der Kultur eines anderen europaeischen Landes und den Zugang zu auslaendischen Universitaeten zu ermoeglichen. Gleichzeitig ist es jedoch fraglich, ob dieses hoechst anstrengende Lernen im Rahmen verschiedener Bildungssysteme die Hoffnungen, die man in interkulturelles Lernen setzt, erfuellt.
3.2 Kulturelle Vielfalt in der Europaeischen Union setzt Vielfalt und Eigenstaendigkeit der Schulsysteme in den Mitgliedstaaten geradezu voraus. Nur in den Mitgliedstaaten selbst kann darueber bestimmt werden, wie Lernziele und Lerninhalte, Lehrplaene, Unterrichtsmethoden und Pruefungsformen beschaffen sein sollten. In diesem Zusammenhang kann bedacht werden, dass in der Bundesrepublik Bildungspolitik auch heute noch Laendersache ist. Worauf sollen Vorschlaege fuer interkulturellen Lernen also abzielen? Hier sollen einige Gedanken dazu geaeussert werden.
- Interkulturelles Lernen bedeutet nicht eine Anhaeufung von Wissen ueber Kulturen anderer Laender, sondern muss immer eigenen Interessen und Beduerfnissen entspringen. Unabdingbare Voraussetzung ist die Kenntnis der Vielfalt der eigenen Kultur, die Wertschaetzung der Einfluesse, die die eigene Kultur mitgepraegt haben und das Verstaendnis dafuer, dass grosse kulturelle Leistungen immer auch darin bestanden haben, sich Fremdes anzuwandeln.
- Interkulturelles Lernen sollte in den Schulunterricht integriert sein und nicht auf Schueleraustausch, internationale Schuelertreffen, Workcamps und Studien im Ausland beschraenkt bleiben. Es muss folglich in die Konzipierung von Curricula einbezogen werden.
- Daher ist eine Zusammenarbeit der fuer die Erstellung von Curricula Verantwortlichen in den Erziehungsministerien erforderlich, jeweils ueber klar umrissene Themengebiete (Unterrichtsfaecher, Teilgebiete von Unterrichtsfaechern). Ziel dieses Diskurses sollte die gegenseitige Information sein, und zwar darueber, was die einzelnen Partner ueber die Kultur ihres eigenen Landes mitteilen und weitergeben moechten. Wenn es z.B. um den Gesichtsunterricht geht, wuerde von griechischer Seite vermutlich gesagt werden: wir moechten, dass ein zutreffendes Bild des byzantinischen Reiches vermittelt wird; dass die geopolitischen Voraussetzungen der griechischen Geschichte deutlich gemacht werden.
- Es geht also darum, Fehlinformationen zu verhindern und erfahrbar zu machen, in welcher Weise die Kultur einzelner europaeischer Laender eine Bereicherung fuer europaeische Buerger ist. Ueber die Verarbeitung und Integrieung dieser Informationen (Lehrplaene, Schulbuecher) muss jedoch jeder Partner selbst entscheiden.
- Dieser Austausch muesste institutionalisiert werden, also regelmaessig stattfinden und auf gegenseitiger Achtung und Anerkennung beruhen, also von der gleichberechtigten Koexistenz der verschiedenen Bildungssysteme ausgehen.
- Anders als in europaeischen Institutionen muss ein Verfahren dafuer gefunden werden, dass bei diesem Austausch die Sprachen aller Mitgliedstaaten benutzt werden; zumindest immer dann, wenn der Vertreter eines Landes sein eigenes Anliegen darlegt.
1. Cultural manifoldedness under one roof
1.1 The German School of Athens is a private school and consists of two sections with about 550 students each. The Greek section: Secondary and Lykeion. Teaching according to Greek syllabus. Final exam with the Apolitiry; access to university only after participating in the central pan-hellenic examination. Possibility, by additional exams to gain general university maturity for Germany.
1.2 German Section: Primary school (classes 1 until 4), secondary step I and II (classes 5 to 13); parallel to it is 'Realschule' and higher occupational special school. Lessons according to German syllabus. Degree: 'Arbitur' with qualification for entrance to university. Beside it the degree from 'Realschule'. Final degree from the Higher Occupational School; in conjunction with a one year practical experiences to attain access to Polytechnics.
It is worth noting, that the Greek state tolerates an independent German section working according to German requirements.
1.3 Background of the students.
Greek section: Greek children and a small amount of children from bi-cultural (Greek-German speaking) families.
German section: German children and German speaking children with another state citizenship (also Greek) and an increasing number of children from bi-cultural families.
Hence within the framework of the German School of Athens children from bi-cultural families have the choice between a Greek and a German educational path.
1.4 The two sections are under the supervision of the Greek, or else the German authorities for education. Hence at the German School of Athens two school systems for teaching and learning prevail. Consequently there exist different prerequisites as to shaping lessons and in general, school life. Attempts to bring together students of the school together is only of success in areas like sport lessons or else in work groups (arts, orchestra, sport).
Questionnaires and opinions expressed at the German School of Athens show over and again, that the Greek students see themselves at a disadvantage when compared with the German section and its different learning demands and other school rules, so that as a result there prevails a great deal of misunderstanding between the two sections.
One can, therefore, speak with regards to the German School of Athens of "cultural manifoldedness under one roof". However, contrary to other German schools in other countries, the prerequisites for an institutional integration of both sections is not given. The here mentioned problem has far reaching significance; it cannot, however, be resolved by mere demands that the Greek school system will be changed.
2.1 Since the German education system has no central, in all details determined syllabus for contents and since German schools abroad are given a certain freedom, one tries in the German section of the German School of Athens to relate more within particular teaching subjects to the needs of children growing up in Greece.
In the lessons for geography and history certain topics using Greece as example are treated. At the moment materials for teaching history at the upper level are being prepared, that introduces modern Greek history on hand of examples from the Greek liberation fights and the creation of the new Greek state.
Starting in grade one, new Greek is being taught; it begins with a course in learning to spell and to read for German speaking children and for those children that have grown up with two languages.
Throughout school until the eighth grade new Greek is obligatory (two hours). After the 9th grade, new Greek can be selected as a third foreign language instead of Latin or French. It is possible to attain two internal school certificates.
Once the necessary preparations for teaching in the upper class have been completed, new Greek can also be selected as final exam subject.
Materials adapted to the children has been developed by teachers of the school and it is continuously renewed and extended.
2.2 Departure point for teaching offers is the recognition, that for most students of the German section the question as to their national identity is not easy to answer and that the question is not as such a prime one. About children coming from bicultural families one could say, that the decision to attend the German section rests upon a turn towards the German culture. However, these children grow up in a Greek environment, and also children from purely German families are affected through this. Hence it happens quite often, that the German graduates of the German School of Athens get together again with their German-Greek school friends when studying in Germany, because they have more in common than with those who had grown up in Germany.
For these youths identity cannot be correlated with a state citizenship, rather it develops out of the participation in various cultures, in the living forms, as experienced where they live. The same can be said about Greek children growing up in Germany. Perhaps one could speak about a "territorial identity", about the influence of the surroundings in which one grows up in.
3.1 Studying in the framework of the two different school systems as it happens in the DSA's Greek department provides access to Greek and German universities. Greek parents undertake great efforts in order to have their children grow up in contact with another European country's culture and to give them the possibility of studying abroad. This kind of studying is highly demanding, and there are always students with remarkable results; but, as pointed out above, this does not necessarily meet the hopes that are set in intercultural learning.
3.2 Cultural diversity within the European Union presupposes precisely manifoldedness and independence of the school systems in the member states. Only within the member states it can be determined how learning goals and learning contents, methods of teaching and forms of examinations should look like. Connected with this, is the aspect that education is within Germany still a matter of the 'Laender'. Hence what should be the aims of proposals for intercultural learning? Here a few thoughts are articulated:
- intercultural learning does not mean augmentation of knowledge about the cultures of other countries, but must always be derived from personal interests and needs. An unconditional prerequisite is the knowledge as to the diversity of one's own culture, the evaluation of such influences that helped to shape one's own culture and the empathy for the fact, that the great cultural achievements have always been to accommodate the 'otherness' (the 'alien' or the 'strange').
- intercultural learning should be an integral part of school studies and not be confined to only student exchange programmes, international student meetings, work camps and studies abroad. It should be embedded into the procedures of setting up school curricula.
- out of this reason it is essential to work together with those responsible for shaping curriculas. A discourse is needed about clearly defined subjects. This discourse should serve the purpose of exchanging information about what each partner wants to become better known about his respective country and culture. Referring to the subject of History, for example, the Greek side might stipulate, that a correct picture of the Byzantine Empire is passed on and that the geopolitical prerequisites of Greek history are made explicit.
- it is therefore a matter to prevent misinterpretations and to communicate in what manner the cultures of the respective European countries are an enrichment in the lives of the European citizens. However, each partner will have to be free to decide by himself as to the adaptation and the integration of this information into curricula and school books.
- this discourse between officials of the various ministries of education within Europe ought to be institutionalized and to take place regularly on the basis of mutual respect and recognition of the equal right of co-existence of the different educational systems.
- differently from the usual procedures of European institutions, there must be found a way that the language of all members are used, especially when a representative wishes to articulate his concerns.
Athens 3.6.94
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