Ποιειν Και Πραττειν - create and do

Die poetische und die philosophische Sprache

Ein Irrtum wäre es zu glauben die poetische Sprache unterläge nicht der Gesetzmässigkeit doch jene setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Ähnlich zur Musik wird die menschliche Stimme zum Anlass einer Komposition indem die Satzmelodie einen Rhythmus der Wörter erkennen lässt. Genannt Lautmalerei, werden dadurch Nuanzen an Verständigungsmöglichkeiten erkennbar. Das Setzen auf gewisse Betonungen macht den ganzen Unterschied zum normalen Sprechen aus. Vor allem kommt es beim Dichten darauf an zu hören was die Worte unerwartet sagen. Gelingt es dann dem Gedicht ein Vertrauen in die sinnliche Gewissheit zu vermitteln, kann aus den Worten eine unmittelbare Deutung entstehen.

Vergleichsweise setzt die philosophische Sprache Begriffe in Kenntnis von Gesetzmässigkeiten die weitgehend auf der Natur basieren und dementsprechend physikalische sind, wenngleich es dabei nicht belassen bleibt. Denn der Mensch lebt in der Gesellschaft die als besonderes Spannungsfeld einen bestimmten Umgang mit der Natur erforderlich macht und daraus Urteile zum Weitergehen ermöglicht. Das Denken im Gehen reflektiert dementsprechend eine Sichtweise auf die Dinge. Zum Beispiel meinte Hegel die Gewalt ginge von der Natur aus, demnach wird ein Umgang der sich vor der Natur nicht nur schützt, sondern sie ausschließt und ausbeutet, legitimiert.

Ob Weitergehen nach gewissen Erfahrungen oder ein aktives Nachgehen bestimmter Fragen die Aktivität bestimmt, in Anlehnung an Thomas Bernhards Beschreibung vom Gehen wird das Befreien vom Zweckhandeln entscheidend sein für das Denken in der Sprache. Nicht das Ziel bestimmt länger wohin gegangen wird, sondern das Denken. Dadurch entstehen Auffassungen vom Leben worüber philosophiert werden kann. Konsequenterweise wird das die philosophische Sprache formen.

Der Philosoph Tugendhat würde sofort der Betonung auf Wörter widersprechen. Er vertrat die Meinung Verstehen kann nicht auf einzelne Wörte reduziert werden, sondern erst ein ganzer Satz liesse so etwas zu. Ob Tugendhat damit Gadamer und seiner Methode des Verstehens, anders als Hermeneutik bezeichnet, widerlegen wollte, ist nicht gewiss. Definitiv folgte Tugendhat der analytischen Sprachphilosophie die eher in England als in Deutschland vertreten ist.

Aber eines zeichnet die Auffassungen von Poesie aus, insofern es in der Dichtung um die sinnliche Gewißheit handelt. Kolakowski wollte diesen Wahrheitsanspruch philosophisch beweisen als er unter anderem seine Kritik am Marxismus zu erneuern versuchte. Das gelang ihm deshalb nur halbwegs weil die Argumente gegen die sinnliche Gewissheit innerhalb der akademischen Philosophie besonders stark seit Hegel sind. 

Mit anderen Worten, der Streit über die Rolle der sinnlichen Wahrnehmung ist nicht neu aber längst auch nicht ausgestanden. Hinzu kommt die Zunahme technischer und darum abstrakter Wahrnehmungsmethoden die das Unsichtbare sichtbar machen können, angefangen mit Röntgenaufnahmen und das nicht bei der Krebsdiagnose endet (z.B. die PET Analyse die eine ganz Körper Untersuchung mittels Kontrastmitteln beinhaltet, macht das Erkennen von Krebs möglich). Der Dichter und Arzt Dileep Jhaveri hält dagegen nicht vergessen sollte bei all diesen erforderlichen diagnostischen Methoden, dass der Patient Mensch sei und ihm außerdem eine Umarmung oder auch ein dreckiger Witz gut täte, insbesondere wenn die Diagnose nicht gerade erfreulich ausfällt. Vergleichsweise spielt die Poesie wie die Umarmung jene konkrete Rolle in einer ansonsten abstrakten Welt.

Michel Foucault in 'Geburt der Klinik' beschreibt Leonardo da Vinci als einer der Ersten war der die Barriere was sichtbar ist, was nicht, zu überwinden verhalf. Er stieg in den Keller herab um sich den dort liegenden Leichnam etwas näher anzusehen. Daraus wurde der pathologische Blick des Arztes insofern er nach dem Tode des Patienten durch das Sekzieren des Leichnams den Krankheitsverlauf rekonstruieren konnte weil jetzt direkt Zugang zum Herd der Krankheit möglich war. Als der Patient noch lebte, war nicht solch ein direkter Einblick in die Organe des menschlichen Körpers möglich. Lange hielt sich die medizinische Schule daran wenn angehende Ärzte unterrichtet wurden.

Dabei läuft solch eine Schulung die Gefahr die sinnliche Wahrnehmung zu vernachlässigen. Vor allem der Tastsinn kann spüren wo unter der Haut ein heißer Herd existiert. Es kommt dann auf die Deutung an, um die Diagnose der Krankheit voran zu bringen. Praktisch handelt es sich um eine dialektische Methode die zwischen solch kleinen Details und der gesamten Betrachtung des Menschen vermitteln kann und soll. Kurzum die sinnliche Wahrnehmung spielt eine entscheidende Rolle die nicht weniger wichtig ist als die neuen Diagnostik Methoden reflektierend eine von der Technik bestimmten Welt.

 

Jakobi lag im Streit mit Hegel über die Rolle der sinnlichen Wahrnehmung. Interessanter Weise liegen beide nebeneinander im Berliner Friedhof begraben, so als wollten sie ihren Disput dort fortsetzen. Um diesen Konflikt zu verstehen, müsste auf die Geschichte des deutschen Idealismus zur Zeit von Kant und der Aufklärung zurück gegriffen werden, denn der Unterschied zwischen einem rationalen Vernunftbegriff eines Kants und einem 'Vernunftglauben' bei Jacobi gibt es keine Vermittlung. Jacobi hat laut Hegel diese Rolle einer Vermittlung direkt abgelehnt und dafür Hegels Kritik in seiner Vorlesung zur Geschichtsphilosophie eingehandelt. Soweit eine kurze Zusammenfassung worum es anscheinend geht bei Philosophen die einerseits sich von der Obrigkeit der Kirche befreien wollen, anderseits von der Theologie genau in die Glaubenssphäre zurück gedrängt werden. Der beste Beweis dafür liefert Hegel selber der einen Unterschied zwischen der sinnlichen Sprache und dem Übersinnlichen macht insofern letzteres nicht so sehr dem Gebot der Stunde folgt, sondern eher einer fast bedrängten Vorstellung eines Gottes der sowohl außerhalb des Menschen zu existieren hat, aber zugleich irgendwo im Inneren ebenso eine Existenzberechtigung bei dieser Denkweise hat. Kurzum auf der Strecke bleibt die sinnliche Sprache da ihr Stellenwert im Philosophieren anscheinend nicht überzeugend genug ist. Gemessen am Anspruch auf eine absolute Wahrheit die der Gottesbegriff darstellt, wirkt die Sinnlichkeit allzu schwach, um bei den für absolut gehaltenen Schlußfolgerungen mithalten zu können.

Atemschwer, würde der Dichter dazu sagen, als sei das Treppensteigen für einen müd gewordenen Körper keineswegs mehr eine Selbstverständlichkeit. Das mühsame Raufschleppen bis zum obersten Stockwerk liesse höchstens das Einlegen von Verschnaufspausen zu. Immerhin ist dann an ein Weiterkommen zu denken. Doch vorsichtig ausgedrückt, der Streit zwischen Säkularismus und Pantheismus ist ein fiktiver da Jacobi letztlich selber zugibt der Pantheismus sei nicht wirklich auf Hegel anwendbar. Wenn aber nicht, was dann sagt der Dichter zu diesem Streit der fast aus dem Nichts entsteht eben weil Lessing Jacobi auf Spinoza aufmerksam machte. In der Folge davon und vor allem nach dem Tod von Lessing setzt sich Jacobi mit Spinoza noch internsiver auseinander. Er will das Irrationale als Grund zum Glauben als Überbrückung anvisieren.



Ein philosophischer Rat zu mehr Selbstvertrauen als Antwort auf schwierige Zeiten macht deutlich dass das rationale Denken wichtig ist, gleichzeitig erinnert dieser Rat was sonst noch zählt. Die Vermittlung dieses Rates ist eine Kunst die sowohl poetische und philosophische Element enthält und den Menschen anders anspricht um ihn in seiner Suche nach Vernunft zu unterstützen. Im Englischen hiesse 'Vernunft' reasoning: wie komme ich zur richtigen Schlußfolgerung, was zugleich einen guten Umgang mit sich selber beinhaltet. Freud hat gezeigt wie leicht wir uns gegen unbequeme Wahrheiten schützen und darum genau das fern halten, was zu Kenntnis genommen werden sollte, um die Einschätzung was in der Realität getan werden kann, substanziell zu machen. Das setzt einen ehrlichen Umgang sowohl mit sich selber als mit anderen Menschen voraus. Dabei ist das englische Wort 'sanity' als Gegenteil zum Wahnsinn eine Art Besonnenheit die bei all den Einflüssen vermeiden lässt ins Extreme oder in Panik getrieben zu werden. Genau hier setzt die 'nüchterne machende Wahrheit' ein wenn laut Ernst Bloch der Tastsinn eine Art Tuchfühlung für was vorliegt ermöglicht.  

O yes, sanity is like that word love.
It is indicative of the way we appreciate life without forgetting it is up to us to dig with bare hands for meanings which come only alive if we breathe life into them.
It has to be our life, since precious and alone like a beautiful star out there, in the universe of many.
Behold the hand of the child.
The hand says with it goes trust when given, and even then you will not touch your toe, if there is not this imagination to grow into.
So paint the canvas blue, splash it with some red, think of Miro and Picasso, and gallop with the white like Indians do over the wide open plains past those silent trees standing now aside like witnesses do.
The wind gives you an extra shove.
And more so your eyes will catch the sunrise with the water of the sea licking already the wounds of the earth. Always some footsteps can be heard behind.
That is your shadow, laughing always at you, for if you do not recognize him yet, then you need to step out of the darkness into the light and he will lie at your feet.

O ja, das ist Verstand wie das Wort Liebe.
Es ist bezeichnend für die Art, wie wir das Leben zu schätzen wissen, ohne zu vergessen, dass es an uns liegt mit bloßen Händen nach Bedeutungen zu graben, die nur lebendig werden, wenn wir in sie das Leben atmen. Es hat unser Leben zu sein, da kostbar und allein wie ein schöner Stern den es im Universum von vielen gibt.
Siehe an die Hand des Kindes.
Die Hand sagt das geht mit Vertrauen, wenn gegeben, und selbst dann wirst Du nicht die Zehen berühren, wenn nicht die Phantasie damit einher geht.
So male die Leinwand blau, bespritze sie mit etwas Rot, denke an Miro und Picasso, und galoppiere wie es die Indianer täten über die weit offenen Ebenen vorbei an jene stille Bäume die jetzt beiseite stehen wie Zeugen das tun.
Der Wind gibt Dir eine zusätzlichen Schubs.
Und mehr werden deine Augen den Sonnenaufgang erwischen während das Wasser des Meeres bereits damit begonnen hat die Wunden der Erde zu lecken. Immer können einige Schritte hinter einem gehört werden.
Das ist dein Schatten, lacht dich immer aus, denn wenn du ihn noch nicht erkennen willst, dann musst Du aus der Dunkelheit ins Licht zu treten, und er wird Dir zu Füßen liegen.

Hatto Fischer
23.2.2012

 

 Einmalig das Eintauchen in den von James Joyce inszenierten Bewusstseinsstrom als literaische Erzählkunst die bereits Tolstoi verwendete, um andere Klänge oder vielmehr Geräusche in den Text einzuversalben. Das ist mehr als ein Wortspiel wenn Ton gleich Betonung die Nuancen der Bedeutung verschiebt. Anscheinend ist das im Chinesischen Gang und Gäbe dass die kleinste Variation in der Betonung bereits dem selben gesetzten Zeichen eine andere Bedeutung geben kann. 

Jeder kennt und viele mögen nicht das Kratzen der Kreide an der Tafel. Da gibt es das Geräusch des schnarchenden Diebes oder noch besser des Piraten. Anscheinend schnarchen nicht Engel denen bessere Manieren nachgesagt werden. Einen heiligen Umtrunk gibt es doch wenn am Altar der Becher gefüllt mit Rotwein herum gereicht wird und jeder schlurfend das Symbol von Blut zu sich nimmt. Amen. Hinzu müsste nur noch der Weihrauchgeruch kommen um das Bild gänzlich sinnlich zu bestimmen.

Anders das tropfende Wasser in einer Unterführung wenn der einsame Mann nachts durch Pfützen steigt und das Tunnel durchquert. Seine Schritte hallen wieder an den nackten Mauern und immer kommt vor das seltsame Geräusch eines tropfenden Wassers was niemals in regelmässigen Abständen kommt.

Ähnlich ergeht es einem wenn das Gedicht sich Pablo Nerudas Nachahmung einer Hafenglocke, eine die sich im unregelmässigen Wellengang hin und her wiegt, nach ahmt. Das Rhythmische daran ist so sehr gestört dass es zu einem ganz anderen Inbegriff von Rhythmus kommt. Schwerer wiegt der Arbeitslose der niedergedrückt durch die Straßen wandert und seine Augen stets nach unten in Richtung des Pflasters richtet. Hinzu kommen die Rufe aus Nebengassen oder was immer näher rückt bis es zu einem Ohrenbetäubenden Lärm wird. Bedarf es nur noch das Trappen des Pferdes übers Pflaster und die Erinnerung an das damalige Erlebnis wird erneut evoziert. Sagte bereits Kant der Ton ermöglicht das differenzierste Erinnerungsvermögen.

Thea world
is flux, and light becomes what it touches,
becomes water, lilies on water,
above and below water,
becomes lilac and mauve and yellow
and white and cerulean lamps,
small fists passing sunlight
so quickly to one another
that it would take long, streaming hair
inside my brush to catch it.
To paint the speed of light!

- ~ Lisel Mueller ~

 

Theas Welt

ist Bewegung, Licht wird das was es berührt

wird zum Wasser, Lilien auf dem Wasser

darüber und unter dem Wasser

wird lila und mauve und gelb

und weiß und cerulean Lampen,

kleine Fäuste die am Sonnenlicht vorbei gehen

so schnell rüber zum anderen

dass es eine lange Weile dauern wird, strömendes Haar

in meiner Bürste um es zu fangen.

Zu malen die Geschwindigkeit des Lichtes.

 

Lisel Mueller


 

Heutzutage leiden Dichter laut Najet Adouani aus Tunesien, weil die Menschen nur noch eine einfache oder vielmehr über-einfache Sprache hören wollen. Das geht einher mit einer politischen Strömung die von Xenophobie bestimmt, sich leichtsinnig dem Populismus preis gibt und darum LePen in Frankreich, Farage in der UK oder Donald Trumps in den Vereinigten Staaten nach rennen. Einem ersten Anschein nach mag plausibel sein, wenn behauptet wird dass viele es mögen wenn endlich einer etwas so direkt anspricht, das die komplette Entstellung wahrer Zusammenhänge überhaupt nicht mehr auffällt. Ein Beispiel lieferte Boris Johnson der in der Kampagne zugunsten BREXIT behauptete die Europäische Union sei ähnlich einem Deutschland unter Hitler. Der Vergleich hinkt hinten und vorne, aber das Gleichnis besagt wenn die EU bereits ähnlich zum Faschismus geworden ist, dann ist die Verneinung der Europäischen Union nicht nur legitim, sondern dringend erforderlich. Anscheinend wagt niemand dem niemand zu widersprechen. Das Gesetz gegen Hetzerei zugunsten von Hass oder gegen die Leugnung des Holocausts gibt es zwar, aber solch eine Behauptung wird bestenfalls als rhetorischer Kunsttrick abgetan. Aber in Wirklichkeit ist das keine 'unbequeme Wahrheit', sondern mehr als nur eine Entstellung. Warum keine wirkliche Kritik dem folgte, ist rätselhaft. Vermutlich bleibt aus der Widerspruch weil in der Medien-bestimmten Gesellschaft kein Bezug auf eine zu lebende Wahrheit den Rücken des praktischen Urteils was geht, was nicht besteht. Widersprüche dieser Art werden eher umrundet oder noch schlimmer Umberto Eco konnte behaupten in Italien sei keiner an der Wahrheit interessiert, sondern sie wollen eher wissen ob das Spektakel weiter geht. Politik als andere Art einer Inszenierung von Info-Entertainment macht das möglich.

All diese schlechten Verallgemeinerungen speisen sich an Vorurteilen und fördern stereotypische Wahrnehmungen nach dem 'schwarz-weiß' Schemata. Neuerdings gelingt es einem Erdogan von der Verteidigung der Demokratie zu sprechen wenn er behauptet lediglich dem Willen des Volkes zu folgen wenn er sämtliche Institutionen vom Militar bis zur Justiz von Gegnern zu seiner 'autoritären Demokratie' regelrecht säubern lässt. Fragwürdige Reformen versucht die "Justiz und Gerechtigkeitspartei" in Polen der Gesellschaft aufzudrücken und stellt dabei die Gewaltteilung in Frage indem sie versucht die Unabhängigkeit des Verfassungsgerichtes anzutasten. Die polnische Dichterin Krystyna Dabrowska möchte nur angesichts dieser Entwicklung auswandern wenn sie das nur könnte. Es bringt Dichter und Intellektuelle wenn nicht voll und ganz zum Schweigen, dann zumindest ins starke Bedrängnis.

Die Polarisierung und Spaltung der Gesellschaft wird genutzt, um den Weg frei zu machen für einen Rückzug auf nationales Denken. Brexit hat bereits gezeigt es wird der Alleingang bevorzugt und als nationale Souveränität ausgegeben. In Deutschland neigen sämtliche politische Parteien Kompromisse gegenüber dem von der AfD (Alternative für Deutschland) ausgehenden Druck zu machen, so dann wird immer mehr nur noch 'Deutschland über alles' betont obwohl solch eine nationale Besinnung fatale Folgen in der Vergangenheit hatte.

Doch die Welt der 'einfachen' Menschen ist nicht einfach, sondern höchst kompliziert und darum stolpern so viele, werden frustriert und erlahmen angesichts den viel weiter gehenden Herausforderungen die z.B. die Aufnahme von Flüchtlingen stellen wenn nicht eine Familie, sondern Millionen Menschen plötzlich kommen. Poesie und Philosophie kann dazu beitragen indem sie auf diese komplexe Situation eingehen und den Menschen Unterstützung geben um ihre eigene Sprache zu finden. Ansonsten entsteht eine grenz-ziehende Politik aus der Abwehr heraus die dem Rat der Angst lediglich folgt obwohl das in Deutschland in einem Land geschieht in dem Kant sagte Aufklärung beginnt mit der Überwindung von eben dieser Angst.

Allerdings wurde angedeutet das ist nur eine Seite der Medaille. Die reale Gefahr geht aus von einer Zunahme einer totalitären Sprache die bereits Jean Pierre Faye im Blick auf was in der Weimarer Republik geschah, analysiert wurde. Das Ganze unter Kontrolle bringen zu wollen, schließt stets das Unbekannte und das noch nicht Erkannte aus, obwohl jeder Gesellschaft gut beraten wäre ihr Nicht-Wissen ebenso zu berücksichtigen.

Gerade die politische Illusion es gebe eine richtige Antwort auf alles mündet in einem vergeblichen Versuch alles einordnen zu wollen, um es dann auch von Seiten der Verwaltung bestimmen zu können, doch das ist niemals möglich. Gäbe es die totale Kontrolle wäre keine Dichtung noch eine Philosophie die das Arbeiten mit dem Zweifel ermöglich, mehr notwendig, geschweige in deren Abwesenheit überhaupt noch vermisst. Kommt eine Gesellschaft zu solch einem noralgischen Punkt indem nur noch Propaganda alles bestimmt, wird nicht mehr gesehen noch in Frage gestellt was im Namen eines anscheinenden kollektiven 'Wir', anders genannt das Volk, behauptet und gefordert wird.

 

In der Philosophie wird die Erfahrung des Unterschiedes vorausgesetzt, um überhaupt zu Erfahrungen zu gelangen. Sie unterscheiden sich ferner von Erlebnissen. Allein die Tatsache, dass es in der deutschen Sprache dafür zwei Begriffe gibt, aber im Englischen nur einen, nämlich 'experience', ist ein wichtiger Hinweis wie unterschiedlich und oftmals unvermittelt sprachliche Erfahrungen sein können. Während Erlebnisse etwas subjektives und vorläufiges an sich haben, reflektierten Erfahrungen Aspekte eines Experiments wie bereits von Kant am Anfang seiner Kritik der reinen Vernunft dargestellt. Eine Erfahrung im Experiment kann nur dann gemacht werden, wenn eine Hypothese a priori aufgestellt wurde und dann im Experiment die daran geknüpfte Erwartung erfüllt wird oder nicht. Erst die logische Schlussfolgerung erlaubt der Erfahrung auf eine bestimmte Gesetzmässigkeit zu verweisen. Laut Erfahrung wird es also immer wieder zu den selben Ergebnissen kommen wenn dies und nicht etwas anderes versucht und unternommen wird.

Seltsamerweise stehen die dem Experiment entnommenden Erfahrungen einer Welt stehen gegenüber die faktisch nur durch Brillen wahrgenommen wird. Umschrieben wird das mit dem Begriff 'Anschauung' bzw. Weltanschauung. Die soziale Relativität von Wissen bezüglich der bestehenden Gesellschaft machte der Soziologe Mannheim zu seiner Grundthese. Eine andere Betrachtungsweise in der Soziologie wurde von Ulrich Beck mittels seinem Buch 'Die Risiko-Gesellschaft' vermittelt. Letzteres Beispiel reflektiert wiederum was eine Gesellschaft geneigt ist sich in der Suche nach Selbstkenntnis anzueignen.

Viele Dichter nehmen immer häufiger Positionen an Universitäten als Ort des Denkens und des Lernens an. Sie unterrichten Kurse zum kreativen Schreiben. Andere dagegen neigen dazu die Universität zu verneinen, in der Meinung wichtige Erfahrungen seien nur außerhalb der akademischen Welt zu machen. Diese Tendenz bestätigt sich auf dem 26zigsten Weltpoesie Festival in Medellin, Kolumbien das vom 18 bis zum 25 Juni 2016 statt fand. Dichter von endogenen Völker trugen ihre meditative Lieder vor und beschworen zugleich einen Naturbegriff der angeblich von der Westlichen Welt völlig ignoriert wird. Gleichzeitig neigen etliche Dichter immer mehr zu einer Bejahung östlicher Philosophien, angefangen mit Buddha und sonstigen religiösen Figuren die anscheinend der westlichen Art die Dinge zu betrachten, weit überlegen sind. Das verstärkt die ohnehin vorhandene Tendenz die westliche Philosophie abzulehnen. Allerdings hat Arthur Koestler diese These widerlegt. Er tat es noch zur Zeit als die Zen-Philosophie und wie ein Motorrad zu reparieren sei, im Westen populär wurde. Die Orientierung an östlichen Methoden zu Erfahrungen zu kommen, hält sich im Westen hartnäckig an illusionären Lösungen fest. Fast alle neigen dazu an eine besseren Vereinheitlichung mittels eines nicht näher definierten Naturbegriffes zu gelangen. So gesehen wird die Poesie im Ritual eingebettet und gleicht somit immer mehr dem Gebet das in christlichen Kirchen zur Besinnung im Stillen beiträgt.

 

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