Ποιειν Και Πραττειν - create and do

Die Reflexion der Vorstellung

Aus der Befreiung vom Methodenzwang kann einiges gefolgert werden. Zu erinnern sei an Feyerabend der seiner These den Titel 'Zuwider des Methodenzwanges' gab. Hinzu kam der Philosoph Carlo Penco aus Genua. Als ehemaliger Schüler von Agazzi meinte er die mathematische Schule in Holland, die der Intuition Vorrang gibt, käme nahe dem Traumziel, eine Logik frei vom Zwang (coercion) entwickeln zu können. Doch das beantwortet noch nicht die Frage wie kann die Vorstellung des anderen reflektiert werden?

Der Beobachtung nach funktioniert die Sprache nur innerhalb einer Subjekt-Objekt Struktur, und schließt somit die Anerkennung des anderen als Subjekt aus. Die Anerkennung erfolgt nur indirekt. Das hat weitreichende Folgen für wie Menschen die Vorstellung des anderen reflektieren können.

Wenn jemand sagt, 'er stelle sich vor einen interessanten Film den er drehen will', dann ist das noch sehr weit von einer Realisierbarkeit der Idee entfernt. Zugleich fragt sich ob Vorstellung und Idee ein und das Selbe sind, oder ob es zwischen den beiden einen wesentlichen Unterschied gibt. Eine Idee fordert heraus und will diskutiert werden, um so die verschiedenen Aspekte kennen zu lernen. Bei einer Vorstellung wird eher das Voraussehen von etwas Möglichen erkennbar. Da die Phantasie nicht leicht noch unmittelbar zu definieren ist, kann indirekt gesagt werden die Vorstellung beleuchtet etwas und wird zugleich durch eine ungeahnte Kraftquelle erleuchtet. Das Licht spielt hier eine besondere Rolle. Andere Sinnlichkeiten sind meistens nicht involviert. 

Praktisch kommt die Reflexion der Vorstellung insbesondere in der Mann-Frau Beziehung zur Geltung aber das Gleiche gilt für jegliche Diskussion zwischen verschiedenen Menschen die einer Entscheidung bevorstehen und darum die verschiedenen Konsequenzen erkunden wollen noch ehe sie handeln in der Erinnerung der anderen. Der Bezug auf das Gesagte ist dabei sehr wichtig um jederzeit darauf zurück kommen zu können, falls wichtig für eine weitere Klärung wegen der Diskrepanz zwischen dem Vorgestellten und dem Realisierten. Damit stellt sich die Frage inwiefern ist die Vorstellung imstande in die Realität einzugehen. Hegel meinte der Widerspruch beginnt da wo das einstweilige etwas anderes geworden ist. Das deutet einen Übergang an und wurde darum zum Motif diesen Widerspruch weiter zu problematisieren.

Vorstellung

Seit Aristoteles sind Vorstellung, Wunsch und Ziele verbindliche Elemente für ein Wissen in welch eine Richtung zu handeln ist, um Zukunft zu haben. Das nimmt etwas vorweg aber beanstandet zugleich eine Orientierung für den Weg in die Zukunft. Die deutet sich im Wunsch z.B. nach einem Kind an. Um aber Wirklichkeit zu werden, muss dieser Wunsch erst von der Vorstellung reflektierbar gemacht werden. Aristoteles meint dadurch wird erst das Ziel vorgegeben. Dabei handelt es sich im Denken in Verbindung zum Vorstellen um ein Erkennen das ein Unterschied zwischen innerem Vorstellen und äußerem Sehen betreffs Wahrnehmung von Realität besteht. Seit der Antike stellten sich die Griechen die Frage, wie können sie sich vergewissern was sie sich im Unterschied zu was in der Realität existiert noch zusätzlich vorstellen können. Konsequenter Weise muss die Vorstellung nicht mit der Realität übereinstimmen, aber sie zeigt was noch möglich ist.

In dem Fall wenn keiner weiß was zu tun gilt, gibt Aristoteles den Rat zu demjenigen in der Gesellschaft zu gehen, der noch seine Phantasie lebendig gehalten hat und einem deswegen Orientierung geben kann. Folglich kann diese Vorstellungskraft abhanden kommen und ein Nicht-Wissen bestehen welche Handlung Zukunft verspricht, welche nicht. Die Zukunft ist darum so etwas wie das Äußere zum Wissen wobei dann das Nicht Wissen mittels der Phantasie in einen vorstellbaren Wunsch transformierbar wird.

Interessant ist dass Kant die Bedeutung der Vorstellung als ein Vortasten in einer bislang unbekannten Welt erkannte. Er erhielt u.a. Schriften von Darwin der eine vorstellbare Außenwelt zu Europa in seinen Forschungsberichten beschrieb. Darum entwickelte Kant als Grundbegriff den Verstand in Beziehung zur Vernunft, um dann mit solch einem Kompass die Weltreise zu ermöglichen. Dabei war ihm wichtig, dass das Ich das auf einer Apperzeption gründet, die Vorstellung begleiten könne. Nur stellte Kant fest das Scheitert sobald das Ich gegen strukturelle Widersprüche stößt und ab dann es zu einer Abtrennung der Vorstellung von einem denkenden Ich kommt. Das Problem blieb ungelöst wenngleich Kant durch das Experiment das in Raum-Zeit Koordinaten überall auf der Welt möglich ist, Gesetze und Gesetzmäßigkeiten herauszuarbeiten versuchte die überall ihre Gültigkeit haben. Dies eröffnete zwar einen Zugang zu den Wissenschaften aber lenkte ab von einer wichtigen Zukunftsorientierung, weil er alles pragmatisch zugunsten von Gesetzen die gut für Geschäfte sind, wendete. Die Expansion in der Welt ließ aller das Kolonialsystem folgen und damit eine noch schlimmere Unterdrückung und Ausbeutung von anderen Menschen die wegen ihrer Fremdbestimmtheit keine unmittelbare Anerkennung bekamen.

Sartres Inbegriff eines mentalen Vorganges, welcher das Vorstellen von etwas darstellt, unterscheidet sich von bloßen Beobachtungen. Während letzteres nur die eine Seite sieht, kann in der Vorstellung ein Würfel so oft gedreht werden, bis sämtliche sechs Seiten erkenntlich sind. Dabei spielt das Gedächtnis eine Rolle. Wie bereits erwähnt, interessierten sich die Griechen der Antike bereits dafür was sei real an der Vorstellung der Welt. Zu diesem Zweck diente der Tempelbau um diesen inneren Unterschied zum äußeren Erscheinungsbild zu verdeutlichen. Dabei stellen die Säulen in ihren regelmäßigen, zugleich unregelmäßigen Abständen weil nicht so streng gehandhabt um exakt zu sein, so etwas wie einen Zeitrahmen ähnlich zum statistischen Bild in einem Film dar. Geht man außen entlang den Säulen so können die im inneren Flur gemalten Bilder gesehen werden. Es bedarf also einer besonderen Bewegung um die im Rahmen der Säulen zu sehenden statischen Bildes in eine Serie von Images zu verwandeln. Letzteres war bereits ein vorstellbarer Film. Das Vorstellen als Inbegriff solch bewegter Bilder ging weit darüber hinaus was vergleichsweise das bloße Sehen und Erkennen zu vermitteln vermag. Sartre hatte natürlich noch den Bewusstseinsbegriff im Sinne und meinte ohne der Vorstellung würde nur das ontologische Sein bestimmend sein, so aber kann durch das Vorstellenvermögen der Freiheitsbegriff beansprucht werden und deshalb auch ein Ich was nicht absolut determiniert wird. Solange ein anderes Ich und darum eine andere Beziehung zu einer anderen Welt vorstellbar ist, kann die Wirklichkeit als veränderbar betrachtet und als solches auch erfahren werden. Ohne der Vorstellung kann aber diese Bezogenheit auf nur eine Realität nicht in Frage gestellt werden. Dazu bedarf es die Freiheit sich noch etwas anderes vorzustellen als was in der Realität vorgegeben ist.

 

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