Ποιειν Και Πραττειν - create and do

Humanistische Werte in der Einwanderungsgesellschaft

 

  Auditorium in der Friedrich Ebert Stiftung, Hiroshima Straße 17, Berlin

 

Einladungstext:

"Was hält eine Gesellschaft im Wandel zusammen?

Diese Frage stellte sich – nicht zum ersten Mal – angesichts vieler nach Deutschland flüchtender Menschen im Herbst 2015. Nach einem langen und kontroversen Weg zur Akzeptanz der Realität Deutschlands als eines Einwanderungslandes steht nun verstärkt die konkrete Ausgestaltung des guten gemeinsamen Lebens in einer Einwanderungsgesellschaft auf der politischen Tagesordnung. Was hält diese Gesellschaft zusammen trotz ihrer Pluralität? Und welche Antworten haben andere europäische Länder auf diese Frage gefunden?

Die Pluralität von Religionen und Weltanschauungen ist dabei nicht die einzige, aber auch nicht die unwichtigste Herausforderung. Zugleich spielen Religionen und Weltanschauungen eine wichtige Rolle in der Auseinandersetzung um normative Gemeinsamkeiten, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern können. Der Humanistische Verband Deutschlands hat auf diese Herausforderung mit dem Entwurf eines neuen Humanistischen Selbstverständnisses reagiert. Siehe

http://www.humanismus.de/selbstverstaendnis

Eine gemeinsame Tagung der Humanistischen Akademie und der Friedrich-Ebert-Stiftung wird am 27. Oktober 2016 den Fragen nachgehen, ob multikulturelle und multireligiöse Einwanderungsgesellschaften – in Deutschland und Europa – von allen geteilte Grundwerte brauchen, welche Wertvorstellungen dies sein könnten und welche Impulse dabei humanistische und/ oder religiöse Überzeugungen einbringen können. Zudem wird darüber nachzudenken sein, wie möglichst alle Bürgerinnen und Bürger in diese Aushandlungsprozesse einbezogen werden können – gerade auch die mit einer eigenen Einwanderungsgeschichte. Wir freuen uns über Ihre Teilnahme an dieser Tagung."

 

Begrüßung Dr. Dietmar Molthagen, Friedrich-Ebert- Stiftung, Forum Berlin


Prof. Dr. Frieder Otto Wolf, Präsident der Humanistischen Akademie Deutschlands

Als Philosoph habe er Probleme mit dem neukantianischen Wertbegriff. Dabei soll hier die Rede von Werten die nicht vom ökonomischen Wertbegriff abgeleitet sind. Wenn es um den Humanismus handelt, dann wie wird er gegenüber anderen vertreten die nicht diese Haltung teilen? Es stellt sich die Frage, ob es einen anderen Humanismus gibt?

16:15 Uhr Panel 1: Wie viele gemeinsame Werte braucht die Einwanderungsgesellschaft?

 

  Ralf Schöppner, Dietmar Molthagen, Riem Spielhaus

Moderation: Dr. Dietmar Molthagen

Impulse von:

Dr. j. Olaf Kleist, Universität Osnabrück, IMIS – Institut für Migrationsforschung und interkulturelle Studien (wegen Erkrankung abgesagt)

Prof. Dr. Riem Spielhaus, Islamwissenschaft- lehrt an der Universität Göttingen und am Georg-Eckert-Institut für internationale Schul-buchforschung, Braunschweig


Sie beginnt ihren kurzen Vortrag im Bezug auf die gestellte Thematik mit der Frage, wie viel Religion verträgt unsere Gesellschaft? Wie viele Werte? Dabei soll es nicht um Quantität, sondern Qualität gehen.

Es muss eine Offenheit geben.

Wie werden Werte umgesetzt und gelebt?

Werte stehen in einem Zusammenspiel mit anderen und erfüllen gleichzeitig verschiedene Wünsche die oftmals Konflikte und zugleich eine Ungerechtigkeit evozieren z.B. der Wert der Familie im Unterschied zur Gleichberechtigung von nicht nur zwischen Mann und Frau, sondern auch zwischen unterschiedlichen Klassen. So konnte sie in Berlin die Kinder früh um sieben in die Kita bringen und nach 17.00 abholen, nicht aber in Braunschweig wo die Kitas erst um neun Uhr öffnen und bereits um 16.00 schließen. Für sie als Akademikerin stellt das kein Problem dar, aber für eine Putzfrau. Jene wäre gezwungen nur eine halbtags Stelle anzunehmen. Allein anhand dieser Diskrepanz macht sich fest eine ungerechte Struktur in der sozialen Versorgung.

Leider leben wir in einer sehr konservativen Gesellschaft.

Die Werte-Diskussion bewegt sich in einem ähnlichen semantischen Umfeld von Begriffen wie Normen, Moral, Prinzipien usw.

Es fragt sich wie ist all das auszuhandeln? Kurzum, wie kann das Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft gestaltet werden?

Leider findet die Debatte dazu auf abstrakter Ebene statt. Zum Beispiel wann immer die Frage nach der Zugehörigkeit gestellt wird, beziehen sich die Leute auf Werte um andere auszugrenzen. Sie betonen dann Christliche, Europäische oder Westliche Werte. Damit wird ausgesagt was einem so sehr wert ist, das es nicht mit den anderen geteilt wird.

An der Universität von Bielefeld wird eine Semantik des Eigentlichen diskutiert und erforscht, wobei gemeint sei die zwanghafte Einordnung eines Geschehens in entweder sei das eine Ausnahme oder das Böse als das Gegenbild schlechthin.

Sie sei an der Umsetzung von Werten interessiert. Zum Beispiel am Wert 'Pünktlichkeit' machen sich kulturelle Erwartungen als auch Gepflogenheiten fest, die sobald erkennbar werden wenn die Pünktlichkeit vom anderen nicht eingehalten wird. Oftmals ergibt sich daraus ein Wutausbruch auf den anderen oder verleitet zu dessen Verneinung. (Anmerkung: Dabei wird meistens der wahre Grund für die Verspätung oder dem Nicht-Einhalten übersehen bzw. falsch gedeutet. Im Falle von Flüchtlingen die z.B. zu einem verabredeten Termin nicht erscheinen, dass sie nicht das Geld haben, um vom Lager aus den Bus zum Treffpunkt zu nehmen. Doch wie das Entladen von solchen Vorurteilen oder einer gezielten Voreingenommenheit verhindern?)

Für sie gelten andere Merkmale eines Problems das sie anhand einer Broschüre von Baden Württemberg veranschaulichen möchte. Die Broschüre enthielt eine Karton-artige Aufarbeitung bestimmter Stichpunkte und Grundbegriffe die ein neu Angekommener beachten und auch lernen solle z.B. in Deutschland werden öffentliche Orte und Plätze geschätzt, sie sollten respektiert und sauber gehalten werden, denn Müll einfach zu hinterlassen sei verboten. Was sich anhand dieser Broschüre zeigen lässt, ist eine Art Vermittlung zwischen Verdeutlichung an Werten und deren Umsetzung im Alltag. Doch das Allgemeine daran wird selten der Wirklichkeit gerecht.

In ihrem Beitrag zur Panel-Diskussion ging sie von der Grundthese aus, dass wir in einer Post-Migration Gesellschaft leben. Der Begriff mag irritieren, soll er auch. Er wird bereits im Theater behandelt.

Dr. Ralf Schöppner, Leiter der Humanistischen Akademie Deutschland

 

 

Abstract

I "Humanismus heute" ist

1. ...Ausdruck menschlicher Lebensfreude und Selbstbestimmung

2. ..."Brennen" für eine bessere Welt - Verantwortung und Menschlichkeit

3. ...Kritik und Toleranz

4. ...Weltlichkeit

II Werte

Die Rede von Werten ist in diesen Monaten quer durch die politischen Lager allgegenwärtig. Daraus kann man zwei Sachen lernen.

Erstens läuft die Rede von Werten Gefahr, nichtssagend zu sein.

Zweitens: Wenn aber alle davon reden, dürfte irgendetwas auch dran sein.

Kritische Punkte:

- vorgetäuschte Einheitlichkeit

- versuchte Oktroi "ewiger", von menschlicher Setzungen unabhängigen Wertvorstellungen

- Demonstration moralischer Überlegenheit

- Werte statt Arbeit, Wohnung und Kommunikation?

- Instrumentalisierung von Werten ("Sicherheit" und entsprechende Maßnahmen)

Was ist dran?

- Ausdruck von Interesse an der Frage nach dem guten Leben

- Streitbare Vielfalt von Bewertungen ermöglicht Debatte und Weiterentwicklung

- Verteidigung einer politischen Gemeinschaft, die um normative Festlegungen ringt

- Eingesessene dürfen von Ankommenden verlangen, sich auf solche Debatten einzulassen

III Einwanderungsgesellschaft

- Deutschland ist nie eine Monokultur gewesen

- Humanismus als Anerkennung kultureller Vielfalt (Erfreuliches und Ärgerliches)

- Interkultur (qualifiziertes Miteinander) statt Multikultur (gleichgültiges Nebeneinander)

- "Integration ist keine Einbahnstraße": Pediga und Co., Steuerflüchtlinge, kein Anlass zur Werteüberheblichkeit der Eingesessenen, gemeinsame Lernprozesse

Fazit: Humanistische Integration ist auch ein Ja zu liberalen Rechtsordnung und zur sozioökonomischen Integration, sie ist aber vor allem das beständige gesellschaftliche Werben (Kultur, Bildung, Kunst, Sozialarbeit, Wissenschaft...) für die Bereitschaft, sich auf Beratungen über Lebensformen und gemeinsamen Bewertungen einzulassen. Dafür stehen humanistische Organisationen in einer Einwanderungsgesellschaft.

Weitere im Vortrag erwähnte Punkte:

Die Humanistische Akademie debattiert seit einem Jahr ein Grundsatz-Papier, und es wird sicher noch ein dreiviertel Jahr dauern bis es verabschiedet wird.

Humanismus bedeutet Genuss am Leben, Selbstbestimmung und eine Bejahung des menschlichen Lebens.

Es gibt das negative Bild vom Humanismus: es sei bloßer Ausdruck eines abgehobenen Bildungsbürgertums.

Humanismus beinhaltet konkret Kritik an totalitären Ideologien und absoluten Wahrheitsansprüchen, im Allgemeinen Kritik an den Verhältnissen.

Als Toleranz besagt es man muss manche Dinge ertragen können wenn man in einer friedlichen Ordnung lebt und nicht jeder die selbe Meinung vertreten muss, und darum bedeutet der Humanismus im weitesten Sinne eine Wertschätzung des anderen, also Respekt. Toleranz besagt aber nicht, dass man Intoleranz tolerieren müsste. 

Als eine Haltung bejaht der Humanismus eine Weltlichkeit, insofern es eine offene Weltanschauung ist.

In einer Einwanderungsgesellschaft stehen die Eingesessenen den Einwandern gegenüber. Oftmals wird das von Seiten der Eingesessenen mit Ängsten wahrgenommen, weil vermutlich die Angekommenen das eigene Leben verändern wollen, doch die wollen ihr Leben verbessern oder vielmehr eher ihr Leben erstmals retten, und unter anderem besonders unter freien Bedingungen leben.

Vor allem strebt der Humanismus ein gutes menschliches Zusammenleben an und ist ihm jede Gleichgültigkeit zuwider.

17:00 Uhr Rückfragen und Diskussion mit den Impulsgebern

Die Meinung einer Frau aus dem Publikum war, dass der Humanismus nur dann realistisch sei wenn er zugleich die Polizeigewalt bejaht, so dass für Ordnung gesorgt wird bzw. die Grundsätze der Demokratie geachtet werden. 

Es wurde der Post-Migrationsbegriff in Frage gestellt.

Kommentar:

Seit Erasmus in Europa wird Humanismus verstanden als eine andere, zugleich kulturelle Herangehensweise an religiöse Fragen. Es unterschied sich vor allem von der strikten Auslegung eines Calvins. Die von Erasmus ausgebildeten Jesuiten engagierten sich z.B. in den neuen Kolonien, um die Kultur der endogenen Völker vor der Zerstörung durch das Kolonialisieren zu bewahren.

Auffallend ist wie faktisch die Werte-Diskussion zu einer Diskussion über Religion gemacht wird, und das häufig in Reaktion auf die Herausforderung durch den Islam.

Werte sind nicht einfach gegeben, auch nicht nur durch Institutionen (Familie, Schule, Kirche, Staat usw. vorgegeben), weil ansonsten alles als eine bereits determinierte Welt aufgefasst und dargestellt wird. Wo blieben dann die erst zu machenden Erfahrungen aus denen eine bestimmte Wertschätzung hervorgehen kann. Hinzu kommen solche Aspekte wie Freundschaften aber auch andere Sozialisierungen z.B. in Sportvereinen, und noch mehr Augenblicke die etwas danach fürs ganze Leben etwas bedeuten. Das kann das Betrachten eines besonderen Bildes von Van Gogh oder das Lesen von Dostojewski bewirken. 

Die Suche nach menschlichen Werten bedingt eine philosophische Herangehensweise, die sehr verschieden ausgelegt werden kann. Eltern können ihr Kind nur auf ein sogenanntes praktisches Studium hin orientieren, aber der Student selber mag für sich entdecken, würde er nur Business Management studieren, verfehlt er eine ganz andere Dimension die ein humanistisches Studium oder eine Geschichte politischer Ideen aufzeigen kann. Was jemand werden will, um in der Gesellschaft zu existieren, reflektiert selbstverständlich was Wert hat, was nicht. Ein Arzt oder Rechtsanwalt hat es da leichter als ein Kunststudent oder sogar als jemand der sich der Poesie verschrieben hat.

Praktisch handelt es sich eher um Weisheit als um Werte als solches. Oftmals ist eine Werte-Diskussion nur eine Schein-Diskussion.

Noch mehr verdeckt der Begriff Eingesessene eine Selbstverständlichkeit die keine ist, und darum auch nicht leicht vermittelbar. Zwar hat jeder Ort seine Besonderheiten, sogar Geheimnisse die oftmals nur die Einheimischen kennen, aber das können alt eingesessene Aberglauben und bloße Vermutungen sein z.B. an jenem Ort hause ein Spuk wie erwiesen durch die vielen Unfälle die sich dort ereignen würden. Als kulturelle Landschaft würde das ferner besagen eine besondere Dialektik zwischen Natur und menschlichen Aktivitäten hat etwas zustande gebracht, das jedem etwas besonderes abverlangt, wolle er sich an diesem Ort aufhalten. Dies können Gepflogenheiten und ebenfalls Rituale sein z.B. in Bayern das Aufstellen des Maibaumes das von einem Wettkampf zwischen den verschiedenen Dörfern bis hin zum Klauen des Maibaumes begleitet werden kann. Solch eine Kultur die die Menschen über die Jahre hinweg teilen, verlangt erstmals ein Eintauchen, um so verstehen warum die Dinge so und nicht so benutzt werden. Die sind aber eher als kulturelle Verschiedenheiten zu verstehen z.B. warum die Fenster nach links statt nach rechts, oder nach innen statt nach außen sich öffnen lassen.

Definitiv ist das Leben in Freiheit bei Wahrung der menschlichen Würde ein Grundprinzip der Demokratie. Die menschliche Würde braucht laut Habermas keine weitere rechtfertigen. Bei Einwanderer die aus einer ganz anderen Gesellschaft kommen, stellt sich die Frage wie können Menschen die aus Diktaturen und repressiven Gesellschaft stammen so schnell umdenken, ihre Ängstlichkeit und Vorbehalte ablegen, um etwas Neues im Zusammenleben mit anderen und vor allem mit den Eingesessenen auszuprobieren? Erfahrungen in Kanada besagen Immigranten legen weniger ihre alten Werte ab, als dass sie um so mehr verstärken weil sie ihre Identität in der Fremde umso mehr bewahren wollen. Leider unterscheiden sich darin vor allem Deutsche im Ausland von jenen die in der Bundesrepublik groß wurden und die den ganzen Umerziehungsprozess seit Hitlers Diktatur durchmachten. Mehr als peinlich sind dann diejenigen die alte Wertesysteme im Ausland fortsetzen statt zu hinterfragen. Es kann dann zu solch unmenschlichen Ausmaßen wie die Colonia Dignidad in Chile kommen.

Humanismus wird eher an Amerikanischen als an Europäischen Universitäten unterrichtet, dazu zählen eigene Erfahrungen als ich an der Universität von LaVerne in Athen Humanismus: Suche nach Werten unterrichtete. Dazu gehört auch die Humanismus Debatte nach 1945, wobei Heideggers Brief etwas ganz anderes meint als was Karl Jaspars in seinem Vortrag zu vermitteln versucht, zugleich auf die Krise der Jugend dabei eingeht und wegen der Gefahr einer Radikalisierung auf die Religion zurück greift.

In der Flüchtlingsfrage kommt es vor allem darauf an zu sehen, ob es der Gesellschaft gelingt auf die neue Herausforderung human bzw. menschlich zu reagieren. Fast sämtliche Beiträge zu dieser Diskussion in der Friedrich Ebert Stiftung betonen es gäbe zweierlei Migranten, jene die bereits die dritte oder vierte Generation in Deutschland sind und jene die erst vor kurzem hinzu gekommen sind. Nicole Immler betont dabei wenn letztere Gruppe angesprochen wird, dann fühlen sich jene die seit längerem in der Gesellschaft leben ebenso angesprochen, weil sie sich immer noch ausgeschlossen fühlen.

An diesem Punkt waren sich viele der Teilnehmer an den beiden Panels einig, daß nicht alle in die Oper gehen, zugleich kulturelle Institutionen selten andere einstellen. Nicole Immler erzählte aber in Utrecht gibt es ein neues Opernhaus wo verschiedene Gattungen an Musik gespielt werden, außer Opern, Punk, Funk usw. Lustig ist zu sehen wie sich das gemischte Publikum in der Kantine trifft, weil es dann ein buntes Durcheinander ist. So kann auch Integration gelingen.

Interessant ist, daß der Bericht zu Museen in der UK, der kurz nach dem Bombenanschlag in London 2005 veröffenlicht wurde, zweierlei hervor hebte: erstens, vielen Museen fehlt es an Artefakten die die kulturell verschiedenen Gemeinden zum gesamten gesellschaftlichen Leben beitragen, und zweitens selbst wenn solche Artefakten vorhanden sind, fehlt es an Experten die diese hätten interpretieren können.

Zwecks einer weiteren Deutung weshalb eine Gesellschaft sich gegenüber den Einwandern verschließt, so wird oftmals die menschliche Reaktion aus Angst vor einer Überforderung verhindert. Jene Angst entsteht weil befürchtet wird alles wird nicht mehr wie gewohnt einfach ablaufen, sondern die neue Komplexität wird alle heraus fordern und eine Umstellungen allen abverlangen. Doch um alles verarbeiten und verkraften zu können, bedarf es zweierlei: einen philosophischen Rahmen zwecks des theoretischen Begreifens verschiedener Zusammenhänge, Details, neuen gesetzlichen Vorlagen usw., und zweitens, eine oftmals unkonventionelle, sprich unbürokratische Lösung, um eben diese Menschlichkeit im doppelten Sinne hervorzubringen und zu bewahren: Essen austeilen, aber auch die Männer mit einem Islamischen Glauben dazu bringen zu akzeptieren, daß sie Essen von Frauen serviert bekommen. Das hiesse, nicht alles geht wie gewohnt zuhause, aber zugleich gibt es Lösungen, sobald jeder bereit ist über seinen Schatten zu springen. Dogmatik in der Praxis wäre da kein guter Ratgeber, aber eine bestimmte Wertsetzung kann die anderen davon überzeugen, es geht ohne allzu viele Schwierigkeiten auch so.

In der Praxis geht es stets einerseits um eine Verbindlichkeit auf der Grundlage ein jeder ist ein Mensch, und anderseits, um das Ablegen einer Doppelmoral z.B. solange es mir gut geht, toleriere ich die anderen, aber wenn selber betroffen, dann solle ich erste Priorität haben und die Angekommenen danach dran kommen.

In Griechenland wurde Menschlichkeit im Konflikt mit den anderen EU Staaten deutlich. Während etliche Staaten das Dichtmachen der Grenze verlangten, war für die griechische Behörde die erste Priorität die Menschen aus ihrer Not zu befreien, sprichwörtlich sie nicht im Mittelmeer ertrinken zu lassen, und nicht so sehr die Absicherung der Grenze.

Stets werden durch spontane Reaktionen auf reale Bedürfnisse die besten Erfahrungen einer Menschlichkeit möglich. Vor allem die vielen Freiwilligen erleben das, aber auch jene reiche Frauen die in München vom Café aufbrachen, um ihre Hilfe am Münchner Bahnhof zu geben. Dennoch sind solche menschliche Bemühungen langfristig einem Scheitern ausgesetzt wenn nicht nachhaltig organisiert. Auch die Freiwilligen Hilfsorganisationen stoßen an ihren Grenzen was getan werden kann um Menschen in Not zu retten. Wie die Gesellschaft wiederum darauf reagiert, zeigt welche politische Konsequenzen daraus gezogen werden, und ob es die Menschen eher in die Resignation treibt weil die Politik ihnen als hilflos erscheint? Von Interesse ist, dass häufig jene die nicht unmittelbar an der Flüchtlingshilfe teilnehmen, eher ihre Ängste auf die neu Angekommen projizieren und sich und andere in eine Verhärtung an Positionen treiben lassen. Unterschiedliche Interessen wirken ebenso auf die Gesellschaft ein und sind imstande die Art und Weise wie sich die Gesellschaft auf die neue Herausforderung einstellt zu beeinflussen. Maßgeblich tragen Politiker dazu bei wenn sie sich an einer einseitigen Stimmungsmachung beteiligen, statt differenziert versuchen die Komplexität der Situation zu erläutern.

Bei all dem sind Veränderungen in sämtlichen Bereichen zu beobachten, wobei nicht jeder gleich mit diesen Veränderungen umgehen kann. Lehrer müssen sich z.B. auf Klassen einstellen in denen die Mehrheit der Kinder nicht länger Deutschsprachige sind. Die deutschsprachigen Kinder entwickeln dabei ein neues Bewusstsein, so folgerte ein sieben jähriger Junge der in die zweite Klasse geht, wenn sie unter sich zu schnell Deutsch sprechen, kommt keiner der ausländischen Kindern mit. Folglich muss sich die Verständigung untereinander anders gestalten. Die Schule richtet da das Buddy-System ein: ältere Studenten sind für jüngere zuständig egal des kulturellen und religiösen Hintergrundes.


17.45 Kaffeepause

Eine kleine Feststellung:

Selbst in kleinen Gesprächen beim Kaffee trinken wird sofort widersprochen wenn ein positives Beispiel zitiert wird. Das ist besonders der Fall wenn das allgemeine Bild vorherrscht Gewaltfreiheit sei unrealistisch und gäbe es im Grunde gar nicht, aber das Beispiel besagen will es gibt doch die Position der Gewaltfreiheit. Der Widerspruch mag kommen weil die ganze Interesse darauf ausgerichtet ist stets die negative Schlussfolgerung bestätigt zu bekommen, daß eine menschliche Reaktion in der heutigen Welt ausgeschlossen sei es nur mit Gewalt ging. Das kann auch in einen moralischen Imperativ umschlagen, vor allem wenn es sich in der Diskussion um den sogenannten Tyrannen-Mord handelt. Faktisch läuft das auf historische Immanenz hinaus, und artikuliert sich trotz Wissens, dass Gewalt nur Gegen-Gewalt hervor bringt. Dabei wäre der humanistische Anspruch nicht der von politischen Parteien abverlangte Gewaltverzicht, um das Gewaltmonopol des Staates aufrecht zu erhalten, sondern einfach die Bejahung der Gewaltfreiheit. Faktisch hieße es Probleme und Konflikte können unabhängig von Polizei oder Militär gelöst werden.

Die Position die der Kreisauer Kreis im Unterschied zur 17.Juni Gruppe einnahm, nämlich Gewalt bzw. ein Attentat von Hitler sei sinnlos und würde zum Scheitern verurteilt sein, wurde deshalb in der Diskussion am Tisch sofort hinterfragt. Eine Person meinte es waren auch im Kreisauer Kreis Mitglieder die die Aktion der 17. Juni Gruppe bejahten. Bekanntlich wollte der Kreisauer Kreis Gewalt vermeiden und alles für den Tag nach Hitler vorbereiten. Aber bei einer weiteren Überlegung wird klar dass in der Position des Kreisauer Kreises etwas wahres steckt weil die bloße Beseitigung von Hitler noch lange nicht eine Gesellschaft, die ihn von Anfang an und bislang widerspruchslos unterstützte, positiv verändern würde. Die Bereitschaft zur Gewalt und darum zur Akzeptanz der Diktatur ging einfach zu tief, um zu meinen mit einem Anschlag und Beseitigung von Hitler wäre damit ein Zeichen gesetzt, und dadurch eine positive Veränderungen in Richtung eines gewaltfreien Zusammenlebens eingeleitet. Das ist aber nicht der Fall. Auch nach 1945 ist diese Gewaltbereitschaft vorhanden. Noch mehr, Diktatur ist ja eine terroristische Machtausübung, die sich der Willkür regelmäßig bedient.

Interessanterweise befindet sich die Friedrich Ebert Stiftung auf der Hiroshima Straße in unmittelbarer Nähe zur Hinrichtungsstätte der 17.Juni Gruppe.

 

18:15 Uhr Panel 2: Interkulturalität in Europa und die Suche nach gemeinsamen Werten

  

   René Cuperus, Ralf Schöppner, Nicole Immler, Arne Lietz

 

Moderation: Dr. Ralf Schöppner

Impulse von:

Dr. Nicole Immler, University of Humanistic Studies, Utrecht

   

Abstract

Was die humanistische Perspektive dem Pluralismus zu bieten hat...

Wie verhalten sich Humanismus und Pluralismus zueinander? Angesichts einer sich zunehmend pluralisierenden Gesellschaft wurde die Notwendigkeit eines neuen Humanismus von vielen Seiten gefordert und es wurden verschiedene Manifeste publiziert. Auch die Universität für Humanistik in Utrecht hat in den letzten Jahren das eigene Selbstverständnis untersucht. Denn in einer sich pluralisierenden holländischen Gesellschaft hat sich nicht nur die Position des Humanismus verändert, sondern auch das Arbeitsfeld der Humanist(Inn)en, die bei uns ausgebildet werden. Eine zentrale Frage in unserem Forschungsprogrogramm "Globalisierung und Dialogstudien" ist: Können wir Faktoren identifizieren, die einen "aktiven Pluralismus" fördern, das heißt Respekt statt Toleranz?

Hier drei Thesen, die ich besprechen möchte:

1) Humanismus bedeutet, den Menschen selbst zum Ausgangspunkt nehmen. Herkömmliche Zuordnungskategorien haben sich (in globalisierten Städten) zunehmend aufgelöst, die Grenzen sind fließender geworden. Während die öffentlichen Debatten noch oft in alten Container-Begriffen geführt werden, zeigt die soziale Realität die Mehrstimmigkeit von Personen und die Vielschichtigkeit ihrer sozialen Praktiken.

2) Es gibt viele Aufmerksamkeit für Grenzen, Differenz und Differenzkonzepte (Kultur, Religion, Ethnie), die es schwierig machen, das Ähnliche im Anderen zu sehen. Dies ist jedoch die Voraussetzung für einen transformativen Dialog, in dem beide Seiten offen sind für Veränderung.

3) Jüngste Debatten in Holland gelten der Kolonialgeschichte. Es ist auf den ersten Blick eine Auseinandersetzung um die Vergangenheit, die jedoch eigentlich eine über die Gegenwart ist: die Anerkennung einer geteilten Geschichte für eine gemeinsame Zukunft.

Solch Perspektivenwechsel könnten einen neuen Blick eröffnen auf die Migrations- und Flüchtlings-Thematik und damit auf unser Verständnis vor Pluralismus: statt eines Problems das Potential zu sehen.

Wichtig ist für sie der Dialog mit den anderen kann nur in praktischen Gegebenheiten gelingen z.B. wenn eine muslimische Frau eine Strickerei in der Gemeinde eröffnet und nicht wenn in einer Diskussionsrunde die Dinge geklärt werden sollen weil dann nur jeder geneigt ist den eigenen Standpunkt vorzutragen. Es ist auch unbedingt notwendig zu realisieren ein jeder hat verschiedene Positionen und Stimmen, insofern gilt es diese eigene Polyphonie im Dialog mit den anderen einzubringen und zu beachten d.h. bereit eigene Identitäten und Standpunkte zu hinterfragen.

Von Interesse findet sie ferner wenn jemand aus der Minderheit oder mit einem Migrantenhintergrund es schafft doch Ansagerin im Fernsehen zu werden. Solch eine öffentliche Sichtbarmachung hat eine große Wirkung weil das vermutlich erst das Ankommen bedeutet. Doch es geht da noch weiter. In Holland wurde solch eine Migrantin im Fernsehen wegen ihres sehr klaren Standpunktes sehr populär, aber als sie sich entschloss jetzt, da sie einen Namen in der Gesellschaft hatte, in die Politik zu gehen, kam eine ganz starke Gegenreaktion auf. Auch das besagt das Kennen der gesellschaftlichen Kräfte ist ganz und gar von solchen Entwicklungen abhängig.

René Cuperus, Direktor für Internationale Beziehungen der Wiardi Beckman Stiftung

     

Er entschuldigte sich für sein Deutsch bzw. seinem holländischen Akzent.

Holland sei eine Gesellschaft ohne Religion. Die Menschen hätten keine Ahnung mehr was Religion sei. Wenn sie sich also mit religiösen Ansprüchen auseinandersetzen dann mit hygienischen und ethischen Argumente z.B. bei der Beschneidung-Diskussion oder betreffs dem Burka-Verbot.

Integration basiert auf drei Ebenen: Assimilation, Partizipation und kulturelle Freiheit.

Es geht auch darum etwas zu erhalten. In dem Sinne liebe er Merkel wenn sie meint "Deutschland solle Deutschland bleiben." Das trifft den Kern der Auseinandersetzung.

Auch sollen Dinge benannt werden die die demokratische Grundordnung bedrohen z.B. die Arabische Großfamilie oder ein Gang aus Libanon die in Berlin regelrecht ganze Bezirke bedrohen und beherrschen.

 

Arne Lietz, MdEP, Mitglied der Fraktion PSE sowie im Menschenrechtsausschuss des Europaparlaments

      

Arne Lietz ist Mitglied der Fraktion PSE sowie im Menschenrechtsausschuss des Europaparlaments wo er seit Jahren aktiv ist. Aufgewachsen ist er als Pfarrerzsohn in Mecklenburg und war eine Zeitlang sowohl in Süd Afrika als auch in den Vereinigten Staaten tätig. Er ist ein bekennender Christ innerhalb der SPD und vertritt da die Religionsfreiheit. So schilderte er ohne weitere Details zu nennen sein Engagement für das Luther Jahr und was alles geplant sei, einschließlich eine große Ausstellung zu Religionen in Wittenberg als auch ein Kongress wo verschiedene Religionen zusammen kommen werden.

Um sein Engagement für die Religion zu unterstreichen, verlass er einen von etlichen MEP Abgeordneten des Europäischen Parlaments unterschriebenen Briefs, der sich aus Sorge um die Entwicklung innerhalb der Europäischen Union  verfasst wurde, insofern einige Mitgliedsstaaten Religionszugehörigkeit zur Identität mit dem Staat machen wollen. Der Brief wurde an die Präsidenten der Parlamente der Mitgliedsstaaten geschickt.

Brief der Abgeordneten des Europäischen Parlaments an die Präsidenten der Parlamente der EU Mitgliedsstaaten

 

 Abgeordnete des Europäischen Parlaments verteidigen Religionsfreiheit als Menschenrecht

Ein Aufruf zum aktiven Handeln gegen die weltweite Verfolgung religiöser Minderheiten

Das Recht auf Religionsfreiheit gehört zu den universellen Menschenrechten. Es wurde im Jahr 1948 in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgeschrieben und ist Teil vieler nationaler Verfassungen und internationaler Abkommen. Die im Jahr 2000 verabschiedete Charta der Grundrechte der Europäischen Union schützt die Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit als besonderes Recht. Das schließt auch die Freiheit ein, seine Religion oder Weltanschauung öffentlich zu bekennen, zu wechseln oder keinerlei Religion anzugehören.

In den letzten Jahren hat die Verfolgung von Menschen wegen ihrer Religionszugehörigkeit zugenommen. Dies wird besonders deutlich in den gewaltsamen Konflikten in Syrien und Irak, wo die Terroristen des sogenannten "Islamischen Staates" Jesiden, Christen, Schiiten und gemäßigte Sunniten vertreiben und ermorden. Andere aktuelle Beispiele sind die Übergriffe der salafistischen Miliz Boko Haram in Nigeria, die Diskriminierung von tibetischen Buddhisten und Uiguren muslimischen Glaubens in China und die immer wieder aufflammende Verfolgung von Angehörigen der orthodoxen koptischen Kirche in Ägypten. Insgesamt leben drei Viertel der Weltbevölkerung in Ländern, in denen die freie Religionsausübung gefährdet ist. Besonders verletzbar sind religiöse Minderheiten, die staatlichen Repressionen oder sozialen Anfeindungen ausgesetzt sind.

Die Europäische Union hat sich in den letzten Jahren verstärkt für einen weltweiten Schutz der Religionsfreiheit eingesetzt. Im Juni 2013 haben die EU-Außenminister Leitlinien zur Religions- und Glaubensfreiheit verabschiedet, die besonderen Wert auf den Schutz vor religiöser Gewalt, religiösem Hass und Diskriminierung legen. Das Europäische Parlament engagiert sich seit vielen Jahren für einen stärkeren Schutz der Religions- und Gewissensfreiheit.

Als Abgeordnete des Europäischen Parlaments, die sich ganz unterschiedlichen Religionen und Weltanschauungen verbunden fühlen, werden wir auf diesen Vorarbeiten aufbauen und auf der Grundlage dieser und anderer Entschließungen weiter auf einen besseren weltweiten Schutz des Menschenrechtes auf Religionsfreiheit drängen. Das Recht auf Religionsfreiheit gilt für alle Religionen gleichermaßen. Jegliche Form der religiösen Verfolgung muss bekämpft werden. Jeder Staat hat die Verantwortung, das Recht auf Religionsfreiheit für alle Menschen auf seinem Territorium zu garantieren.

Unterzeichner MEP: Arne Lietz, Rainer Wieland, Reinhard Bütikofer, Udo Bullmann, Nirj Deva, Michael Gahler, Sajas Jarim, Pavel Svodoba, Celilia Wikström.

 


Rückfragen und Diskussion mit den Impulsgebern

 

Kommentar

 

Als ich mich zuletzt zu Wort meldete, sagte ich gleich zu Beginn, jetzt wird es schwierig.

Erstmals, es fällt auf wie jeder stets das Wort 'führen' gebraucht: dieses oder jenes Gespräch müsse geführt werden! Fällt es nicht dabei auf wie das zu einer Affirmation einer Führer-Gestalt verleitet, und das trotz aller Erfahrungen mit einem Hitler und dessen Führer-Kult?

In der Politischen Philosophie wird reflektiert wie das Vorgestellte zur Handlung wird z.B. wenn die Leute sagen dass die Studenten faul seien und ihnen würde eine tüchtige Prügel gut tun, soll sich keiner verwundert sein, dass die Polizei mit ihren Knüppeln bei der nächsten Demo auf die Studenten schlägt, eben weil sie sich durch diesen weit verbreiteten Spruch legitimiert fühlt.

All das hängt obendrein zusammen mit der Bejahung von einer sogenannten Leitkultur die in dieser Diskussion erneut positiv zur Sprache gebracht wurde.

Ferner ist eine lebendige Diskussion nur dann vorstellbar, wenn jeder auf den anderen eingeht, Impulse aufgreift, ergänzt, plötzlich zurückgreift auf eine bislang unbeantwortete Frage und somit keiner die Diskussion leiten muss, weil es an jedem liegt die Diskussion weiter zu tragen.

Es fehlt außerdem eine klare Unterscheidung zwischen Dialog und Diskurs.

Hinzu kommt zur Wert-Problematik dass Werte laut des Philosophen Cornelius Castoriadis nicht diskutiert werden können, weil gesetzt. Als Wert Prämissen dienen sie als eine Art Plattform für Vorstellungen. Sie können leicht enttäuscht werden und darum gibt das zu bedenken inwiefern Wertvorstellungen der Realität entsprechen? Hinzu kommt eine zweite Warnung von Cornelius Castoriadis, denn er meint jeder Versuch diese Werte zu verändern, das würde zu Konflikten, wenn nicht zum Krieg verleiten. 

Zum Integrations-Modell von Cuperus bestehend aus Assimilation, Partizipation und kultureller Freiheit würde ich meinen in der Flüchtlings-Debatte sind tatsächlich drei wichtige Ebenen zu unterscheiden.

Auf der persönlichen Ebene ist es sehr entscheidend was wird von Person zu Person berichtet, erzählt oder behauptet was das Ankommen vieler Fliehender betrifft. Hier kommt es auf den Wahrheitsgehalt an. Dinge sind noch im Fluss, zugleich wird aber vor getastet, um zu erfahren welch eine Position man beziehen will. Entscheidend ist dass die Personen sich gegenseitig sofort dann widersprechen falls der andere etwas Falsches behauptet oder seine Aussage völlig die Realität der Migranten entstellt. Leider gibt es so etwas wie eine Gruppen-Konformität oder noch schlimmer einen Gruppen-Terrorismus in der Meinungsbildung über Migranten. Hier verdichten sich Vorurteile in feste Überzeugungen falls niemand dagegen spricht. Adorno nannte das die Lawine der Unvernunft die sich sehr schnell ausbreiten kann.

Auf der zweiten Ebene kommt es auf die Kooperation zwischen der Zivilgesellschaft und ihren Organisationen und den staatlichen Strukturen an. In vielerlei Hinsichten ist die spontane Hilfe entscheidend und oftmals längst zu Stelle wo die staatlichen Dienste noch nicht einmal merken hier entwickelt sich mehr als nur ein Krisenherd. Vielfach macht sich der Unterschied zwischen Ärzte ohne Grenzen und staatlichen Behörden vor allem in der Wahrnehmung von ganz anderen Aufgaben bemerkbar. Während in der Zivilgesellschaft die Hilfe der Menschen Vorrang hat, dienen doch meistens die staatlichen Organisationen einem Zwang alles kontrollieren zu müssen. Die Kluft zwischen beiden verstärkt sich wenn Grenzen dicht gemacht werden sollen und das Asyl-Verfahren verschärft wird, insofern Länder in den die Verhältnisse äußerst prekär sind dennoch als stabil genug eingestuft werden, um denjenigen die aus diesem Land kommen kein Asyl-Recht zuzusprechen. Außerdem erschweren Politiker diese Zusammenarbeit da sie die Probleme entweder wegen dem Festhalten an überholten gesellschaftlichen Modellen oder nur in Soll-Sätzen beschreiben, aber niemals Gegenwarts-bezogen auf die wirklichen Probleme eingehen. Natürlich gilt es auch in der Kooperation zwischen beiden Bereichen wie die Ressourcen verteilt werden bzw. inwiefern das gespendete Geld wirklich bei den Notleidenden ankommt. Es ist sehr schwer zu bestimmen was ist Hilfe, und keine Demütigung oder einseitig machende Abhängigkeit.

Auf der dritten Ebene geht es ums Entwickeln einer zukünftigen Gesellschaft die Lösungen hervor zu bringen vermag, weil in der Zwischenzeit kulturelle Synthesen entstanden sind die das Zusammenleben ermöglichen, und zwar im demokratischen Sinne. Hier wird also Kultur eine enorm wichtige Rolle spielen. Unter anderem benennt Michael D. Higgins die Wichtigkeit von Räumen in denen eine 'moralische Sensibilität' artikulierbar ist. So etwas kann erst den Dialog zwischen verschiedenen Betrachtungsweisen ermöglichen.


19:45 Uhr Ende der Tagung und Aus

 

Gedächtnisprotokoll und Kommentare von

Hatto Fischer

 

 

 

 

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