Ποιειν Και Πραττειν - create and do

Flüchtlingsgespräche / talk with refugees

 

Freitag, 30. Oktober 2015, 18 Uhr
                                                                  Friedrichshain-Kreuzberg Museum
                                                                  Adalbertstr. 95, Dachgeschoß
                                                                  10999 Berlin

                                        (nahe Kottbusser Tor)

      


Unser Projekt verbindet sich mit den Leitfragen: Was macht eine gute gelingende Nachbarschaft aus? Wie sehen begünstigende Infrastrukturen und Initiativen auch für Flüchtlinge aus?

In diesem Projekt wurden – neben einer Auftaktveranstaltung am 31. August im Rathaus Kreuzberg im Rahmen der Kiezwoche am Kreuzberg -  bei Begegnungswerkstätten Erfahrungen von langjährig ansässigen Flüchtlingen, die in Friedrichshain-Kreuzberg organisiert sind, mit Flüchtlingen, deren Bezugsort in Berlin der Oranienplatz war oder ist sowie lokalen Akteuren „vor Ort“ zusammengeführt.

Sie sprachen über ihre Lebensumstände und ihre Lebensbefindlichkeit, tauschten ihr Wissen hinsichtlich Selbstorganisation und Vernetzungsstrukturen aus, erzählten ihre Biografien, auch unter dem Aspekt gelingender Nachbarschaften.

Die Veranstaltung vermittelt Einblicke in das Projekt und es werden die Mitwirkenden und einzelne Biografien vorgestellt.

                    

Leitung des Projekts: Rita Klages vom Nachbarschaftsmuseum e.V.,

in Zusammenarbeit mit dem FHXB-Museum/ WE WILL RISE – Refugee Bewegung, dem Verein Südosteuropa Kultur e.V./Interkultureller Garten Rosenduft, dem Kiezbündnis Kreuzberg, dem Nachbarschaftshaus Urbanstraße, BIZIM-Kiez, der Arabischen Eltern Union e.V. und weiteren lokalen Akteuren.

Gefördert wurde das Ganze durch die Landeszentrale für politische Bildungsarbeit.

 

Rita Klages

 

Further references / weitere Hinweise:

 

 

 

 

Dear Tagesspiegel, BZ, picture, FAZ, ARD, ZDF, RTL ...
Since weeks now, you write and talk of floods of refugees, human streams of exhausted volunteers, and about the overburdened state. Everywhere you see problems and difficulties and raise an admonishing forefinger to suggest that "the mood has shifted."

Out of the perspective of a refugee helper in Berlin: yes, you're right, the mood is shifting. But in a totally different direction than what you suggest. When earlier in this year the first people were housed in gymnasiums of Berlin, a flood of emails began to come to our Charlottenburg welcome initiative. Local residents offered to help, to teach German, to invite them on excursions. Everyone had their own motives, some did so out of a Christian or humanitarian belief, others in remembrance of peace under threat due to turbulent times or out of a wish for an own escape. These experiences were repeatedly shouted out, as if you could not do anything as an individual when confronted by someone holding up a Pegida sign. But who came to help? They were the young ones but also many old, families came - and all on an individual basis.

The many individuals come still. Hardly has a refugee home been opened up somewhere, immediately neighbors living just around the corner come. They had not yet committed themselves till now, but now they are asking how can they help? Already sites on the Internet have been created, in order to channel this enormous willingness to help - otherwise the email flood could not be handled any longer.

And yet the mail has not become less since the set up of more structures to help, and this is because the mood has tilted. Now there are no longer just individuals who want to help in refugee centers. Now there are many others, including groups, companies, associations, schools. They all wish to know what they can do to ensure that the refugees can leave the camp and find connection with them in society. Employers ask us how they must change their orgnizations, so that the internships are useful and welcome, or in other words, that newcomers can work with them. Parishes want to know how they can open their doors and offer spaces for encounters, or else sports clubs knock on the door and ask how they can reach the people in the shelters and invite them into their training sessions. And even the senior citizens' club is looking for skilled knitters in refugee home. We are no longer just ready to engage ourselves as individuals, but as well through our institutions such as universities and schools, companies and clubs, community centers and youth clubs. Even parts of our administration have become engaged. It means that the refugee issue affects us all and changes are required.

The many refugees will change Germany. At the same time, it is not important that you find hummus being on the menus and you will get used to it, that in the vicinity of some church, a mosque stands. Rather what is important, is that our whole society begins to move towards greater openness and to realize that the individual is a part of a civil society whose contribution is necessary to ensure that the welcome of refugees succeeds.

I'm grateful to the many refugees for they bring movement into a society that threatened to freeze. We are thankful to you that you help to redefine our relationship between society and the state. Contrary to the impression one gets when one reads your newspaper or pursuing your television reports or speeches, we discover in our society humanity as something new and that anyone as an individual can make a difference. - The "refugees" have changed a basic mood which prevailed until now. They have done away with the feeling that it does not matter what one does since you cannot change anything anyway.

Be no longer hypnotized by the difficulties and potential problems, but take note of this positive spirit of optimism that arises everywhere. If we do not depart from the loose and negtive talk still infecting many who are still afraid of change, we will only end up being strangers amongst ourselves. But these new strangers will dissolve old encrustations and leave us better prepared for other challenges of the 21st century.

Best regards
Amei v. Sleeves
 

Von: Amei von Hülsen-Poensgen
Datum: 10. November 2015 09:20:38 MEZ
An: Netzwerk der Initiative Willkommen im Westend <wiw-netzwerk@lists.willkommen-im-westend.de>
Betreff: [WIW-Netzwerk] "Flüchtlingsströme": Ja die Stimmung kippt - ein persönlicher Zwischenruf

Lieber Tagesspiegel, BZ, Bild, FAZ, ARD, ZDF, RTL... 
Liebe Journalist*innen
und 
Liebe Politiker*innen

Seit Wochen schreiben und reden Sie von Flüchtlingsfluten, Menschenströmen, von erschöpften Ehrenamtlichen und dem überforderten Staat. Überall sehen Sie die Probleme und Schwierigkeiten und erheben mahnend den Zeigefinger „Die Stimmung kippt“.

Aus dem Blickwinkel einer Berliner Flüchtlingshelferin: Ja, Sie haben recht, die Stimmung kippt. Aber in eine ganz andere Richtung als Sie es schreiben.
Als Anfang des Jahres in Berlin die ersten Menschen in Turnhallen untergebracht wurden, begann eine Emailflut an unsere Charlottenburger Willkommensinitiative. Anwohner wollten helfen, Deutsch unterrichten, luden zu Ausflügen. Jeder hatte eigene Motive, manche taten es aus christlicher oder humanitärer Überzeugung, andere in Erinnerung an friedensbewegte Zeiten oder eigene Fluchterfahrungen und immer wieder hörte man auch, das wäre das, was man als Einzelner tun könne, um gegen Pegida ein Zeichen zu setzen. Es waren junge aber auch viele alte, Familien - und sie kamen alle einzeln.

Die vielen Einzelnen kommen nach wie vor, kaum eröffnet an einer Stelle ein Flüchtlingsheim, stehen schon Nachbarn vor der Tür, die sich bisher noch nicht engagiert haben und fragen, wie sie helfen können. Längst gibt es Seiten im Internet, um diese enorme Hilfsbereitschaft zu kanalisieren – der Emailflut wäre sonst gar nicht mehr Herr zu werden.


Und trotzdem sind es nicht weniger Mails geworden, denn die Stimmung ist gekippt. Jetzt sind es nicht mehr Einzelne, die in Flüchtlingsheimen helfen wollen. Jetzt sind es viele, Gruppen, Firmen, Vereine, Schulen die fragen, was sie tun können, damit die Flüchtlinge die Heime verlassen und bei ihnen Anschluss finden können. Arbeitgeber fragen uns, wie sie ihre Ausbildungen verändern müssen, welche Praktika sinnvoll und erlaubt sind, damit Neuankömmlinge bei ihnen arbeiten können. Kirchengemeinden wollen wissen, wie sie ihre Türen öffnen und den Menschen Begegnungen anbieten können, Sportvereine klopfen an und fragen, wie sie die Menschen in den Notunterkünften erreichen und in ihre Trainingsstunden einladen können und sogar der Seniorenclub sucht nach geschickten Strickerinnen im Flüchtlingsheim. Wir sind nicht mehr nur bereit uns als Einzelne zu engagieren, auch unsere Institutionen wie Universitäten und Schulen, unsere Firmen und Vereine, Stadtteilzentren und Jugendclubs und sogar auch Teile unserer Verwaltung haben verstanden, dass das Flüchtlingsthema uns alle betrifft und Veränderungen erfordert.

Die vielen Flüchtlinge werden Deutschland verändern. Wichtig ist dabei aber nicht, dass man Hummus in mehr Lokalen auf der Speisekarte finden und man sich daran gewöhnen wird, dass in der Nähe mancher Kirche auch eine Moschee steht. Wichtig ist viel mehr, dass unsere ganze Gesellschaft in Bewegung gerät, hin zu mehr Offenheit und zu der Erkenntnis, dass der Einzelne Teil einer Zivilgesellschaft ist, die zählt, deren Beitrag notwendig ist, damit es gelingt.

Ich bin den vielen Flüchtlingen dankbar, sie bringen Bewegung in eine Gesellschaft, die zu erstarren drohte, wir sind dank Ihnen dabei unser Verhältnis zwischen Gesellschaft und Staat neu zu bestimmen. Entgegen dem Eindruck, den man bekommt, wenn man Ihre Zeitungen liest oder Ihre Fernsehberichte oder Reden verfolgt, entdecken wir in unserer Gesellschaft die Menschlichkeit neu und dass man als Einzelner einen Unterschied machen kann. – Die „Flüchtlingsströme“ haben eine Stimmung gekippt: Das Gefühl, es sei egal, was man tue, man könne ja doch nichts verändern.

Lassen Sie sich nicht länger von den Schwierigkeiten und möglichen Problemen hypnotisieren, sondern nehmen Sie diese positive Aufbruchstimmung wahr, die überall entsteht. Wenn wir die nicht kaputtreden, wird sie noch viele anstecken, die zur Zeit noch Angst vor Veränderungen und dem Fremden haben und sie wird alte Verkrustungen auflösen und uns besser gerüstet sein lassen für weitere Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.

Herzliche Grüße
Amei v. Hülsen

 

 

News elsewhere - for example in Canada

President Tusk in seiner Europa Rede in Berlin, 9.November 2015, mahnte nicht die Nord Atlantische Allianz zu vernachlässigen. Darum ist von Interesse was sich 'politisch' vor allem in Kanada tut. Dort wurde der Sohn von Pierre Eliot Trudeau zum neuen Premierminister gewählt. Ein Freund berichtet am 10.11.2015 folgendes:

"in Canada today, a main news story is how and if the new Liberal government will achieve its objective --- and campaign promise --- to bring 25,000 Syrian refugees to Canada by the end of the year, i.e., the equivalent 500 people a day for the 50 days remaining in 2015.  It's a colossal undertaking and unfortunately some of the new government's credibility is riding on the outcome.  A special cabinet committee is to plan and carrying out the obligation, but so far senior ministers can provide no details and only staunchly reiterate the government's objective. NGOs and private companies, e.g., Air Canada, are offering support, but many knowledgeable critics say March 2016 is a more realistic deadline and refugee settlement is as large a challenge.  As well, do those refugees, being selected by Canadian immigration officers hastily posted abroad, really know the challenges awaiting them.  I doubt they're being told about the inhospitable Canadian winter! 

One needs only to remember the blustering, freezing wind and the hard, smothering sleet or snow of Canada in January and February.  Besides acquiring decent shelter and daily food, few Syrian refugees or their children will relish what Rousseau called Canada's "quelques arpents de neiges" or learn fast to enjoy walking on slippery and icy sidewalks or throwing fluffy snowballs at stop signs.  Nevertheless, their lives continuing here in the great white North will no doubt be better than a cramped refugee camp in Europe."

 

The German government and Federal Republic of Germany

Unfortunately Schäuble spoke of the many refugees as an avalanche which had been triggered off by a skier not in particular careful. Obviously he implied that Chancellor Merkel was wrong in formulating the official policy of Germany as being set to welcome all refugees.

Schäuble's remarks came at the height of the debate about the need for closing borders and to have quotas for the redistribution of migrants througout Europe. By the time the EU summit on 17th Dec. came around, the heated debate driven by xenophobic fears had died down a bit like a wind having no longer the strength he had a few weeks earlier. A limitation to how many migrants could enter Germany, that was something which Seehofer in Baveria demanded in a particular provocative style around the beginning of November.

Naturally political debates within the coalition and various fractions of the governing parties has tested the abilities of Merkel to keep the unity of her own party under her own lid, that is to say no great ruptures have become visible to te public eye. Still, she is tested as much as Europe is being transformed due to a peculiar dynamic unfolding between Tusk and Merkel on the one hand, and Merkel and Renzi from Italy. The background there wait as well all those politicians from Eastern European countries. They are not inclined to take in more refugees and therefore the plan for an even redistribution of the migrants has gone out the window. So also the idea of settling most of them in Eastern Germany. The latest information has it that at least 30% of those to be settled there have decided on their own to disappear into the cold winter nights rather than stay in Eastern Germany. The latter is known to having a special hostile climate towards all newcomers.

There are made constantly appeals like the following one:

Betreff: : Aufruf für die Beibehaltung einer humanen Flüchtlingspolitik

vielleicht könnt/wollt ihr unterschreiben und weiterleiten ....

Liebe Leute,
unter dem Druck der dramatischen flüchtlingspolitischen Kehrtwende, die die Union jetzt zu erzwingen sucht, konnte ich mit dem Machen nicht länger warten und habe jetzt schon die erste Aktion für Euch:
einen Aufruf an die Bundesregierung, die neuesten Pläne de Maizières keinesfalls umzusetzen, die da wären:
- kein Familiennachzug mehr
- kein Flüchtlingsstatus mehr, sondern nur noch subsidiärer Schutz (d.h. nur noch Aufenthaltserlaubnis für ein Jahr und keine Integrationsbemühungen mehr)
- dauernd möglichst viel Trouble, um die Leute zu verunsichern.

 

Hier der Aufruf, so konsensfähig wie nur möglich formuliert.
Vieles konnte ich nicht berücksichtigen, zum Beispiel die mir gerade erst bekannt gewordenen Pläne, die gescheiterten Dublin-Regelungen wieder umzusetzen.
Ziel wäre, aus allen Bereichen der Gesellschaft Erst-Unterzeichner*innen zu finden und dann in großer Zahl Unterschriften zu sammeln.
Bis die wirmachendas-Website steht, haben sich die Flüchtlingspaten bereit erklärt, den Aufruf und die Unterschriftensammlung über ihre Seite laufen zu lassen: 
http://fluechtlingspaten-syrien.de/aufruf/
Bitte unterschreibt dort oder lasst mich wissen, ob Ihr unterschreiben wollt. Und leitet den Aufruf auf all Euren Kanälen weiter.
Die Zeit drängt sehr - denn wenn die Unionspolitiker ihre Pläne wahr machen, könnten wir mit unserem „Wir machen das“ bald ins Leere laufen.

 

 Weitere Information:

"Migrant dream" - video über die Situation in Lampedusa von Sonia Guggisberg:

https://vimeo.com/147707211

 

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