Ποιειν Και Πραττειν - create and do

Produktivität und Kreativität - menschliches Selbstbewusstsein seit Marx

Produktivität und Kreativität – menschliches Selbstbewusstsein

Einleitung

Die Dissertation von Marx bezieht sich auf die Fragestellung nach der menschlichen Produktivität. Dabei entwickelt Marx einen Vergleich zwischen Demokrit und Epikur, und verweist damit auf Zusammenhänge des philosophischen Denkens mit der griechischen Welt.

Die Epikureische Position wird weitgehend zu einem Begriff des menschlichen Selbstbewusstseins, das frei von einer kosmischen Eingebundenheit und offen für das Verständnis des Atoms zu verstehen ist.

Zugleich entwickelt Karl Marx eine Sprachtheorie, denn er meint erst wenn eine Sprache gesprochen wird die Kategorien sowohl der Kreativität als auch der Produktivität enthält, dann erst kann das 'menschliche Selbstbewusstsein' im anderen angesprochen werden.

Die metaphysische Frage

Wenn also vom marxistischen Standpunkt aus die Interesse der Menschen verstanden wird als Frage nach der Produktivität, können anhand dieser Anschauung zwei Beobachtungen gemacht werden. Die Erste bezieht sich auf die Fragestellung selber: sie scheint eher einer Verzweiflung zu entspringen und deutet das Versagen der gesellschaftlichen Struktur an. Rückblickend auf die Entwicklung bis heute reproduziert der unproduktive Mensch seinen eigenen statischen Zustand und nimmt somit die Unfreiheit in all seinen Aktivitäten wahr, insofern er ihnen keine Dimension der Freiheit abzugewinnen vermag. Dies kann unter Umständen als Indiz der Erfahrung vielerlei abgebrochener Verhältnisse interpretiert werden. Doch da Verzweiflung eher eine metaphysische Kategorie ist, kann sie nicht so leicht auf die sozialen und politischen Verhältnisse angewendet werden. Folglich fehlt solch einem Bewusstsein die Basis für eine politische Analyse. Aus diesem Grund überstimmen in Wirklichkeit marxistische Erklärungen stets das Bewusstsein eines Arbeiters, insofern sie weit in die bereits wahrgenommenen Produktivität einer Waren-Gesellschaft hinein reichen. Aus Gründen eines totalitären Charakters wird Produktivität wahrgenommen als sei es überall anwesend. Es folgt dem ein bekanntes Erklärungsmuster der Produktivität: der Reichtum an Ware, den sie produziert hat, wird verkauft und aufgekauft, sei es von Individuen, sei es von einer politisch zu verstehenden Gesellschaft die die Befriedigung bestimmter Bedürfnisse sehen und durchsetzen will. Marx nannte das die 'organische Zusammensetzung des Kapitals'.

Die zweite Beobachtung gilt den auszumachenden Widersprüchen in diesem Verkaufsprozess. Die Unterschiede der Käufer entscheiden über welche Produktivität benötigt wird, um welche Ware zu produzieren. Die Transformationslogik die diesem Prozess inne wohnt, macht jegliche weitere Verteilung unmöglich. Ein von der Gesellschaft bevorzugtes Autorennen kann nicht in die Befriedigung von noch anderen Bedürfnissen umgewandelt werden. Der Widerspruch resultiert aus der Organisation von Arbeit, sprich ihrer Arbeitsteilung die auch die unterschiedlichen Einkommensverhältnisse bedingen. Insofern kann nur bedingt die Rede von einer Zirkulation der Ware sein. Der Staat nimmt allerdings nicht den ganzen Anspruch auf Leben in der Gesellschaft auf seine Schultern. Soziale Veränderungen zugunsten einer gerechten Verteilung werden dadurch unmöglich gemacht. Es handelt sich dabei um eine Invariante der gesellschaftlichen Entwicklung die allerdings kontinuierlich die Anwesenheit bzw. Verfügbarkeit der Arbeitskraft voraussetzt. Es handelt sich demnach im ideologischen Sinne um eine 'Unsterblichkeit' der Arbeitskraft, die der Eigentümer aneignet und für den Verkauf an Ware transformiert. Der Arbeitende wird dazu angehalten diese Produktivität kontinuierlich aufrecht zu erhalten, hat aber zugleich keinen entscheidenden Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung mehr. All das kann begriffen werden als die Enteignung der produktiv gewordenen Arbeitskraft durch den Eigentümer.

Folglich ist die Frage zu stellen, reflektiert die Beliebigkeit an Äußerungen eines Arbeitenden über gesellschaftliche Zustände nicht doch auch sein Verhältnis zur Warengesellschaft, zumal das durch eine politisierte Auffassung verfälscht wird? Schließlich wird zur Normalität in der Warengesellschaft ein Konsumverhalten, wovon Karl Marx in seiner Kapital Analyse spricht wenn er aufzeigt dies unterläge dem ewigen Tauschprinzip, und darum dem Vergessen mangels Interesse an wie die Ware hergestellt wurde. Darum kann von diesem Standpunkt aus die Arbeitsverhältnisse kaum reflektiert werden, noch eine Ebene der Reflexion erreicht werden, ab dann die Argumente ihre hohe Beliebigkeit verlieren.

Soweit also die metaphysischen Fragen der klassischen Philosophie von Hegel und Kant die noch bei Marx zu finden sind. Es besteht ferner ein noch zu bestimmender Zusammenhang zwischen der Kreativität und der Produktivität im Arbeitsprozess selber.

Kritische Reflexion

Bei der Frage nach dem Verhältnis von Politik und Dialektik wirkt der Charakter der Warengesellschaft eher als Verstreuung, als das es möglich wäre zu einer einheitlichen Konzeption für die emanzipatorischen Eigenschaften der Arbeit zu kommen. Marx hat das nicht völlig bestritten, zugleich jedoch ausgeklammert. Dennoch zeigt seine Analyse wie die Selbstwahrnehmung unter den fremden Bestimmungen der Produktionsverhältnisse zu leiden hat. Weiterhin, die Ökonomie ist kaum noch als ein gewisser Prozess, ermöglicht durch Einschränkungen, zu verstehen, so dass bestimmte Bedürfnisse in der Gesellschaft befriedigt werden. Die Verstreuung und die Vereinzelung bringt mit sich eine Trennung des Bewusstseins vom Unbewussten, was wiederum den Blick verstellt und somit bei der Suche nach Lösungen der gesellschaftlichen Widersprüche hinderlich sein wird.

Karl Popper hat nun wiederum betont, Marx sei nicht völlig blind zu den ökonomischen Lehren seiner Zeit, noch zu jenen davor, gewesen. Weiterhin bescheinigt Popper Marx die wahren humanistischen Impulse und einer Bemühung um empirisch belegbare Analysen. So gesehen hat Popper eine kritisch, aber bejahende Position gegenüber Marx eingenommen. Ferner nimmt Popper mit seiner Unterscheidung zwischen Erklärung und Prophezeiung etwas vorweg, was seinen politischen Standpunkt betrifft wie vor allem in seinem Buch 'Offene Gesellschaft und ihre Feinde' vertreten. Seine Kritik gilt eher der un-dialektischen Wissenschaft die sich nicht auf die emphatischen Gesetzmäßigkeit dialektischer Begriffe einlassen will. Insofern Begriffe wie Anwesenheit aber ebenso Abwesenheit (siehe Sartre, Sein und Nichts) zweierlei bedeutet: im Sinne des Verwerfens, bleibt die Anwesenheit in der Sonne auch die Abwesenheit von Dunkelheit, Schatten, Kälte; und im Sinne des Anwesens von etwas hieße das, etwas anderes bleibt dadurch abwesend. In der ersten Struktur taucht auf die Frage der Wahrnehmung, und ob durch Kontraste alleine schon die empirischen Kategorien zu unterscheiden sind von allen möglichen Erlebnissen. Die Frage kann nicht ohne der Miteinbeziehung der Erinnerung beantwortet werden, und das hat viele in der Wissenschaft, aber auch in der Philosophie der Wissenschaft z.B. Popper zu einem Psychologismus und zur einer an der Biologie orientierten Wissenschaftsproblematik verleitet. Insofern Kontraste Erinnerungen an auch Wahrnehmungsfelder voraussetzen, werden die verschiedenen sozialen Erfahrungen durch die Getto-Bildung der modernen Wissenschaften ausgeschlossen. Dem folgt eine Hierarchisierung der Gesellschaft durch unterschiedliche Zugänge zum Wissen. Somit beginnen sich alle mehr oder weniger schwach oder stark an bestimmten Begriffen wie die der Intelligenz zu orientieren. Die sind für Marx Substrate des allgemeinen menschlichen Selbst-Bewusstseins und deswegen in den entsprechenden dialektischen Verhältnissen zur Natur veränderbar. Die Möglichkeit ist dabei eine andere als die von Kant postulierte ad hoc Frage zur Möglichkeit der Wissenschaft, gegeben die a priori Begriffe wie Raum und Zeit.

Das durchgehende Verhältnis zur Philosophie nimmt bei Marx ein konkretes Verhältnis an. Dem folgt der Fokus auf Wechselwirkungen der rein physischen Strukturen die mittels der Psyche ihren Einfluss auf Geschehnisse ausüben. Deshalb taucht auf ein Begriff wie Triebstrukturen, der von der Psychoanalyse verwendet wird und ohne weiteres Erklärungen für die 'geistige Wirklichkeit' einer jeweils vorhandenen gesellschaftlichen Entwicklung ergeben, und die das was Intelligibel ist sich auf etwas Unveränderbares bezieht. Bei Kant waren es die Gesetze die in den Dingen vorhanden sind, bei Popper ist es zur Methode der Wissenschaft geworden. Dagegen werden die Gesetze der gesellschaftlichen Entwicklung von Marx als nicht mehr als Ergebnisse eines Gegensatzes verstanden wird, sondern als Resultat desjenigen, was später im ideologischen Sinne als 'Einsicht in die Notwendigkeit' bezeichnet wird. Das betrifft vor allem das Subjekt, der Arbeiter, der in den Widersprüchen der kapitalistischen Gesellschaft verwickelt ist.

Eine zweite Interpretation der Anwesenheit dehnt sich aus auf die Vorstellung Freuds der Verdrängung, und was also die besondere Bildung des Unbewussten ausmacht. Hier versucht Popper mit seiner durchaus rationalistischen Wissenschaftsmethode politisch solche Erklärungen zu verwerfen weil sie angeblich für alles und nichts anwendbar sind. Seine Politik fordert und verlangt das Risiko der Widerlegbarkeit einzugehen. Das stellt in Frage ob es überhaupt möglich ist sich zugleich auf das Sein des gesellschaftlichen Lebens zu beziehen und dabei eindeutig in der Anwendung von Begriffen zu sein. Das resultiert in einem Nicht-Wissen begleitet vom Bedürfnis zumindest sicher in was etwas Wahres sei besonders da zu sein wo etwas Falsches behauptet wird. Wenn einmal unsicher, kann leicht fast alles geglaubt werden und dabei in Gefahr verführbar zu sein.

Da gibt es noch einen zweiten Aspekt des Begriffes Anwesenheit. Dadurch scheint sich eine Existenz zu manifestieren, wohinter keine andere, denkbare Existenz begründbar sei. Das Motiv das in einer Handlung hervortritt, ist also vordergründig und im Verhältnis zur Wirklichkeit einfach und verständlich. Demnach soll es nicht weiter hinterfragt werden. Die Vorstellungen beziehen sich damit nicht auf noch andere Ganzheiten, sondern auf Formen der vorstellbaren Wirklichkeit die auf eine Beschränkung mittels eines Realitätsbegriffes hinweisen. Was gilt, ist die Ebene der Reflexion von Etwas das existieren kann und darum bedingt durch eine wissenschaftliche Erklärung, und damit etwas Verschiedenes von was der Fall der Kunst ist. Wiederum ergab sich bei Kant die Auflösung wissenschaftliche Probleme indem er die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Notwendigen machte. Beide zugleich sind zu apodiktischen Urteilen geworden, d.h. sie sind in der Apperzeption bereits vorhanden und zum Scheitern verurteilt weil sie in ihrer Dialektik nicht den Anspruch auf Durchgängigkeit erfüllen können.

Die Frage besteht ob diese Ableitung aus der philosophischen Ideengeschichte solch einen Standpunkt ergibt der im Einverständnis mit den neuzeitlichen Entwicklungen Erkenntnisse erzielt und nicht nur über ihre Möglichkeit reflektiert, sondern auch eine Kritik an der transzendentalen Deduktion übt. Daraus ergibt sich eine andere Auffassung dessen was ein Arbeiter im Produktionsprozess erlebt. Erfahrungen und komplexe Motive, die wiederum systematisch und programmatisch vermittelt werden, belassen die Zeitanalyse bei Marx nicht weniger in einem problematischen Verhältnis zur Vermittlung seiner Erkenntnisse. Dabei wird das Nicht-Existierende Etwas einer Anwesenheit, nämlich das Mannigfaltige, also das Viele und das Wenige, zum Verschwinden und zum Schweigen gebracht. Das Problem besteht schon deshalb weil die alten, zugleich für absolut gehaltenen Kategorien längst abgestorben sind und das Begreifen der neuen Zusammenhänge eine weitere Entwicklung von Wissen und Philosophie voraus setzt. Erst dann wird es möglich sein lebendige Erfahrungen zu vermitteln, oder was Jean Paul Sarte existenziell einschränkend als 'le vecu': die gelebten Erfahrungen, beschrieben hat.

 

Arbeiterbewusstsein

Seit Marx und Engels besteht die Frage nach dem Bewusstsein des Arbeiters. Es ist noch etwas anderes zu fragen, ob neben der Determination durch die Arbeit (mit Maschinen) es schöpferische Qualitäten im Bewusstsein eines Arbeiters gibt. Der Arbeiter tut sich schwer wenn er erschöpft von der Arbeit nach Hause gekommen ist, und dann erst einmal die Problemstellung begreifen muss, ehe er an einer Diskussion teilnehmen kann. Noch schwieriger ist zu erkennen, dass es nicht an ihm liegt, sondern er hat es mit einer ziellosen Gesellschaft zu tun, deren Mechanismen sich einer gewissen Logik des Kapitals unter geordnet hat und somit er kaum noch aus einer 'Sprung-reifen' Position heraus handeln kann.

Demnach, in der kritischen Annahme einer möglichen Kritik am Kapitalismus (was eine gewisse Ansprechbarkeit voraussetzt), wäre die soziale Struktur von Proletariat, 'großer' und 'kleiner' Bourgeoisie und Sub-Proletariat der Geschichte nach eine vielschichtige Erinnerung an was gewesen ist. Interessant wäre Ansprechbarkeit bzw. Nicht-Ansprechbarkeit, die verschiedenen Bruchstellen in einer ansonsten gemeinsamen Sprache ausfindig zu machen. Arbeiter bleiben unter sich weil jeder Kontakt mit anderen Schichten ein anderes Erziehungsniveau und Sozialisierung voraussetzt.

Die Orte im Mittelalter, wo sich der ausgehende Feudalismus (Heinrich Böll meint Deutschland habe niemals diese Epoche verlassen) und der Übergang zur Industrialisierung abzuzeichnen beginnen, veranlassen Marx und Engels zu bemerken, wie schnell die 'Arbeiterklasse' sich beginnt zu formieren.

Die Politisierung ist im selben Grad eine Abhängigkeit von einer Identitätsfindung innerhalb einer sich verändernden Wirklichkeit. (siehe Engels, Vorwort zum 'Kommunistischen Manifest' in Polnischer Sprache). Die Verbreitung des Manifest als Indiz der Industrialisierung, wobei Polen unabhängige nationale Identität erlangen soll, insbesondere gegenüber den russischen Fabrikbesitzern und dem gescheiterten polnischen Adel; diese Frage der Geschichte ist beeindruckend wie sich die selben Fragen in einem modernen Sinn stellt, wobei die kulturelle Identität und die vielschichtige Interesse an dem wirtschaftlichen Vorgang die Positivität der Leistung hervorzuheben versucht, insofern Engels und Marx betonen, dass der Arbeiter der Einzige ist, der nicht flüchtig geworden ist und er der Einzige ist, der den Wert produziert.

Im Widerspruch dazu hat durch die ökonomischen Zusammenhänge ausgelösten 'Wert-Schöpfungen' von Anfang an eine andere Rekonstruierbarkeit der Wirklichkeit statt gefunden. Marx ging dem nach, indem er das Alte und Neue Testament von der Logik her aufgriff und auf die Frage nach dem Eigentum anwendete. (Marx, Engels, Werke 3, „Der Einzige und sein Eigentum“, Berlin 1969). Doch unter Rekonstruierbarkeit sind zweierlei gemeint: erstmals, die These von Habermas zur Unmöglichkeit der Rekonstruierbarkeit der Vergangenheit; und zweitens, andere Machtverhältnisse verschieben sozusagen die Verhältnis ohne das wirklich zu antizipieren, aber was das Scheitern der Arbeiterklasse und der Revolution vorweg nimmt. Es fehlte an einer realistischen Einschätzung dass der Arbeit die Wertschöpfung nur innerhalb einer bestimmten Produktionsstruktur leisten will, denn dazu bedarf es eine praktische Herangehensweise die frei von politischer Einflussnahme ist. Der Kern der Entscheidbarkeit innerhalb der Industrialisierung verläuft anders als nach Klassenverhältnissen. So entstellt die auferlegte Logik die dem Alten und Neuen Testament entnommen wurde diese Wirklichkeit die sich noch unter anderen Bedingungen und Gesetzen formiert. Wichtig wäre es diesen Unterschied zwischen der Analyse von Marx und Engels und der Wirklichkeit herauszuarbeiten.

Jean-Paul Sartre versuchte im Kontrast dazu eher Reichtum und Armut als Teil eines halb-blinden Gesamtzusammenhanges zu begreifen. Wert-Schöpfung würde dann durch den Bedarf auf etwas Bestimmtes rekonstruierbar sein, dagegen die Arbeitslosen, in ihrem Hunger und Bedarf nach bezahlter Arbeit, sind vor allem abhängig von der Kaufkraft des Geldes.

Bekanntlich hat dann doch Marx die 'Negationskraft' des Geldes verdeutlichen wollen, wobei zu urteilen gilt inwieweit er von seiner ursprünglichen Intention ab gekommen. Wenn ja, dann bleibt das ein verlängertes Problem bis hinein in die Gegenwart. Hier gilt zu untersuchen die Triebstruktur pervertiert werden kann, sobald jemand in Rage (gesteigerte Wut) darüber gerät wenn das Geld ihm systematisch verwehrt wird. Solch eine Rückbesinnung kann sich auf Arbeiten und einer Ausstellung von Kurnitzky zum 'Mythos Geld' berufen. Geld gilt alles von Erde bis zur Weiblichkeit, wobei eine Theorie der Andersheit hinzu kommt. Das wird ganz einfach ausgedrückt als eine Möglichkeit: kann ich eine andere Person sein sobald ich Geld in der Tasche habe? Schließlich ist auch der Stärkste der Schwächste wenn ohne einen Pfennig oder Taler oder Dollar in der Tasche. Dabei handelt es sich um eine Reflexionsebene, im Verhältnis zu den dringenden Problemen, die in der Gesellschaft gelöst werden müssen. Historisch gesehen, es ist interessant wie die neuen Nationen ab dem 19.Jahrhundert ihre eigene Währung, und nicht nur Sprache, durchsetzen. (siehe Benedict Anderson, Imagined Communities, New York 2006).

Alle Gesellschaft benötigen um existieren zu können Abwechselungen zwischen aktiv und passiv Sein, doch kommt es darauf an welches Seiende die Dinge ermöglichen. Eine Gesellschaft hat sich darauf besinnen was ist für sie fruchtbar. Um zu bestehen, Konsequenzen von ermöglichten müssen verkraftbar sein, besonders wenn einiges schief läuft und eine weitere Korrektur des einmal eingeschlagenen Kurses erforderlich sein wird. Das hängt wiederum von der Diskutierbarkeit ab doch nicht alle Regierungen oder Hauptfiguren sind bereit bestimmte Probleme wahrzunehmen, oftmals weil aus Angst oder perversen Interessen sie niemals zur Sprache gebracht werden. Wenn Regieren davon abhängig ist, kommt es darauf an zu begreifen welcher Philosophie auch immer nachgegangen wird. Kant in 'Streit der Fakultäten' setzte voraus philosophische Ratschläge sollten zu Gesetzen die es ermöglichen gute Geschäfte zu machen, münden. Das ist aber eine zu reduzierte Auffassung von Gesetz insofern Gerechtigkeit nicht vom Geld-machen abhängig gemacht werden kann.

Seit Marx bis zur Europäischen Kommission wird auf Kreativität als produktive Kraft gesetzt. Im philosophischen Kontext handelt es sich um eine ganz andere Klärung der Bedingungen die die Kreativität ermöglichen als was in der Kunst erforderlich ist. Philosophisch ergibt sich keine Problemlösung aus der Negation des 'kreativen Denkens' das dennoch oftmals und systematisch aus den Institutionen getrieben wird. Was bleibt als Mode ist eine Machtausübung die sich der negierenden Kraft bedient, was aber kein beständiges, so auch kein genüssliches Erscheinungsbild das jederzeit reproduzierbar wäre.

Marx hat dazu in 'Irrtümern' bereits angedeutet, welche doppelte Bindung der Intellektuellen an die illusionistische Lösung des Widerspruchs der Gemeinschaft, die nicht dem Anspruch auf soziale Gerechtigkeit genügt, vorauszugehen hat. Das hat sich faktisch laut Cornelius Castoriadis drastisch fortgesetzt, und zugleich verändert, weil heutzutage die kybernetische Grundlage bedeutet das Denken folgt lediglich einem 'iterativen' Prozess und folglich nimmt keinen Widerspruch mehr wahr. Das heißt, Denken ist bereits befangen weil im System gefangen, und deshalb außerstande zwischen System und Nicht-System den Widerspruch auszumachen. Folglich wird heutzutage der Widerspruch selten oder kaum noch als Fehler erkannt.

Kreativität

Kreativität ist ein menschliches Phänomen und kennzeichnet vor allem diejenigen, die selbständig tätig sind, sei es als Schriftsteller oder Maler. Doch ein großer Unterschied besteht zwischen Schöpferisch sein zu wollen und es wirklich zu sein. Hierzu passt eine Beobachtung von André Breton der meinte Picasso müsse nicht das Surrealistische Manifest befolgen, weil imstande seiner eigenen Moralität der Kreativität zu folgen. Weitere Kenntnisse von Picasso können aufzeigen was damit gemeint sei. Vor allem akzeptierte Picasso eine Grundbeschränkung: er wollte niemals so abstrakt etwas gestalten, dass kein Mensch noch einen Zugang zu seinem Werk finden würde. In den beiden Kubistischen Phasen, der analytischen und der empirischen, gab es immer konkrete Gegenstände im Bild, z.B. ein Fetzen Zeitungspapier, um die Verbindung zum Alltäglichen zu bewahren. Dagegen scheinen viele Künstler zu vergessen nachdem sie sich aufmachten ihre Kunst zu gestalten, dass es immer noch darauf ankommt, zum Ausgangsort zurückzukehren, um den Menschen im Alltag etwas zu geben, dass das Verstehen von was sie durchleben ermöglicht. Ernst Bloch hat das als eine Reise die beides beinhaltet, beschrieben: Verfremdung und Entfremdung. Beides zusammen macht erst die Reflexion dessen möglich, was bis dahin als etwas Selbstverständlich vorausgesetzt wird, aber keineswegs Selbstverständlich ist. Damit beginnt Adorno seine Ästhetische Theorie.

Wenn vom 'Geist' die Rede ist, und hier wurde Marx weitgehend von Hegels Schriften beeinflusst, besteht die Gefahr, all das zu übersehen und nur noch innerhalb des theoretischen Zusammenhanges zu verbleiben. Das verleitete bekanntlich Hegel dazu zu behaupten, das Ganze sei das Wahre. So kommt es darauf an, sich nicht von schöpferischen Quellen abtrennen zu lassen. Franz Jung im „Weg nach unten“ tut darin Kund die Meinung die einfachste Methode jemand abzutöten ist ihn nach oben zu delegieren. Arbeiter beschreiben was sie dann nur noch zu hören bekommen als 'abgehobenes Gerede' ohne wirkliche Belange für ihr konkretes Leben.

Eine Methode um schöpferisch bleiben zu können, ist konsistentes Denken, um die Diskontinuitäten zu überwinden und Kontinuität über größere Zeitspannen aufzuzeigen. Konsistent sein heißt Konflikte, Widersprüche und Ungereimtheiten durchzuarbeiten. Selbst in der Literatur kann nicht jemand beschrieben werden als benutze er einen Computer wenn es die zu jenem Zeitpunkt noch nicht gab. Die Authentizität ist zugleich Ausdruck einer schöpferischen Wahrheitsfindung die davon ausgeht während in einer erster, zugleich einfachen Wahrnehmung bzw. Übersicht, ganz bestimmte Widersprüche gar nicht in Erscheinung treten, denn sie werden erst dann evident, wenn eine weitere Problematisierung einen komplexeren Zusammenhang zulässt. Ansonsten geht allzu viel verloren, insbesondere wenn eine Art Zensur gegen was als unnötige Problematisierung bzw. Hinterfragung bezeichnet wird, errichtet wird.

Marx konnte nicht die vielen Diskontinuitäten in der deutschen und Europäischen Geschichte voraussehen, doch auch sein Rückblick auf die Antike scheint eines zu bestätigen: jede Epoche geht von einer Kindheitsphase aus, doch bei Marx käme es darauf an inwiefern der Reiz der Kindheit nicht ins kindische umschlägt.

Doch abgesehen von diesem winzigen Einschub, etwas das noch unter dem Thema 'Modernes Denken und die Antike' behandelt wird, bildet der Zweite Weltkrieg vor allem eine enorme Diskontinuität, vorausgesetzt das wird nicht falsch verstanden. Denn Kritiker stellten fest nach 1945 wurden die für Hitler und dem ganzen Machtapparat tätig waren, erneut eingestellt. Bekannt ist der Fall des Richters Filbinger. Joschka Fischer veranlasste als erster Außenminister eine Studie über welche Diplomaten mit dem Nazi Regime kooperierten und nach 1945 weiterhin im Amt blieben oder eine Ehrenbeerdigung erfuhren. Doch SPD Mann Klaus von Dohnanyi war sich all das besonders bewusst wegen seinem Vater der eine der Hauptfiguren im Widerstand gegen Hitler war. Um so mehr ist bedeutsam was Dohanyi hervorhebt, wenn er meint nicht all Deutsche waren Nazis, und die deswegen eine andere Kontinuität in der deutschen Geschichte darstellen. Dazu gehört der Theologe Bonhoeffer. Doch was besonders in diesem Zusammenhang von Widerstand und Rettung von anderen, insbesondere Juden, wichtig wird und was Klaus von Dohnanyi anhand seines Vaters hervorhob, ist die Bedeutung kreativ in allen Momenten zu sein. Dazu gehört auch der Witz und die Klugheit bestimmte Situationen zu nutzen. Zum Beispiel beschwerte sich Hitler das viele deutsche Spione die nach Amerika entsandt wurden, sehr leicht aufflogen weil sie alle Englisch mit einem Akzent sprachen. Dohnanyis Vater schlug jüdische Mitbürger, die im Ersten Weltkrieg gedient hatten, als zukünftige Spione vor und die Gestapo akzeptierte das ohne weiter nachzufragen, wer in Wirklichkeit diese Personen seien. Beispiellos war dann was die Gruppe an der Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz erlebten. Da Juden trugen sie alle den gelben Stern. Einmal an der Grenze angekommen, sagte der Grenzsoldat zu ihnen, dass sie den Stern abnehmen sollten weil das nicht gerne in der Schweiz gesehen würde. Sie taten es und kamen dadurch in Sicherheit.

Das kreative Element im Widerstand wird von Peter Weiss in 'Ästhetik des Widerstands', wobei das unerwartete Elemente etwas anderes miteinbezieht und der ganzen Situation plötzlich eine andere Ausgangsmöglichkeit verschafft. Da flieht einer Francos Polizei und rettet sich indem er in eine Kirche flieht. Einmal drinnen, entdeckt er an den Wänden wunderschöne Gemälde. Beim Betrachten vergisst der Mann, dass er der Fliehende ist. Statt zu schwitzen aus Angst, entspannt sich sein Gesicht und lässt ihn hinaus gehen so als sei nichts gewesen. Die Polizisten suchen einen anderen Mann als ihn. So entkommt er. Das Kreative daran ist die Möglichkeit sich selber in einer gefährlichen Situation so zu verändern, dass keine Gefahr mehr besteht.

Wenn gefragt wird, wo und wie kann Kreativität verloren gehen, dann muss es nicht unbedingt etwas so gewaltiges wie der Krieg sein. Adorno meinte Bequemlichkeit kann bereits der Anfang vom Ende sein, und rät so bald man sich bequem einzurichten, ist es an der Zeit sich hinaus zu werfen. Unbequem sich selber gegenüber zu sein, das kennen unter anderem Journalisten, die wissen um an wirkliche Quellen an Informationen zu kommen, kann man nicht nach den ersten oder zweiten Rückfällen oder Scheitern einfach aufgeben. Es kommt also auf diese innere Verhandlung mit sich selber an denn manchmal kann bereits das schlechte Wetter dazu beitragen, einfach das Hinausgehen um Nachzusehen, zu verschieben. Wiederum sagten Polnische Widerständler im Zweiten Weltkrieg über die jüngeren Widerständler der Post-Solidarnosc Phase in Polen nachdem das Kriegsrecht verhängt wurde, dass sie grundsätzlich einen Fehler machen, nämlich nicht sofort das zu erledigen was sie gleich tun könnten. Oft trägt das Aufschieben zu einem Anhäufen an unerledigten Aufgaben während die spontane Reaktion auf was kurz in der Gegenwart erkennbar wurde und nicht fünf Minuten später wieder kommen wird, ausbleibt. Stattdessen bleiben die Leute dann faktisch im abstrakten Netz hängen und sind nicht mehr fähig aus der vorgeschriebenen Ordnung herauszutreten. Letzteres wird insbesondere erforderlich wenn etwas sofort in Frage zu stellen ist noch ehe es zu spät sein wird, um eine Korrektur vorzunehmen.

Etwas anderes sind Fußballanhänger, manche darunter fanatische, wenn nicht organisiert um das Auftreten von einer Masse an Menschen – manche Stadien können bis zu 70 000 Menschen fassen – für noch andere Zwecke auszunutzen. Das kann unter der Kategorie para-militärischer Übungen fallen und insbesondere in Verbindung mit rechten Kreisen gebracht werden. Ein charakteristischer Zug ist den einzelnen von der eigenen Kreativität abzuschneiden, um ihn oder sie durch Hass und Wut in Richtung einer Gewaltbereitschaft anzutreiben. Dazu gehört der Aufbau bestimmter Feindbilder. Im Fußball können das bereits die Anhänger der Gegenseite, also der anderen Mannschaft, sein. Interessanterweise hängt beim Gorki Theater in Berlin ein Transparent mit der Aufschrift, „wenn Deine Identität ein Feindbild braucht, dann mit Sicherheit ist Deine Identität ein krankes.“ Krankheit ist hier eine Umschreibung einer fatalen Weigerung sich noch andere Lösungen und Wege auszudenken und zu nutzen. Fanatiker sind bekannt für ein stures Denken. In der Meinung sie würden immerzu herum geschubst werden, nehmen sie eine viel härtere Position ein als was nötig ist. In der Debatte über den Surrealismus macht sich immer wieder bemerkbar, dass noch etwas bei solchen Menschen hinzu kommt, und zwar eine Vorliebe für Kitsch. Diese zutiefst sentimentale Sprache wird vermittelt durch all mögliche Scheinobjekte von Teddybär zu T-shirts mit der Inschrift 'Ich liebe Berlin'. All diese Objekte enthält eine Negation des qualitativen Anspruchs auf Lebensqualität die nur mittels ästhetischer Reflexionen zu realisieren ist. Kurzum, es fehlt dem Ganzen ein Schönheitsbegriff der durch eine kitschige Vorstellung desselben ersetzt wird. Das grauenvolle daran entspricht der Absicht den anderen das Gruseln beibringen zu wollen bzw. den anderen soweit bekämpfen, so dass er Angst vor einem selber bekommt. All das und mehr beschneidet jegliche kreative Ansprache des anderen, und macht unmöglich etwas gemeinsames zu teilen.

Gegenwärtig gibt es sehr viele Kompensationsmechanismen die zwecks Ersatz für eine reale Erfüllung von Bedürfnissen eingesetzt werden. Einher gehen damit Verweigerungsstrategien die eine Entdeckung der Zukunft verhindern, und darum alles in der Gegenwart als aussichtslos erscheinen lassen. Das verleitet zu einer zuerst subtilen, dann immer stärkeren Dispersion an Angst die weitere kreative Kräfte lähmen werden. Die Folgen zeichnen sich ab in einem Schweigen wobei viele nicht mehr Lesen und Schreiben können, so dass sie die Angst nicht hinterfragen können. Früher oder später wird es zu einem realen Schock kommen, wenn diese Besetzung durch Angst nicht aufgehoben wird. Solange die Tatsache verschleiert wird, dass sie sich an einer fatalen Komplexität reiben, und ihr Scheitern nicht an ihnen sondern am System liegt, bleiben sie ohne Ergebnis. Nicht umsonst evoziert hier Albert Camus erneut den Sisyphus Mythos und das Urteil, alles sei aussichtslos. Bei fataler Komplexität ist zu verstehen nicht konsistent arbeiten und darum auch nicht schöpferisch vorgehen zu können, und stattdessen nicht bestimmt sein zu können, was die Richtung der ganzen Entwicklung betrifft.

Diese historische Komplexität mit ihrer fast unvorstellbaren Langweile (Thomas Mann nannte das den Grund für den Ersten Weltkrieg) will etwas besiegen, was nicht auf solch eine Weise gerettet werden kann und doch Leben hieße. Nervosität wegen bevorstehenden Entwicklungen lässt sich mit der entscheidenden Frage verbinden, was suchen die Menschen und versuchen zu tun, wenn sie der Meinung sind sowieso stets unterlegen zu sein? Der fatale Komplex begrenzt die äußeren Bedingungen des Anspruches auf Überwindung einer inneren Schizophrenie. Orwell beschreibt in „Down and Out in Paris and London“ wie der Kellner es versucht sein unehrliches Gesicht dadurch vor einer Entdeckung oder Entlarvung zu bewahren, indem er nur hinten in der Küche über die Kunden schimpft, aber zugleich ein lächelndes Gesicht anlegt wenn er an den Tisch zwecks Bedienung tritt. Er bewegt sich fortlaufend zwischen einem vergeblichen Versuch den eigenen Stolz auf sich selber vor einer Entleerung zu schützen, wenngleich er sich wegen der Abhängigkeit vom Geld sich mit einer ganz anderen Miene auf die Kunden zu bewegen muss. Insofern bewirkt die negative, zugleich endlose Kraft des Geldes eine Machtverschiebung zugunsten eines Tauschwertes, dem das Ich sich ergeben muss, um überhaupt im System aktiv sein zu können. Das kommt fast gleich einem Gang zum Selbstopfer, und das nicht einmal, sondern ständig während der ganzen Zeit des Servierens absolviert wird. Interessanter Weise gilt das Selbe, aber um so drastischer dem Dienst eines Soldaten.

Die Verbindung zum Tauschwert ist stets abstrakt für den einzelnen, da unmittelbar kein realer Zusammenhang besteht. Zum Beispiel, der andere kann nicht verantwortlich gemacht werden, warum er sich ein Essen im teuren Restaurant leisten kann, der andere nur Bettler ist. Doch es kommt stets zu einem Zusammenprall zwischen diesen recht unterschiedlichen Welten deren Trennung womöglich weit in die Kindheit zurück liegen und darum niemals die Chance hatten der Armut zu entkommen. Doch ein anderes Beispiel kann noch etwas verdeutlichen. Da gibt es den Vorfall als der Maler Modigliani ein Restaurant betrat mit der Absicht ein Bild zu verkaufen. Er ging von Tisch zu Tisch als er zu einem Ehepaar kam. Als er aber sah wie dieses Ehepaar seine Arbeiten kaum würdigten, negierte er sie als potentielle Käufer da ohne einen feinen Sinn für seine Bilder. Wut entbrannt zerstörte er sein Bild und beendete damit die Möglichkeit eines Tausches. Modigliani war bekannt für solch ein wildes Temperament. Meistens hatte er kein Geld und hielt sich aufrecht mit roten Wein und Haschisch. Er ruinierte sich selber und starb einen frühen Tod im Alter von 35 Jahren. Was aber diesem Rückblick auf solch schöpferische Genies entnommen werden kann, so sind sie umstrittene Modelle die den nachkommenden Generationen enorm belastet, denn all das kommt nahe einer Selbstaufgabe für die Kunst, oder für ein schöpferisches Leben, unabhängig davon ob damit Geld verdient werden kann oder nicht. Die Trotz-Reaktion die das hervorrufen kann, ist die Geldfrage als etwas gleichgültiges zu behandeln oder einfach abzutun, als würde das nicht entscheidend sein, um existieren zu können.

Immer wieder wird solch eine trostlose Existenz vor allem mit dem armen Dichter in Verbindung gebracht. Da ist Spitzwegs Bild vom Dichter der in einer Dachwohnung kauert und vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten ist. Goethes Darstellung vom Leiden des jungen Werthers löste eine Reihe an Selbstmorde von jungen Männern aus die die Aspiration hatten Dichter zu werden. Ein deutlicher Grund für den Verlust des Dichters an Halt in der Gesellschaft wird von Goethe als Verlust einer wahren Liebe dargestellt. Der Dichter liebt eine Frau aber sie zog einen anderen Mann vor. Jener steht praktisch auf seinen Füssen und ist darum imstande Geld zu verdienen, und sei das als Handwerker der nur wenig fürs fein geistige bzw. für die Poesie übrig hat. Ähnlich erging es Hölderlin als er Hauslehrer bei einem Geschäftsmann war, sich in dessen Frau verliebte weil die Erste die auf seine Gedichte einging und ihn verstand, aber Hölderlin konnte nicht nachvollziehen, dass sie sich ebenso unter den Geschäftsleuten auf einer Party die ihr Mann gab, frei bewegen konnte und jedem zulächelte. Das war eine andere Form der Schizophrenie die Hölderlin nicht zu überwinden verstand. Kafka versuchte gar nicht erst mit den Geschäftsmännern zu konkurrieren; in einem Brief an Felice gab er zu, dass er unter ihnen nicht zu existieren vermag, er würde schließlich nur zwischen den Zeilen die er schrieb, existieren.

Wenn also die Rede von Poesie ist, dann besteht sofort die Frage wie entstehen Gedichte bzw. reflektieren sie selber einen schöpferischen Vorgang der oftmals unsichtbar bleibt bis er plötzlich hervorbricht und sich poetisch artikuliert? Eine erste Antwort gibt es auf diese Frage, denn es kommt auf eine selbst auferlegte Beschränkung an, um imstande zu sein etwas hervorzuholen. Hat ein Dichter die Haiku Form gewählt, kann er nicht anders als seine Suche nach dem passenden Wort dieser Form der Dichtung anzupassen. Gleichzeitig bedeutet das etwas schöpferisch Hervorgeholtes ist auf jeden Fall nicht willkürlich.

Das Stimmige im Gedicht kann im Grunde genommen eine tiefe Übereinstimmung mit dem Lebensrhythmus sein, wobei die Dichterin Katerina Anghelaki Rooke eine Poesie des Lebens der Poesie des Todes entgegen stellt. Nur die Poesie des Lebens ist imstande dem Negativen, also auch die Negation des Lebens durch den Tod, etwas entgegen zu setzen. (siehe The poetics of life versus the poetics of death - Katerina Anghelaki Rooke (1994) ) Doch wenn die Poesie selbst zu solch einer Negation neigt, dann handelt es sich in den meisten Fällen um eine abgeschlossene Wahrnehmung. Die Weltanschauung nimmt eine Finalität an, um dann lediglich der praktischen, also negativen Welt, etwas romantisches entgegen zu setzen. Was selten über die Romantik als Kunstgattung ausgesagt wird, aber doch der Fall ist: sie transformiert die Dimension der Sprache in Wahrheit zu einer 'Vertilgung des moralischen Bewusstseins', wobei die Vorliebe fürs Extreme dem sympathischen Zug, realistisch auch im moralischen Sinne bleiben zu wollen, folgt und zugleich ihn ersetzt.

Ein gutes Beispiel für solch eine Dichtung liefert Hölderlin der in seinem 'Vaterland'-Gedicht die Selbstaufgabe zu einer höheren moralischen Wertigkeit macht, eben weil er keinen gewöhnlichen Tod erleben mag, aber einer der im Kampf um die Freiheit des Vaterlandes geschieht, seine volle Zustimmung hat. Kein Wunder wenn Hitler das Gedicht nutzte, um die Jugend für den Krieg zu gewinnen. Da dies in Wirklichkeit unvorstellbar ist, sei hervorzuheben, dass die Moral eben mit dem Bewahren des menschlichen Lebens zu tun hat und eben nicht das Töten von anderen um jene ersehnte Freiheit des Vaterlandes zu erlangen, bedeuten kann. Denn die eigene Freiheit ist ja schließlich die Freiheit des anderen. Selten wird aber das als grundsätzliches Problem erkannt wenn die Poesie sich vom moralischen Anspruch auf Freiheit und darum vom wirklichen Sinn eines schöpferischen Vorgangs abwendet, und statt etwas zu schaffen, nur zerstören will. Daraus entsteht die ideologische Wende, insofern behauptet wird, um das Neue zu erlangen, müsse zuerst das Alte zerstört werden. Diese Losung funktioniert im Namen der Gesetz und Gerechtigkeitspartei in Polen und wird von vielen anti-Europäern ebenso befürwortet. Verloren geht dabei die gegenseitige Bedingtheit von Freiheit und schöpferischem Vorgehen.

Seit Hegel meinte 'das Ganze ist das Wahre', besteht die kritische Frage wie vermittelt sich das im Sein der verschiedenen Philosophien? Kann das überhaupt verstanden werden als Grund der Existenz, oder ist es nicht allzu abstrakt, abgehoben und darum eine unrealistische Prämisse? Adorno antwortete darauf, 'das Ganze ist nicht das Wahre'. Hier wird also direkt der Zweifel zur Bedingung für Offenheit gemacht und mündet in einer Erklärung die nicht behauptet alles erklären zu können. Zweifel ist nicht das Selbe wie Unsicherheit. Während Zweifel nach vorne drängt, verbleibt der von Unsicherheit bestimmte Mensch in einem Angstzustand und kommt darum zu keiner Entscheidung. Eine Position zum Leben voller Ungewissheit ohne die sinnliche Gewissheit aufzugeben, einzunehmen, das verlangt laut Foucault. Er meint ein jeder muss sowohl drinnen als draußen von der Gesellschaft sein können, und zugleich imstande die Spannung zwischen beiden Positionen aushalten.

Nun ist sehr viel in der Philosophie über den 'Grund', insbesondere über den letzten Grund spekuliert worden. In der deutschen Sprache enthält er sogar eine Doppelbedeutung wenn z.B. Hegel meint das Ich müsse sich einen Begriff geben, um vom Staat anerkannt zu werden, nur das Problem sei dass 'das Ich im Begriff zugrunde geht', also sich selbst zerstören bzw. die eigene Identität auflösen würde. Folglich kommt es darauf an Identität und Begriffslogik nicht miteinander so verknüpfen, dass diese Selbstzerstörung vermeidbar ist, doch besteht hier ein reales Problem. Allgemein scheint es ein schöpferisches Ich wird stets an den institutionellen Grenzen scheitern und im Aufgeben eigener Identität in den Raum der Unverantwortlichen vorstoßen. Heidegger diffamierte darum die Massen an Menschen weil nicht bereit Verantwortung auf sich zu nehmen, insofern sie nicht sagen würden 'Ich würde das tun', sondern 'man tut das'. Die Flucht in die Allgemeinheit ist aber nicht anders als Beamten oder Soldaten die sich verteidigen, dass sie nur Befehle gehorcht hätten wenn sie doch ein Massenmord an den Juden hätten verhindern können. Albert Camus bezieht da Sekretärinnen mit ein die die Anordnung zum Mord tippten; eine Weigerung hätte die gut geölte Maschine plötzlich Sand im Getriebe geworfen. Was wiederum Widerstand auszeichnet, ist die Möglichkeit andere Wege zu sehen wo ansonsten nur gehorchen oder erschossen zu werden als einzige Alternativen präsentiert werden, und dazu bedarf es die Phantasie.

Praktisch verlangt jede Praxis, nicht nur kreativ zu sein, sondern auch frei zu sein im Gewissen. Dazu gehört die oftmals falsch verstandene 'Dialektik der Säkularisierung', insofern die Trennung zwischen Kirche und Staat es erlaubt, dass der einzelne nicht gezwungen werden kann gegen sein Gewissen vorzugehen. Das hat sich vor allem in der Frage der Pflicht für den Wehrdienst nieder geschlagen, aber ist nicht die einzige Struktur die in der Gesellschaft besteht, die Menschen zwingen kann ihr Gewissen aufzugeben. Das wird umso bedrohlicher wenn Politik sich weg vom demokratischen Anspruch entwickelt wie der Fall in der Türkei. Nach wie vor gilt es den Anspruch den einzelnen gegen Gruppen- bzw. Staatsgewalt zu schützen. Die Einseitigkeit wie das z.B. in Amerika oftmals von der Polizei ausgelegt wird, wenn sie jemand verhaften, beruht auf einer mangelhaften Legitimation solch einer Machtausübung. Um so brutaler wird es wenn Unsicherheit besteht was die wirklichen Rechte auf beiden Seiten sind. Seit Hegel's Philosophie des Rechts ist die Anerkennung des Staates durch die Polizei eine höchst umstrittene Auslegung das in der jederzeit zitierten 'rule of law' – die Gültigkeit des Gesetzes für alle - mündet.

Die Unsicherheit wird gerne von Politikern als ein Bedürfnis nach mehr Sicherheit, sprich Aufstockung von Polizei und Militär, um interpretiert. Dadurch geht nicht nur eine Qualität an Leben verloren, sagte doch Perikles in seiner berühmten Rede Athen bräuchte nicht Armeen um sich zu verteidigen, sondern aktive Bürgerteilnahme. Viele tun sich schwer das zu realisieren weil es was nicht nur Partizipation sondern auch aktives Engagement von allen Bürger voraussetzt, etwas unmögliches wenn es Diskrepanzen zwischen Armen und Reichen gibt. Das Organisieren von Partizipation bedarf der sinnlichen Wahrnehmung und darum eine lebendige Sprache mit der die Menschen sich gegenseitig ansprechen. Hegel hat die sinnliche Gewissheit als auch die Poesie nicht als eine Quelle von Wahrheit anerkannt. Vor allem wird übersehen, dass die Unsicherheit auch Ausdruck einer Lebensqualität ist, und zeigt wie wirklich gelebt und was erfahren wird. All das wird bedingt je nachdem die Person das Gefühl hat nicht nur in persönlichen Beziehungen, vorab in der Familie, geborgen zu sein, sondern auch sich in der Gesellschaft wohl fühlt, weil er oder sie mit dem Anspruch in solch einer Gesellschaft zu leben, übereinstimmt. Der Schriftsteller Kundera bringt das auf einen sehr wichtigen Punkt, wenn er schreibt: „die Toten begraben die Toten, die Lebenden pflücken die Blumen“.

Die große Gefahr ist, dass sehr viele in eine manische Depression abrutschen. Daraus resultiert eine aggressive Haltung mit Tendenz zur Intoleranz und Hass. All das und mehr bestätigt sich als eine Leere in der Gesellschaft weil keine schöpferischen Impulse die Lebendigkeit fördert, und stattdessen die Menschen bloß aus dem Affekt heraus handeln und reagieren werden. Meistens wird das durch abwertende Urteile von allem vorweg genommen. Es ist eine weitere Methode sich des Widerspruchs zu erledigen. Paul LeMan nahm diese Entwicklung vorweg. Als der eine Kunstausstellung in Holland während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg organisierte, und gefragt wurde, warum keine bekannten jüdische Künstler darunter seien, war seine Antwort sehr bezeichnend für die Strategie einer Abwertung des anderen bis die nicht mehr Ernst genommen werden müssen. Paul LeMan meinte es handele sich um bloß mediokre Künstler deren Abwesenheit keinen großen Verlust oder Lücke in der Ausstellung darstellen würden. Allein das fördert einen Hang zu einer Künstlichkeit das nicht mehr mit Kunst zu tun hat, sondern als repräsentative Schau praktisch für Propaganda Zwecke genutzt wird und darum nicht das Selbstverständnis der Menschen die möglicherweise in die Ausstellung kommen, bereichern kann.

Schöpferisch in der Gesellschaft sein zu können, ist weder eine Selbstverständlichkeit noch ein leichtes Unterfangen. Eine wichtige Begrenzung ist Kants Feststellung eines Scheiterns an Strukturen. Zu erinnern, Kant ging davon aus, dass das Ich seine Vorstellung begleiten kann, doch in der Realität stellte er fest, dass dies nicht möglich ist. Da kommt die Trennung wenn die Vorstellung an Strukturen stößt und ab dann das Ich einen anderen Weg als die Vorstellung geht. Dies sei zu erinnern, dass der Anspruch schöpferisch zu sein mit der Freiheit, überall zuhause sein zu können, zu tun hat. Das würde bedeuten die gesellschaftlichen Strukturen sind durchgängig

 

Hatto Fischer

Hamburg Sept. 1976 – Berlin 1978

neu überarbeitet Berlin März 2017

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