Ποιειν Και Πραττειν - create and do

Digitalisierung der Zukunft von Hatto Fischer

Einleitung

Seit langem wird die Nachhaltigkeitsfrage thematisiert, doch wie hängt das mit einer digitalisierten Zukunft zusammen? Da gab es z.B. am 25. September 2013 im Vortragssaal der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt/Main eine Buchvorstellung zum Thema: „Was bleibt? Nachhaltigkeit der Kultur in der digitalen Welt“. Folgende Erklärung gab es dazu: „Die Publikation ist das Ergebnis der Zusammenarbeit  zwischen dem Internet & Gesellschaft Co:llaboratory und nestor, dem deutschen Kompetenznetzwerk zur digitalen Langzeitarchivierung in der Initiative Nachhaltigkeit in der Digitalen Welt

(http://www.collaboratory.de/w/Initiative_Nachhaltigkeit_in_der_Digitalen_Welt).

Darin wird gefragt, was von den Zeugnissen des kulturellen Schaffens und der Wissenschaften, die auf digitalen Trägern festgehalten werden, in 5, 20 oder 100 Jahren bleiben wird. Experten beleuchten aus unterschiedlicher Perspektive verschiedene Aspekte von Nachhaltigkeit und digitaler Langzeitarchivierung. Ungeachtet aller Unterschiede einigt sie die Überzeugung, dass jetzt gehandelt werden muss, um die Grundlagen für eine nachhaltige Sicherung unseres kulturellen Erbes in der digitalen Welt zu schaffen.“ (1)

Eine zusätzliche Frage stellt sich dabei: warum ist das kulturelle Erbe überhaupt so wichtig? Eine praktische Antwort darauf kann sein, daß es die Identität vor allen möglichen Einbrüchen bewahrt, insofern es nicht in Vergessenheit geraten lässt wie einst Menschen lebten als es das Internet noch nicht gab und darum die Kontinuität der menschlichen Identität gewährleistet bleibt.

Innerhalb von Europa ist das kulturelle Erbe insofern von großer Bedeutung, da das Zusammentragen verschiedener kultureller Einflüsse möglicherweise ein Herausbilden der Europäischen Identität fördern kann. NOSTRA und andere Organisationen widmen sich dem sehr, zugleich hat die UNESCO längst erkannt außer dem materiellen gibt es auch das immaterielle Kulturerbe. Letzteres beinhaltet was Großeltern ihren Enkelkindern aus der Geschichte erzählen wobei dann Erinnerungen und Bedeutungen ineinander gehen und etwas bewirken, das Spuren hinterlässt. Es kann ebenso die Bedeutung eines bestimmten Ortes, ja einer Bank wo Liebhaber sich stets traffen, sein. Wird das einmal erkannt und als wichtig genug aufgefasst, um die Bank bewahren zu wollen, kann solch eine Wertschätzung zu einer behutsamen Stadterneuerung verleiten d.h. die Bank bleibt bestehen und die Straße wird da herum gebaut.

Ganz anderes sieht es aus, wenn den Menschen ihre Erinnerungen abhanden kommen. Das geschieht im Krieg oder folgt Naturkatostrophen. Immer wieder ist zu beobachten, wie sehr das Militär oder eine Gruppe die die Macht ergreifen will es auf den Entzug des kulturellen Erbes absieht. Als die Talibans die beiden großen Buddha Statuen zerstörten, beabsichtigten sie damit Erinnerungen an die Existenz einer anderen Religion zu verbannen. Das geschieht in der Absicht die Menschen nur einem Realitätsbegriff zu unterwerfen, denn ohne ihres kulturellen Erbes sind sie nicht mehr frei ihre Identität unabhängig von der vorgegebenen Realität aufrecht zu erhalten. Was mit den Indianern in Nord Amerika oder mit vielen anderen endogenen Völkern passierte, besagt etliches über die koloniale Zeit. Als amerikanischen Truppen im Irak in 2003 einfielen, verwandelten sie Babylon in ein militärisches Lager und machten dadurch ihre Verachtung gegenüber einer der ältesten Zivilisationen überdeutlich. Gleiches passiert wenn Olivenbäume zerstört oder der Zugang zu den Grabstellen der Ahnen versperrt wird, u.a. der Besatzungspolitik von Israel in Palästina. Wird den Menschen ihr kulturelles Erbe und damit deren Lebensgrundlage entzogen, sehen sie sich gezwungen entweder ins Exile zu fliehen oder in eine innere Immigration zu gehen. Was auch immer, das dabei zugefügte Leiden ist unvorstellbar und der Verlust an kultureller Vielfalt kaum noch nachvollziehbar. 

Ähnliches geschieht wenn ganz neue Städte oder Vororte entstehen. Die neutrale Umgebung zwingt die Menschen dazu sich auf irgend eine Weise zurecht finden zu müssen. Praktisch müssen sie eine Identität erfinden bzw. sich eine neue erarbeiten doch das geht nicht von einem auf einen anderen Tag. Eine eigenständige Geschichte und darum ein kulturelles Erbe entsteht erst über einen bestimmten Zeitraum. Was ein Stadtmuseum tun kann, ist sich den neu Angekommenen zu widmen, d.h. praktisch das aufgreift was die neuen Anwohner in ihrem Gepäck mitbrachten, um es quasi als Erzählstoff in der Sammlung aufzunehmen. Solch ein kulturelles Erbe kann zur Neubilding von Identität beitragen, vorausgesetzt es wird mit diesen recht sparsamen Erinnerungen sorgsam umgegangen und vor allem mit einem differenzierten Zeitbegriff gearbeitet.

Schließlich kommt es darauf an erst die Menschen und dann die Dinge zu bewahren. Marx hebt hervor als Athen von den Persern zuerst  bedroht und dann zerstört wurde, die Einwohner Athens allerdings der Orakel von Delphi folgend auf Schiffen aushaarten, lag zwar die Stadt in Asche aber die Erinnerung die die Menschen von ihrer Stadt hatten, die war noch vorhanden. Folglich konnten sie wieder die Stadt neu aufbauen.

All diese Beispiele besagen wie entscheidend der Umgang mit dem kulturellen Erbe, sprich die Erinnerung ist. Noch deutlicher wird das sobald ein erweiterter Begriff des kulturellen Erbes Beachtung findet. Das war der Fall im Interreg III B CADSES Projekt HERMES. Es ging im Projekt darum zu zeigen wie mittels der neuen Medien das kulturelle Erbe eher bewahrt werden kann, insofern es eine neue Nutzung mittels der digitalen Methoden erfährt. Folglich wurden im Projekt weniger Spuren der Vergangenheit aufgesucht, als es vielmehr um ein neues Verständnis des kulturellen Erbes ging. Während also eine der online Zeitschriften den Titel trug 'are museums just digging in the past?' (graben Museen nur in der Vergangenheit herum?), ging es im weitesten Sinne um 'Erinnerungen an die Zukunft'. Die ergeben sich wenn plötzlich in der Gegenwart Einsichten entstehen, Einsichten die aus verschiedenen Gründen aber nicht in dem Moment realisierbar sind. Das kann die Einsicht in eine Diskrepanz zwischen dem Gesagten und dem Gemeinten sein, oder es kann auch eine Theorie sein die noch nicht verständlich genug formulierbar ist, um umsetzbar zu sein. Insofern gilt es sich derer zu erinnern im Warten darauf wann die Bedingungen dazu erfüllt sind. Insofern wird solch ein 'kulturelles Erbe' von einem aktiven Warten oder vielmehr von einer Arbeit mit dem Gedächtnis weiter getragen.

'Erinnerung an die Zukunft' beinhaltet zugleich ein weiteres Arbeiten an Bedingungen zur Verwirklichung einer menschlichen Realität. Letzteres basiert auf der Wertprämisse der menschlichen Dignität und mündet in einer Vorstellung der gerechten Gesellschaft. Das Hinarbeiten auf solch eine Zukunft ist mehr als bloßes Versprechen denn die Einsicht besagt das kann realisiert werden. Es ist also nicht bloß eine Utopie oder ein niemals zu verwirklichender Wunschgedanke. Sondern es ist der Inbegriff des menschlichen Erbes und begründet sich auf einem Zuspruch des menschlichen Lebens. Alles andere, also auch ein Aufgeben bloss weil in der Vergangenheit dieser Anspruch nicht erfüllt werden konnte, erfüllt nicht diese Bedingung. Zurecht sagte Albert Camus zu hoffen ist zu resignieren doch zu leben ist nicht zu resignieren.

Kommen wir aber zum Thema was unter einer digitaliserten Zukunft zu verstehen ist? Gegeben die Bedeutung einer aktiven Erinnerungsarbeit als Teil des kulturellen Erbes, stellt sich die Frage was enthält und verspricht eine digitalisierte Zukunft? Darunter ist bereits jetzt schon einiges vorstellbar geworden. Es betrifft den Umgang mit den neuen Medien wie im Aufkommen des Arabischen Frühlings deutlich geworden oder was Nutzung eines Internet Radios möglich macht, wenn die griechische Regierung die staatliche Fernsehanstalt ERT am 11.Juni 2013 schließt und Journalisten in den Widerstand gehen, indem sie per Internet weiterhin Programme senden. Das fordert wiederum die Regierung heraus und verdeutlicht sich allgemein welche Medienstrategien verfolgt werden. Dabei ist dieser neue Umgang mit einer globalen Öffentlichkeit bereits ein Indiz für die eingetretenen Veränderungen nicht nur in der Medienlandschaft. Denn ebenso von Interesse wird sein wie vor allem Museen und andere kulturelle Institutionen auf diese Herausforderungen reagieren.

Vor allem stellt sich bei einer noch vorzustellenden Zukunft, wenn einmal von der Digitalisierungstechnologie bestimmt, die Frage: wie wird es mit dem Gedächtnis bestellt sein? Können vor allem die Erinnerungen an sowohl Vergangenes und Zukünftiges lebendig gehalten werden, während die Menschen in der Gegenwart allen möglichen Veränderungen ausgesetzt sind? Jene die in Archiven arbeiten, ahnen und wissen es bereits, wie entscheidend für die Zukunft ist das was gesammelt und vor allem wie etwas aufbewahrt wird. Denn daran macht sich fest ob später einmal die Geschichte z.B. des Theaters im 20.Jahrhundert rekonstruiert und interpretiert werden kann? Und das hängt wiederum davon ab, wie der Zugang zum gespeicherten Etwas gefunden werden kann, weil alles von einem Codierungssystem abhängig ist, sobald der Inhalt digitalisiert worden ist. Dann geht es nicht mehr nur wie Ali und seine vierzig Räuber den Höhleneingang mit einem Zauberwort zu öffnen vermochten, sondern die Frage ist was verschwindet zugleich indem fast alles, also Texte, Filme, Fotos usw. digitalisiert wird.

Zwar entstehen immer wieder neue Suchmaschinen und Google verhilft vielen quasi ähnlich zu Bergbauarbeitern diese Daten zu minen, doch fehlt dem digitalisierten System ein wichtiges Element was das offene Regalsystem noch inne hatte: der Zufall. Geht jemand zu einem offenen Regal um etwas nachzuschauen, und seien der Bücher nur nach Sach- oder Autorenkennzeichen zusammengestellt, kann beim Durchstöbern aller möglicher Bücher die es dazu gibt, durch Zufall auf etwas bislang Unbekannten gestossen wird. Auf diese Art Entdeckung die den Wissenshorizont enorm erweitern kann, kommt es vor allem an. Die kritische Frage stellt sich dabei von selbst ob so etwas zumindest vom Ansatz her in der neu entstehenden digitalen Welt möglich ist? Vermutlich werden viele weiter handeln und nach Information per Mouseclick suchen, weil im Glauben sämtliche Daten können abgefragt werden. Doch bei dieser Vermutung sei Vorsicht angesagt. Eher besteht die Gefahr sich dabei ein Scheinwissen einzuhandeln denn die Grundproblematik besteht wie ist dieser enorme Umfang an Daten einordbar bzw. für welche Hypothese tauglich wenn es unendlich viele Möglichkeiten zur Interpretation gibt, aber dabei ein allgemein gültiger Validierungsrahmen weitgehend fehlt? Bekannt hierfür ist u.a. die These des jüngst verstorbenen Philosophen Danto der vom Ende der Kunstgeschichte sprach weil eben alles was heutzutage als Kunst deklariert wird, nur noch einen Pluralismus wiedergibt und von einer Institutionalisierung des Wertzusammenhanges abhängt.  

Noch etwas ist anhand der digitalisierten Zukunft festzustellen. Jedem Nutzer wird durch den Inbegriff im digitalen System navigieren zu können eine scheinbare Konsistenz auferlegt. Weil aber der Zufall ausgeschlossen ist, entlarvt sich dies als Systemkonformität. Nicht zuletzt gibt Adorno zu bedenken eine Gesellschaft ohne Zufall sei Diktatur. Alles funktioniert nach dem Prinzip der Ausschliesslichkeit. Es fehlt darum der Digitalisierung des kulturellen Erbes eine Offenheit für einen zufälligen Zugang zum Wissen. Der Grund dafür dürfte das Streben nach dem Neuen sein. Hierzu passt dann wiederum eine weitere kritische Anmerkung von Adorno der meinte das Neue sucht nur das Neue aber ist alsbald gezwungen in alte Strukturen zurückzufliehen. Am Ende käme dabei heraus nichts habe sich geändert bzw. dieses System in dem gezwungerweise gelebt und gearbeitet werden muss, ist nicht zu verändern. Das kann und tut es auch, nämlich die Menschen in die Resignation zu treiben und verhindert darum die Entwicklung eines echten Demokratiebegriffes der nur durch ein differenziertes Denken basierend auf eben der Erinnerungsarbeit vermittelbar ist. Hinzu kommt wie später noch aufzuzeigen ist, der Gerechtigkeitssinn.

Die Nachhaltigkeitsfrage ist angesichts dieser Grundtendenz einer digitilisierten Zukunft darum komplexer als zunächst angenommen. Außerdem besteht nicht nur die Frage, ob das was jetzt digitalisiert wird noch in 10 oder mehren Jahren Bestand hat, sondern es geht vor allem um das Folgende: wie wird zugunsten einer zukünftigen Vergegenwärtigung als etwas Erinnerbares gespeichert? Letzteres nimmt eher die Gestalt von Meta-Daten an, kann aber als eine durchaus philosophische Aufgabe verstanden werden. Denn Wittgenstein meinte schlichtweg Philosophie sei nur eine besondere Weise sich zu erinnern. Daraus entwickelt sich der Inbegriff einer Organisation basierend auf Archiv-Arbeit und knüpft bei der Frage an wie diese Digitalisierung des kulturellen Erbes die zukünftige Wahrnehmung beeinflussen wird?

Da wo viele Fragen entstehen, bleibt einiges zu klären. Der Grund dafür dürfte vor allem die schlichte Tatsache sein, daß nicht alles auf einmal geklärt werden kann. Daran macht sich bemerkbar ein begrenzter Gegenwartsbezug der obendrein in einem sich vorlaufenden sich verändernden Prozess befindet und deshalb erst über die Zeit hinweg einiger dieser Fragen beantworten wird. Schlichtweg aber hier die eingegangenen Kompromisse zu leugnen oder womit halt zu leben ist, weil es nicht anders geht, wäre eine glatte Rationalisierung des Machbaren. Dahinter verbirgt sich allerdings der Systemzwang und die knappen Ressourcen vor allem wenn nicht ausreichend in diese wichtigen Vorarbeiten investiert wird. Darunter ist nicht allein nur Geld zu verstehen sondern vor allem welche Zeit wird all diesen ausstehenden Fragen gewidmet, um einen sorgfältigen Umgang mit dem kulturellen Erbe zu ermöglichen und nicht nur alles blind einer digitalisierten Zukunft zu überlassen. Letzteres liefe darauf hinaus nur das sehen zu wollen was halt in Zukunft auf 'uns' oder die Menschheit zukommt. Das wäre indirekt ein nicht sehen wollen welche Auswirkungen die digitalisierte Zukunft aufs Gegenwart-bezogene Leben bereits jetzt schon hat. Kommentare sprechen seit Macluhens Schlagwort 'the media is the message' von einer Revolution die die digitale Technologie ausgelöst hat. Der Umfang und das Ausmass das diese technische Möglichkeit in der Form enormer gesellschaftlicher Umgestaltungen ausgelöst hat, muss ja erst noch nachvollzogen werden. 

Vor allem kann bei aller Beschwörung einer digitalisierten Zukunft das nicht in nur subjektiv, objektiv und historisch Festgehaltenem aufgeteilt werden. Diese Dreiteilung galt nur solange als der zu differenzierende Zeitbegriff (Bieri) zu beachten war, und dies als Kritik am herkömmlichen Geschichtsbegriff. Doch zweierlei geschieht im Prozess der Digitalisierung. Der Realitätsbegriff wird zu einem Konglomerat von Daten. Als primäre Interpretation gelten dann bestimmte Images denn beim Einspeichern wirken solche Interpretationen mit die eher das Bildhafte betonen. Der andere zu beachtende Aspekt ist das weiter gehende Reflexionen verschwinden und darum die eingegebenen Daten nur ungenau wieder geben was im Moment der Digitalisierung eben im vorhandenen Bewusstsein möglich schien. Hegel sprach bereits davon daß im Akt der Erinnerung etliches verschwindet weil im Moment des Aufhebens oder Bewahrens nur eine abstrakte Wiedergabe der erlebten und wirklichen Geschichte möglich ist. Das Verschwinden bestätigt lediglich dass nicht alles gleichzeitig möglich ist. Somit kommt es zu einem neutralisierten Zeitbegriff wenn einmal die Daten innerhalb des digitalen Raumes abgefragt werden. 

Solch eine Interpretation richtet sich aber nicht allein an dem was als Erinnerungswert zum damaligen Zeitpunkt erachtet wurde. Vielmehr sagt das etwas über die Auffassung bzw. Idee der bevorstehenden Erinnerungsarbeit aus als etwas digitalisiert wurde. Solch eine Vorwegnahme d.h. die Wertvorstellung für zukünftige Generationen bestimmt das zu Erinnernde, muss aber jetzt wegen der Methode der Aufbewahrung mit der Ausrichtung auf die digitale Technologie rechnen. Genauer gesagt, es besteht ein Klärungsbedarf wie mit Hilfe dieser neuen technologischen Möglichkeit unabhängig davon im Gedächtnis weiter gearbeitet werden kann? Denn schließlich besteht die Gefahr so sehr im System aufzugehen bzw. davon völlig absorbiert zu werden, daß in Vergessenheit gerät diese Technologie ist nichts weiteres als ein wenn auch durchaus nützliches Hilfsmittel. Entscheidend ist also eine Demystifizierung der Digitalisierungsmethode und die Beurteilung ob bei diesem Vorgang dennoch die Erinnerungsspur der Menschheitsgeschichte wahrnehmbar bleibt. Die Erinnerungsspur soll noch im Zusammenhang mit Freud und seinem Wunderblock weiter entwickelt werden.

Ohne jetzt auf die Komplexität an Tricks und Methoden die Menschen verwenden um sich an Namen, Telefonnummern, Geschichten usw., und das unabhängig von irgend einem Gerät oder technischen Mittel, erinnern, eingehen zu wollen, soll hier zumindest ein Grundfaktor festgestellt werden. Das aktive Erinnern, also der Akt um das kulturelle Erbe wieder in Zukunft präsent zu haben, kommt nicht ohne einen Gegenwartsbezug aus. Insofern das wiederum von all den stattfindenden Veränderungen tangiert ist, hiesse das mit eben diesen Veränderungen arbeiten zu können. Bewahren beinhaltet demnach das Begreifen des Veränderbaren. Zugleich beinhaltet das die Wahrnehmung des Unterschiedes zwischen dem ursprünglichen Konzept und dem was davon verwirklicht werden konnte. Das Prozesshafte ist zugleich das Lebendige gleich dem Fluss der Dinge und beinhaltet den Zugang zur Gegenwart. Denn das bedingt die Erinnerung an das was alles zum Ergebnis oder zum Geschehen beigetragen hat.

Hier gilt es also zu fragen, inwiefern die digitale Methode dazu tendiert statt das Lebendige als Erinnerung zu bewahren alles im Prozess Befindende zu löschen, um nur noch das Ergebnis aufzubewahren? Natürlich gibt es jene Ausstellungen von architektonischen Entwürfen, um zu dokumentieren was alles nicht gebaut wurde. Das will besagen eine bestimmte Epoche ist nicht auf das zu reduzieren was letzlich gebaut wurde, und ähnlich wäre der Einwand möglich die digitale Methode kann auch den Prozess dokumentarisch aufbewahren. Dennoch ist entscheidend in welch eine Richtung tendiert diese Methode und etabliert immer mehr nur eine Art des Erinnerns. Kritisch wird das wenn sie nicht mehr der Komplexität von Realität und Gegenwart einher geht sondern sich anpassend an einen fast unbewussten Systemzwang die Gegenwart zu transzendieren versucht. Einiges ginge dabei verloren. Schließlich basiert die Gegenwart auf einer lebendigen, zugleich verschieden erlebbare Vielfalt. Entscheidend ist dann nicht nur das zu bewahren was sich durchsetzt oder behaupten konnte, sondern ebenso jene 'Erinnerungen an die Zukunft' die Einsichten in entscheidende Alternativen vermitteln.

Solch eine Gegenwarts-Bezogenheit heisst mit Veränderungen einher gehen zu können. Schließlich verändert sich die Wirklichkeit fortlaufend. Gegenwärtig ist das voll and gängig anhand den vielen technischen Innovationen zu erkennen. Doch diese Veränderungen sind mit dem Anspruch auf Kontinuität der Identität als Mensch zu vereinbaren, um diese erlebbare Vielfalt als Möglichkeit aufrecht zu erhalten. Das entspricht sowohl dem Anspruch auf Mensch-sein als auch der Vorstellung nach was eine nachhaltige Entwicklung ebenso beinhalten soll. Von dieser praktischen Ethik kann nicht abgesehen werden. Denn nicht anderes ist gemeint mit dem Bedürfnis nach einer Gewissheit wenn es sich ums Zugehen auf eine digitalisierte Zukunft handelt. Sie muss ebenso eine Zukunft der Menschheit nicht nur versprechen, sondern auch dementsprechend beinhalten können.  Entscheidend dürfte dabei sein, ob in den neu entstehenden digitalen Räumen das Mensch-Sein Wirklichkeit werden, sein und bleiben kann. Zeitgemäss bestimmt allerdings dabei eine technologische Verschiebung der Gegenwart den Bezug auf Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart.

Zu dieser Spannung zwischen der lebendigen Gegenwart und dem zeitgemässen Aufbewahren der Erinnerungen im digitalen Raum als eine immanente Gegenwart kommen weitere Bedingungen hinzu. Eine ist daß die Vergangenheit und die Zukunft sich nicht gemeinsam gegen die Gegenwart verschwören, sie damit ausschliessen, und weil dann wiederum in der Gegenwart nicht bewusst gelebt wird, kann keine Veränderung wahr genommen werden d.h. es entstehen keine neue Erinnerungen die für die Zukunft wichtig wären zu bewahren. Umgekehrt, hiesse das kritisch zu fragen ob mittels der digitalen Methode der Gegenwarts-bezug jederzeit hergestellt werden kann. Es gibt ja bereits diese Beispiele wie mittels dieser Technologie beim Wandern durch eine Gebirgslandschaft Dinge die an selbst diesem entlegenen Ort während des vergangenen Krieges geschahen, einzublenden. Das Zeitgleiche von Vergangenheit und Gegenwart hiesse der Inbegriff von Geschichte wird anders als bislang vermittelbar gemacht, doch wie wirkt sich das aufs weitere Handeln aus? Es kann ja nicht nur bei einem touristischen Ereignis bleiben, um als gelebte Erfahrung ins kulturelle Gedächtnis einzugehen. Dazu bedarf es weitaus mehr als nur was technologisch zugänglich gemacht wird, und das gilt selbst dann wenn das Medium interaktiv gestaltbar vom Design her ist.

Erfahrungen in der Gegenwart zu machen ist eine der wichtigsten Bedingungen fürs bewusste Leben. Nichts anderes meinte Jean-Paul Sartre als er sagte der Mensch sei erst dann imstande in der Gegenwart zu leben, wenn er seine Ziele für die Zukunft weiss. Ansonsten ist der Mensch nicht nur von allen Seiten, sondern vom Zeitgefühl her so sehr bedrängt, daß er nicht mehr atmen, geschweige in der Gegenwart leben kann, und das obwohl dies die einzigste Möglichkeit ist um zum erinnerbaren Leben zu kommen weil basierend auf 'gelebten Erfahrungen' - le vecu bei Sartre. Kurzum die digitalisierte Zukunft ist ohne solch eine Grundlage im Leben selber kaum vorstellbar, geschweige ein bearbeitbarer Inbetriff von was auf die Menschheit in Zukunft auf sie zukommen wird. 

 

Kreativität und Produktivität 

POIEIN KAI PRATTEIN in Athen hat seit dem HERMES Projekt (2003 - 2007) und insbesondere wegen des Internet Radios eine besondere digitale Archiv-Arbeit fortgesetzt. Denn neben einem Archiv das die von Künstlern hinterlassenen Spuren aufzeigt, wird seit der online Ausstellung 'Zwanzig Jahre Geschichte' die in Patras 2006 im Zusammenhang mit der von Spyros Mercouris organisierten Ausstellung entstanden war, versucht der Geschichte der Kulturhauptstädte von Europa gerecht zu werden.

Dichter gaben der in Athen bestehenden NGO den Namen "Poiein kai Prattein". Auf Altgriechisch besagt der Name es sei wichtig gleichzeitig 'schöpferisch und praktisch' zu sein. Schließlich wird beides gebraucht, um zum menschlichen Selbstbewusstsein zu gelangen. In seiner Dissertation meinte Karl Marx dazu das ginge nur wenn jeder Mensch mittels einer Sprache, die Kategorien sowohl der Produktivität als auch der Kreativität enthält, angesprochen wird. Leider wird das viel zu selten in der Literatur beachtet, geschweige in der Umgangssprache praktiziert. Eher werden die beiden Kategorienfelder voneinander getrennt bzw. in Bereiche der Wirtschaft und der Kunst bzw. Kultur aufgeteilt, so als gehöre die Lust der Erfahrbarkeit einer kreativen Handlung nicht zur produktiven Arbeit.

Von dieser Trennung zwischen Arbeit und Kunst sprachen bereits Adorno und Horkheimer in ihrem Buch 'die Dialektik der Aufklärung' das sie in 1944 veröffentlichten. Sie stellten dabei ein Jahr vor Beendigung des Zweiten Weltkrieges fest das selbst wenn der Faschismus besiegt worden ist, bedeutet das noch lange nicht das Problem der xenophobischen Kräfte sei damit gelöst. Wie Recht sie damit behielten, zeigt sich was leider heutzutage noch immer in Europa vorherrscht. Das wird insbesondere deutlich wenn Rechts-gerichtete Bewegungen auf Migranten hetzen, oder die Roma immer noch als die potentielle Diebe und Aussenseiter angesehen werden. Gefährlich wird es spätesten dann wenn von Stereotypen abgeleitete Vorurteile die Wahrnehmungen von anderen Menschen ersetzen.

Adorno und Horkheimer machen in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass es bereits in der Antike zu dieser Trennung kam. Anhand der Geschichte von Odysseus verdeutlichen sie das. Er konnte zwar die Sirenen hören, aber nicht der Versuchung jener bezauberten Schönheit zu folgen unterliegen weil am Mast gebunden. Gleichzeitig waren seine Männer außerstande die Schönheit des Gesanges zu hören. Hier betonen Adorno und Horkheimer die Tatsache, dass seine Männer ohne jener Lusterfahrung weiter rudern d.h. arbeiten mussten. Schließlich hatten sie Wachs ins Ohr gestopft bekommen, um nicht dieser Versuchung anheim zu fallen. Sie konnten also nicht Odysseus gehorchen als er sie vergeblich befahl ihn loszubinden. Nichts anderes bedeutet die heute noch bestehende Abtrennung der Arbeit von der Kunst und darum von der Erfahrung von etwas Schönem.

Kurzum Arbeit ohne Lust, Kunst ohne Arbeit weil angeblich nur der Lust nachgehend (so die einfache Vorstellung der Arbeitswelt im Unterschied zur Welt von Künstlern) lässt zwei verschiedene Lebenswelten entstehen. Sie haben anscheinend nichts mehr miteinander zu tun. Es mag erklären weshalb oftmals ästhetische Erfahrungen von der Arbeitswelt und umgekehrt die Arbeitswelt von künstlerischen Vorstellungen unberührt bleiben. Folglich kann der Mensch zwar in Kunstbildern dargestellt werden, aber diese Wahrnehmung wird selten wenn überhaupt dazu beitragen unmenschliche, ja Sklaven-ähnliche Behandlungen am Arbeitsplatz zu widersprechen und unmöglich zu machen. Eher werden immer wieder die Menschen auf eine erniedrigende Weise von ihren Vorgesetzten angesprochen, und das nicht nur im Militär.

Fragen zur Organisation der Gesellschaft

Eines soll dadurch verdeutlicht werden, nämlich was die Organisations- und Umgangsweise einer Gesellschaft angeht. Vor allem scheint die Angst vor einer höher gestellten Autorität eine fatale Anpassung an eine scheinbar vorgegebene Hierarchie zu bewirken. Das mag bereits einer Erklärung sein wie es dazu kommen kann, dass die hierarchische Organisationsform in der Arbeitswelt unwidersprochen fort bestehen bleibt, und das trotz der wiederholten Betonung das Gleichheitsprinzips gelte für alle Menschen. Dieser ungelöste Widerspruch verleitet wiederum zu einer Selbsterniedrigung und zur Sklavensprache. Letztere macht sich als Maskieren bemerkbar von was wirklich gemeint ist, oder wie Bloch sie beschreibt, es kommt dann zu einem Fluchen das in Wirklichkeit als Lob zu verstehen ist und umgekehrt wird der Lob insgeheim zum Verfluchen des Vorgesetzten. In jeder Hinsicht geht dabei die Ehrlichkeit in der zwischen menschlichen Kommunikation verloren. Folglich wird es auch immer schlechter um eine öffentliche Wahrheit bestellt sein. Wenn Menschen die Angst hegen sie können durchs bloße Aussprechen von Wahrheiten ihren Arbeitsplatz verlieren, dann überlegen sie sich es zweimal ehe sie etwas wagen zu sagen. Verloren geht dabei der wirkliche Sinn für eine kritische Öffentlichkeit. Kein Wunder wenn das Wissen von was wirklich geschieht immer seltener formulierbar ist. Stattdessen herrschen vor Schönheitsberichte oder Berichte die aus der Feder der sogenannten 'Spin'-Doktoren stammen. 

All das mündet dann in der Frage, warum künstlerisch hervorgebrachte Bilder nicht in der so genannten konkreten oder praktischen Welt zählen, ja warum bleibt die negative Wahrnehmung der anderen Menschen in der Arbeitswelt und in Wirklichkeit bestehen? Wie kommt es nur dazu dass Umgangsweisen die die anderen nur erniedrigen sich anscheinbar unwidersprochen fort- wie durchsetzen können? Gleichzeitig, und relevant zur Frage was verspricht eine digitalisierte Zukunft anders als was jetzt der Fall ist, dürfte es von Interesse sein, welche Kunstwerke und Bilder vom Menschen werden im 21.Jahrhundert entstehen? Möglich ist dass sie genauso gut etwas verdecken statt diesen Widerspruch direkt anzusprechen. Diese Gefahr besteht um so mehr als Cornelius Castoriadis feststellte sobald alle geschult werden im iterativen Prozess zu denken, d.h. auf jenes in Computer Programmen vorhandene 'ja-nein' Muster eingestellt sind, verlernen sie in Widersprüchen zu denken.

Praktisch besagt das, so bald der Mensch einseitig von anderen abhängig ist, und sei es weil auf der Flucht oder weil ohne Arbeit, kann das leicht und wiederholt ausgenutzt werden. In der globalen Wirtschaft wird sogar das Geld dorthin befördert, wo es noch billigere Arbeitskräfte gibt d.h. wo Menschen anscheinend noch bereit sind unter solch extremen Bedingungen zu arbeiten, die in der westlichen Welt wegen der Arbeiterbewegung und den Gewerkschaften undenkbar bislang gewesen sind. Aber das verändert sich eben auch. In der anhaltenden Wirtschaftskrise die Europa seit 2009 heimsucht, werden immer häufiger Arbeitskräfte dazu gezwungen unter billig Lohn Verhältnissen zu arbeiten. Sie tun es aus Angst vor der Arbeitslosigkeit wobei dieser Angstfaktor nur noch weitere Ausbeutungs- und Unterdrückungspraktiken fördert. Diese Entwicklung sehen sich Länder wie Griechenland, Spanien, Portugal oder Italien ausgesetzt, also alles Länder wo nicht nur die Löhne, sondern auch die Renten drastisch gekürzt werden, um eine Staatspleite angeblich vermeidbar zu machen.

So stellt sich ganz einfach die Frage, ob in Zukunft diese Unterdrückung und systematische Diskriminierung der Ärmsten noch der Fall sein wird und darum die Hierarchie in Arbeits- und Organisationsstrukturen das ungelöste Problem bleiben wird? Das käme gleich dem alt bekannten Thema der Chinesischen Literatur die stets vom Konflikt zwischen ehrlichen und korrupten Beamten innerhalb der Behörde berichtet, und darum eine allerdings negative Kontinuität in der Geschichte darstellt.

Hinzu kommt noch das Phänomen der Massenarbeitslosigkeit und welche Arbeitsorganisationen aus diesem Widerspruch in Zukunft entstehen werden? Es ist längst bekannt, dass der technische Wandel und darum die technische Reproduzierbarkeit bislang manueller Arbeitsvorgänge zur Verwendung von Robotern verleitet hat. Aber noch mehr stellt sich das Problem in der Informationsgesellschaft welche Arbeit wird noch entlohnt. Das stellt sich ganz einfach weil fast alles anscheinend nur noch auf Kommunikations- und Informationssysteme aufbaut an die jeder Anteil nehmen kann, aber um den Preis dass dies fast immer unentgeltlich geschieht. Das kollektive Anrecht auf ein Wissen das allen zugänglich ist, wird höchstens durch Urheberrechtsfragen beeinträchtigt, aber im Grunde genommen bleibt die Frage nach Bezahlung eines jeden der zu diesem kollektiven Wissen beiträgt, ungelöst.

Da es sich um die Entlohnungsfrage von sowohl geleisteter Arbeit also auch von kreativer Umsetzung u.a. als Weitervermittlung von Information handelt, entstehen hierzu alle mögliche Lösungsvorschläge. Sie reichen von einem Mindestlohn für alle zu einem 'shared commons'. Giddens meint jeder Click würde Geld bedeuten, so als gäbe es bereits eine digitale Ökonomie in der jede Arbeit anerkannt wird. Das ist aber leider nicht der Fall. Eher klafft die Welt bezahlter Arbeit und die kostenlose Teilnahme an der kollektiven Kommunikation immer weiter auseiannder. All das wird nicht dadurch erleichtert, sondern eher verwirrt wenn die EU Kommission den Kultur- und Kreativsektor fördern will. Denn wer will einen anonym gehalten Kommunikations- gleich kreativen Fortgang individuell runter brechen und entsprechend belohnen?   

Bei der Anerkennungsfrage von wer produktiv und zugleich kreativ sei, kann u.a. die Surrealistischen Ausstellung in Paris von 1927 in Erinnerung gerufen werden. Damals wurden Masken die von anonymen Künstlern in einem afrikanischen Dorf geschnitzt wurden Picassos Bild von den Frauen in Avignon gegenüber gestellt. wurde. Da die unbekannten Holzschnitzer die einen kollektiven Kreativvorgang fortsetzen, hier der einzelne Künstler der laut Andre Breton seiner eigenen Moralität der Kreativität folgt und darum als Schöpfer seiner Kunstwerke gilt. Ähnlich verhält sich es mit dem Internet Verkehr. Es ist ein kreativer, zugleich kollektiver Vorgang ohne jedoch die Namen der einzelnen Beitragenden zu kennen oder zu nennen. Wenn dieses Modell der anonym bleibenden Produzierenden an Information bereits eine Vorwegnahme der zukünftigen Gesellschaft ist und deren Organisation von Arbeit beinhaltet, dann lassen sich gewisse Probleme, so auch die Massenarbeitslosigkeit Mangels bezahlbaren Arbeitsstellen, etwas leichter erklären.   

Wirtschaft und Kultur im 21.Jahrhundert

Um die Auswirkungen der digitalen Technologie auf das Verhältnis Wirtschaft zur Kultur und umgekehrt, thematisieren zu können, sind Zeitabläufe z.B. im Übergang von der Industrie- zur Informationsgesellschaft zu berücksichtigen. Noch mehr gilt es aber sich um solche Begriffe zu bemühen, die Grundtendenzen in der Gegenwart erkennbar machen und darum die Zukunft leichter antizipierbar machen.

Einer wichtiger Grundbegriff dürfte die 'kulturelle Adaptation' zwecks Feststellung von Tendenzen die eine Anpassung an zukünftige Bedürfnisse bereits jetzt schon ankündigen. Solch eine Vorwegnehme reflektiert zugleich zu welch einem Grad kultureller Antizipation die Gesellschaft betreffs ihrer eigenen Zukunft imstande ist. Leider hat sich das auf errechbare Zukunftsprognosen und somit Wahrscheinlichkeitsrechnungen reduziert und den harten Umgang mit z.B. Griechenland betreffs Abbau der staatlichen Schulden verschärft.

Interessanterweise hat Robert Musil in seinem Buch 'Mann ohne Eigenschaften' festgestellt sobald in einer Gesellschaft die Wahrheit verloren gegangen ist, gibt es nur noch Wahrscheinlichkeitsrechnungen, am Ende deren es den Terrorismus gäbe. Diese Prognose wurde nach dem 11.September in New York Wirklichkeit. Immerzu werden Entscheidungen nach Wahrscheinlichkeitsprognosen gefällt aber selten noch darüber nachgedacht daß der Terrorismus eine verfremdete Rückkehr des Wahrheitsanspruches ist.

Folglich können die Eltern zwar behaupten sie würden von ihren Kindern regelrecht terrorisiert, aber sie sagen nicht was sie alles den Kindern gegenüber verschwiegen haben. Ähnlich verhält es sich mit der Gesellschaft gegenüber dem Staat und welch eine Politik unter Verschluss des Wahrheitsanspruches praktiziert wird. Und all das hat Orwell mit seiner zukünftigen Prognose zum Überwachungsstaat bereits voraus gesehen.

Darum die dringliche Frage was kann zu Beginn des 21.Jahrhundert festgestellt werden? Zum Vergleich, der Kunsthistoriker Warringer nahm zu Beginn des 20.Jahrhunderts die zukünftige Kunstentwicklung vorweg, in dem meinte alles würde sich in 'Empathie und Abstraktion' aufteilen. Interessanterweise stellte Beuys sich das Ende des 20.Jahrhunderts als eine Welt voller Krater, zugleich Bruchstücke die wie Knochenreste herumliegen, vor.

          

           Beuys, "Ende des 20.Jahrhunderts"  Flechtheim Ausstellung, Moderne Pinakothek, 30.Oktober 2013

Ohne Zweifel wird die zukünftige Entwicklung im kommenden 21.Jahrhundert immer mehr in Richtung digitaler Kunstwerke gehen. Das wird durch die Verwendung von Computer gesteuerten Werke gehen. Beispiele dazu rangieren von Urban Screens bis zu einer neuen Kompositionstechnik die gespeicherte Urtöne oder aufgenommene Geräusche manipuliert und simuliert bis eine neue, zugleich eigenständige Tontechnik daraus entsteht. Dabei werden bei solchen digitalen Werken oftmals zwei oder mehrere Media z.B. Wasserspiele mit Videoeinblendungen miteinander vermischt, um die künstlich entstehenden Welten erlebbar zu machen. Manche können wiederholt werden, aber viele sind dem reinen Zufall preisgegeben. Dennoch wird es zu Wiederholungen innerhalb eines Sprektrums an möglichen Variationen kommen. Der Grund dafür dürfte ein mangelndes Atem bzw. das Vermissen des menschlichen Hauches sein. Atemlänge war nicht nur für einen Opernsänger bestimmend, sondern auch ein im Äther entstandenes Kunstwerk wirkte noch mit die menschliche Unvollkommenheit, die jetzt von der Technik oder einem Computer gesteuerten Ansatz perfekt ausgeblendet wird.

All das soeben Beschriebene wird ferner durch Videospiele und einer 'Gaming'-Kultur weiter ausgebaut und verstärkt. Viele der in diesem Medium stattfindenden Bewegungen wirken Roboterhaft. Sie lassen womöglich die dadurch zutiefst verängstigten Menschen im Schatten dieser Mega-Projekte einfach stehen und darum wird bei all der digitalen Ton-Technik und ihrer potentiellen Lautstärke der menschliche Schrei nicht wirklich mehr gehört. Die Darstellung der zukünftigen digitalen Welt wird ja allzu oft von verschiedenen Filmen als eine Befreiung vom menschlichen Leiden dargestellt. Diese scheinhafte, aber nur in ihrer Abhängigkeit von einer Computer basierten Intelligenz perfekten Welt kann nicht mehr vom Menschen gestört werden. Das stellte allerdings Michel Foucault bereits fest als er meinte im modernen Medizinischen Erkenntnisprozess stört höchsten der Mensch wenn er nach den Gründen seiner Schmerzen fragt. Durchs Ausschliessen des Menschen vom allgemeinen Erkenntnisprozess besteht umso mehr die Gefahr nicht mehr auf die innere Stimme zu hören, geschweige die ethische Grundlage für ein freies Gewissen bewahren zu können. Beides sind aber Vorraussetzung für ein freies Leben in der Gesellschaft anderer Menschen. Dazu gehört ebenso Vertrauen in die Wahrnehmung von was vor sich geht. Insofern besteht die Gefahr einer Über-Manipulation von was dann nur noch die Wirklichkeit scheinbar darstellt, aber längst nicht mehr von der menschlichen Erfahrung her gesehen und verstanden werden kann.

Alles sinnlich Wahrnehmbare scheint in den modernen Städten und dieser digitalen Technologie übertönt zu werden. Ein gutes Beispiel hierfür dürfte Dubai samt den künstlich angelegten Stränden und Buchten vor einem Wolkenkratzer nach dem anderen sein. Während das Gigantische gepriesen wird, treten die Menschen selber nicht mehr deutlich genug hervor, um sich anderen gegenüber kenntlich zu zeigen. Elias Canetti nannte das die 'Verblendung': ein Massenphänomen insofern alle das Selbe tun und dies mit einer Intensivierung der Illusion, die die digitale Kultur geradezu fördert. Es ist die Illusion sie täten es immer noch als individuelle Menschen, wenngleich sie immerzu das Selbe reproduzieren. Ohne es zu merken, läuft diese Art Reproduzierbarkeit eines künstlichen Lebens auf das hinaus wovon Walter Benjamin bereits sprach: das blosse Konsumieren von Kultur. Angeblich wird sie mittels der neuen Technologie nur noch erfahrbarer gemacht.

Was allerdings dabei übersehen wird, ist daß diese neuartige Aufkündigung der sinnlichen Gewißheit mit sich eine Bereitschaft zur Gewalt bringt. Noch immer wollen viele die Wildheit der Natur nachahmen, aber im Grunde genommen werden sie Gefangene ihrer eigenen Verzweifelung. Der Ausdruck davon ist mehr als nur die Verrücktheit die Michel Foucault in 'Wahnsinn und Gesellschaft' beschrieb. Zwar nahm er vorweg das die neuen Gefängnismauern aus einem Schweigen bestehen, aber es handelt sich um eine Art der Verrücktheit, die im Englischen eher als 'madness' bezeichnet wird. Das kann ebenso ein von seiner Leidenschaft fürs Malen besessener Künstler sein. Van Gogh grenzte an diesem Vermögen sein Leben für die Kunst aufzugeben. Die neue Wildness oder 'madness' besagt aber zugleich dieses Verrücktwerden entsteht im Wissen einer schrecklichen Gefangenheit im System weil kein Entkommen mehr vorstellbar ist. Der Maler Jad Salman bezeichnet das in einem seiner Bilder als das Eintreten ins Heroinland.

Jad Salman, "Heroin Land" 2012 (www.jadsalman.com)        

Solch eine kritische Leseart von was nicht nur in Zukunft zu erwarten, sondern was bereits in der Gegenwart eingetreten ist, kann nicht ohne philosophischer Reflexion und Deutung gegenwärtiger Ausdrücke verstanden werden. Nicht das vorstellbare Etwas einer weitgehend noch unbekannten Zukunft sei damit gemeint, sondern es gilt vor allem der Frage zu stellen, ob die Kontinuität der menschlichen Identität bewahrt bleiben kann, und das bei all den Veränderungen die noch auf die Menschheit zukommen wird? Denn der gemeinsame Nenner ist das Wissen es wird sich technisch noch sehr viel verändern während anscheinend im gesellschaftlichen Sinne und vor allem in politischer Hinsicht sich wenig, wenn überhaupt etwas verändern oder vielmehr sich verschlechtern wird. Dieser Zweck-Pessimismus dient allerdings der Leugnung das es sich dabei um einen enormen Widerspruch handelt, denn schließlich leben die Menschen in einer von ihnen selbst erbauten Welt.

Kulturelle Antizipation - Quantität und Qualität

Geht es aber darum ausfindig zu machen was auf die Gesellschaft zukommen wird, dann handelt es um die Möglichkeit einer kulturellen Antizipation des Zukünftigen. Da dies nicht unbedingt immer der Fall ist, handelt es sich um eine noch dringlichere Frage, wie kann die Voraussetzung für solch eine Antizipation erfüllt werden wenn die dafür nötige Fantasie fehlt? Aber zunächst soll die ganze Aufmerksamkeit der bereits gestellten Frage gelten. Vor allem gilt es herauszufinden wie ist das Mensch-sein angesichts all den bereits erlebten Veränderungen zu bewahren, wenn noch weitere und womöglich schlimmere hinzu kommen werden? Es sei zu beachten, daß bei all diesen Überlegungen das Verhältnis zwischen Quanität und Qualität eine wichtige Rolle spielen wird. Es kann also nicht angehen wenn die Zukunft nur quantitativ errechnet wird und dabei das Qualitative, also der Mensch der sich selber noch anders entscheiden kann, ausgeklammert wird. Somit müssen hier zwei Problemkomplexe erörtert werden, um weiteres klären zu können.

Das erste Komplex hat mit selbsterfüllbaren Prognosen zu tun (d.h. auf Englisch 'self fulfilling prophecies'). Immer wieder war das auch der Widerspruch im Marxismus: je schlimmer es um die Arbeitslosigkeit bestellt war, um so mehr sahen die Anhänger den Kapitalismus dem Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit kommen. Folglich taten sie nichts um in der Wirklichkeit praktisch etwas vorzeitig zu tun, so daß es nicht zur ökonomischen Krise kommen würde. Schließlich wollten sie theoretisch Recht behalten, um dadurch ihre ideologische Haltung zu legitimieren. Allerdings opferten sie dann stets die ökonomische Wirklichkeit ihrem politischen Glauben. Bekanntlich sah Kant bereits dieses Problem zwischen Theorie und Praxis als er die praktische Urteilskraft als vermittelnden Etwas zwischen diesen beiden und sehr verschiedenen Ebenen einsetzen wollte, aber das verhalf kaum dazu prakisches Verhalten zu verbessern und theoretische Annahmen zu verifizieren.

Das gilt auch für die Gegenwart. Jüngst stellte der Ökonom Jeffrey Sachs bei seinem Besuch in Athen am 1.Oktober 2013 fest, im Vergleich zu anderen Ländern die sich in einer ähnlichen Krise wie Griechenland befanden z.B. Süd Korea oder Polen in 1990, er selten auf solch einen tiefen Pessimismus gestossen war, und warnte darum seine griechischen Gastgeber, darunter auch Minister der Regierung mit Samaras als Premierminister, davor nicht diesem Pessimismus anheim zu fallen, weil das auf eine selbst erfüllende Prognose hinaus laufen könnte.

Der zweite Komplex hat eher mit einer bereits von Plato gestellten Frage zu tun, und was vom Philosophen Habermas bereits hervorgehoben wurde. Plato fragte sich ob die Polis selbst dann ihren Anspruch auf Demokratie beibehalten kann, wenn die Stadt nicht mehr 1000 sondern 10 000 Einwohnern zählt? Einer ähnlichen Fragestellung doch anderer Art widmete sich Rosemarie Seidl in ihrer Forschungsarbeit zur weiblichen Identität. Sie stellte die Frage inwieweit können Frauen ihre weibliche Identität bewahren nachdem sie in Arbeitsorganisationen eingetreten sind obwohl die von nur Männern bestimmt werden?

Beide Fragestellungen verweisen auf die Wichtigkeit eines Bewahren-Könnens von Kontinuität an Identität. Am Beispiel von Plato macht sich ferner deutlich wie wichtig das Ausbalancieren der quantitativen Veränderungen mittels qualitativer Maßnahmen ist. Kommt es zu einer Vermehrung der Bevölkerung, müssen neue Bedingungen zur Partizipation am politischen Entscheidungsvorgang gestellt und entsprechend umgesetzt werden. Die Ausrichtungen solcher Veränderungen sind dann immer struktureller Art. Folglich kommt es darauf an wie die qualitative Herausforderung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als Anspruch auf Kontinuität bewahrheitet wird. Wenn es darum geht die Demokratie aufrecht zu erhalten, dann sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf persönlicher Ebene. Das Zusätzliche ist vor allem wie in aller Freiheit zwischen diesen verschiedenen Ebenen praktisch vermittelt werden kann.

Keine Frage etwas ähnliches wird auf die Gesellschaft zukommen wenn mal ganz und gar von einer digitalen Wirtschaft umstellt. Online Befragungen - public consultations - wird z.B. immer häufiger von der Europäischen Kommission eingesetzt, um einen Grad an Gewissheit zu erlangen was das allgemeine Wissen um eben diese Bedingung betrifft.

Allgemein mündet das in der Frage, was bedarf einer grundsätzlichen Veränderung, um auch in Zukunft ein wahres, weil erfülltes Leben gewährleisten zu können? Diese Frage schliesst mit ein die Feststellung von Adorno, es gäbe kein wahres Leben in falschen Strukturen. Folglich kann der Anspruch auf Kontinuität der menschlichen Identität nicht ohne ein Hinarbeiten zur Erfüllung des Wahrheitsanspruches erhoben werden. Dazu bedarf es Konsistenz denn es wird auch immer wieder die Notwendigkeit eines Durcharbeitens an Widersprüchen geben. Denn oftmals genug wird es zu Brüchen und Abbrüchen in der Geschichten kommen, doch allzu selten oder gar nicht werden die thematisiert, weil alles zugunsten einer Scheinkontinuität von nur einer Identität u.a. die nationale, getan und sogar 'geopfert' wird. Letzteres macht den Dialog mit der Vergangenheit unmöglich.

So kündigen sich bereits auf diesem Gebiet einige merkwürdigen Verschiebungen an eben weil die EU Kommission bereits von einer 'Ökonomie der Erfahrung' in ihrer Vision für 2020 spricht, und eben dabei nicht die gelebten Erfahrungen - le vecu - im Sinne von Jean-Paul Sartre meint, sondern Erfahrungen die nur in einer künstlich erzeugten, ja virtuellen Welt entstehen wie vergehen. Diese neu artige Vergänglichkeit enthält bereits den Betrug dem jeder Spieler anheim fällt. Das Spiel wiederholt sich und vertreibt zugleich das Zeitgefühl das nur dann erlebt wird, wenn diese Vergänglichkeit in der Gegenwart einem bewusst wird. Gibt sich also eine Gesellschaft voll und ganz solch einer digitalen Welt hin, dann riskiert sie wie ein Schiff dessen Motor ausgefallen ist, dahin zu treiben. Sie kann dann nicht mehr der Kontinuität der menschlichen Identität beistehen weil ihr die 'praktische Urteilskraft' faktisch abhanden gekommen ist. Schwierig wird es dann solch einer orientierungslosen Zukunft entgegen zu sehen weil laut Kant und Adorno die 'praktische Urteilskraft' nicht per Erziehung sondern nur durchs Leben selber vermittelbar ist. Literaisch galt da noch die Weisheit eines Jozef Konrads der den Kapitän ein Logbuch schreiben liess während das Schiff selber von den Wogen an Wellen nur so hin und her geworfen wurde. Die Verankerung in einem stabilen Wissen ist halt die Illusion des 'Homo Fabers' wie von Max Frisch dargestellt. Dagegen gilt der digitale Mensch laut Li Jiwei bereits einer 'free copy me'.

Zwei weitere Aspekte möchte ich noch kurz ansprechen. Der Erste wäre die Frage, wie wirkt sich das digitale Zeitalter auf unseren Kulturbegriff aus, und zweitens, wie verändert das wiederum nicht nur unsere Kommunikation und Umgang mit anderen Menschen, sondern was verändert sich in Städten und Regionen als Folge der digitalen Technologie? Schließlich werden Begriffe wie 'smart cities' aber auch 'digitale Mündigkeit' immer häufiger benutzt. Sicher ist damit verändert sich das Umfeld der Sozialisierung d.h. die Art und Weise wie soziale Kompetenzen erlangt wird. Das wird sich auf die Arbeits- bzw. Organisationsweise und darum auch auf die gesamte Wirtschaft auswirken. Bereits jetzt schon befindet sich die Gesellschaft in solch einem raschen Wandel da die technologische Innovation enorm zunimmt. Wer hätte gedacht die fürs Entwickeln von Photos notwendige Dunkelkammer wird überflüssig sein, doch das war der Fall sobald es die digitale Kamera gab!

'Digitalisierung der Zukunft' besagt bereits jetzt schon wird die weitere Entwicklung von dieser Technologie bestimmt. Insofern die Erinnerungsweise wegen der digitalen Technologie sich neu organisiert und zugleich verändert, wird das bestimmte Folgen für das Erzählen an Geschichten der Menschheit haben. Schließlich handelt es sich hier nicht mehr um vereinzelte Geschehnisse, sondern um eine umfassende Verschmelzung der lokalen mit der globalen Entwicklung. Diese neuartige Vernetzung wird mit sich neuartige Verluste an Erinnerungen mit sich bringen. Und immer mehr tendiert alles zu einer Abhängigkeit von einer 'real time' die sich alsbald verflüchtigt sobald sie nur von einem aufgegriffen wird während der Rest diese Information als wertloses Etwas aufgreifen und weiter verarbeiten wird, aber ohne noch Einfluss auf das veränderbare Etwas an diesem ganzen Geschehen nehmen zu können.

Kultur und digitale Zukunft

Bei der von der digitalen Technologie bestimmten Entwicklung sind gewisse Aspekte zu beachten. Vor allem besteht seit langem die These die soziale Struktur die eine neue Technologie hervorbringt, sie wird eben von dieser neuen Technologie zerstört. (Gurvitch) Ein gutes Beispiel dafür war die Erfindung des Containers zwecks einer neuen Art zur Verschiffung von Materialien und Gütern. Der Container war u.a. Ausdruck von Mißtrauen, denn das Design war vor allem eine gegen Diebstahl gerichtete Maßnahme. Sobald es nicht mehr 'bulk cargo' gab, sondern alles in Containern verschifft und transportiert wurde, bestimmte diese neueste Entwicklung die Hafenorganisation. Schlagartig verloren all die verschiedenen Hafenarbeiter nicht nur ihren Arbeitsplatz, sondern eine bestimmte Arbeitskultur verschwand. Ganz verschiedene Arbeitsbranchen, erkennbar anhand der getragenen Arbeitskleidung, wurden überflüssig. Der Container braucht nur noch einen Kranexperten und jemand der unten die Hacken an den Container anbringt.

Sartre nannte die besondere Kleidung die jeder trägt einen leicht zu erkennenden Existenzentwurf. Ein Schornsteinfeger gibt mit seiner schwarzen Kleidung an wie er seine Existenz in der Gesellschaft bestreiten würde. Solch ein Existenzentwurf verschwindet völlig in der digitalen Welt. Jeder trägt fast die selbe Kleidung. Michael D. Higgins hob in seiner in 1999 gehaltenen Rede hervor, der Sniper der in Sarajevo ein Paar, sie eine Muslimin, er ein Orthodoxer, tötete, trug aller Wahrscheinlichkeit ähnliche Jeans. Von außer her kaum unterscheidbar, tun sich dennoch scheinbar unüberbrückbare Graben auf, so bald die xenophobische Kraft sich wieder voll entfalten kann. Das war ja wovon Adorno und Horkheimer gewarnt hatten.

Aus diesem Grund ist es ratsam zuerst den Kulturbegriff zu klären, weil dieser die vermittelbare Wirklichkeit und somit den Existengrund aufzeigen kann. Bereits jetzt schon kann mit einem Blick festgestellt wenn auf einem Bahnsteig wie viele in einer auf den Zug wartenden Menge ihr Handy oder I-pod benutzen, um zu texten. Selbst am Tisch werden Gespräche unterbrochen oder gar nicht beachtet, weil die Hauptaufmerksamkeit dem kleinen Bildschirm vor einem gilt. Eine neue Begierde aber auch ein anderer Zusammenhang von Unmittelbarkeit und Vermittlung macht sich dadurch bemerkbar. Letzteres kennzeichnet die globale Vernetzung. Ein Teil dieser digitalen Mündigkeit ist es eben beides gleichzeitig machen zu können, oder zumindest so lautet der Anspruch: Texten zu können und beim Gespräch dennoch anwesend zu sein. Nicht jeder ist allerdings dazu imstande noch alle bleiben diesem Verhalten gegenüber tolerant. Gleichzeitig wird von der Gefahr einer Isolierung vor diesem Bildschirm gewarnt weil das niemals das Gespräch und die dabei zu entwickelnde Empathie für den anderen, sobald wirklich zugehört wird, ersetzen kann. Folglich wird der Kulturbegriff zu einer sozialen Kompetenzfrage bei Habermas, obwohl er in seiner Analyse des Öffentlichkeitsbegriffes zum Schluß kommt es bestünde die Gefahr einer 'Pathologie der Kommunikation' vor allem wenn die Mediengesellschaft durch einzelne Personen wie Berlusconi, Murdoch und anderen einseitig manipuliert werden kann, um nicht die Wahrheit zu erörtern, sondern nur noch das Spetakel fortzusetzen (Umberto Eco).

Solch eine  'gestörte Kommunikation' auf der gesellschaftlichen Ebene kommt durch den höheren Grad technischer Manipulationsmöglichkeiten von Bild, Text und Audio zustande. Ständig werden Politik und das Individuum wegen globalen Newscasters die 24 Stunden lang senden den sogenannten 'breaking news' ausgesetzt. Dennoch muss der Nachrichtenwert nicht das Gleiche auf der lokalen und damit persönlichen Ebene bedeuten. Es kommt darauf an wie der einzelne in solch einer rasch sich ändernden Gesellschaft zu existieren vermag. Definitiv ist solch einer Medien- und Kommunikationsstruktur verlangt von allen die sogenannte funktionale Intelligenz ab. Es kommt dabei immer mehr zu Wiederholungszwängen wobei längere, ja nachdenkliche Beiträge zugunsten von Kurzfassungen abgelehnt werden eben weil alles schnell gehen muss. Es fehlt oftmals die Zeit sich etwas länger anzuhören; die Anspannungsdauer verringert sich in dem Maße wie weit aus mehr 'sound bites' und andere Informationsinhalte in kürzeren Fassungen und Abständen rüber kommen. Darum der Hinweis vieler daß sie sich durch die Informationsflut überfordert fühlen und sich eher der Illusion einer ungestörten Kommunikation auf individueller Basis hingeben. Das Aufkommen von Twitter ist dafür der beste Beweis. In diesem Medium ist die Länge der Botschaften bereits technisch begrenzt. In der Politik bedeutet das ein Ratgeber muss den Politikern in höchstens drei Sätzen das Wichtigste vermitteln können, ansonsten verliert er den Anhang. Und Politik wird selber zu einer Medien-gerechten Kurzformel weil alles schlagartig beantwortet werden muss, will es noch irgend einen Anspruch auf Gültigkeit erheben.

Kurzum die Auswirkung der digitalen Kultur auf die Art und Weise wie sich das Lesen und Schreiben verändert, muss als neu artige Sozialisierung betrachtet werden.  Der Umgang mit Computern, Handies, Daten usw. verlangt ja die 'digitale Mündigkeit'. Wer sie nicht hat, wird von dieser digitalen Gesellschaft ausgeschlossen bzw. schließen sich diejenigen aus, die diese Technologie und die damit verbundene Entwicklung ablehnen.

Die normierte Kultur

Zwecks Klärung des Kulturbegriffes möchte ich auf die griechische Bezeichnung zurück greifen. Kultur im Griechischen bedeutet 'Politismos'. Interessanterweise enthält das den Bezug auf 'Kosmos'. 'Kosmos' bedeutet sowohl die Menschen als auch das Universum, und stellt darum wegen des Bezuges auf beides eine besondere Gleichzeitigkeit her. Letzteres geht aus dem Sinn von Menschen als Kosmos hervor, so dann besagt solch ein Kulturbegriff wie wird gleichzeitig im menschlichen als auch im physikalischen Kosmos gelebt, gesprochen und gearbeitet. Ferner handelt es sich beim 'Politismos'-Begriff um einen noch feineren Unterschied zu einem eher passiv gedachten Inbegriff von Kultur. Während im Letzteren oftmals die Menschen der Kultur gegenüber stehen, sie zwar anschauen, aber nicht selber gestalten können, bleibt ihnen nur der Bezug darauf, weil es sich anscheinend dazu gehört kultiviert bzw. zivilisiert zu sein. Die griechische Bedeutung beinhaltet dagegen ein Geschehen-Lassen ohne jedoch dadurch passiv zu sein. Das kann wiederum kein normatives Verhalten sein, noch ein normiertes Verhalten gegenüber bestimmten Risiken (Ulrich Beck). Das bedarf wiederum eine weitere Erläuterung des Unterschiedes Kultur als ein Geschehen-Lassen und einer Kultur die Normen vorschreibt zwecks des weiteren Verhaltens.

Um ein kleines Beispiel für Kultur als Norm zu geben, so wollte eine Metzger-Familie in Berlin etwas ihren Kindern geben. Die Eltern sahen sich als jene die kaum eine kulturelle Erziehung hatten, dennoch wollten sie alles tun, um ihren Kindern Kultur näher zu bringen. So bestanden sie darauf ihren Kindern jeden Abend etwas aus Goethes Werken vorzulesen. Das reflektiert einen Glauben erst dann kultiviert zu sein, wenn Goethes Werke einem vertraut genug sind, um dann imstande im Gespräch jederzeit Bezug darauf nehmen zu können. Es kann in einem Land der Dichter durchaus gesagt werden, dass Goethe für eine lange Zeit als Inbegriff von Kultur galt und noch immer diesen Status inne hat obwohl er längst nicht mehr so viel gelesen wird wie einst. Immerhin gehört es sich im Kreise des Bildungsbürgertums dazu, einen Goethe im Regal stehen zu haben. Das reflektiert ein Streben nach Wertschätzung im kulturellen Sinne, um als kultivierter Mensch Anerkennung zu erfahren.

Inwiefern solch kulturelle Normen in heutige Geschäftsmodelle einfließen, und beim Heutigen sei an Max Frisch zu erinnern, das ist dann durchaus eine berechtigte Frage. Dazu muss noch ergänzender Weise gefragt werden, ob es sich nicht heutzutage ebenso verhält, aber statt einen Goethe einen I-Pod zu haben? Letzteres ist Indiz für das Streben nach allgemeiner Nutzung der Möglichkeiten die eine von digitaler Technologie geprägten Welt einem bietet. Insofern Anteilnehmen an diesem Kommunikationsmittel entscheidend ist, um voran zu kommen, wird die Voraussetzung zur Partizipation die erforderlich gewordene digitale Mündigkeit sein. Mit solch einem Beispiel parat deuten sich zugleich Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten zwischen einer bildungsbürgerlichen und einer digitalen Welt an.

Das Beispiel besagt nämlich die 'normierte Kultur' - sei es im Bezug auf nur einen Dichter der Nation oder die Verwendung von bestimmten technischen Mitteln - umfasst zwar Kriterien der Zugehörigkeit, aber garantiert noch lange nicht solch ein Zugehen auf andere Menschen, das es möglich wird sie oder den anderen zu verstehen. Letzteres ist der kritische Punkt in der ganzen Angelegenheit. Sobald Normen, gleichgültig ob nun kultureller oder technischer Natur, einer von oben herab verordneten Kultur entstammen, mündet das in einer Verneinung derjenigen, die sich diesem Norm nicht ausreichend beugen und darum zum Schweigen gebracht werden. Kritisch wird es spätesten dann allemal, sollte sich das menschliche Leiden durch solch eine digitale Kultur verschärfen bzw. das Leiden durch eine System-immanente Verneinung des Menschen verstärken bzw. durch eine neuartiges Schweigen verdrängt und verschwiegen werden. Das Idealbild in der virtuellen Welt ist ja der ständig glückliche, ja lächelnde Mensch mit weiß aufblitzenden Zähnen und einer Erscheinung die niemals altern wird. Mittels Barbie-doll wird von Anfang an etwas den Kindern und vor allem den Mädchen etwas beibringen, und zwar das Modell bestimmter Beschaffenheiten, um in der Welt Anerkennung zu bekommen. Das ist weitaus mehr als das Idealbild von Schönheit. Eher kommt das dem Roboter immer näher, also dem technischen Gleichnis eines perfekten Menschenbildes. Nur wirkt nach die niemals beantwortete Frage, aber wie soll dann der Menschen mit seiner ganzen Unvollkommenheit umgehen?

Die digitale Methode bestimmt den Organisationsgrad der gegenwärtigen Gesellschaft, aber wie soeben angedeutet, wird die menschliche Realität dabei weitgehend ausgeklammert. Das ist immer dann der Fall, politisch gesehen, wenn nur ein Realitätsbegriff bestimmend sein soll und dabei andere Wahrnehmungen von anderen gelebten oder noch zu erlebenden Realitäten ausgeschlossen werden sollen. Das geht inzwischen soweit dass ein Reisender in einem fernen d.h. anderen Land nicht mehr ohne Handy unterwegs sein kann, und darum faktisch überall erreichbar ist. Das hebt die Differenz zwischen Zuhause und Unterwegssein schlicht auf und bestätigt die These von James Clifford, dass die andere Wirklichkeit nicht mehr wirklich kulturell erlebbar ist obwohl immer noch eine vielfach beschworene u.a. siehe den UNESCO Beschluss zur kulturellen Vielfalt (2005).

Aus dem geht noch etwas weiteres hervor, und was von Cornelius Castoriadis stets betont wurde. Der in Paris aktive Philosoph meinte die heutige Technologie ist längst nicht mehr nur Mittel zum Zweck, sondern habe selber die Theorie der Gesellschaft ersetzt. Kein Sozialismus oder irgend eine andere Gesellschaftsform soll realisiert werden, denn gleich dem Profitstreben, werden immer mehr Mitteln zum Zweck. Es gilt innovativ in einer kreativen Industrie zu sein, und darum lautet das neue EU Kulturprogramm für die Zeitspanne 2014-2020 'kreatives Europa'. Folglich kann es durchaus sinnvoll sein, erneut auf solche philosophische Reflexionen zurückzugreifen die den Abstand zwischen Mittel und Zweck kenntlich machen können, und darum eher imstande den kritischen Rahmen für die Validierung einer Theorie der digitalen Gesellschaft zu geben. 

Philosophie

Der Mensch und seine Methode gilt seiner Art Fragen zu stellen. Dabei unterscheiden sich offene Fragen z.B. wie ist die Welt entstanden, gibt es Grenzen im Universum usw. von geschlossenen z.B. kannst Du um zehn Uhr mich treffen? Fragen geben vor allem Auskunft darüber welche Vorraussetzungen müssen bestehen ehe eine Reflexion des vorstellbaren Etwas in Gange gesetzt werden kann. Sie sind anders als Wertprämissen Einschränkungen zwecks der Erfahrbarkeit der Dinge in dieser Welt. Der Bezug zum Ort in Raum-Zeit Koordinaten galt seit Kant dem Experimentierfeld worin nur begrenzte Erfahrungen gemacht werden können. Jene dienen zwecks Validierung von Gesetzen. Diese Validierung ist allerdings in der Philosophie seit langem umstritten. Weder die induktive noch die deduktive Methode kann Aufschluß darüber geben inwiefern allgemeine und besondere Sätze praktisch Vorgänge in der Realität genau beschreiben und der Auffassung des Realitätsprinzips nach auch eine Gültigkeit hat. Immer wieder warnten die Philosophen vor einer Affirmation insofern dann dies zu einer ontologischen Behauptung werden würde so als gäbe es eine Identität zwischen Begriff und der Realität. Für Hegels Philosophie hatte das fatale Folgen als er sah im Preussischen Staat müssten die Staatsbeamten Prüfungen in altgriechischer Sprache ablegen und darum folgerte er ohne den Polizeistaat in Wirklichkeit zu sehen, dies sei der zivilste, ja aufgeklärteste Staat. Durch diese Identifizierung veränderte er nachhaltig sämtliche Begriffe ihrem Inhalt nach und liess dadurch das System zur Affirmation eines autoritären oder wie Popper behauptete totalitären Staates degradieren. Das folgt wenn die Philosophie nicht mehr die Spannung zwischen Begriff und Realität, Sein und Nicht Sein aushalten kann. Seitdem ist der Rekurs auf Sokrates und seiner Art Fragen zu stellen zwar im Bewußtsein geblieben, aber das Systemdenken bringt mit sich ein Verschließen gegenüber insbesonders offenen Fragen. Dadurch verlor insbesondere der Idealismus seinen philosophischen Elan und kam es zu etlichen Verschiebungen die anders in der französischen Schule als Differenz zur schriftlich bezogenen Wahrnehmungsweise thematisiert wurden. Hierfür steht Merleau-Pontys Beschreibung der Wahrnehmungsproblematik als Evidenz jener Differenz zu Husserls Phänomenologie und dennoch konnte Merleau-Ponty selber nichts mit dieser guten Beschreibung etwas anfangen. Darum bildet nach wie vor die Schwierigkeit des Anfangs - bei Hegel wurde das zur Phänomenologie des Geistes - ein erster Ansatz wenn gute Fragen schlicht und einfach gestellt werden. In diesem Sinne kündigt sich jeweils ein kritischer Geist von vornherein an und obwohl ungerne gesehen bzw. gehört, so verschafft das Unruhe in philosophischen Seminaren gleich einem Fuchs im Hühnerstall.

Aus dieser Befreiung vom Methodenzwang - Feyerabend gab seiner These den Titel 'Zuwider des Methodenzwanges' während Carlo Penco in Genoa meinte nur die mathematische Schule in Holland, die der Intuition den Vorrang im Denken gäbe, kommt nahe dem Traumziel, nämlich eine Logik frei von Erpressung (coercion) aufzeigen zu können. Doch das beantwortet noch nicht die Frage wie können Vorstellungen reflektierbar gemacht werden? Der Beobachtung nach funktioniert die Sprache nur innerhalb einer Subjekt-Objekt Struktur, und schließt somit die Anerkennung des anderen als Subjekt aus. Die Anerkennung erfolgt nur indirekt. Das hat weitreichende Folgen auf auch die Mann-Frau Beziehung und kann eine Ehe nicht davor schützen wenn einmal sämtliche Umwege um den anderen zu erreichen, ausgeschöpft sind, in eine Art Erstarrung zu geraten und darum immer weniger imstande den Anderen sein oder ihr schöpferisches Sein mit offenen Fragen anzusprechen.

Aus diesem Grunde schaffte ich in der Zeitspanne von 1972 bis 1975 eine philosophische Struktur mit dem anspruchsvollen Titel: "Die innere Reflexion des sozialen Seienden". Schließlich käme es darauf an ehe gehandelt wird, in der Erinnerung des anderen, daß der andere erfahren und erfassen kann, was ich vorhabe zu tun. Die Reflexion nimmt damit die Form einer Vorwegnahme an. Sie gilt den Handlungen die das andere Subjekt denkt zu tun. Antizipation folgt dem Wissen was jener vor hat zu tun und wird in der Reflexion im Bezug auf die praktische Urteilskraft zugleich zu einer Art Bewertung der möglichen Konsequenzen der beabsichtigten Handlung. Die Freiheit die in jeder Beziehung und in jeder Hinsicht bestehen bleiben soll, gilt ja auch der Möglichkeit des Einwandes falls eine beabsichtigte nicht die erwünschte Konsequenz bzw. eine negative Konsequenz nach sich ziehen wird. Für diese praktische Beurteilung bedarf es wiederum eine in die Zukunft vorausschauende Fantasie. Sie wird selber durch eine Vorstellungskraft dadurch verstärkt indem etwas wahres realisiert werden soll, und nicht etwas beliebiges. Darum hatte bereits Aristotle geraten wenn eine Handlung bevor steht, dann bitte den Rat vom besten Freund weil jener imstande ist einen Konsequenzen zu sagen selbst wenn die erst in 200 Jahren sich materialisieren werden. Doch dieses Denken an die Zukunft wirkt nur dann wenn etwas echtes hervorgeholt werden soll. Darum meinte Kant Philosophie ist nach wie vor die Kunst des Hervorholens. Am besten oder ehesten geschieht dies durchs Stellen guter Fragen mit Aussicht auf weitere Reflexionen von Vorstellungen die erst dann hinzukommen und das Gespräch bereichern wenn etwas wahres angesprochen wird.

Freud gab mit seinem Wunderblock einen guten Metaphor für die Art wie Menschen ein kurzfristiges und ein langfristiges Gedächtnis haben. Ein Kratzer an der Oberfläche des Wunderblocks kann jederzeit beseitigt werden, indem diese Folie von der darunter liegenden Wachsplatte gehoben wird. Doch der Kratzer selber bleibt im Wachs bestehen. Dies nannte Freud das langfristige Gedächtnis. Dem fügte er noch eine weitere Bedingung hinzu als er darauf aufmerksam machte daß wir nur Dinge erfahren und im Gedächtnis behalten, wenn sie mit unseren Gefühlen übereinstimmen. Das Problem besteht diese Gefühle können nicht erlebt und darum auch nicht erinnert werden, solange wir im System leben. Unter System ist ein unter Zwängen stehendes Bewusstsein zu verstehen. Folglich können die aufsteigende Gefühle nichts in Bewusstsein dringen weil sie wie Seifenblasen an der unteren Seite eines Topfes als Inbegriff des Bewusstseins zerplatzen. Der Mensch muss also aus dem System hinaus- und in das aufsteigende Gefühl hinein treten, um daraus ein erinnerbares Erlebnis machen zu können. Da dies ein fortlaufendes Hinaustreten bedarf, ergibt sich daraus die Erinnerungspur.

Ein gutes Beispiel für diesen Unterschied zwischen dem Leben in einem System und dem Nachgehen des Neuen durch eine sich entwickelnde Erinnerungspur ist die Ankunft in einer fremden Stadt. Es werden Merkmale notiert sobald man den Bahnhof verlassen hat, um ja später den Weg zurückzufinden. Diese erhöhte Aufmerksamkeit für was einen umgibt, obwohl eine fremde Welt, verdeutlicht den Unterschied insofern im System sein ein Leben nach Gewohnheiten gleicht. Sobald einer mit dem Weg vertraut genug ist, kann er sogar in der Straßenbahn kurz einschlafen oder ein Buch lesen weil doch vertraut genug mit der Strecke um rechtzeitig zu wissen wann die richtige Station zum rechtzeitigen Aussteigen kommt. Der Fremde schaut wiederholt auf die Karte, versucht etwas draußen zu erkennen und verliert sich oftmals genug in einer Verwunderung warum nichts familiäres auftaucht wodurch eine Orientierung gegeben wäre.

Dieser Hinweis von Freud gilt für was als Voraussetzung fürs differenzierte Denken bezeichnet werden kann, denn ohne Erinnerungen wird jede Betrachtung eines Geschehens oder eines Menschen einseitig und oberflächlich bleiben. Erst mit der Zeit vertieft sich das Verstehen der Materie und des Menschen. Folglich setzt jede bewusste Wahrnehmung ein Arbeiten mit dem Gedächtnis voraus.

 Bekanntlich hat Freud etwas weiteres im Sinne als er so viel seiner Aufmerksamkeit dem Gedächtnis gab. Ihm fiel auf er würde dann etwas vergessen, wenn er z.B. jener Person noch etwas Geld schuldig war und bislang er es versäumte den fehlenden Betrag zurückzuzahlen. Freud kam dadurch zum Schluss das Unangenehme wird leicht vergessen bzw. 'verdrängt'. Bei der Psychoanalyse lernte er ferner zu beobachten wo sich beim Erzählen einer Geschichte von was sich ereignet hatte, der Widerstand sich besonders stark regte. Freud sah dies als ein Konfliktfeld das durchzuarbeiten gilt, ehe der Fluss der Erinnerungen weiter fliessen kann. Letzteres wird durch das Zusammenwirken des Kurz- und Langzeitgedächtnis möglich insofern das Bewußtsein und das Unbewußtsein sich nicht gegenseitig ausschliessen sondern ergänzen. Da oftmals der Begriff des Unbewussten angezweifelt wurde, ist von Interesse daß die Dissertation von Adorno sich dieser Frage widmete und beweisen konnte, daß dieser Begriff durchaus ein objektiver d.h. wissenschaftlicher ist, und darum die volle Anerkennung verdient. Jürgen Habermas ergänzte das mit dem Schluß die einzigste Wissenschaft die ein Selbstverstehen zulässt ist die Psychoanalyse d.h.Wissen und Selbst schliessen sich nicht gegenseitig aus.

Somit stellt sich die Frage inwiefern Teilnahme an der digitalen Gesellschaft das persönliche Ich ausschliesst? Die Frage stellt sich weil nur solch eine Kommunikation im System zugelassen wird das sich als Repräsentant der Ich-Funktion erkennbar machen kann. Nicht umsonst gilt neben dem Passwort der Username als Voraussetzung zum Eintreten in solch einen kommunikativen Zusammenhang, sei es im Facebook oder in einem Blog. Es wird dabei sehr viel geschrieben, um sich mitzuteilen, aber im digitalen Raum verwandelt sich alles mehr oder weniger unbewusst in eine Reklame des konstruierten Selbstbezuges. Wenn da keiner sorgsam ist, kann das sehr schnell auf einen Selbstbetrug hinaus laufen, weil die Anpassung an den letzten Trend schneller geht als jemals gedacht oder als solches wirklich empfunden.

Insofern das sensationelle auch im persönlichen Bereich eher einen Nachrichtenwert hat, und sei es ein triviales Erlebnis z.B. der heutige Sonnenaufgang, der aber im Gedanken an Millionen gesendet wird, verlieren in dieser digitalen Welt unterschiedliche Texte ihre unterschiedlichen Werte. Es wird einheitlich getextet ob nun nur eine Tagesnotiz oder ein längerer Aufsatz. Das Schriftbild bleibt das Selbe obwohl innerhalb den technischen Gegebenheiten Varianten an Schriftzügen verwendbar sind. Das Gleiche gilt für Photoshop und anderen Darstellungsmöglichkeiten. Die technische Machbarkeit ist inzwischen zu einem globalen Charakterzug geworden. Und jener wähnt sich in Kommunikation mit der Welt zu sein selbst wenn der daneben sitzende Mensch völlig ignoriert wird. Andre Loeckx hat bereits in seiner Grundsatzrede auf dem 5.Seminar, kulturelle Aktionen für Europa, festgestellt, daß in der fragmentierten Stadt Leute vielleicht zwei Stunden zu ihrem Lieblingsrestaurant fahren aber niemals über die Straße gehen würden, um mit den Nachbarn auf der anderen Seite Kontakt aufzunehmen. Es werden in der digitalen Welt solch unmittelbare Hindernisse einfach technisch überwunden.

Wäre nochmals auf Freuds Ansatz zum Durcharbeiten von Konflikten zurückzukommen, um das worauf es ankommt zu unterstreichen: die Konsistenz. In der Kultur worin fast alles vieles nicht sicher ist und das Subjektive mitwirkt, kann ein Wissen was wirklich vor sich geht erst dann erlangt werden, wenn eine gewisse Konsistenz realisierbar ist. Das bedeutet ein Durcharbeiten des Unwissens durch weitere Fragen auf die nur vorläufige Antworten gegeben werden können, gleicht einem Vortasten bis auf einen festeren Grund gestossen wird. Das besagt auch das alte Problem zwischen Erscheinung und Wirklichkeit will gelöst sein. Wenn Solschenitzyn sieht wie ein Journalist von 'Le Monde' neben ihn sitzend meint eine Notiz niederschreiben zu können, die besagt Moskau habe ein gut funktionierendes System zur Fleischverteilen, eben weil er von der Bank aus einen Lastwagen nach dem anderen zum Transportieren von Fleisch vorbei fahren sieht und dennoch nicht weiss dies sind in Wirklichkeit Gefangenentransporte, besagt das einiges über die Gefahr einer Außenbetrachtung. Das wirkliche Kennen einer Gesellschaft setzt voraus ein Leben mit den dort ansässigen Menschen wenn die überhaupt noch selber sesshaft sind und nicht durch die moderne Zeit wenn nicht zu Stadtnomaden, dann zu Migranten in ihrer eigenen Gesellschaft geworden sind.       

 Wenn die Reflexion der Vorstellung einer beabsichtigten Handlung ihre Validierung erfahren will, dann bedarf das der Aufmerksamkeit der Differenz zwischen schriftlicher und wirklicher Ebene. Das war ein Anliegen von Derrida. Aber das Anliegen zu einer Validierung kommen zu wollen kann auch noch anders gedeutet werden. Ungewiss kann für eine längere Zeit sein wie viele Arme gibt es wirklich in der Gesellschaft, so dann wo entlang richtet sich das praktische Urteil wie zu einer gerechten Gesellschaft zu gelangen. Es ist genug wenn die Kirche an die Armen Brot und andere Dinge jeden Tag verteilt, oder steckt dahinter nicht wiederum ein Systemzwang der diese falsche Gesellschaft aufrecht erhält? Und wo ist zu helfen ohne jedoch den größeren politischen Zusammenhang zu vergessen? Was bedeutet der Widerspruch eines Anarchisten der jegliche Regierungsform ablehnt und dennoch in den Supermarkt geht, um fürs Abendessen einzukaufen? Widersprüche dieser Art deuten sich überall an. Sie nehmen jeden Tag verschiedene Gestalten an, mal wirkt die Polizei bedrohlich, ein anderes Mal scheint jeder nach eigenem Gutdünken den Tag bestreiten zu wollen. Das urbane Feld wird von vielen und verschiedenen Kräften täglich beackert und bearbeitet. Flüsse werden durch einem nach dem anderen vorbeibraussenden Auto ersetzt. Die Gesellschaft bewegt sich, und sie bewegt sich nicht. Sie ist verwirrt wie ebenso klar nach welchen Prinzipien zu existieren ist. Verwunderlich ist halt die Weise wie jeder mehr schlecht als gut zu überleben vermag. All das hat seit Jahrhunderten dazu beigetragen die Notwendigkeit zum Handeln um die gerechte Gesellschaft herzustellen, aufzuheben. Dieser Akt wird im Schreiben verschiedener Texte fortgesetzt. Während die Journalisten ihren Artikel über den letzten Regierungsbeschluss schreiben, wagen die Dichter sich an die Haikuform heran und übernehmen Studenten die von Webseiten herunter geladenen Texte um Wissen zu erlangen. Sie berufen sich insbesondere das was bei Wikipedia hochgeladen ist, denn da handelt es sich um ein fortschreibendes Verbessern des Wissen zu allen möglichen Fragen, sei es im Bezug auf einen Dichter, ein Ereignis oder einer Krankheit. Schreiben hiesse demnach gezielt auf das bereits vorhandene Wissen so zuzusteuern, daß die innovative Transformation ins persönliche Domain möglich ist. Ab dem Moment geht jeder weiter in Referenz zu eben diesem allgemeinen Bezugssystem. Das Handy macht es möglich überall zugänglich aber auch ansprechbar zu sein. Die Vorhandenheit an all der möglichen Information ist darum ein alles umfassende Universum in dem Schreiben eher zum Texten wird, und das besagt die nächste Botschaft wird gewiss registriert und kann in vielen Fällen viele Kommentare erhalten. Sie kann auch einfach weiter gereicht werden weil es die selbe Qualität wie jede sensationelle Nachricht inzwischen erfahren hat. Somit hebt sich das Schreiben von selbst auf. Es tut das im Nicht Wissen wie dieser unendliche Informationsfluss jemals noch zu stoppen ist. 

 Die Gefahr bei einer digitalen Kultur besteht bei einer immer schneller werdenden Verarbeitung an Information die an der Oberfläche verbleibende Wahrnehmung. Sie wird zunehmend durch die Verwendung der digitalen Methoden auf bestimmte Aspekte eingeengt, Nuancen der Verschiedenheit und Andersheit einer kulturellen Vielfalt gehen dabei leicht verloren. Sodann kommt es zu eben Mißverständnissen bzw. stereotypische Wahrnehmungsbilder werden in den Medien lanciert, so als könne solch eine Charakterisierung der menschlichen Realität gegenüber Stand halten. Dem ist aber nicht so. Dennoch treibt es viele nahe einen Zusammenbruch weil einmal vom System überwältigt, das gleich einem Zusammenbruch kommt. Solch eine Verzweifelung ist mehr als nur der philosophisch bedeutsame Inbegriff von Zweifel. Bei Descartes galt das noch als Ich-Beweis: 'ich zweifele, also bin ich'. Wieso es zur Übertreibung von Zweifel kommen kann, dazu müsste erstmals diesen Auswirkungen nachgegangen werden. Vermutlich rührt es daher, daß die Internet basierte Kommunikation erstmals alles erreichbar und scheinbar unmittelbar macht, doch mit der Zeit verdeutlichten sich bestimmte Muster die sich wiederholen. Zum Schluß kann ein Nutzer in Panik geraten weil alles vergeblich erscheint. Keiner antwortet auf die emails. Die Stille lässt den Nutzer erschrecken weil doch die Gemeinde da draußen, eine die mittels des Internets jederzeit erreichbar sein sollte, nicht antwortet. Oder wenn es zu Antworten überhaupt kommt, dann nur als Kurzmeldung die wiederum jeglichen Dialog auf eine bestimmten Informationsinhalt zur Weitergabe reduziert. 

Ganz anders der sinnliche Bezug auf Schichten der Erfahrung die erst laut Ernst Bloch verschiedene Möglichkeiten erkennbar machen. Gleich einer archaeologischen Ausgrabungsstelle, beinhalten die unterschiedlichen Tiefen eine Zeitangabe. Zugleich vermitteln sie Beweise was über welch eine Dauer bzw. Zeitspanne existierte. Folglich nennt Foucault die dazu erforderliche Phänomenologie 'Archäologie des Wissens'. Das soll noch deutlicher anhand der 'Lehre der Materie' gemacht werden.

 

Lehre der Materie

 

In der Philosophie von Ernst Bloch wird der Tastsinn gepriesen weil er eine ernüchternde Wahrheit zulässt. Das beginnt mit dem Betasten eines Teppichs, um dessen Qualität zu überprüfen. Auch ein Kind tastet gerne das Gesicht der Mutter ab. Vor allem die erotische Qualität vortastender Finger sind nicht zu verschweigen. Sie sprechen eine deutliche Sprache.

Ernst Bloch fügt dem noch etwas hinzu. Materie als solches bedarf einer Form, um in unserer Wahrnehmung zu existieren. Das wird bereits deutlich anhand des bloßen Begriffes von Wasser und im Unterschied was sofort vorstellbar wird, sobald gesagt wird dort gibt es einen See oder hier der Fluß. 

Angewendet auf die digitale bzw. virtuelle Welt die am Entstehen begriffen ist, kommt hinzu eine andere Qualität des Existierens. Es werden neue Erfahrungsräume eröffnet wobei aber die Notwendigkeit der Vergewisserung was existiert wirklich nach wie vor besteht. Schon lange besteht deshalb die Frage, 'wie wirklich ist die Wirklichkeit'. Dichter reduzieren das zum einfachen Satz, 'alles sei eine Illusion', und basieren darum um so mehr ihre Gedichte auf einer kosmischen Verbindung zum Weltall und den Sternen. Grenzenlos wie das Weltall umkreist darum die Phantasie die ganze Welt.

Wie aber bereits von Ernst Schnabel in seinem Radioprogram 'In achtzehn Tagen um die Welt' festgestellt, die neue Technologie beendet damit das Leben eines Einsiedlers der sich von der Welt zurückziehen will und wie Robinson Crusoe auf einer einsamen Insel existieren möchte. Das wird unmöglich sein, obwohl Kolakowski meinte: `Wenn wir uns offen von der Teilhabe an jeglicher Gemeinschaft lossagen, ... dann können wir zwar existieren, jedoch wird es eine armselige und unglückliche Existenz sein, in der wir nicht mit der Solidarität oder Hilfe anderer bei Misserfolgen oder Niederlagen rechnen können...`

Bloch betonte die Notwendigkeit der Form noch ehe etwas existieren kann z.B. Wasser in einem Fluss oder See wäre der Form nach das worin Wasser existiert. Als Substanz wird die Begrenzung in der Form aufgehoben. Es kommt darum zum Widerstand der Materie. Sie ist qualitativ anders wenn nicht Wasser, sondern aus Holz oder Sand gemacht. Philosophen haben sich darüber sehr viele Gedanken gemacht und nannten oftmals die wichtigsten Elemente aus der die Erde und das Leben geschaffen ist. Neben der Erde gibt es die Luft, das Feuer und das Wasser. Empedokles hat durch diese vier Elemente als Beschaffenheit versucht einen Bezug für die Polis auf ihre Gegebenheit herzustellen. Jener bewusste Bezug würde demnach die Regierungsform sein. Aus solch einem Bewusstsein heraus liesse sich die Form des Existieren-könnens schließen. Als Teil einer Bewegung wäre demnach das, was den Fluss der Dinge bedingt. In Abhängigkeit davon würde jene Gemeinde nur existieren, solange jener Fluss eine fliessende Materie bliebe und woraus jeder schöpfen kann, um zu existieren. Vertrocknet einmal dieser Fluss, verschwindet diese Zivilisation.

Übertragen auf die digitale Kultur, so mündet das in der Frage nach den Mitteln mit denen der Fluss der Rede und der insgesamten Kommunikation in Gange gehalten wird? Es wird außerdem einiges sich ansammeln, so wenn im Fluss es eine Stelle gibt wo ein kleiner Stausee sich auf Grund eines Dames bildet. 

Nun kann diese metaphorische Abbildung der materiellen Welt noch nicht die Existenz wirklich begründen. Dazu bedarf es die Form, um existieren zu können. Sprachlich gesehen, gibt es nur begrenzte Formen, die die Reflexion verschiedener Vorstellungen wahrnehmbar machen. Im Vergleich zum Geschehen in der Natur handelt es sich dabei um eine gewisse Armut an Erfahrbarkeit. Die Frage stellt sich also ob es nicht eine Möglichkeit gäbe über die begrenzte Sprache und damit Wahrnehmungsweise hinaus es zu einer Entwicklung kommen kann mittels derer neue Formen erschlossen werden können? Beim Betrachten eines dahin fliessenden Flusses entstehen und zergehen sehr schnell verschiedene Formen.

    

     Fluss im Englischen Garten von München Okt. 2013                             @hf

Allein aus dieser Erfahrung heraus wird deutlich wie es um die Reflexion des sozialen Seienden bestellt ist. Mangels einer Verschiedenheit und Andersheit an Formen die praktisch etwas zur Existenz bringen können, bleibt die Wahrnehmung reduziert auf das was nur in der 'normativen' Sprache vorgegeben ist. Die Illusion der Vielfalt wird durch eine scheinbare Aufhebung der Begrenztheit erzeugt, wenngleich es dann schwierig sein dürfte die Grenze des Machbaren und des Gestaltbaren zu erkennen. Dennoch wird diese Illusion weiter durch den Begriff des Möglichen gefördert z.B. Vielfalt als Möglichkeit zu existieren. Kant unterschied das ferner von der Wirklichkeit und der Notwendigkeit aber da seine Erkenntnistheorie im Zusammenhang mit einem Idealismus der Aufklärung zu sehen ist, scheitert dieser Ansatz an der aller wichtigsten Voraussetzung das alle Dinge benötigen, um zu existieren: die Synthese. Sie kann weder induktiv noch deduktiv geformt werden. Gleich dem Menschen der von Geburt an zu existieren beginnt, ist die Synthese ein Aspekt von Leben ohne das Ganze zu wissen. Die Formfindung ist dan eine Frage der Zeit. Hierzu müssten noch weitere Überlegungen gemacht werden ehe diese Korrelation zwischen Form und Reflektieren der Vorstellung nachvollziebar wird. Bislang kann diese Erläuterung nur den Anspruch auf Andeutung wenngleich eine sehr wichtige, erheben.

 In der digitalen Welt spielt die Synthese eine unbekannte Rolle und dennoch wird sie als Energiequelle ständig benutzt. Dagegen versteht sich dieser Begriff innerhalb einer kulturellen Entwicklung aufs Zusammenbringen, so dann als Etwas das neue und entscheidende Anstösse für eine weitere Entwicklung geben kann. Natürlich muss hier die Übereinstimmung bzw. Nicht vorhandene Übereinstimmbarkeit zwischen dem philosophischen Denken und dem vermittelbaren Systemverfahren im kybernetischen Sinne geklärt werden. Will die Philosophie diese Entwicklung begleiten, bedarf es neuartige Begriffe; soll es aber bei einem kritischen Bezug aufs menschliche Selbstbewusstsein bleiben, um die Forderung nach Kontinuität an Identität zu stellen, gilt es zunächst den Unterschied zwischen dem Selbstverständnis und dem permanent im System verbleibenden Denken aufzuzeigen. Nur danach kann beurteilt werden ob es eine Vermittlung im Bezug auf eine im Werden begriffene Synthese geben kann. Momentan schaut es eher nach einem Bruch zwischen Kultur und der digitalen Welt aus.

 Der Grund für diesen Bruch dürfte das verdrängte Ich sein. Es fehlt ganz einfach in der digitalen Welt der Bezug auf das Eingangs genannte menschliche Selbstbewusstsein. Die latente Gewalt mit der die digitale Welt über die Menschen herein gebrochen ist, verleitet ja zu dieser Verzweifelung. Dem Urteil nach wird dann alles auf dieser persönlichen Ebene als 'vergeblich' betrachtet und auch als solches beurteilt. Hierin mag zwar ein Trugschluss vorliegen, aber die Geschichte seit Freud hat deutlich genug gemacht Fehler entstehen immer dann, wenn die Verneinung das Ich zum Aufgeben der eigenen Identität drängt und darum den Druck zur Anpassung ans vorgegebene System fast rücksichtslos verstärkt. Es entstehen dann die trostlosen 'Leidbilder' falscher Heroen, also jene die bei all diesem Systemdruck anscheinend dennoch mithalten können. Um sich dessen mal bewusst zu werden, müsste ein Heraustreten aus dem Systemzwang eine Öffnung auch hinsichtlich der Vergangenheit beinhalten. Der Unterschied zwischen reiner Determination durch die Geschichte und einem Lernen aus der Geschichte ist offenkundig, nicht aber die Bedeutung eines Dialogs mit der Geschichte. Sie will nämlich in ihrer Präsenz verstanden sein, um sich selber in der Gegenwart trotz des Flusses der Dinge lokalisieren zu können. Erst dann sind entscheidende Veränderungen wahrnehmbar, vorausgesetzt die von der Vergangenheit abgeleiteten Formen zum Existieren sind in neue die die Zukunft antizierbar machen, übersetzbar. Denn das Hinaustreten setzt voraus ein Hineintreten in etwas das diese neue Formen kenntlich macht.

 

Dialog mit der Vergangenheit

             Blick rauf zur Akropolis


Die Acropolis stellt eine unmittelbare Vergangenheit dar, ohne jedoch dadurch in der Gegenwart davon determiniert zu sein. Darum auch dieser Unterschied zur reinen Determination wenn ein Dialog mit der Vergangenheit das gegenwärtige Leben jederzeit bereichert. Natürlich gibt es eigene Erfahrungen dazu. Jeden Morgen brachte ich meine Tochter zu einem Kindergarten der am Fusse der Akropolis war. So grüßten wir jeden Tag sie mit: "Guten Morgen, Akropolis", "good morning, Acropolis", "kali mera - Acropoli".

Spyros Mercouris sagt dazu jedes Kind wächst heran mit diesem Bewußtsein der Bedeutung der Akropolis. Das veranlasste seine Schwester, die Melina Mercouri, zu sagen, die Kultur sei in der Geschichte 'now as then / jetzt wie damals'. Das ist allerdings nur eine Behauptung die kritisch zu hinterfragen gilt falls dies zu einer vielbeschworenen Kontinuität einer bestimmten Identität verleitet, statt eine Reflexion der vielen Diskontinuitäten bzw. Brüchen in der Geschichte zuzulassen! Doch was in Griechenland oftmals ein Lernen aus der Geschichte verhindert, davon soll jetzt nicht die Rede sein. Schließlich handelt es sich bei diesem Thema um die Zukunft, und noch spezifischer um die Folgen einer Digitalisierung der Zukunft.

Allerdings möchte ich den Blick in die Zukunft mit einer jüngst gemachten Erfahrung im neuen Akropolis Museum verbinden. Als ich mir eine Skulptur ansah, war ich erneut darüber erstaunt, daß der Blick dieser Skulptur selbst nach 2000 Jahren nicht nur noch sehr lebendig, also gegenwärtig war, sondern es schien mir als würde ihr Blick durch mich hindurch schauen und weit voraus, in die Zukunft, blicken. Die Skulptur schien etwas zu sehen was ich bislang noch nicht auszumachen vermochte.

                            

                             Skulpturen im Akropolis Museum von Athen

 

Etwas anderes gilt hervor zu heben, wenn auf die Antike Bezug genommen wird, nämlich ihre Dichter. Natürlich kommt dabei sofort Homer in den Sinn, aber auch andere Dichter sahen eine Zukunft voraus, falls gewisse Dinge nicht beachtet werden. Dies waren nicht nur große Entscheidungen oder heroische Taten, sondern vor allem Aspekte des menschlichen Handelns im engeren Sinne, also einschließlich was den Umgang mit Nachbarn betrifft.

Die Dichter hoben außerdem die Bedeutung bestimmter Reaktion auf das Kommen des Fremden in die Polis hervor. Nicht immer wurde jener freundlich begrüßt, sondern misstrauisch beäugt. Dabei schwang mit im Blick, erzählen die Dichter, so etwas wie eine stille Hoffnung auf Veränderungen die der Fremde vielleicht einleiten kann. Vor allem galt das dem Wunsch nach einer gerechten Gesellschaft. Sie stellten fest, daß dies kein leichtes Unterfangen sein dürfte.

Doch genau aus dieser Einsicht in die Schwierigkeiten eine gerechte Gesellschaft herzustellen, lassen sich die 'Metrons' - Maßnahmen - ableiten. Es geht also um welche Maßstäbe werden angewendet, um die gegenwärtige Entwicklung voranzubringen und gleichzeitig beurteilen zu können? Zur Aufgabe eines jeden Maßstabes gehört es zwischen Anspruch und dem realisierbaren Etwas erfolgreich vermitteln zu können. Nur dann kann der als fairer Maßstab anerkannt werden.

Seit der Antike handelt es sich bei 'Metron' um eben diese Vermittlung zwischen Wunsch und Machbaren. Das was jetzt nicht realisiert werden kann, wird als Aufgabe der Zukunft erkannt und muß zugleich als Erinnerung daran bewahrt werden. Gegenwart wird dabei zu einer Vermittlung zwischen dem was in der Vergangenheit geschah und realisiert wurde, etwas das bis in die Gegenwart hineinwirkt, und jenem Anspruch jetzt etwas zu tun, um dem Wunsch nach einer gerechten Gesellschaft etwas näher zu kommen. Zwecks Aufhebung einer bloßen Determination durch die Vergangenheit bedarf es wie bereits betont die Aufnahme eines Dialogues mit der Vergangenheit. Das dürfte zum Verstehen von vielem beitragen aber noch mehr das Erkennen was Zukunft hat, erleichtern.

Demokratie in der Antike wusste nicht nur die Agora mit der Versammlung oder Pynx zu verbinden, um jederzeit das Gesetz überprüfen und diskutieren zu können, sondern solche Gesetze wurden vorzeitig erlassen die diejenigen beschnitt die zu mächtig zu werden drohten. Ganz das Gegenteil geschieht in der heutigen Welt wo die Reichen und die Mächtigen nur noch reicher und mächtiger werden. Und statt Gleichheit des Menschen als Grundprinzip zu wahren, werden Privilegien, fiktive Hierarchien und diskriminierende Systeme künstlich aufgebaut. Das Grundproblem von Demokratie, nämlich die Freiheit des einzelnen, bleibt somit ungelöst in einer Gegenwart die ungleich von einzelnen oder sogar ganzen Gruppen Opfer verlangt, aber außerstande die vorherrschende soziale Ungerechtigkeit kulturell und sozial so zu entkräftigen, daß der einzelne Mensch sich voll und ganz entfalten könnte. Somit wird vorgegaukelt die Menschen oder sogar eine ganze Bevölkerung habe die Wahl, obwohl die Troika z.B. in Griechenland überhaupt keine Zugeständnisse macht selbst wenn die Rezession bereits sechs Jahre andauert und der Premierminister Papandreou in 2011 gehen musste, nachdem er einen bereits gefassten Beschluß im Europa-Rat durch eine Volksabstimmung bestätigt lassen wollte. Es kommt darauf an nicht nur die Wahl zu haben denn was nützt die wenn nicht wirklich frei diese Wahl wahrzunehmen oder abzulehnen? 

Michel Foucault hebt hervor selten wird der Stimme der Vernunft zugehört. Als Athen sich anschickte in den Krieg gegen Sparta zu ziehen, so warnte eine Stimme vor einem Krieg in dem alles verloren gehen wird. Da dies nicht von einen der entscheidenden Politikern der damaligen Zeit ausgesprochen wurde, achtete niemand auf diese Warnung.

Natürlich ist es etwas anderes wenn von 'la raison d'etat' gesprochen wird. Der Vernunftgrund für einen Staat wurde in Folge des Scheiterns der Städte philosophisch entwickelt. Es kann natürlich einem dabei nicht entgehen wie sehr die Vielfalt an Stimmen in einer Stadt durch nur eine Stimme ersetzt wird, so bald es ums Behaupten des einen Staates geht. Solch eine Tendenz hin zur Diktatur hatte fatale Folgen im Nationalsozialismus als auch im Stalinismus.

Um nochmals auf Foucault zurück zu kommen, so wollte er inhaltlich die Spaltung zwischen hier die Vernunft, da der Wahnsinn überwinden. Das war das bestimmende Model im 19. Jahrhundert. Alles was nicht der Vernunft entsprach, galt als krank. Folglich stellte Foucault fest der Vater spricht nicht mit dem Sohn sondern schickt ihn zum Repräsentanten der Vernunft, nämlich der Psychiater.

 Immer sieht sich die Jugend einer korrupten und verwahrlosten Gesellschaft ausgesetzt. Sie hat noch schärfere Blicke für alles was ungerecht ist. Teilweise noch Kinder, aber bereits von der Verantwortung her bewusst was auf sie zukommen wird falls sich nichts an diesem negativen Zustand, den sie vorfinden, ändern wird, können sie leicht verzweifeln, dem Nichts verfallen. Robert Musil sieht das als Folge wenn sie Ideen in die Welt schicken und darauf keine Antwort erhalten, weil das noch schlimmer als jegliche Kritik ist. Sie können aber auch zu heroischen Taten neigen. Hölderlin beschreibt das in seinem Vaterland-Gedicht er möchte keinen gewöhnlichen Tod erleiden, aber fürs Vaterland im Kampf für dessen Freiheit sterben, das ja. Der Tod ist besonders präsent denn die Frage nach dem Sinn im Leben wird durch den Anblick einer Gesellschaft verschärft. Sie besteht anscheinend aus bloßer Wiederholung: Geburt, Kindheit, Schule, Studium, Beruf, Heirat, Kinder, Alt-werden, Sterben. Der Weg scheint vorgegeben zu sein doch für diese jungen Menschen immerzu nahe der Revolte gegen eine sinnlose Zeitverschwendung ist es denkbar schwer vorstellbar tagein, tagaus arbeiten zu gehen und am Ende keine Zeit mehr für die Freunde, geschweige für sich selber zu haben. Ernst Bloch meinte außerdem junge Leute können leicht rechtes Feuer fangen. Noch problematischer wird wenn sie in wohlhabenden oder in sogenannten einflussreichen Familien heranwachsen. Sie bekommen dann einiges hautnah mit. Es wird von Che Guevera gesagt er war angewiedert vom gesellschaftlichen Leben den seine Familie hegte. Sinn und Ethik gehören zusammen, so seiner Meinung nach, und darum schloss er sich der Kubanischen Revolte an und später dem Versuch sie weiter zu exportieren. 

Aus diesem Grunde war bereits in der Antike die Frage was verwirrt die Jugend eine wichtige Frage. Die Polis klagte nicht ohne Grund Sokrates an er würde die jungen Menschen die ihm tagein, tagaus zuhörten, verführen. Plato war entsetzt von diesem Vorgang und schrieb die Dialogue mit Sokrates auf. Eine davon zeigt Sokrates wie er auf seinen Prozess vor der Polis draussen wartet. Es kommt gerade dann ein junger Mensch angelaufen. Was er in solch einer Eile vorhabe, fragt ihn Sokrates. Der junge Mann gibt an er will seinen Vater anzeigen weil jener einen Sklawen ungleich und darum sträflich behandelt hat. Nach diesem Dialogue mit Sokrates kommt der Junge zum Schluß, daß er doch nicht seinen Vater anklagen wird. Es fragt sich was wollte Plato damit bewirken? Wollte er zeigen wie unschuldig Sokrates der Anklage der Polis gegenüber ist? Schließlich hatte Sokrates den Jungen dazu gebracht das geltende System der Polis zu akzeptieren. Jenes basierte auf zwei verschiedenen Gesetzen: das eine für die Bürger der Polis, das andere für Sklawen. In Wirklichkeit kann aber gerade anhand dieses Beispieles argumentiert werden, daß Sokrates den Jungen zu einer falschen Schlußfolgerung verleitet hat eben weil dieses System bestehend aus zwei verschiedenen Gesetzgebungen nicht zu rechtfertigen ist, wenn alle Menschen als gleich gestellte gelten sollten!

In der Antike gibt es darum jenen Paradox der den Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen kennzeichnet. In Sparta herrschte vor eine besondere Reifeprüfung noch ehe ein Jugendlicher in den Kreis der Älteren aufgenommen wurde, und dadurch zum Entscheidungskreis der Stadt gehörte. Er musste nicht nur drei Tage unter den Sklawen verbringen, sondern ehe er deren Siedlung außerhalb der Stadt verliess einen Töten und anschliessend es schaffen unbemerkt zu entkommen. Diese Reifeprüfung hatte das praktische Ziel zu verhindern daß der Nachwuchs jemals die Älteren anklagen könnte wenn die Ungerechtigkeiten gegenüber den Sklawen begingen. So etwas läuft effektiv auf eine Verschwörung gegen die Wahrheit hinaus.

Eine andere Bezeichnung dafür dürfte die sogenannte Verstrickung sein. Sie wird bewusst vorbereitet und wird oftmals in verschiedenen Sozialisierungsrituale wiederholt, sei das im Militär oder auch an Universitäten. Vor allem darf die bestehende Autorität nicht in Frage gestellt werden und kommt es zu einem Wechsel an der Spitze, dann doch nur um die Person an der Spitze zu ersetzen, aber ohne das ganze System zu verändern. 

 

 Es wurde bereits erläutert welch einer Bedeutung dem Kulturbegriff zukommt, wenn ein Geschehen-Lassen sich mit dem Inbegriff von Welt als gleichzeitig das Universum und die Menschen vereinbaren lässt. Solch eine Bedeutung dem Begriff 'Politismos' zukommen zu lassen, besagt es kommt ebenso auf den Freiheitsbegriff an. Ein Künstler kann nicht nur bestimmen wo der Pinsel für den nächsten Strich anzusetzen ist, sondern er folgt verschiedenen Impulsen und lässt insofern den Pinselstrich geschehen. Je freier der von seiner eigenen Einflussnahme geschieht, um so genialer der Strich. Solch eine Freiheit von jeglicher Determination zu erzielen heisst nach dieser überzeugenden künstlerischen Ausdrucksfreiheit zu streben. Sie ist etwas anderes als die blosse Meinungsfreiheit und sollte darum nicht mit dem was Künstler brauchen, verwechselt werden. Immer wieder kommt es dazu daß diese Freiheit nicht mit dem was die anderen wollen, übereinstimmt, und darum wird wiederholt gesagt erst die Freiheit der anderen bedingt die eigene Freiheit. Allerdings wäre das noch nicht eine adequate Rekonstruktion von was in der Polis möglich war. Sie konnte ja die Freiheit von Sokrates nehmen insofern sie ihn anklagte die Jugend zu verleiten. Was aber als Gesetz in der Polis galt, war immer noch eine freie Auseinandersetzung mit der Auslegung von Gesetz. Jenes folgte auch dem immer noch zu interpretierenden Rat wie die Polis insgesamt sich entscheiden solle. Es gab natürlich praktische Kriterien um diesen Rat nicht die ganze Freiheit für alle möglichen Interpretationen zu geben. Gerade die Einschränkung war das kunstvolle daran und meßbar war darum eher das Informale als das Formale, also das was der Mensch selber imstande war zu sehen und zu erkennen. Ernst Schnabel in seinem Buch 'Ich und die Könige' lässt darum Daedalus zu seinem Lehrling sagen als jener den Abstand zwischen den Säulen beim Bau eines Tempels messen wollte, er solle zurück treten und wenn er zwischen den Säulen das Nichts sehen würde, dann habe er den richtigen Abstand gefunden. Im gleichen Sinne verhielt sich das Maß für die Kultur weil Politismos eben auf eine Übereinstimmung der Menschen mit ihrer Umgebung, also die Natur und das Universum, achtete. Thucydides schreibt dann auch wann immer große Kriege drohten, verdunkelte sich der Himmel und kamen plötzlich starke Winde auf. Folglich besagt Politismos das Einfinden in eine soziale, zugleich natürliche Welt die aus einer Kunst des Bestehens im freien Raum den Menschen als Maß aller Dinge anerkannte. Nicht besseres drückt das aus als die erstmals frei stehende Skulptur wobei dies durch ein Weiterentwickeln in der Schriftsprache zustande kam weil endlich das vorstellbare Etwas in der Realität möglich. Es war also keine blosse Abbildung noch ein archaisches Schriftzeichen mehr, sondern ein Gleichnis mit dem Menschen und dennoch einen Schritt weiter, weil sie in Referenz zu einer voraussehenden Göttin oder Gott geschaffen wurde. Das was die Menschen nicht trennt sondern zusammen bringt ist die Vision des Kosmos als eine Einheit in der Vielfalt. Noch war das laut Parmenides zwischen Stadt und Natur getrennt insofern sie sich in ihren Einigungsprinzipien unterschieden, oder eher der Mensch müsse erstmals alles vergessen was in der Stadt erlebt wurde, denn nur so könne er unbefangen in die Natur treten und dann die Einheit der Apperzeption wegen einer positiven Selbstvergessenheit auf sich und seinen Sinnen wirken lassen. Das Heraustreten aus der Stadt war mit dem Schicksalsbegriff verknüpft. Interessant ist darum daß der Politismos Begriff nicht das Schicksal als etwas universelles oder naturhaftes aufgreift sondern nur auf das was in der Stadt geschieht, beschränkt. Folglich stellen sich Schicksalsfragen und Figuren nur dann ein, wenn eine Stadt und ihre Gesellschaft nicht mehr weiss wie weiter zu überleben, und wenn selbst der Rat der Orakel in Delphi nicht weiter hilft, weil erst ein praktisches Zukenntnis-nehmen einen Ausweg aus der Krise eröffnet.

Sobald eine Gesellschaft nicht mehr aus ihrer Kultur schöpfen kann und darum außerstande Lösungen zu finden, insbesondere weil ohne Erinnerung an Gerechtigkeit, steht sie vor einer verhängnisvollen Überlebensfrage. In der griechischen Welt wird das durch ein Gedicht von Seferis zum Mythos der Argonauten besonders deutlich.

Die argonauten von seferis

Und die Seele

soll sie sich selbst kennen

dann im Blick

auf auch eine Seele:

den Fremdling den Feind wir sahn ihn im Spiegel.

 

Brave Leute waren sie die Gefährten, sie murrten nicht

über die Mühe noch über den Durst noch über die Kälte,

sie verhielten sich nach Art der Bäume und der Wogen

die den Wind hinnehmen und den Regen

hinnehmen die Nacht und die Sonne

und beständig bleiben im Wechsel

Es waren brave Leute, ganze Tage lang

schwitzen sie an der Ruderbank, gesenkten Auges

holten sie Atem im Takt

und ihr Blut pochte in einer gefügigen Haut

Manchmal sangen sie auch, gesenkten Augen

als wir die öde Insel mit den Wildfreigen umschifften

westwärts, jenseits vom Kap der Hunde

und ihrem Gebell

Soll sie sich selbst kennen, so heißt es

so blicke sie wiederum auf eine Seele, so heißt es

und die Ruder schlugen das Geld des Meeres

in der versinkenden Sonne

Viele Kape ließen wir hinter uns, viele Inseln, das Meer

das zum anderen Meer führt, Möven und Robben.

Manchmal beweiten Weiber im Elend

jammernd ihre verlorenen Kinder

und andere rasten und suchten nach Alexander

und nach versunkenem Ruhr in der Tiefe von Asien.

Wir legten an vor Küsten erfüllt von Nachtgeruch

von Vogelgezwitscher und Wasserguß davon an den Händen zurückblieb

die Erinnerung an große Glückseligkeit

Doch die Fahrten nahmen kein Ende

Ihre Seelen wurden eins mit den Riemen und Laschen

mit dem ersten Antlitz des Bugs

mit der Furche hinter dem Ruder

mit dem Wasser das ihr Abbild in Stücke brach

Die Gefährten endeten nacheinander

gesenkten Auges, ihre Ruder

bezeichnen den Ort am Strand wo sie schlafen.

 

Keiner erinnert sich ihrer Gerechtigkeit. (2)

 

 

Verhängnisvoll ist nicht nur das ständige Rudern mit Blick auf nur den Rücken des Vordermannes, sondern am Ende ruhen die Ruder. Sie deuten lediglich ins Wasser und indirekt dorthin, also zum entfernten Ufer, wo diese Argonauten womöglich beerdigt worden sind. Das Ende wird sich dann nach Seferis um so deutlicher in aller Grausamkeit verdichten: "keine Erinnerungen mehr. Gerechtigkeit". Kurzum eine Gesellschaft ohne Erinnerungen, und das heißt ohne ein kulturelles Erbe das Erinnerungen an die Zukunft, also zukünftige Lösungen aufzubewahren versteht, kann nicht überleben. Die Argonauten wurden losgeschickt weil ihre damalige Gesellschaft nicht mehr ein noch aus wusste. Sie schickten ihre besten Männer los um zu erkunden ob es woanders Lösungen gibt. Sie wurden losgeschickt im Nicht Wissen um jene andere Welt noch ob die Argonauten es jemals schaffen würden mit Lösungsvorstellungen zurückzukommen. Das einzige Wissen das sicher war, bestimmte diesen Entschluss denn die damalige Gesellschaft wusste selbst wenn die Argonauten es schaffen würden zurückzukehren, sie würde dann schon nicht mehr existieren. Solch ein verzweifelter Akt wird heute wiederholt. Als der Ökonom Jeffrey Sachs hier in Athen einen Vortrag am 1.Oktober gab, meinte er die Griechen könnten sich retten insofern sie sich erneut auf solch eine Reise begeben. Er meinte zwar die griechische Gesellschaft solle sich dem Exportgeschäft widmen aber denke ihm entging die Ironie seines Ratschlags.

 

Vorstellen der Zukunft

Seit Aristotle sind Vorstellung, Wunsch und Ziele verbindliche Elemente für ein Wissen in welch eine Richtung zu handeln ist, um Zukunft zu haben. Das nimmt etwas vorweg aber beanstandet zugleich eine Orientierung für den Weg in die Zukunft. Die deutet sich im Wunsch an z.B. Wunsch nach einem Kind. Um aber ein Teil der Wirklichkeit zu werden, muss dieser Wunsch erst von der Vorstellung reflektierbar gemacht werden. Aristotle meint erst dadurch kann das Ziel vorgegeben werden. Wenn die Vorstellung eine Vorausschau beinhaltet, handelt es sich also um eine Übersetzung als auch um ein Erkennen vor allem was den Unterschied zwischen dem Vorgestellten - das was Innen sichtbar wird - und dem Verwirklichbaren -  Außen auszeichnet.

In der Antike wurde bereits die Frage gestellt, wie kann die Vorstellung unabhängig von dem was in der Realität anzutreffen ist, sowohl kenntlich als auch verifizierbar gemacht werden. Die Vorstellung muss noch nicht mit dem was in der Realität möglich ist, übereinstimmen denn alles kann sich ja noch ändern. 

Konsequent war der Rat von Artistotle gehe zu dem der die Vorstellung hat wenn keiner weiss was zu tun ist. Wie immer auch diese Person imstande ist die Fantasie lebendig  zu halten, und zu erinnern sei an Picassos Feststellung wie leicht die kindliche Fantasie im Übergang zum Erwachsenen verloren geht,  sie kann mittels der Fantasie Orientierung geben.

Geht die Vorstellungskraft der Gesellschaft vollkommen abhanden und besteht deswegen solch ein Nicht-Wissen das keiner mehr sagen kann in welche eine Richtung zu handeln sei, wird die Zukunft zu etwas Äußerem zum Wissen. Wenngleich das Nicht Wissen durch einen vorstellbaren Wunsch ersetzt werden kann, besteht das strukturelle Problem insofern nicht mehr im Wissen die handelnde Person begleitet werden kann. Das wäre dann mehr als nur blosse Entfremdung und würde sich als Aufgeben des ethischen Anspruches kenntlich machen. Es würde dann nicht mehr in voller Verantwortung, weil bemüht negative Konsequenzen zu vermeiden, entschieden und gehandelt, sondern nur noch das Erfolg-versprechende Etwas begünstigt werden. Dabei würde die negative Wirklichkeit, das Scheitern mitein begriffen, bloss verdrängt bzw. zum Schweigen gebracht werden. Andre Breton beschreibt z.B. wie nach dem Ersten Weltkrieg die zurückkehrenden Soldaten nicht aus dem Militärdienst entlassen wurden, weil sie dann keine politische Reden halten durften. Es war eine Maßnahme um die Kritik an all den falschen Entscheidungen zu unterdrücken. Ähnlich verhält sich das in Frankreich noch heute im Bezug auf den Krieg in Algerien.  

Interessant ist daß Kant die Bedeutung der Vorstellung als ein Vortasten in einer bislang unbekannten Welt erkannte. Er erhielt u.a. Schriften von Darwin der eine vorstellbare Außenwelt zu Europa in seinen Forschungsberichten beschrieb. Darum entwickelte Kant als Grundbegriff den Verstand in Beziehung zur Vernunft, um dann mit solch einem Kompass die Weltreise zu ermöglichen. Dabei war ihm wichtig, daß das Ich das auf einer Apperzeption gründet, die Vorstellung begleiten könne. Nur stellte Kant fest das Scheitert sobald das Ich gegen strukturelle Widersprüche stösst und ab dann es zu einer Abtrennung der Vorstellung von einem denkenden Ich kommt. Das Problem blieb ungelöst wenngleich Kant durch das Experiment das in Raum-Zeit Koordinaten überall auf der Welt möglich ist, Gesetze und Gesetzmässigkeiten herauszuarbeiten versuchte die überall ihre Gültigkeit haben. Dies eröffnete zwar einen Zugang zu den Wissenschaften aber lenkte ab von einer wichtigen Zukunftsorientierung, weil er alles pragmatisch zugunsten von Gesetzen die gut für Geschäfte sind, wendete. Die Expansion in der Welt liess allerdings das Kolonialsystem folgen und damit eine noch schlimmere Unterdrückung und Ausbeutung von anderen Menschen die wegen ihrer Fremdbestimmtheit keine unmittelbare Anerkennung bekamen.

Sartres Inbegriff eines mentalen Vorganges, welcher das Vorstellen von etwas darstellt, unterscheidet sich von bloßen Beobachtungen. Während letzteres nur die eine Seite sieht, kann in der Vorstellung ein Würfel so oft gedreht werden, bis sämtliche sechs Seiten erkenntlich sind. Dabei spielt das Gedächtnis eine Rolle. Wie bereits erwähnt, interessierten sich die Griechen der Antike bereits dafür was sei real an der Vorstellung der Welt. Zu diesem Zweck diente der Tempelbau um diesen inneren Unterschied zum äußeren Erscheinungsbild zu verdeutlichen. Dabei stellen die Säulen in ihren regelmäßigen, zugleich unregelmäßigen Abständen weil nicht so streng gehandhabt um exakt zu sein, so etwas wie einen Zeitrahmen ähnlich zum statistischen Bild in einem Film dar. Geht man außen entlang den Säulen so können die im inneren Flur gemalten Bilder gesehen werden. Es bedarf also einer besonderen Bewegung um aus dem Rahmen eines statischen Bildes herauszutreten. Das Vorstellen dürfte ein Inbegriff solch einer Bewegung sein. Sartre hatte natürlich noch den Bewusstseinsbegriff im Sinne und meinte ohne der Vorstellung würde nur das ontologische Sein bestimmend sein, so aber kann durch das Vorstellenvermögen der Freiheitsbegriff beansprucht werden und deshalb auch ein Ich was nicht absolut determiniert wird. Solange ein anderes Ich und darum eine andere Beziehung zu einer anderen Welt vorstellbar ist, kann die Wirklichkeit als veränderbar betrachtet und als solches auch erfahren werden. Ohne der Vorstellung kann aber diese Bezogenheit auf nur eine Realität nicht in Frage gestellt werden. Dazu bedarf es die durch die Vorstellung gegebene Freiheit.

 

Daraus ergibt sich die interessante Frage, ob eine 'digitalisierte Zukunft' eher dem Zweck dient eine vorstellbare Zukunft zu ersetzen bzw. zu simulieren? Diese Frage ändert sich in dem Moment wo versuchsweise die Zukunft durch die digitalisierende Methode bestimmt werden soll d.h. alles wird in Zukunft nur noch auf die Digitalisierung ausgerichtet und davon abhängig sein. Die Nuanzen in dieser sich verändernden Fragestellung verweisen auf wichtig zu nehmende Einzelheiten betreffs einer vorstellbaren Zukunft, wobei die Differenz eine sein dürfte die zwischen Wunsch und Determinierte zu vermitteln verstünde. Schließlich verbindet der Mensch in der Gesellschaft bestimmte Komponente und lässt daraus eine Lebens- und Organisationsweise entstehen, die wiederum seine Zukunft determinieren wird.

So gesehen wirkt nicht mehr der Pflug oder die Fabrik sondern der Computer und das Internet als zentrale Bestimmung für die weitere Vorgehensweise. Welch andere Möglichkeiten zu leben und zu arbeiten dabei noch bestehen, das kann und wird zum Teil Ergebnis der noch vorhandenen Vorstellungen von anderen Welten sein. Entscheidend ist dabei was noch von einer gelebte und erlebbaren Unmittelbarkeit im Unterschied zur vermittelten Wirklichkeit per Kommunikation und virtueller Bilder übrig bleibt bzw. wie die sich gegenseitig beeinflussen können und noch wollen. Vor allem wird der Gegensatz zwischen der Unmittelbarkeit und der Vermittlung in einer virtuellen Welt voller digitaler Räume nicht mehr die Ergänzung erfahren wie noch der Fall als Realitäten außerhalb des Ganzen bestanden, sondern nun wird alles in Abhängigkeit von der verarbeitbaren Quantität an Daten bestimmt werden. Diese Form des Existierens schliesst praktisch andere Formen einer vermittelbaren Unmittelbarkeit aus, da die Kommunikation jetzt zugleich lokal als auch global ist.    

Eine ganz andere Frage ist ob die Zukunft selber imstande sei sich vorzustellen? Im letzteren Sinne käme es darauf an rechtzeitig Zeichen der Zukunft zu erkennen und entsprechend auch deuten zu können. Denn tatsächlich kündigt sich die Zukunft an, nur wird das oftmals übersehen oder überhaupt nicht als solches wahrgenommen.

Zum Thema 'Vorstellen' - Fantasie, das Imaginäre - gäbe es einiges zu sagen, doch da gibt es diesen seltsamen Satz von Kant, nämlich "ich denke, ich kann überall hin meine Vorstellung begleiten." Das entspricht u.a. einem Einfühlungsvermogen das die Fantasie anscheinend möglich macht, vorausgesetzt man ist imstande sie zu begleiten, so z.B. wenn die Mutter ihr Kind gedanklich begleitet wenn es aus der Haustür rauß und zur Schule geht. Kant stellte fest das geht nicht weil das Denken an Strukturen stösst ab dann ungelöste Widersprüche u.a. zwischen Raum und Zeit, eine Trennung von Denken und Vorstellen bewirken.

Im Übergang zur 'Kritik der reinen Vernunft' stellte dann Kant ferner fest, Begriffe ohne Anschauung seien blind, wobei er nicht erklärte wie die Selbst-Bezogenheit aufs Vorstellen sich in eine Anschauung umwandeln lässt, und dabei nicht das Selbst ausschließt. Adorno meinte dazu Kant habe so oft den Begriff des Selbst erwähnt, aber nirgendswo genau definiert. 

Es sei noch zu erwähnen, daß Hegel aus diesem Satz von Kant eine viel gefährlichere Formulierung machte, nämlich 'ein Volk ohne Anschauung sei blind'. Politisch veranlasste das zu einer Trennung der Begriffswelt von was die Praxis anbelangt und zum Gebrauch eines Mythos der diese Anschauungswelt beleben sollte. Natürlich war das praktisch eine Vorwegnahme von Ideologie bzw. Endvisionen oder sogar Leitsätzen bzw. Leitkultur mit all den schlimmen Implikationen die insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus eine grauenhafte Wirklichkeit annahmen. Kurzum bleibt einem Denken über Zukunft nicht erspart darüber nachzudenken was geschehe erneut wenn das kollektive Denken und Handeln durch solch eine Anschauung ersetzt würde?

Aber wir sollten nicht vom Weg abkommen. Zukunft vorstellen kann angesichts gegenwärtiger Probleme eine Wunschvorstellung nach Frieden in einem Land wie Afghanistan wo der Krieg herrscht, sein. Im großen Bild zur Situation in Afghanistan kann etwas in den Mitte gesehen werden: ein Fleischfresser.

 

                                     

 

Dies wäre ein praktisches Beispiel, insofern die Kinder in Afghanistan den Fleischfresser als geeignetes Mittel begreifen, um da hinein Kriegswerkzeuge zu werfen, so daß danach, auf der anderen Seite, Sachen herauskommen, Sachen die die Kinder für die Schule benötigen. Solch ein Wunsch nach Verwandlung beinhaltet einiges an Vorstellungen die oftmals in der Geschichte angesprochen werden und darum auch latent vorhanden sind. Zu erinnern sei alleine an Janusz Korczak der in einer seiner Kindergeschichten davon schreibt wie Kinder die Eltern erneut in die Schule schicken während sie selber in die Fabrik gehen um dort die Wafferherstellung in eine Produktion von Schockolade umzustellen.

Natürlich gibt es nicht nur Wunschvorstellungen die einen Weg in die Zukunft aufzeigen wollen, sondern ebenfalls etwas das bereits Aristotle ansprach: wer nicht weiss in welch eine Richtung man handeln wolle, gehe zu demjenigen der die meiste Phantasie habe denn jener würde die Dinge voraussehen können. Nun wird dieser Aspekt der Phantasie, die anscheinend mit Vernunft wenig zu tun hat, in der Philosophe höchstens als Wahrnehmungsproblematik aufgegriffen, und dennoch sagte Sartre ganz allgemein und über soziale Strukturen hinaus gedacht, erst wenn einem die Zukunftsziele bewusst sind, könne man in der Gegenwart leben. Darum auch solche Ausdrücke wie die bedrängte Zeit d.h. wenn einer ohne Geld und unsicher ob er oder sie überhaupt noch selbstständig in der Gesellschaft existieren kann, die Zukunftsängste so sehr die Gegenwart bedrängen, daß der Zeithorizont enorm eingeengt und die Dinge sich immer mehr zuspitzen bzw. einen immer mehr zum Abgrund bringen. 

Dabei bleibt es noch lange nicht. Erstens gibt es die Möglichkeit daß Zukunft und Vergangenheit sich gegen die Gegenwart verschwören und darum mögliche Veränderungen nicht zulassen. Darum ist die gelebte Zeit auch nur in der Gegenwart möglich, so dann wären die Bedingungen dazu eben nicht gegeben, wenn laut Adorno nur nach dem Neuen gestrebt wird. Adorno meinte weil das Neue sich auf der Suche von nur dem Neuen befindet, sieht sich das Neue früher oder später gezwungen in alte Strukturen zurückfliehen zu müssen, um da eine Absicherung zu erfahren (siehe 'Minima Moralia'). Das kann wiederum angesichts der digitalen Gesellschaft in der die Technologie immerzu neue Produkte befördern will bereits geschehen wenn die vielen Computer-Spiele ein bestimmtes Wissen reproduzieren, das als Spiel eben den Spieler um seine oder ihre menschlichen Erfahrungen betrügt und darum die Wiederkehr des Selben forciert. Es macht also einen normen Unterschied aus inwiefern die digitalisierte Zukunft eine Reproduktion des Falschen (um nochmals auf Adorno zurückzugreifen denn er sagte es gäbe kein wahres Leben in falschen Strukturen) fördern würde, und dies täte sie durch eine Festlegung die Zukunft auf nur diese bestimmte Technologie von der Cornelius Castoriadis sagte, sie sei längst nicht mehr nur Mittel oder Werkzeug, sondern habe jegliche Gesellschaftstheorie ersetzt.

Alle Auswirkungen aufs menschliche Zusammenleben sind darum kaum zu erfassen, insbesondere dann nicht wenn immer wieder behauptet wird die neuen Kommunikationstechnologien hätten die Kommunikationen zwischen den Menschen nahezu revolutioniert. Was aber ist dann mit einer digitalisierten Zukunft gemeint wenn so vieles verschwiegen wird, ja das Aufarbeiten der vielfach ungelösten Konflikte in der Vergangenheit einfach bestehen bleiben. Allein das Fortbestehen xenophobischer Kräfte besagt Europa und die Welt zeigt sich nicht verantwortlich genug, wenn es politisch um die Nachhaltigkeit des demokratischen Lebens geht.

 

Mit dem zehn Fingern

in die Zukunft voraus tasten

 

 

Blind man in Dafnomili Street, Athens  

 

Die Europäische Kommission (EC) will eine neue Initiative starten: “Opening Up Education” - Öffnen der Erziehung! Zweck soll sein junge Menschen dabei behilflich zu sein wenn es darum geht besondere Fähigkeiten zu erwerben die ein Teil der nächsten Generation bedürfen, um digitale Unternehmer zu werden. Damit stellt sich die Kommission auf eine von der digitalen Technologie bestimmten Zukunft ein aber angesprochen sollen nur ein Teil der Jugend. Wie soll das aber gehen, wenn nicht durch eine neue Elite-Förderung, die dem alten System samt den ungerecht verteilten Privilegien dazu verhelfen soll sich zu reproduzieren?

Anders diese philosophische Herangehensweise die auf eine Befreiung vor allem der Fantasie hinaus will. Dazu wurden bereits gewisse Prämissen genannt wie eine noch nicht erkannte, geschweige bekannte Zukunft angegangen werden kann. Hilfreich mag hier eine Orientierung am Philosophen Kolakowski (Autor von 'Über Suche nach der verlornen Gewißheit') sein. Als jener zum ersten Mal in Berlin (West) einen Vortrag im Otto-Suhr Institut hielt, wollte er selbstverständlich wissen, wer vor ihm im Publikum saß. Schließlich war es noch nicht allzu lange her, daß deutsche Truppen über Polen herfielen, und er obendrein als Jude allzu viel durch gemacht hatte, so dann eine andere Gewissheit brauchte, um Vertrauen zu schöpfen. Also fing er seinen Vortrag damit an, daß er seine Gedanken zu einer Beschreibung von zwei ausgestreckten Händen machte, um dann die zehn Finger wie ein Blinder auszustrecken, um vorzutasten wer da vor ihm saß. Ähnlicherweise möchte ich mal zehn Finger zeichnen und sie dann zum Vortasten in eine digitalisierte Zukunft benutzen. 

 

 

 

 

1

Lokale und globale Netzwerke

 

Ein Beispiel von einer wichtigen Thematik auf diesem Gebiet der internationalen Vernetzung:

The European Association of Social Anthropologists wird ihre bienniale Konferenz in Tallinn, Estonia, from July 31 bis August 3, 2014 halten. Die Thematik der Konferenz wird sein "Collaboration, Intimacy & Revolution - innovation and continuity in an interconnected world"(Kollaboration, Intimität & Revolution - Innovation und Kontinuität in einer verflochtenen Welt)

Weitere Information dazu auf: http://www.easaonline.org/conferences/easa2014/index.shtml

Netzwerke sind immer wichtiger geworden wobei es verschiedene Typen und Gestaltungsmöglichkeiten davon gibt.

Die einmal aufgenommenen Verbindungen werden aber selten auf realen Feedbacks und back-up loops aufgebaut.

Kommunikation

Facebook und Twitter wie Blogs zielen auf Partizipation ab und meinen allerdings einen hohen Bekanntheitsgrad und Wunsch nach Anerkennung.

Fast jeder surved alleine und dennoch in der Meinung im Grunde genommen mit einem kollektiven Einverständnis jederzeit rechnen zu können.

Das geht hervor aus der Annahme mit dieser Art einer auf Internet basierenden Kommunikation an den Aktivitäten eines bestimmten Netzwerkes teilnehmen zu können. Das Private wird dabei an eine bestimmten Öffentlichkeit gebracht und das bringt mit sich wiederum eine ganz bestimmte Serie an Problemen mit sich.

Reale Zeit

Wirtschaftliche Entwicklungen deuten daraufhin dass Geld nur in der realen Zeit gemacht werden kann. Eine Information kann nur dann gebraucht werden. Alles andere bleibt wirkungslos weil millionenfach gebraucht und wiederholt eben wegen der schnellen Verbreitung durch die Kommunikation. Twitter behauptet der neue Papst habe bereits Ende 2013 10 Millionen Anhänger. Die Zahl überschreibt und ersetzt die Notwendigkeit für eine weiter gehende Kommunikation, weil allein die reale Zeit den Wert angibt.

Virtuelle Welt

Digitale Technologien ermöglichen das Erstellen von allen möglichen virtuellen Welten. Das erhöht das Risiko dass Menschen völlig von ihrer sinnlich zu erlebenden Welten abgeschnitten werden. Sie verbleiben Sinn-gemäß in statistischen Informationsmengen, so als würde sich alles aufstauen. Die Informationsüberflutung trägt dazu bei das Gedächtnisspuren verloren gehen. Es begünstigt eine Abwesenheit des Menschen so dann sind sie immer weniger im reellen Sinne auffindbar bzw. erlebbar.

Schizophrenie des Friedens

In welcher Welt wird wirklich gelebt? Seit 2007 hat das Friedensbild von Libanon „Genug! Wir wollen leben“ darauf hingedeutet, dass Menschen zunehmend in einer Schizophrenie des Friedens leben. Auf der einen Seite gibt es die gefüllten Cafes, auf der anderen Straßenseite gehen hoch Bomben. Meistens trifft es unschuldige Beistehende. Das spiegelt wiederum an wem das kommuniziert werden soll, und zwar mittels dessen was die Medien aufgreifen und weiter vermitteln, ohne jedoch sicher zu sein mit wem sie kommunizieren wollen.

Wirtschaftskrieg

Seit der Lehmann Krise in 2008 hat ein neuartiger Krieg begonnen: der Wirtschaftskrieg. Er richtet sich an einer Befriedigungsstrategie tiefsitzender Ängste z.B. der Verlust an Wert der Währung bzw. ihrer Kaufkraft. Allgemein wird Naomi Kleins Schocktherapie zitiert, um dieses Phänomen zu erklären, und trotzdem ist es vielen nicht angenehm weil ein Hauch an Verschwörungstheorie dabei mitschwingt. Es geht wesentlich um eine verklärte Sicht was den Gegensatz zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen entspricht. Immer mehr spielen internationale Schiedsstellen eine größere Rolle weil die Märkte außerstande sind zu vermitteln.

2

Stadt- und Regionalplanung

Die neuesten Entwicklungen seit der fragmentierten Stadt von Andre Loeckx

Smart cities: medien bedingte Konzepte

'Writing on the wall'

Zugang zur Öffentlichkeit – öffentliche Räume

Diplomatie von unten: internationale Verbindungen

 

3

Verkehr und Energie

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Siehe Bericht betreffs EU Haltung gegenüber der Zukunft und den vorgegebenen Zielen z.B.

EU Nations Urged to Overhaul Energy Markets State Support

By Ewa Krukowska November 05, 2013

Bloomberg News

http://www.businessweek.com/news/2013-11-04/eu-set-to-recommend-overhaul-of-state-support-in-energy-markets

Technische Fortbewegung-Systeme und kulturelle Adaptation

Design und Struktur z.B. Straßenbahn, Züge die sich laut Lutz Gelbert immer weiter entwickelt haben, zugleich aber die Verfeinerung durchs künstlerisches Auge brauchen, um ins Straßenbild zu passen.

Transportwege und Transportmittel bedingen sich gegenseitig. Offensichtlich entstehen neue Probleme wenn GPS Systeme Routen für Lastwagen aufzeigen die durch Dörfer mit ganz kleinen Straßen gehen.

Die globale Sichtweise, die die digitale Technologie ermöglicht, verringert die Interesse an lokalen Orts-spezifischen Eigenschaften. Google Mapping gehört dazu.

Die technische Möglichkeit immer schnellere Züge als Verbindung zwischen der einen und der anderen Stadt herzustellen, reflektiert das Zeit kostet, aber auch daß in solch einer globalen Wirtschaft immer mehr es nur noch darauf ankommt von A nach B zu reisen, und umgekehrt, aber was dazwischen liegt, wird regelrecht ignoriert.

Energie nach Fukashima / Energiewende

Spätestens seit der Katastrophe ausgelöst durch eine von einem Erdbeben ausgelöste Tsunamiwelle die das nukleare Kraftwerk in Fukushima stark beschädigte, und der politischen Reaktion darauf insbesondere in Deutschland, leitete die Merkel Regierung eine Energiewende ein. Dies war eine Reaktion auf das plötzliche Hoch der Grünen die mit ihrer anti-nuklearen Haltung bislang vergeblich solch eine Wende verlangt hatte, und nun plötzlich in der Meinungsumfrage auf 23% und noch mehr kletterte. Das war alles eine Folge vom 11 März 2011 als Fukushima und die Küste von Japan von dieser Tsunamiwelle heimgesucht wurde. Die Folge davon sind kletternde Energiepreise um das Aussteigen und den Ausbau der alternativen Energiequellen zu finanzieren. Vergeblich versucht jetzt die EU und die Mitgliedsstaaten diesen steigenden Energiepreisen entgegen zu wirken, da dies wiederum die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft stark to beeinträchtigen droht.

 

Begriff der Arbeit / Organisation von Arbeit: das Arbeiten zuhause – Aufhebung des Privaten

 

Paul Krugman spricht von langfristigen Schäden wenn die Arbeitslosigkeit Mangels öffentlicher Investitionen anhält. (Paul Krugman (2013) "America's mutilated economy". International New York Times, Nov. 9 - 10, 2013, p. 7)

ICELW 2014 - The Seventh Annual International Conference on E-learning in the Workplace June 11th-13th, 2014

Columbia University New York, NY

www.icelw.org

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ICELW is an international conference focused specifically on e-learning in the workplace and therefore aims to improve online learning so that it makes a measurable difference in workplace performance and morale

Conference Topics

ICELW is seeking proposals covering a wide range of topics relating to e-learning in the workplace, including:

  • Online training methodologies (simulations, case-based learning, and more)
  • Performance support systems
  • Just-in-time learning
  • Mobile learning, including the use of iPads, smartphones, and other mobile devices
  • Collaborative and social learning
  • E-learning design
  • E-learning usability studies
  • Success stories and case studies
  • E-learning experiences in large and small organizations
  • Knowledge management
  • MOOCs and their uses in professional and career development
  • Strategies for implementing e-learning
  • Authoring tools and Learning Content Management Systems (LCMSs)
  • E-learning evaluation
  • Studies of e-learning in practice
  • E-learning project management
  • The use of virtual worlds in e-learning
  • Communities of practice
  • Other pertinent topics from the ICELW community

 

Allgemein wenn von Arbeitslosigkeit gesprochen wird, dann Mangels an bezahlter Arbeit bedeutet das die davon betroffenen Menschen sind außerstande sich in der Gesellschaft praktisch einzubringen.  Weitaus mehr als nur das Setzen der Tagesordnungspunkte werden die viele Menschen ausschliessenden Organisationsstrukturen unvermittelt gesetzt. Damit kommt die Autorität der Institutions und ihr Ruf ins Spiel. Noch mehr viele Probleme sowohl innerhalb als außerhalb den verschiedenen Organisationen bleiben verschwiegen aus Angst vor Verlust an Arbeitsplatz. Dies verleitet zu einem Verlust menschlicher Offenheit und Solidarität mit jedem, da Ulrich Beck bereits längst die Konsequenz einer negativen Sozialisierung aufgezeigt hat. Denn jede Aneignung einer bestimmten sozialen Kompetenz durch eine besondere Qualifikation zieht nach sich eine Disqualifizierung, um nicht länger auf alles ansprechbar zu sein. Sobald Menschen sich nur noch für Bestimmtes zuständig und darum auch verantwortlich fühlen, entsteht ebenso die Schattenseite solch einer asozialen Organisationsweise, nämlich das Absprechen bestimmter Qualifikationen bis der Mensch sich außerstande fühlt um noch eine bezahlte Arbeit beanspruchen zu können. 

Nach herkömmlichen Strukturen gab es Arbeit in der Landwirtschaft, Industrie und im Dienstleistungssektor. Durch die 'digitale Ökonomie' verschiebt sich diese Struktur weitgehend und werden Organisationen verschiedener Arbeiten mit sozialen Kompetenzen gleich gesetzt. Das besagt, eine Arbeit zu bekommen wird durch eine bestimmte Sozialisierung bedingt. Zu Recht spricht die EU Kommission vom Teufelskreis der Armut. Kinder die bei arbeitslosen Eltern heranwachsen werden nicht wie einst der Bauernsohn den Hof erben. Sie werden auch kaum die höhere Schule besuchen. Folglich bleiben ihnen nur Chanzen auf dem mittleren und unteren Bereich der Arbeitshierarchie die allemal bestehen bleiben wird, da es auch in Zukunft ein oben und unten geben wird. Selbst Kommune bezogene Arbeiten z.B. bei Stadtbauernhöfen, werden nicht ohne 'community leader' bzw. Kommuneleiter auskommen. Dadurch bleibt zwangsläufig das Problem der Energieverteilung bestehen. Wer erfährt also Zuspruch und Anerkennung die ja Bedingungen für Erfolgserfahrungen sind, der hat es allemal leichter diese Sozialisierung weiter zu treiben.

In Zukunft wird die Organisation von Arbeit in einer digitalen Welt folgende Tendenzen aufweisen:

  • weitaus weniger Zusammenarbeit, immer mehr eine vereinzelte Arbeitsweise vor dem Bildschirm: die 'Kybernetischen Arbeitsbienen'
  • digitale Belastungen tragen zu bestimmten Arbeitsmustern bei bzw. einem Ausweichen bestimmter Arbeitsvorgänge (weniger körperliche Bewegung, funktionalisierte Intelligenz)
  • Durch Überbelastung der Augen wird die bewusste Wahrnehmung verringert werden, und sobald ohne dieser spezifischen Arbeit außerstande noch andere Möglichkeiten bzw. Arbeiten zu erkennen
  • sobald arbeitslos d.h. außerhalb der Aneignung neuester sozialer Kompetenzen wird die einzelne Person nicht mehr Zugang zur Gesellschaft finden da die technische Entwicklung einfach weiter geht und ohne den letzten Stand zu kennen, steigert sich dadurch die 'redundancy' Ratio.
  • Höchstleistung kann nur durch ständiges 'updating' erreicht werden.
  • All das bedeutet Verschwinden einer real gelebten Zeit und darum ein Existieren in einer virtuellen Gegenwarts. Der Begriff davon kann in Verbindung mit Sartres Gleichnis eines Bullauge in einem Fischerboot wodurch das Wasser zwar gesehen aber nicht berührt werden kann, gebracht werden. Die Zunahme einer nicht real erlebten Wahrnehmung der Welt verleitet zu einem Verstummen sinnlicher Gewissheiten.

 

Maßstäbe: messbare Leistungen am Arbeitsplatz und Arbeitsmoral

5

Digitale Wirtschaft

 

Atlantische und Mittelmeer Tradition -Louis Baeck

Krise in der Wirtschaftstheorie

Tauschwert

Kaufkraft

Geld als Entscheidungsträger

Gerechte Verteilung

EU Kommission: Förderung der Wettbewerbsfähigkeit bei gleichzeitiger Subventionstätigkeit statt Investitionen

 

6

Zivilisation – Museen im digitalen Zeitalter

 

museums-themen mailing list
museums-themen@lists.htw-berlin.de
https://lists.htw-berlin.de/mailman/listinfo/museums-themen
www.museum-aktuell.de
ICME web page at http://icme.icom.museum

 

Theater seit der Antike: Verbreitung an Werten

Museen: Schutz des Erbes

Dialog zwischen den Kulturen

Zusammen leben – konventionelle Weisheit

Die Tendenz moderner Museen: Info-Entertainment

Die Überquerung von Kultur und Zivilisation

 

7

Erziehung zur digitalen Mündigkeit – EU Kommission spricht vom 'digitalen Entrepreneur'

Jörg Asshoff in Leipzig macht auf folgendes aufmerksam:

Digitale Lehrmittelfreiheit
lehrmittelfreiheit.d-64.org
Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) hat in Kooperation mit irights.info eine umfassende Broschüre zu offenen Lernmaterialien (Open Educational Ressources, OER) veröffentlicht.

http://lehrmittelfreiheit.d-64.org/

 

Formales / informelles Lernen

Erziehung zur Unmündigkeit (Adorno)

Theorie aus der Erfahrung

Umgang mit offenen Fragen

Verlangen der Jugend nach einer Freiheit auch scheitern zu können, da der Druck auf sie immer mehr zunimmt und Fehler ziemlich hart geahndet werden. (siehe Heisigs Buch ,Ende der Geduld' und das Bestrafungssystem insbesondere für Jugendliche)

 

8

Sprache, Literatur und Poesie – eine gesellschaftlich bedingte Auswahl

 

Poets and City Planners of 'Myth of the City' Conference held in 1995 search for future connections.

 

The seminar about "Little Data and the Big Picture: What Everyday Literature Can Do for Comparison" held at the Annual Meeting of the American Comparative Literature Association New York University 20-23 March 2014 discusses impact upon language due to the digital age. Topics include: Histories and counter-histories of the information society; everyday digital textuality; computer and human languages; networked social media; Tweet poetics; posting addiction; life writing; comparative media and textual cultures; reception; censorship; quantitative historiography; textual geographies; platforms (computer and otherwise); analog/digital tensions; political action; lacunae; interface; objects (virtual and/or tangible); participation and/or non-participation; material and immaterial conditions of reading and writing. See http://www.acla.org/acla2014

Worte sind erst in Sätzen zu verstehen (Tugendhat), doch der spekulative Satz (Hegel) wird im 21zigsten Jahrhundert durch was ersetzt? Im 20zigsten Jahrhundert war es der Wahrscheinlichkeitssatz. Es gibt voraussichtlich Grundsätze z.B. alle Menschen sind gleich und die Privatheit eines jeden Menschen ist zu respektieren, die quasi nach ihrer Gültigkeit wörtlich genommen nur so schreien, weil ständig sie in der digitalen Welt verletzt werden. Diese Art an Grenzverletzungen erzeugen wiederum Missverständnisse und Wiederholungen anderer Art, so dass ein Lernen aus Fehlern nicht mehr zugelassen wird.

Worte als meine Fallschirme, mit euch springe ich ab, wer Euch öffnet schwebt war ein Gedicht von Traudel Beichler verfasst. Dies war ein Hinweis auf die Bedeutung des Verstehens. Wittgenstein bestand darauf so zu verstanden werden wie er es gemeint hat und nicht wie jemand anders das auffasst und interpretiert.

 

Literaische Entwicklungen im digitalen Zeitalter – die Art des Schreibens -

 

9

Gesundheit

 

digitale Technik verändert die Diagnostik – es finden immer häufiger fern gesteuerte Eingriffe statt – wie in jeder Entwicklung, neue Krankheiten entstehen oder werden als solches erstmals erkannt – die latent vorhandene Krankheit zum Tode (Kierkegaard) kann allerdings niemals voll und ganz beseitigt werden, obwohl Menschen länger leben und neue Einstellungen auf mystische Deutungen des Todes zurückgreifen. Letzteres kann durch das Eintauchen in virtuelle Welten gesteigert werden, weil anscheinend alles vorstellbar bzw. darstellbar ist. Dennoch trägt die digitale Welt zu einer eindeutigen Handschrift bei.

Grund-parameter

Verfassung: seit Aristotle bestimmt letztlich eine gesunde Verfassung das Verhalten

Die Körper-Geist Auffassung kann durch ein Bewusstsein für die 'Psyche' – Seele – verfeinert werden. Hier gilt eine wichtige Beobachtung: Kinder wollen nicht leiden und darum sind sie bereit sich zu verändern, während Erwachsene oftmals aus Selbstmitleid am Leiden als Teil ihrer unglücklichen Identität festhalten, insofern sie auch Treue zu einer nicht realisierbaren Liebe festhalten. Das reproduziert das Problem der Unmöglichkeit als Begrenzung an wahrnehmbaren Möglichkeiten. Robert Musil hat anhand des 'Mann ohne Eigenschaften' das an der Grenze zum Nihilismus sehr gut beschrieben.

Gehen seit Thomas Bernhard beinhaltet ein Gehen im Denken wohin es gehen mag.

Leben und Sterben bei Freud wurde von seinem Arzt Schnurr als Einstieg in die Psychosomatik beschrieben. Das steht in Verbindung zu Frazers Beschreibung im 'Goldenen Zweig' wenn ein gesunder Krieger plötzlich stirbt nur weil er gegen ein Tabu verstoßen hatte z.B. die Pfeife des Häuptlings zu rauchen. Letzteres reflektiert wiederum die gefährliche Neigung zur Selbstbestrafung.

Der Arzt und der Patient basiert nach wie vor auf Vertrauen aber auch ob das Leiden artikuliert ist, um den Arzt eine wichtige Orientierung zu geben. Michel Foucault macht auf den ärztlichen Blick aufmerksam bzw. auf die Innen-Außen Problematik insofern eine Diagnose nur von außen her möglich war. Teilweise veränderte sich das in der Medizingeschichte. Er nannte die Entwicklung des pathologischen Blicks – die Rekonstruktion der Krankheit nach Eintreten des Todes und der Autopsie – eine Kehrtwende. Inzwischen erlauben verschiedene Testverfahren und weitere Diagnostik Methoden weitere Einblick, aber wie der Dichter Carlo William Carlos oder Janusz Korczak das unterstrichen, es gilt neben den medizinischen Blick auch den menschlichen beizubehalten. Solschenitzyn in Krebsstation zeigte das anhand des Beispieles des Hausarztes der über Jahre hinweg die Entwicklung eines heranwachsenden Menschen begleitet, und somit genau Veränderungen sofort mit einem Blick feststellen kann.

Gesundheitsrisiko in einer digitalen Welt werden in Verbindung mit Strahlungen gebracht obwohl noch nicht voll und ganz es bewiesen ist ob die Strahlen von Handys Krebs erzeugen.

 

10 

Digitale Kultur

 

  

 

 

 

  

Kultur ist Zweifel - das Konzept wurde von Eric Antonis umgesetzt als Antwerp Kulturhauptstadt Europas in 1993 war.

Kulturelle Investitionen - da jede kulturelle Adaptation ein Minimum an zehn Jahren benötigt, kann keine kurzfristig angelegte Investition die Nachhaltigkeit der Kultur sichern.

Zeithorizont: wer hat Zukunft? Seit Anna Seghers behauptete Menschen ohne Horizont können nicht kreativ sein, wird darüber nachgedacht wie eben der Horizont erweitert werden kann. Es gab verschiedene architektonische Versuche in dieser Hinsicht z.B. Horizonte auf der Expo '67 in Montreal war eines der ersten Modelle in der Neuzeit wo das Dach der unteren Wohnung zum Balkon für die Wohnung darüber gemacht wurde. Der Name 'Horizonte' wurde zu einer Organisation in Athen als es um menschliche Werte und Integration des Fremden ging. Die wirkliche Problematik liegt allerdings im Wahrnehmungshorizont begründet. Die Künstlerin Wiebke Trunk denkt der wird immer mehr eingeschränkt und beschränkt bis die Menschen meinen sie haben keine anderen Möglichkeiten mehr das zu sein was sie halt geworden sind.  

Eric Antonis behauptete zum Abschluß des 10.Arbeitskreises des 5.Seminars, daß die Evaluierung der Kultur einer der schwierigsten Aufgaben sei. Das kommt ähnlich der Beurteilung eines Kindes, ob es glücklich sei. Oftmals werden ja kleine Dinge, z.B. das Lächeln als ein wichtiger Indiz faktisch übersehen, weil die Evaluierungsmethoden derartig überhand genommen haben und nur noch den globalen Impakt sehen und bewerten wollen. Dabei sind gerade Details enorm wichtig zwecks Beurteilung einer gesellschaftlichen Entwicklung. Angesichts der Reizüberflutung und den neuen Medien wird der Steigerungswert der virtuellen Welt nicht wirklich begrenzt auf das, was eine Rückbesinnung auf die sinnliche Wahrnehmung möglich macht. 

Nutzung öffentlicher Räume kann anders erfahren werden wenn 3D Aussteuerungssysteme verwendet werden und dennoch kann diese Simulationstechnik noch nicht die ästhetische Spannung im Raum selber erfassen. Nach wie vor gilt das von Ernst Schnabel beschriebene Beispiel von Daedalus der seinem Lehrling riet nicht den Abstand zwischen den Säulen zu messen sondern eher aus einer Entfernung zu sehen ob er zwischen den Säulen das Nichts sehen würde, weil er dann den richtigen Abstand gefunden habe. Das sehende Auge und das Gefühl einer ungefähren Stimmigkeit kann die Dinge leichter beurteilen als alle feine Meßgeräte, vorausgesetzt der menschliche Maßstab wird innerhalb der Gesellschaft anerkannt.

 

 

Hatto Fischer

Athen 2013

* Es handelt sich hier um einen ausgearbeiteten Text des auf der Tagung in Köln gegebenen Vortrages.

 

Fußnoten:

1. Information von Armin Straube, nestor-Geschäftstelle, Deutsche Nationalbibliothek, Adickesallee 1, D - 60322 Frankfurt am Main.

E-Mail: a.straube@dnb.de

http://www.dnb.de

www.langzeitarchivierung.de

 2. Giogros Seferis, Poesie, F.a.M.: Suhrkamp, 1996 und aus dem Griechischen ins Deutsche übertragen von Christian Enzensberger

 

 

 

 

 

 

 

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