Sieben nächtliche Siebenzeiler von Odysseus Elytis
I
Träume auf Träume kamen
Zum Geburtstag der Jasminblüten
Nächte um Nächte vergingen
Über dem klaren Wachen der Schwäne
Der Tau wird in den Blättern geboren
Wie im endlosen Himmel
Das reine Gefühl.
II
Der Sterne Strahlen brachte das Schweigen
Und hinter dem Schweigen plötzliche Melodie
Der Liebe
Zauberin anderer Klänge
So bleibt der matte Schatten
Und sein zerbrochenes Vertrauen
Und sein heilloser Taumel – dort.
III
Alle Zypressen weisen auf Mitternacht
Alle Finger
Ins Schweigen
Vom offenen Fenster des Traums
Entfaltet sich langsam
Geständnis
Und strebt wie ein Bild zu den Sternen.
IV
Eine Schulter
Entblößt wie die Wahrheit
Bezahlt ihren Preis
In der hohen Mitte des Abends -
Abend, der einsam leuchtet
Unter dem Sichelmond
Meiner Sehnsucht.
V
Die unbewachte Nacht überfielen Erinnerungen
Azur
Rubinrote
Gelbe
Ihre offenen Arme füllten sich mit Schlaf
Ihre ausgeruhten Haare mit Wind
Ihre Augen mit Schweigen
VI
Unerforschliche Nacht, Bitternis ohne Ende
Schlaflose Lider
Bevor er Schluchzen findet, glüht der Schmerz
Bevor der Tod gewogen, drückt er nieder
Lauern voller Untergang
Wenn das Denken in nutzloser Mäanderbahn
An den Knien des Schicksals zerbricht.
VII
Des Mondes Diadem auf der Stirn der Nacht
Über das offene Antlitz
Ziehen die Schatten
Der Schmerz von geübtem Ohr vernommen
Mündet unwillkürlich
In Gedanken, die vergeblich bleiben
Unter den Signalen der Schwermut.
Übersetzung von Günter Dietz
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