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Poem 'This' read in Kamilari 1995

Opening of Poetry Festival in Kamilari, Crete

Myth of the City 1994                Photo: Hartmut Schulz

 

This

I remember I had started a long poem.

I thought: it will be a long poem about this.

This? What "this"?

I was sitting at a wooden table, rotten

with its green paint worn out.

"I have no other eternity except my life", I thought

as pink leaves from old copy books

leaves of the heart

juicy lips, luminous hair

in sparkling mirrors

were leved as if loaded on trains

trains as fast as lightning

But life stayed behind

and had a taste...oh what a taste!

I was once at a party - where? -

I was offered something,

a round fruit and a body

other than my own had absorbed me.

My mind moves like a hand

fumbling something at the bottom of a bag;

the fingers of the mind are surprised

by the find;

a bodyless threat

something like a crust of bread

forgotten at the bottom.

My loved ones sitting silent

in half darkness, listening to something...

are moved and shake their head

- a white hair head -

my dead ones, still suffering

slide their frightened poems

under my door;

in-between the lines I read:

"death can be postponed, dread never".

But beyond the essence of threat

I am looking for the root of an invisible emotion.

Was it when mother called me

"my little companion"

or when i touched a chest

with a naked heart?

"What's all this, what's all this..."

I hear inside me the shriek of a bird

"that's not what you are looking for,

this is not it."

 

Dies ist das Leben (deutsche Fassung)

Ich ersinne mich, ich hatte ein langes Gedicht begonnen...

Ich sagte, es wird ein langes Gedicht sein ueber ‚dieses’...

‚dieses’ – was ist das?

Ich sass an einem Tisch, er war aus Holz, ein abgenutzter,

seine gruene Farbe verwittert.

‚Das Leben – von jetzt an eine einzige Ewigkeit’, sagte ich.

Rosa Blaetter aus alten Heften, alte Herzblaetter

Angeschwollene Lippen in erstmals ausprobierten Spiegeln

Verschwinden, wie das auf Zuegen verladene, ganz schnell.

Das Leben aber blieb.

Und es hatte einen Geschmack, einen Geschmack...

Irgendwo hatte ich an einem Fest teilgenommen,

einmal – wo? – da wurde mir etwas angeboten,

eine runde Frucht, ein Koerper,

ein anderer als mein eigener, hatte mich in sich aufgenommen.

Mein Geist bewegt sich wie eine hand

Die es versucht, ganz unten in der Tasche, etwas zu finden.

Die Finger meines Geistes sind ueberrascht

Von dem, was sie beruehren:

Eine koerperlose Drohung, geschmacklos, formlos...

Dennoch habe ich nicht etwas unschaetzbares Treures zu verlieren

Oder einen anderen Tod als den persoenlichen zu sterben.

Ich werde nicht ohne einen Ueberfluss an Farben leben muessen.

Was habe ich also zu fuerchten?

 

Meine eine Haelfte, die gute, lebendige

Sitzt schweigend im Halbdunkeln, lauscht nach etwas.

Etwas bewegt sie und sie schuettelt das Haupt

-         ihr weisses Haupt.

Meine andere, die schwierige, krankte

Schiebt ihre geschundenen Gedichte

Unter meine Tuer.

In ihnen lese ich:

Der Tod kann aufgeschoben werden

Doch der Schrecken nie,

und dass sie noch immer

ihre aufbegehrende Haut besitzt.

Aber jenseits der Drohung

Halte ich Ausschau nach der Wurzel

Eines nicht zu entzifferten Gefuehls...

War es als meine Mutter

Mich ‚meine kleine Begleiterin’ nannte

Oder wenn ich meinen Kopf

Auf eine Brust mit einem nackten Herz legte?

Was ist ‚dieses’, was ist ‚dieses’?

Ein Vogelschrei ist aus meinem Inneren zu hoeren.

Es ist nicht das, wonach Du Ausschau haelst,

nicht das, wonach Du ueberhaupt Ausschau haelst...

 

Aus dem Griechischen ins Deutsche uebertragen von Hatto Fischer und Mitwirkung von Bruno Kartheuser

 

28.10.1995

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