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Das erstaunte Schweigen. Landschaften von Andréas Lang

  

   Das Schloss / the castle

Das erstaunte Schweigen. Landschaften von Andréas Lang

10. September bis 23. Dezember 2016

Eröffnung: Freitag, 9. September 2016, 19-21 Uhr

ALFRED EHRHARDT STIFTUNG
Auguststr. 75
D - 10117 Berlin

 

Bei näherer Betrachtung seiner Fotos, die meisten davon analoge, schwarz-weisse und nur sehr selten digitale in Farbe, überkommt einem das Schweigen, das an besonders entlegenen Orten zu existieren scheint. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, liebt es doch Andreas Lang nicht nur im Wald herum zu streifen, sondern vor allem in einer Gegend die er seit seiner Kindheit kennt. Es handelt sich dabei um das Deutsch-Französische Grenzgebiet wo er immer wieder auf Spuren der beiden Weltkriege stösst. All diese Begegnungen in einer von Menschen unberührten Natur sind für ihn besondere Erinnerungsaufnahmen. Sie lassen die Wirklichkeit von heute anders wahrnehmen und deuten. 

Interessant war die Bemerkung einer Frau bei einem gemeinsamen Durchgang seiner Ausstellung in der Galerie der Alfred Ehrhardt Stiftung. Sie meinte, dass seine Fotos sich nicht dem Betrachter aufzwingen würden. Eher vermag sie Abstand bewahren, um das Bild von außen her lange betrachten zu können. Es lässt ihr Zeit zum Entscheiden ab wann sie mit ihren Augen ins Bild eintreten will. Fast ähnlich zur Geschichte von Harry Potter, der entscheidende Moment mag kommen wenn mal das magische Wort gefunden, der Dialog der Fantasie mit dem Foto beginnt und die Person sich dabei völlig vergisst bzw. eine Selbstvergessenheit eine menschliche, zugleich assoziative Wahrnehmungsweise zulässt.

Dabei ist die Geschichte eines jeden Bildes eine vielschichtige Angelegenheit. Das hat seinen besonderen Grund.

Andreas Lang erklärt während des Rundgangs durch seine Ausstellung - er tut es mittels persönlich gefärbter Geschichten ohne jedoch den Fotos eine besondere Deutung aufzuzwingen - dass er maßgeblich sowohl von den Surrealisten u.a. Max Ernst und von den Romantikern, vorab von Caspar David Friedrich.beeinflusst sei. Das ist eine erstaunliche Synthese von doch sehr unterschiedlichen Einflüssen. Er verspürte das als er aus Paris nach Deutschland zurückkehrte.

Gerade wegen dieser Synthese finden seine Fotos einen besonderen Weg der Vermittlung zwischen Anspruch und Realität. Das Anliegen gilt einem szenischen Hineinversetzen in einer imaginären Wirklichkeit. Szenisch wird etwas in Gange gesetzt, um die Erinnerung besonders zu markieren. Noch deutlicher wird das anhand einer Fotografie in seiner Kamerun/Kongo Fotoausstellung im Historischen Museum wo er einen lokalen Künstler den Auftrag gibt ein aus Holz gebautes Maschinengewehr, dass die deutschen Kolonisten nutzen um die Einwohner einzuschüchtern indem sie erstmals die Palmen mit ihren Kokonüssen abschossen, nachzubauen. Außerdem stellt er das Maschinengewehr nicht nur an einen entlegenen Ort im Wald, sondern er färbt die herumliegenden Blätter mit der Farbe Rot, um die Realität der Sklavenhaltung der damaligen Kolonialzeit zu verdeutlichen. Solch ein in Szene gesetztes Modell macht aus der Fotografie eine neuartige Methode der Dokumentation bestehend aus Nachahmung und Empathie. Erst dann kann solch eine imaginäre Wirklichkeit zu einer sinnlich wahrnehmbaren Realität werden.

Hatto Fischer

 

 

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