Ποιειν Και Πραττειν - create and do

Speech / Rede: David Fine "das kleine Pferd von Delphi"

                                     

                                                                     David Fine, Hatto Fischer

 

Rede von Hatto Fischer zur Ausstellungseröffnung

Speech by Hatto Fischer on the opening of the exhibition

Juni / June 1995

 

 Sehr geehrte Damen und Herren,

Einleitende Worte

Vor kurzem erschütterte ein Erdbeben bestimmte Gebiete in der Peloponnes. Unter anderem erlitten einige Säulen in der heiligen Stätte von Delphi Schaden. Die Europäische Union gibt zur Wiederherstellung der Stätte das dreifache im Vergleich zu den zur Verfügung gestellten Geldern für beschädigte Häuser aus. Ich vermag nicht zu beurteilen ob das ein Indiz für die gewachsene Bedeutung des Ortes ist. Er liegt hoch oben in den Bergen.

Einst war das der Sitz der Orakel. Als die Athener sich von den Persern bedroht fühlten und an die Orakel wandten, erhielten sie den Rat: „verbergt Euch hinter Bretterwänden.“ Bekannt ist, dass die damaligen Politiker von Athen zuerst den Spruch nicht verstanden. Sie dachten es gibt nur den Bretterzaun zwischen der Akropolis und Piräus und ferner ein Verbergen dahinter mache keinen Sinn denn die Perser verwenden brennende Pfeile. Erst als sie den Spruch zu deuten wussten, dass damit auch ein Schiff gemeint sein könnte, begaben sich alle Athener auf Schiffe wo sie es vermochten die Angriffe der Perser auszuharren. Die kamen, zerstörten die Stadt und zogen wieder ab. Marx sagte dazu, die Stadt wurde zwar zerstört, nicht aber das Gedächtnis welches den Athener dazu verhalf, die Stadt neu aufzubauen.

Um aufs Erdbeben zurückzukommen, der deutsche Schriftsteller Ernst Schnabel beschrieb einmal, dass die Leute auf Kreta glaubten, wenn die Erde erschüttert wird, dann weil der Stier Minotaurus mit seinen Hörnern gegen die untere Seite der Insel stossen würde. Übertragen auf Delphi, ein Vergleich auf der Ebene mythischer Visionen wäre insofern möglich, wenn ergänzender Weise gesagt wird, dass „Pferde über die Hochebene galoppierten, so dann löste sich das Geröll und schreiend fielen die Steine in die Tiefe.“

 Dear Ladies and gentlemen,

Introductory words

Recently an earthquake shattered certain areas in the Peloponnese. Among other things, some of the pillars in the sanctuary of Delphi suffered damage. The European Union is paying the triple compared to the funds made available for damaged houses in order to restore the site. I can not judge whether this is an indication of the growing importance of the place. It is high up in the mountains.


Once this was the seat of the oracles. When the Athenians felt themselves threatened by the Persians and turned to the oracle, they were advised to "hide behind wooden boards." It is known that the Athenians at that time did not understand the saying. They thought there was only the wooden fence between the Acropolis and Piraeus and furthermore a concealment behind it would make no sense as the Persians use burning arrows. It was only when they knew how to interpret the saying of the oracle that equally a ship could be meant, that all the Athenians took cover on ships where they were able to withstand the attacks of the Persians. They came, destroyed the city and departed. Marx said the city was destroyed, but not the memory which helped the Athenians to rebuild the city.


To return to the earthquake, the German writer Ernst Schnabel once described that the people of Crete believed that when the earth was shaken, the bull Minotaur would hit with his horns against the under belly of the island. Transferred to Delphi, a comparison on the level of mythical visions would be possible if, in a complementary way, "horses were galloping across the ridge, then the rubble broke loose, and the stones fell screaming into the depths."


                           

                            Minotaurus von Picasso

 

 Vom Mythos zur modernen Kunst

Ur-Worte des Mythos sind das noch nicht, eher bescheidene Beschreibungen von Landschaft und Kultstätten die von Anfang an mehr als nur Mythos sind. Und noch etwas kommt hinzu: die damalige Kunst die diese heilige Stätte bereicherte, sah weit in die Zukunft voraus. Erstaunlich ist, dass die damaligen Visionen noch heute aktuell sind. Der Künstler Herbert Distel (Museum of Drawers - Herbert Distel dadurch bekannt geworden als er in Schubladen eine Sammlung der Werke von Künstlern aus den sechziger und siebziger Jahren zusammen stellte) meinte unlängst im Gespräch über eine mögliche Kunst für die im Bau sich befindenden Metro-Stationen in Athen, es wäre ratsam solch eine moderne Kunst auszuwählen, die ebenso imstande ist in die Zukunft zu schauen, wie das der Fall bei der Kunst der Antike ist. Kurzum, jeder Künstler der Gegenwart hat sich dieser Herausforderung zu stellen. Damit sei ein erstes Wort zu dieser Ausstellung von David Fine gesagt.

Gestatten Sie mir also aus solch einer Perspektive einiges zur Kunst von David Fine, die er hier in Freudental ausstellt und einem kleinen Pferd in Delphi widmet, zu sagen. Einschränkend sei bedacht, niemals ist es leicht über einen sehr guten Freund zu sprechen. Hinzu kommt, dass David Fine als Künstler sich sehr zurück hält, und womöglich von mir erwartet, dass ich eine Brücke zwecks Verständigung mit dem Publikum errichte. Ein gutes Beispiel für solch einen Brückenbau gibt es.

Zu denken sei an Herbert Walden der nach Kennenlernen von Paul Klee auf dessen Ausstellung in München wo er nichts verkaufte, ihm das Angebot machte seine Werke in Berlin auszustellen, aber nur unter einer klaren Bedingung: den Bildern die Paul Klee lediglich mit 'ohne Titel' versehen hatte, ihnen persönlich einen poetischen Titel geben zu können. Herbert Walden tat das und prompt verkaufte er sämtliche Bilder die in der ersten Paul Klee Ausstellung in Berlin gezeigt wurden. Dank den poetischen Titeln fanden die Betrachtern von Klees Werken plötzlich einen Zugang statt die als abstrakte Kunst einfach abzutun. Und das geschah wohl bemerkt noch bevor Hitler jene Kunst als 'entartete' zu disqualifizieren versuchte.

Selbstverständlich müssen die Interessen besonderer Kulturkreise oder Kunstliebhaber nicht immer mit der ästhetischen Ausrichtung der Avantgarde identisch sein. Um so mehr benötigt die Kunst Vermittler wie Walden die das Klarkommen mit kulturellen Erneuerungen und neuen Kunstwerken ermöglichen. Geschmack und Ästhetik sind dabei nicht gerade immer fein säuberlich voneinander zu trennen. Das macht sich besonders bemerkbar in einer Diskrepanz zwischen dem was über ein bestimmtes Kunstwerk gesagt wird und was sich als feste Meinung, was Kunst sei, manifestiert.

Um so wichtiger ist es für mich, dass David Fines Werke einen lyrischen Reiz an sich haben. Folgedessen benötigen die Werke wirklich keine Vermittlung, vorausgesetzt Poesie wird als ein Folgen einer ganz anderen als der analytischen Logik verstanden. Deshalb wird kein betretenes Schweigen meine Rede bestimmen, doch die bereits oben angedeuteten Probleme werden mich durchaus den folgenden Reflexionen weiterhin beschäftigen.

Hinzu kommt noch, dass wir es mit einem Künstler zu tun haben, in dem ich ganz und gar überzeugt bin, und darum liegt es ganz an mir Ihnen zu erklären warum. Das allein erweist sich als äußerst schwierig, schließlich gibt es nur wenige Künstler die wahrhaft der Kunst nachgehen. Anderseits kann mir das gelingen weil David Fine diesen Anspruch auf Wahrhaftigkeit durchaus Ernst nimmt. Es kommt in all seinen Werken deutlich zum Ausdruck.

Ein besonderes Merkmal seiner Größe ist bereits die in sein Gesicht geschriebene Weisheit. Ferner verdeutlicht sich diese Weisheit in was er in aller Bescheidenheit über sich und seiner Kunst sagt. Ein Überblick seiner Werke genügt, um einen davon zu überzeugen. Dabei fällt auf, dass er mehr als nur Künstler, also ganz und gar Mensch ist. Er lebt auf einem Kibbuz und engagiert sich für sehr vieles. Glücklich war als er endlich einen seiner Träume verwirklichte. Es gelang ihm ein Haus Skulptur-mäßig zu errichten.

 From myth to modern art

Ur-words of the myth are not that yet, rather modest descriptions of landscape and cult places, which right from the beginning are more than just myth. And there is something else to add: the art that enriched this sacred site was far ahead. It is astonishing that the visions they developed them are still relevant today. The artist Herbert Distel (Museum of Drawers - Herbert Distel became famous for his collection of works by artists from the sixties and seventies in drawers) was recently of the opinion in talks about a possible art for the metro stations under construction In Athens, that it would be advisable to choose such a modern art, which is as capable of looking into the future as is the case with the art of antiquity. In short, every contemporary artist has to face this challenge. With that some first words are spoken as well about David Fine's exhibition.

So allow me to say something out of such a perspective to the art of David Fine, which he exhibits here in Freudental and devotes to a small horse in Delphi. Reservedly said, it is never easy to talk about a very good friend. In addition, David Fine as an artist holds back very much, and possibly expects me to build a bridge to communicate with the audience. There is a good example of such a bridge construction.

One to be thought of is Herbert Walden, who after making Paul Klee's acquaintance at his exhibition in Munich, where he sold nothing, offered him the opportunity to exhibit his works in Berlin, but only under one clear condition: to exhibit the paintings of Paul Klee but 'to give them a personal poetic title'. Herbert Walden did so and promptly sold all the pictures shown in the first Paul Klee exhibition in Berlin. Thanks to the poetic titles, the viewers of Klee's works suddenly found an access instead of simply dismissing his works as abstract art. And this happened well before Hitler tried to disqualify this art as 'degenerate'.

Of course, the interests of particular cultural circles or art lovers do not always have to be identical with the aesthetic orientation of the avant-garde. All the more, the art intermediaries like Walden are needed so that people can relate clearly with cultural innovations and new works of art. Taste and aesthetics are not always neatly separated from one another. This is particularly noticeable in a discrepancy between what is said about a particular work of art and what manifests itself as firm opinion as to what art ought to be.

It is therefore all the more important for me that David Fine's works have a lyrical charm. Consequently, the works really do not require mediation, provided that poetry is understood as a consequence of an entirely different than analytical logic. For this reason not silence will determine my speech, but the problems already mentioned above will continue to concern me in the following reflections.


In addition, we have to deal with an artist in which I am completely convinced, and that is why I am entirely up to me to explain to you why. This alone proves to be extremely difficult. After all, there are only a few artists who really follow art. On the other hand, I am able to do so because David Fine takes seriously this claim to truthfulness. It is clearly expressed in all his works.


A special feature of his greatness is already the wisdom written all over his face. Furthermore, this wisdom is expressed in what he says in all modesty about himself and his art. An overview of his works is enough to convince one of that. It is noticeable that he is more than just an artist, since so completely human. He lives on a kibbutz and is engaged in many things. He was very happy when he finally realized one of his dreams. He managed to construct a house like a sculpture.


                         

 

   

 

                                    

 

 Außergewöhnlich sind seine Kunstwerke weil in die Natur hineinversetzt, er mit dem Stein so umgeht, daß sie egal ihrer Härte seiner Weisheit unterliegen. Er versteht es einfach einem Stein anzusehen wo und wie er ganz leicht zu spalten ist. Noch mehr, nach einer gezielten Spaltung schafft er aus den Teilen etwas Ganzes. Und seine Werke überzeugen weil sie die Vielfalt des Lebens sinnlich erfahrbar machen. Allein deshalb gilt er für mich als einer der ganz Großen, und das nicht nur unter Bildhauern.

 His works of art are exceptional because they are located in nature, and he deals with the stone in such a way that irrespective of their hardness they submit themselves to his wisdom. He just looks at a stone where and how it is easy to split. Even more, after a deliberate split, he creates something out of the parts. And his works convince because they make possible to experience in a sensual way. Due to this, he is regarded as one of the greats, not only among sculptors.

 

             

 Größe lässt sich anhand einer Bescheidenheit gegenüber dem Leben und der Kunst von anderen Künstlern erkennen. Vincent Van Gogh warf den Impressionisten vor, dass sie es vergessen würden auf welchen Schultern sie stünden und darum behaupten ihre Arbeiten seien etwas radikal neues bzw. eine bis dahin noch nie hervor gebrachte Kunst. Aber ohne Anerkennung dessen was Maler in der Vergangenheit bereits geleistet haben, lassen sie etwas vermissen. Große Künstler, darunter Picasso, unterscheiden sich davon.

Greatness can be recognized in being modest in life and to recognize the greatness of other artists. Vincent Van Gogh accused the Impressionists of forgetting on what shoulders they were standing, and therefore would claim that their works were something radically new or a never-before-produced art. But without acknowledging what painters have already done in the past, they let something amiss. Great artists, including Picasso, differ from such a position.


Wo alles seinen Anfang hat / Where everything has its beginning

David Fines Ausstellung 'Pferd von Delphi' zeigt seine ganze Größe, indem er einen unbekannten Künstler der Antike huldigt und noch mehr ihn anerkennt als jemand der den Weg hin zur großen Kunst öffnete. Bei seinem Besuch in Delphi wurde er sofort davon ergriffen als er dieses kleine Pferd im dortigen Museum sah.

Im Erkennen der Größe im anderen entwickelt sich die Kunst weiter. So dachte Vincent Van Gogh als er seinen Vater in seinem schwarzen Pfarrkittel durch den Schnee gehen sah, dass ein Rembrandt viel besser als alle anderen diese Szene malen könne. Van Gogh meinte ferner viele 'Sujets' seien der Kunst würdig, nur fehle dem einzelnen Künstler die nötige Kraft dazu. Darum benötige es ein Kollektiv an Künstlern die gemeinsam sich an größere Themen und 'Sujets' heran wagen können.

 David Fine's exhibition "Horse of Delphi" shows his greatness by paying tribute to an unknown artist of the ancient world and by recognizing him even more as someone who opened the way to the great art. On his visit to Delphi, he was immediately seized by seeing this little horse in the local museum.


By recognition of greatness in the other, art develops further. Thus, Vincent Van Gogh, when he saw his father walking through the snow in his black parish coat, thought that a Rembrandt could paint this scene much better than anyone else. Van Gogh also thought that many 'sujets' were worthy of art, but the individual artist lacked the necessary strength to paint that. This is why a collectivity of artists is needed who can jointly approach larger themes and 'subjects'.


          

           David Fine beim Bearbeiten einer Schifferplatte auf Spetses

           David Fine working on a slate plate on the island of Spetses

 Als David Fine zu einem Künstlersymposium auf der Insel Spetses in Griechenland kam, fand er sofort Motive für einfache Arbeiten. Beeindruckt von den Zypressen die nach oben ragen aber an der Spitze stets typischer Weise geknickt sind, sah er, dass es überall Steinfliesen bzw. Steinmosaiken – auf Griechisch: 'Petralis' – gibt. Sie sind ausgestattet mit Motiven die in der Natur vorhanden sind oder in Verbindung zum Meer stehen. Das war für ihn genug Anregung.

 When David Fine came to an artists' symposium on the island of Spetses in Greece, he immediately found motives for simple work. Impressed by the cypresses, which protrude upwards but are always bowed at the tip, he saw that there are stone mosaics and stone mosaics in Greek: 'Petralis'. They are equipped with motifs that are present in nature or are connected to the sea. That was enough stimulation for him.

 

            

             Mosaik im Innenhof des Hauses der Familie Arvanitaki auf Spetses

             Mosaid in the inner courtyard of the family house Arvanitaki on Spetses

            

Interessant war es seine Vorgehensweise zu beobachten. Ausgehend vom Wunsch mit lokalen Materialien und Motiven zu arbeiten, wurde sehr schnell erkennbar wie sehr geschult seine Augen waren, um diese lokalen Gegebenheiten aufzunehmen und sofort in schlichte Kunstwerke umzusetzen. Man kann ihn durchaus einen 'Umweltbildhauer' nennen. In Israel setzt er Skulpturen aus Steinen, die er gespalten hat, inmitten der Landschaft zusammen und befreit diese dadurch aus einem unsäglichen Schweigen. Auf Spetses nahm er Schieferplatten und sägte in sie positive und negative Reliefs, um eine Zypresse oder ein Pferd beispielsweise darzustellen. Alles gelang ihm einfach und schlicht. Kein Wunder! Er hält sich stets an die Losung, dass „das Einfache das Schönste ist.“

 It was interesting to observe his approach. Starting out from the desire to work with local materials and motifs, it was very easy to see how his trained eyes were able to absorb these local conditions and to immediately transform them into simple works of art. You can call him an 'environmental sculptor'. In Israel, he places sculptures made of stones that he has split up in the middle of the landscape and frees them from an unspeakable silence. On Spetses he took slate boards and saw into them positive and negative reliefs to represent a cypress or a horse, for example. Everything was simple and modest. No wonder! He always adheres to the slogan that "the simplest is the most beautiful."

 

                  

Solch eine Einfachheit veranlasst keineswegs David Fine dazu eine dem Pferd innewohnende Komplexität zu übersehen. Vielmehr greift er das auf und gestaltet die Skulptur dementsprechend nicht als bloße Nachahmung, sondern als etwas das eigenständig in der Gegenwart einfach weiter lebt. Dadurch wird Zukunft in der Gegenwart erkennbar. Solch ein vorausschauendes Etwas hat mit Antizipation zu tun. Da der Mensch das Leben in aller Komplexität kaum zu begreifen vermag, kommt es darauf an, dass ein Kunstwerk ihm die Mittel gibt, um das zu verstehen was er erlebt und durchmacht. Kunst kann dieses Selbstverständnis bereichern. Es reflektiert wiederum den Menschen, der geht, weint, lacht, spricht oder nur nachdenkt. Oftmals widerfährt dem Mensch auch eine Tragik und trotzdem geht das Leben weiter. So kommt ein Kunstwerk zustande, wenn treu dieser Gesetzmäßigkeit, es auf Kenntnisse des realen Lebens basiert.

Such simplicity does not prompt David Fine under no circumstance to overlook the complexity of the horse. Rather, he grasps that and thus shapes the sculpture not as a mere imitation, but as something that simply lives on independently in the present. This makes the future recognizable in the present. Such a foreshadowing something has to do with anticipation. Since man can hardly conceive of life in all its complexity, it is important that a work of art gives him the means to understand what he experiences and passes through. Art can enrich this self-understanding. It again reflects the person who walks, cries, laughs, talks, or just thinks. Often human beings go also through a tragedy, and yet life goes on. Thus comes about a work of art, if faithful to this law which is based on the knowledge of real life.


Einfachheit als ästhetisches Prinzip    Simplicity as aesthetical principle

Einfachheit als ästhetisches Prinzip bedeutet mit der Komplexität kunstvoll umzugehen. Da das Schaffen eines Kunstwerkes im Vergleich zum wirklichen Leben allemal schwieriger ist, hängt das Gelingen davon ab, ob der Künstler durch sein Werk in die Gesellschaft hinein zu wirken versteht, indem er besondere Impulse gibt, um auf etwas bestimmtes aufmerksam zu machen. Gleichzeitig kommt es darauf an aufzuzeigen, dass die Dinge noch anders zu verstehen sind.

Stets sind bestimmte Kriterien zu erfüllen, die mit dem Wahrheitsanspruch einher gehen. Natürlich kommt es darauf an wie diese Wahrheit interpretiert wird. So behauptete Hegel, "das Ganze ist das Wahre". Adorno widersprach nach dem Zweiten Weltkrieg denn "das Ganze ist nicht das Wahre." Folglich stellt sich heute die Frage aber was ist noch eine vollkommene Kunst? Hier ist nicht etwas auszuklammern, was Michel Angelo erkannte: ein vor ihm liegender Stein sei vollkommener als was er je imstande sei daraus eine Skulptur zu machen. Dennoch schafft David Fine es zu zeigen, dass ein Künstler durchaus imstande ist aus dem Stein etwas anspruchsvolles zu gestalten.

David Fine zeigt in der Ausstellung eine unendliche, zugleich anmutenden Variation des 'Pferdes von Delphi'. Er ehrt einen unbekannten Künstler dessen kleine Pferd bereits über mehr als 2000 Jahren einfach weiter lebt. So gestalten sich seine Arbeiten zu Zitate dieses Pferdes. Zusammen bilden seine Pferde einen fließenden Text, der davon erzählt, dass das kleine Pferd als einmalige Quelle den Fluss der Menschheit nährt. Es ist jener Fluss der ins große Meer mündet, um alle Menschen im Unbewussten zu verbinden.

Das Meer als Metapher für menschliche Gefühle beinhaltet vieles was zum Leben gehört: Freundschaft, Sehnsucht, Ferne, Nähe, und vor allem Weite. Das Meer hat eine unbekannte Tiefe; zugleich spiegelt sich im Meer das Licht und die Wolken die darüber hinweg segeln. Aber im Unterschied zum Leben das seinen Anfang und sein Ende hat, kennt das Meer nicht die dem Leben innewohnende Tragik, also jene die oftmals eine verloren gegangene Seele befallen kann. Zwar hat Hemingway in seinem Roman den einsamen Mann auf dem Meer geschildert, doch solch eine Tragik gestaltet sich nur als eine schwere Rückkehr ans Land. Das Meer selber kennt aber keinen Anfang noch ein Ende. Es ist begrenzt wie unbegrenzt. Von den Ufern stoßen die Fischer immer weiter raus ins Meer. Der Sonnenuntergang erinnert sie daran, es ist an der Zeit ins Fischerdorf zurückzukehren. Nicht die Zeit an sich ist hier der Maßstab, sondern ob die Fischer imstande bleiben mit dem bloßen Auge zu erkennen wie weit sie dieses Mal raus gefahren sind, was wiederum die Entscheidung für die Rückkehr beeinflusst. Ähnlich verhält sich der Künstler wenn er mit sich selber ausmacht wo beginnt und endet nicht das Kunstwerk, sondern wann muss er zurückkehren und das Kunstwerk wie das Meer zurücklassen? Nur dann wird spürbar im unbegrenzten Sinne des Meeres ein lebendige Etwas, dass ein gelungenes Kunstwerk beseelt.

Simplicity as an aesthetic principle means to deal with the complexity artfully. Since the creation of a work of art is always more difficult compared to real life, the success depends on whether the artist understands to impact through his work upon society by giving special impulses to draw attention to something specific. At the same time, it is important to point out that things are still to be understood differently.


There are always certain criteria to be met when making a truth claim. Of course, it depends on how this truth is interpreted. Thus Hegel maintained that "the whole is truth." Adorno disagreed after the Second World War by saying that "the whole is not the truth." Consequently, today the question arises, what is still a perfect art? Here is not to be ignored what Michel Angelo recognized: a stone lying before him is more perfect than what he could ever make out of it. Nevertheless, David Fine creates the impression that an artist is capable of shaping something from the stone.


David Fine shows an infinite, at the same time graceful variation of the 'horse of Delphi' in the exhibition. He honors an unknown artist whose little horse has simply lived on for more than 2000 years. Thus his works are modeled on quotations from this horse. Together, his horses form a flowing text, which tells us that the small horse feeds the flow of mankind as a unique source for the river which flows into the great sea to connect all people in the unconscious.

The sea as a metaphor for human emotions contains much that belongs to life: friendship, longing, distance, closeness, and above all, an open expanse. The sea has an unknown depth; at the same time, the light and the clouds that sail over it are reflected in the sea. But, unlike the life that has its beginning and its end, the sea does not know the tragedy which resides in life, also not which often infests a lost soul. Although Hemingway has portrayed the lonely man on the sea in his novel, such a tragedy terminates only in a difficult return to the shore. But the sea itself has no beginning or end. It is limited as unlimited. From the shores, the fishermen head out into the sea. The sunset reminds them when it is time to return to the fishing village. It is not the time in itself that is the benchmark, but whether the fishermen are able to see with the naked eye how far they have driven out this time, which in turn influences the decision for the return. Similarly, the artist behaves when he makes out with himself, when his work of art begins and ends, that is when does it have to leave the work of art like the sea and return to himself? Only then will a perceptible in the infinite sense of the sea become a living something that inspires a successful work of art.


 

  Blick über den Dächern von Freudental / View over the roofs of Freudental

Vergleichsweise hat dieses Haus, eine ehemalige Synagoge, ein Bewandtnis zum Meer. Viele Menschen gehen hier ständig ein und aus, so dann ist es an der Zeit David Fines Beziehung zu diesem Haus zu erzählen. Hier nahm nämlich alles seinen Anfang. Zuerst kam ein Künstlersymposium zum Thema „Kunst und Mythos“ zustande. Hasso Bruse, der unlängst verstorbene Vorsitzende der Künstlergilde und Professor an der Kunstakademie in Stuttgart, hatte es organisiert. Ich half ihm dabei mit einigen Ratschlägen wer noch dazu einzuladen wäre. Als Ludwig Bez *, Leiter dieser Kulturstätte mit bekam, wie das Symposium allmählich Gestalt annahm und Künstler wie Ferruccio Marchetti oder Roger David Servais dabei sein würden, lud er spontan David Fine auf eigene Kosten ein. So kam zu jenem Symposium ein unerwarteter Gast und bewahrheitete damit Adornos Diktum, eine Gesellschaft ohne Zufall sei Diktatur. Dieser Zufall hatte enorme Auswirkungen auf uns alle.

David Fine zeigte uns als Extra Beitrag zum Symposium unten im Weinkeller mittels eines Dia-Vortrages eine Auswahl seiner Arbeiten. Darunter gab es zu sehen Natursteine kunstvoll gespalten, die dennoch zusammen eine Einheit bilden und eine schweigende Landschaft z.B. die Sinai Höhen, zum Sprechen bringen. Seitdem hat sich mein erster Eindruck von David Fine gefestigt: hier handelt es sich um einen ganz großen Künstler. Das zeigt sich in der Vielfalt seiner Arbeiten eben weil sein schöpferischer Geist ihn dazu antreibt. Eine wesentliche Rolle in all seinen Arbeiten spielt sein 'Wunsch das Verhältnis Mensch zur Natur neu zu gestalten. Seine Werke sind dementsprechend Modelle für eine kulturelle Adaptation an die vorgegebene Landschaft. All das vollzieht sich in einer kunstvollen Anpassung an die vorgebene Materie ohne jedoch aus dem Blickwinkel die Fragen der Gegenwart außer Acht zu lassen.

David Fine vermeidet stets etwas Fremdes dem lokalen Ort aufzuzwingen. Er trägt nicht etwas von außen an einen bestehenden Ort heran, sondern arbeitet mit den dort vorhandenen Materialien. Er errichtet quasi aus dem Stein etwas und bringt es zum Leben. So vollendet David Fine mit dieser Ausstellung was im damaligen Künstlersymposium erstmals Gestalt annahm, nämlich eine schöpferische Zusammenarbeit von Künstlern die es verstehen sich gegenseitig Impulse zu geben, um die Verbindung zwischen der Kunst und dem Mythos weiter zu tragen.

Comparatively, this house, a former synagogue, has a relation to the sea. Many people have been coming and going, so it is time to tell David Fine's relationship with this house. For here everything began. First came an artist symposium on the topic "art and myth". Hasso Bruse, the recently deceased chairman of the Künstlergilde and professor at the Kunstakademie in Stuttgart, had organized it. I helped him with some advice on who else he could invite. Once Ludwig Bez *, the head of this cultural center, saw how the symposium gradually took shape and that artists like Ferruccio Marchetti or Roger David Servais would be coming, he got involved and spontaneously invited David Fine at his own expense. Thus an unexpected guest came to that symposium and underlined Adorno's dictum that a society without coincidence was a dictatorship. This coincidence had an enormous impact on us all.


David Fine showed us a selection of his work as an extra contribution to the symposium down in the wine cellar by means of a slide presentation. Among them, there were artificially split natural stones, which nevertheless formed a unity and let a landscape silent till then speak up. The sculpture at the Sinai heights is such an example. Since then, my first impression of David Fine has been consolidated: he is one of the very great artists. This is manifested in the variety of his works precisely because his creative spirit drives him on to do so. An essential role in all his works is his desire to redesign the relationship between man and nature. His works are accordingly models for a cultural adaptation to the given landscape. All this takes place in an artful adaptation to the pre-given matter, but without neglecting in such a perception the questions of the present.


David Fine always avoids the imposition of something foreign onto a local place. He does not carry something from outside to an existing place, but works with the materials available there. He creates something quasi out of stone and brings it to life. Thus David Fine completes something with this exhibition, and which took shape for the first time in the artist's symposium, namely what constitutes a creative collaboration between artists, who are able to stimulate each other, in order to carry further impulses aiming to make a connection between art and myth.


     

      Teil der Ausstellung bestehend aus schwarzen Sandhügeln

      A part of the exhibition consisting out of black sand hills

 

All das ist entscheidend, um diese Ausstellung zu verstehen. Dazu hat er eine kunstvolle Kulisse bestehend aus Sand wie in der Wüste kreiert. Auf Sandhügeln und in Tälern befinden sich allerlei Variationen des kleinen Pferdes von Delphi. David Fine geht ähnlich zum Dichter oder Philosophen vor. Er sucht wie der Beduine in der Wüste die Oase. Er sucht die Quelle für eine künstlerische Inspiration die wie klares Wasser erfrischend wirkt wenn einmal gefunden. Die erste Quelle ist das kleine Pferd in Delhi. Das war seine Entdeckung. Nun zeigt er was sich seitdem in ihm eingeprägt hat. Und seine Arbeiten zeigen auf das verbindende Etwas zum Meer. Somit überwindet er in dieser Ausstellung den begrenzten Verstand und stärkt das Selbstverständnis des Menschen. Er tut das indem er mittels seiner Kunst, die stark mit der Natur verbunden ist, die Vielfalt der Kategorien durch die Methode der Variation bereichert. Da er die Pferde an diesem Ort zeigt, unterstreicht David Fine zumal, dass der Entstehung von Kunst nicht unbedingt Delphi sein muss, sondern der Anfang wie das Ende kann auch an anderen Orten geschehen. Die Ausstellung als Ganzes öffnet sich hin zu einem menschlichen Selbstbewusstsein das auf Details achtet und im Kleinen ebenso das Große zu erblicken vermag.

Die Suche nach solch einem Ort oder 'Topos' besagt viel. Das griechische Wort 'Topos' beinhaltet zugleich Doppeltes: Öffnung hin zum Konkreten, aber auch hin zum Abstrakten (einem bewussten Weglassen), und das ohne einen Verlust an sinnlicher Wahrnehmung befürchten zu müssen. Adorno wusste, dass die Dinge sowohl konkret als auch abstrakt sind. Er betonte das um ästhetisch der Gefahr einer Entfremdung durch die Forderung nach bloß dem Konkreten entgegen zu treten. Interessanterweise sind die Orte wo griechische Tempeln stehen, Orte für Deutungspraktiken der Wahrnehmung. Die Griechen der Antike wollten das Dilemma zwischen Innen und Außen verstehen. Dieses Dilemma, oder die Differenz zwischen einem äußerlichen Sehen und einer inneren Wahrnehmung mittels Phantasie, muss erst überwunden werden, ehe ein Ausdruck wahrhafte Gestalt annehmen kann. Denn darin liegt begründet der Unterschied zur bloßen Phänomenlogie der Wahrnehmung die hierzulande seit Husserl bekannt ist. David Fines Arbeiten zeigen wie die Wahrnehmung innerer Vorgänge z.B. die Fortbewegung des Pferdes durch die Wüste, nicht nur die Wahrnehmung, sondern auch das Erkennen der Realität beinflusst. Das ist ein bewusster Akt aus der Intuition heraus. David Fine nimmt das kleine Pferd von Delphi wahr indem er seine Phantasie und sein Erinnerungsvermögen hinzufügt. Als innere Reflexion der Phantasie erlaubt ihm das diese Variation des Pferdes so reichlich zu gestalten.

All this is crucial to understand this exhibition. To this end, he has created an artistic backdrop consisting of sand as in the desert. On sand hills and in valleys he placed all sorts of variations of the small horse of Delphi. David Fine proceeds similar to a poet or philosopher. He looks for the oasis like the Bedouin in the desert. He searches for the source of artistic inspiration which is like refreshing clear water once found. The first source is the small horse in Delhi. That was his discovery. Now he shows what has been in his mind since then. And his works point to something connecting to the sea. Thus, in this exhibition, he overcomes the limited mind and strengthens the self-understanding of man. He does this by enriching the diversity of the categories through the method of variation by means of his art, which is strongly connected with nature. As he shows the horses in this place, David Fine emphasizes the fact that the emergence of art does not necessarily have to be Delphi, but the beginning as well as the end can also happen in other places. The exhibition as a whole opens up to a human self-awareness that respects detail and can also see the great in small things.


The search for such a place or 'topos' says a lot. The Greek word 'Topos' also contains two things: opening to the concrete, but also to the abstract (by means of a conscious omission), and that without a loss of sensory perception. Adorno knew that things are both concrete and abstract. He stressed this to counter aesthetically the danger of alienation by an one sided demand for merely the concrete. Interestingly, the places where Greek temples stand, they are places for interpreting practices of perception. The ancient Greeks wanted to understand the dilemma between inside and outside. This dilemma, or the difference between an external vision and an inner perception by means of phantasy, must be overcome before an expression can assume a true form. For this is the reason for the difference between the mere phenomenological phenomena of perception, which is known since Husserl. David Fine's works show how the perception of internal processes, e.g. the movement of the horse through the desert, is not only a matter of perception, but also a recognition of reality. It is a conscious act out of intuition. David Fine takes the small horse from Delphi by adding his imagination and his memory. As an inner reflection of the imagination, this allows him to give shape the variation of the horse in such a manifolded way.


 

   David Fines Widmung des kleinen Pferdes von Delphi

   David Fine's dedication to the little horse of Delphi

David Fine unterstreicht damit ein wichtiges philosophisches Element. Immerzu kann der Mensch sich noch etwas anderes vorstellen, wenn er in die Landschaft schaut. Faktisch heißt das die Realität keine Vorgegebenheit im strikten Sinne ist, sondern in der Wahrnehmung wird eine Art Vermittlung zwischen dem Sein und dem Seienden aufrecht erhalten. Stets sind Sein und das Seiende durch Etwas verbunden. Das zeichnet erst die Existenz der Dinge aus: es ist nicht nur Nichts, sondern stets etwas. Dazu gehört Bewegung als auch das Gefühl für Etwas. Aus solch einem Zusammenhang entwickelt sich die Sprache bestehend zuerst aus Zeichen, später aus Symbolen und dann kommt hinzu der sprachliche Ausdruck in Folge der Lehre der Kategorien (Aristoteles).

Die Lehre der Kategorien entsteht aus genauen Beobachtungen wie jemand spricht wenn er logisch denkt und zugleich sich auf das existierende Etwas bezieht. Französische Philosophen wollen das gerne auf den Akt der Bezeichnung reduzieren, während für Derrida das immer noch konkret im Sinne von Ort und Zeit bleibt wenn er Paul Celans Gedicht 'Sprachgitter' interpretiert. Doch diese Umdeutungen vernachlässigen die Lehre der Kategorien, die wiederum die Grammatik einer geregelten Sprache bestimmt. Zum Beispiel das Hochhalten einer Hand bedeutet etwas, aber kaum gewendet, wird die Hand zu einem bestimmten Zeichen, zu etwas Abstrakten. All das wirkt sich sprachlich und gestalterisch aus. Aus diesem Zusammenspiel entsteht eine Kommunikation die imstande ist verschiedene, zugleich gezielte Impulse zu geben. Der Substanz nach konzentriert sich alles auf jene Elemente, die wichtig sind, um existieren zu können. Das ist, philosophisch ausgedrückt, eine Konfiguration bestimmter Bedeutungen.

David Fine underscores an important philosophical element. Man can always imagine something else when he looks into the landscape. In fact, reality is not a presupposition in the strict sense, but in perception to uphold a kind of mediation between to be and being. To be someone or something and being in the form of action are always connected by something. This is the first sign of the existence of things: it is not just nothing, but always something. This includes movement as well as the feeling for something. From such a connection language develops first of all out of signs, later they become symbols, and then they are transformed finally into linguistic expressions as a result of the doctrine of the categories (Aristotle).

The doctrine of the categories arises out of accurate observations when someone speaks who thinks logically and at the same time refers to the existing something. French philosophers like to reduce this to the act of denotation, while for Derrida that still remains concrete in the sense of place and time when interpreting, for example, Paul Celan's poem 'Sprachgitter'. But these reflections neglect the doctrine of the categories, which in turn determines the grammar of a regulated language. For example, holding a hand means something, but hardly turned, the hand becomes a certain sign, something abstract. All this has a linguistic and creative effect. This communication creates a communication that is capable of giving different, at the same time targeted, impulses. In substance, everything concentrates on those elements that are important to exist. This is, philosophically speaking, a configuration of certain meanings.


      

       Pferde im Kreis eigener Wahrnehmung / Horse in the circle of own perception

Was die Kunst all dem hinzufügt, das entspricht einer Logik der Entfaltung ohne strikt logisch vorzugehen oder die Dinge gewaltsam hervorzuholen. Dadurch vermittelt sich eine konzeptionelle Richtung die sich bereits in einer Kinderzeichnung andeutet und zum Beispiel bei Paul Klee wunderbarer Weise fortgesetzt wird. Für David Fine ist deshalb das Ende die Rückkehr zur Einfachheit als Prinzip der unendlichen Fortsetzung. Es ermöglicht das Bewundern von etwas ohne es ganz erklären zu müssen. Dieser Akt der Befreiung wirkt sich auf den Kunstausdruck aus und zeigt sich als eine praktizierende Weisheit des Künstlers, der es versteht mit der Materie kunstvoll umzugehen.

What art adds to all of this corresponds to a logic of unfolding, without being strictly logical or drawing things out by force. By this is mediated a conceptual direction which is already indicated in a child's drawing and is continued, for example, by Paul Klee in a wonderful way. For David Fine, therefore, the end is the return to simplicity as a principle of infinite continuation. It allows the admiration of something without fully explaining it. This act of liberation has an effect on the expression of art and reveals itself as a practicing wisdom of the artist, who understands how to deal with matter artfully.

 

 

Das Künstlersymposium "Kunst und Mythos" / The artist symposium "Art and Myth"

Ohne dieses Kunstverständnis der Antike wäre es sicherlich schwieriger nachzuvollziehen was David Fine in Delphi vorfand. Hinzu kam noch die damalige Diskussion zum Thema 'Kunst und Mythos' hier in Freudental und das Workshop auf Spetses. Alles übte einen entscheidenden Einfluss auf die künstlerische Praxis von David Fine aus.

Damals sprach auf dem Symposium der Maler Ferruccio Marchetti vom Mythos, brachte aber zuvor die ganze Gesellschaft mit einer Geschichte zum Lachen. Als eine Gesellschaft wild feierte, fand sich darunter auch der Besitzer eines Karussells. Am Ende der Party lud er alle Gäste ein das Karussel mal auszuprobieren. So setzten sich alle in die an Ketten hängenden Sitze, einschließlich er selber. Dann drückte er den Kopf zum Start. Als das Karussell sich immer schneller zu drehen anfing, fiel ihm ein dass keiner zurück geblieben war der abermals den Knopf drücken könne, um das Karussell zu stoppen. So drehten sich alle bis zum Schwindlig oder Übel werden. Endlich kam vier Stunden später glücklicherweise der Sohn des Inhabers vorbei und erlöste die Gesellschaft. Ferruccio Marchetti machte damit eine Andeutung wenn alle auf einen Mythos sozusagen abfahren, kann es ihnen ähnlich wie der Gesellschaft in der Geschichte ergehen, denn Mangels eines Realitätsbezuges gäbe es nur ein endloses, zugleich sinnloses Kreisen um die selbe Frage.

Zum Thema Mythos lieferte Ferruccio Marchetti ein erstaunliches Beispiel das er selber durchmachte. Er erzählte wie er nach vielen Jahren Abwesenheit zum Malen zurückkehrte. Er stellte sich die Frage anhand des Orpheusmythos ob ein bestimmter Aspekt davon ebenso auf den Künstler übertragbar sei, nämlich spätesten dann wenn der Künstler der Versuchung unterliegt und zurückschaut, um zu sehen welche Schönheit er bislang geschaffen hat bzw. ob die Schönheit ihm folgt? Die Gefahr dadurch die Inspiration für die eigene Kreativität zu verlieren wurde für ihn zur kritischen Frage was die malerische Auseinandersetzung mit der Moderne betrifft.

Without this understanding of art in antiquity, it would certainly be more difficult to understand what David Fine found in Delphi. In addition there was the discussion on the topic 'art and myth' in Freudental and the workshop on Spetses. Everything had a decisive influence on the artistic practice of David Fine.


At that time of the symposium, Ferruccio Marchetti spoke about myth, but before that he made all of us laugh with a story. When a company celebrated wildly, the owner of a carousel was among them. At the end of the party, he invited all guests to try out the carousel. So everyone sat down in the seats hanging on chains, including himself. Then he pressed the button to start. When the carousel began to turn faster and faster, it occurred to him that no one was left behind who could press the button to stop the carousel. So they all became dizzy or else fell ill. Finally, four hours later, the owner's son happily passed by and rescued the company. Ferruccio Marchetti made an allusion to a myth, so to speak, for it can be similar to society in history, for once there exists the absence of a conscious relation to reality, then everyone shall be engulfed in only endless, senseless circle around the same question.


On the subject of myth, Ferruccio Marchetti gave an amazing example that he himself went through. He reaccounted how he returned to painting after many years of absence. He posed the question by means of the Orpheus myth, whether a particular aspect of it could also be applied to the artist, namely at the latest then, when the artist is subject to temptation and looks back to see what beauty he has created so far, or whether beauty follows him? The danger of losing the inspiration for his own creativity became for him a critical question concerning any painterly confrontation with modernity.


           

            Orpheus by Ferruccio Marchetti

Mit dieser Frage fand Ferruccio Marchetti zurück zur Malerei. Er stellte Orpheus als eine in Flammen aufgehende Gestalt dar. Jene wäre zu deuten als jemand der anhand der eigenen Leidenschaft für die Kunst zugrunde gehen kann. Leider bewahrheitete sich das sehr bald bei Ferruccio Marchetti. Er starb in 1989. Aus diesem Grunde kann in stiller Andacht an seine Person gesagt werden, er hätte sich bestimmt gefreut David Fines Ausstellung erleben zu können. Denn die beiden waren seit dem Symposium in Freudental die besten Freunde, was wiederum ein weiteres Merkmal für große Künstler ist. Sie sind zwar Einzelgänger aber sie sind es im vollen Respekt von anderen Künstlern, insofern sie sofort erkennen was der andere für die Kunst bedeutet.

Eine ähnlich fatale Geschichte nahm ihren Verlauf als Hasso Bruse leider in diesem Januar frühzeitig verstorben ist. Auch er hat sich sehr intensiv mit dem Mythos von Griechenland auseinander gesetzt, jedoch blieb er im graphischen Sinne eher im Bereich des Symbolischen. Warum auch nicht?

With this question Ferruccio Marchetti returned to painting. He portrayed Orpheus as a figure going up in flames. One could interpret this as someone who could perish by virtue of his own passion for art. Unfortunately, Ferruccio Marchetti would experience this very soon. He died in 1989. For this reason it can be said in quiet devotion to his person that he would have been delighted to be able to experience David Fines exhibition. For the two of them had been the best friends since the symposium in Freudental, which in turn is another feature for great artists. They are loners, but they respect fully respect other artists, in so far as they immediately recognize what the other is dong for the art.


A similarly fatal story took its course as Hasso Bruse unfortunately passed away early this January. He, too, has dealt very intensively with the Greek myth, but in the graphic sense and thus he remained in the sphere of the symbolic. Why not?

 


    

     Hasso Bruse, "Kaleidoskop der Signaturen", 1985

Griechenland ist nach wie vor die Quelle des Lichtes, also eine Quelle von Reichtum die sehr deutlich von Homer, aber vor allem auch von griechischen Dichtern beschrieben und besungen worden ist. Stets handelt es sich dabei um einen Traum der Menschheit der zwischen wortkarger Landschaft und Statuen, Bergen und Meer (so der Dichter Ritsos in seinem Gedicht über Athen 1970) zum Vorschein tritt. Die Wehmut danach kann den Blick maßgeblich beeinflussen. Am Horizont vom Meer schweift der Blick weit und fern, aber wenn das Schiff vorbei an Felsen segelt, Felsen die plötzlich wie ein Wal an der Wasseroberfläche hervor brechen, wird einem laut dem Dichter Zbiegniew Herbert das Wunder der Geburt der Erde wieder bewusst. Auf dem Land selber gibt es die Schattierungen von Grün der Olivenbäume. Wenn der Wind sie durchstreift, dann wirken die Blätter wie eine Schule an Fischen die durchs Wasser flitzen weil sie kurzfristig von den Sonnenstrahlen erwischt werden.

Greece is still the source of light, a source of wealth which has been very clearly described and sung about by Homer, but above all also by Greek poets. Always it deals with a dream of mankind that emerges between the taciturn landscape and the statues, the mountains and the sea (according to the poet Ritsos in his poem about Athens 1970). The wistfulness can have a decisive influence on the view. On the horizon above the sea, the view sweeps far and wide, but when the ship sails past rocks, rocks that suddenly burst like a whale on the surface of the water, the poet Zbiegniew Herbert realizes the miracle of the birth of the earth. In the country itself, there are the shades of green olive trees. When the wind rides through them, the leaves seem like a school of fish that flit through the water because they are caught briefly by the sun's rays.

 

Segeln an Cap Sounion vorbei / sailing past Cap Sounion

Mythos in der Antike manifestierte sich als einmaliger Glaube an die Menschheit. Voller Optimismus aber zugleich gepaart mit einer Zähheit die die Erde den Menschen abverlangt, um zu überleben, entstand ein entscheidendes Gefühl. Ähnlich einer Laterne liess es einen Weg zwischen bloßen Kriegen und verhängnisvollen politischen Spielen finden. In der Kunst fand das starke, zugleich poetisch-philosophische Ausdrucksformen im Theater aber auch in den Skulpturen. Dank eines Zusammenhangs von Poesie und Philosophie entstand so eine vorausschauende Kunst die nicht mit irgend einer Ablenkung ähnlich zu den Sirenen liebäugelte. Ausgehend von ungerechten Bedingungen ermöglichte der Mythos den Übergang zu einer gerechteren Gesellschaft. Der Philosoph Ernst Bloch hat das vortrefflich formuliert, insofern er feststellte, „die Sklavengesellschaft hat die Akropolis erbaut, aber diese hat die Sklavengesellschaft überlebt.“ Die Herausforderung an die moderne Kunst ist darum wie Eingangs bereits gesagt, ebenso vorausschauend zu sein und zu wirken wie die Kunst der Antike. Schafft das aber die Kunst heutzutage?

Myth in antiquity manifested itself as a unique belief in mankind. Full of optimism, but at the same time coupled with a tenacity which the earth requires man to survive, a decisive feeling arose. Like a lantern, there was a path between mere wars and disastrous political games. In art there was the strong, at the same time poetic and philosophical forms of expression in the theater, but also in the sculptures. Thanks to a connection between poetry and philosophy, an art which looks ahead emerged, and which did not resemble the sirens as if some sort of distraction. Out of unfair conditions, the myth allowed the transition to a more just society. The philosopher Ernst Bloch has formulated this admirably, inasmuch as he stated that "slavery has built the Acropolis, but it has survived slavery." The challenge to modern art, as said at the beginning, is to be as proactive as is the art of antiquity. But are the art do these days capable of that?


Etwas biographisches / something biographical

        

Noch ehe diese Frage beantwortet wird, kurz etwas biographisches zu David Fine. Er stammt aus Südafrika, kam aber nach Israel bereits in 1948. Seitdem lebt er mehr oder weniger kontinuierlich auf dem Kibbuz Maayan Baruch. Er ist Großvater. Vor kurzem erhielt ich einen Brief, dass er und seine Frau unterwegs seien um deren fünftes Enkelkind zu begrüßen. Liebe muss sich entfalten. Er ist Bildhauer und gleichzeitig Professor für Skulptur. Für eine kurze Zeitspanne war er außerdem tätig als Kurator in einer Galerie in Tel Aviv und ist weiterhin aktiv als Organisator von enorm wichtigen internationalen Bildhauer-Symposiums, die alle vier Jahre in Israel stattfinden.

Was ihn besonders auszeichnet, und ein Mensch ist daran zu erkennen, wie er über andere urteilt, sind seine tiefen Menschenkenntnisse. Er nimmt sich die Probleme der Menschheit mit einem jugendlichen Temperament an. Mit dem gewitzten Auge eines Bildhauers sieht er die Dinge sehr gelassen obwohl alles andere als einfach ist. Gemeint sind die Spannungen und Konflikte im Nahen Osten. Die Weisheit mit der er dieses und andere Probleme auffasst, überträgt sich sowohl auf seine Kunst als auch auf seine 'Facon' zu leben. Blickend in die Zukunft hat er ein reges Interesse an der Erziehung vor allem von Kindern. Sein Menschenbild reflektiert sich in der Frage, ob jeder Mensch imstande sei sowohl mit Erwachsenen als auch mit Kindern umzugehen? Außerdem fragt er ob der Mensch imstande ist zu vermitteln, auch wenn die Kluften nicht nur zwischen den verschiedenen Generationen sondern zwischen unterschiedlichen kulturellen Welten schier unüberbrückbar scheinen? Ferner fragt er sich, was trägt zur menschlichen Anpassungsfähigkeit an reale Lebensumstände bei? All diese Fragen werden zwar nur indirekt in dieser Ausstellung gestellt, sind aber sehr deutlich herauszuhören.

Before this question is answered, briefly something biographical aout David Fine. He originates from South Africa but came to Israel in 1948. Since then, he has lived more or less continuously on the Kibbutz Maayan Baruch. He's a grandfather. Recently, I received a letter that he and his wife were on the road to welcome their fifth grandchild. Love must unfold. He is a sculptor and professor of sculpture. He also worked as a curator in a gallery in Tel Aviv for a short period of time and is still active as the organizer of a hugely important international sculpture symposium held every four years in Israel.


What distinguishes him especially, and a man can be recognized on how he judges others, is his profound knowledge of man. He accepts the problems of humanity with a youthful temperament. With the clever eye of a sculptor, he sees things very calmly though anything but simple. This refers to the tensions and conflicts in the Middle East. The wisdom with which he perceives this and other problems transcends both his art and his 'facon'. Looking into the future, he has a keen interest in the education of children. His humane nature is reflected in his question as to whether every human being is able to deal with both adults and children? In addition, he asks whether man is capable of mediating, even if the gaps seem to be unbridgeable not only between different generations but between different cultural worlds? Furthermore, he asks himself, what contributes to human adaptability to real living conditions? All of these questions are presented only indirectly in this exhibition, but they can be heard very clearly.


 

Solch eine Weisheit bedarf einer politischen Erläuterung, denn niemand, zumal ein Künstler der zwischen verschiedenen Welten vermitteln will, kann sich den Konflikten in der Welt entziehen. Als der Friedensprozess zwischen der PLO und dem Staat Israel just begonnen hatte, explodierte in unmittelbarer Nähe zum Haus von David Fine eine Bombe. Doch wenn Sie seine Kunstwerke betrachten, merken sie sofort, sie vermeiden eine polemisch geartete politische Protesthaltung zu sein. David Fine will das ohnehin stark fragmentierte Selbst des Menschen nicht noch mit einer weiteren Polarisierung (mittels einem weiß-schwarz Schemata) überstrapazieren. Ihm kommt es darauf an, was der Philosoph Dieter Henrich einmal als Aufgabe der Kunst und der Philosophie formulierte, nämlich zum „Gleichgewicht der menschlichen Praxis“ beizutragen. Darum vermeidet er jegliche Polemik die nur weitere Konflikte anschürt. Nur was hätte Franz Fanon, Autor von 'die Elenden dieser Erde', oder Edward Said dazu gesagt?

David Fine sucht ständig den Dialog. Stets vermittelt er eine menschliche Wärme die sagenhaft ist. Das verdeutlicht sich im Abstand den er zu allem bewahrt, auch zu seiner eigenen Kunst. Doch auch er musste die Erfahrung machen, dass solch ein Dialog nicht immer gelingt. Als der Friedensprozess noch nicht staatlich anerkannt war, bemühte sich David Fine vergeblich um solch einen Dialog zwischen Palästinensischen und Israelischen Künstlern. Keiner wollte kommen, wenn die anderen nicht kämen. Manchmal scheitert der Friedensprozess bereits an dieser sich gegenseitig ausschließenden Bedingtheit. In vergeblich verlaufenden Vorgesprächen wird das oftmals zu einer fast unerträglichen Unbedingtheit die einmal hoch stilisiert, keine Kompromissbereitschaft zulässt. Stattdessen werden nur solche Forderungen gestellt die weit über das hinaus gehen, was in gemeinsamer Interesse eine Lösung wäre. Als Künstler sieht David Fine die Friedenschancen im Nahen Osten realistisch, nämlich dass die Chancen für eine friedliche Lösung der Konflikte nur sehr gering sind. Somit bleibt ihm allein die vergebliche Hoffnung, dass die Extremisten auf beiden Seiten nicht den von Rabin ausgehenden Friedensprozess kaputt machen werden. (Wie Recht damals David Fine hatte, zeigte sich in der Ermorderung von Rabin am 4. November 1995, also noch im selben Jahr der Ausstellung in Freudental die im Juni 1995 statt fand - Anmerkung des Autors).

Such a wisdom needs a political explanation, because no one, especially an artist who wants to mediate between different worlds, can escape the conflicts in the world. When the peace process between the PLO and the State of Israel had just begun, a bomb exploded in the immediate vicinity of the house of David Fine. But when you look at his works of art, it can be immediately noticed that they avoid being a polemical political protest. David Fine does not want to overstretch the already strongly fragmented self of humans with yet another polarization (by means of a white-black scheme). It is important to him what the philosopher Dieter Henrich once formulated as the task of art and philosophy, namely to contribute to the "balance of human practice". That is why he avoids any polemic that could only causes further conflicts. But what would Franz Fanon, author of 'The Miseries of this Earth' or Edward Said have said?


David Fine is constantly on the lookout for dialogue. He always conveys a human warmth that is fabulous. This is clear in the distance which he preserves to everything, even to his own art. But he, too, had to make the experience that such a dialogue is not always successful. When the peace process was not yet recognized by the state, David Fine vainly sought such a dialogue between Palestinian and Israeli artists. No one would come if the others did not come. Sometimes the peace process is already failing due to this mutually exclusive condition. In futile conversations, this is often an almost intolerable unconditionality which once highly stylized, does not permit compromise. Instead, only those demands are made which go far beyond what would be a solution in common interest. As an artist, David Fine sees the chances of peace in the Middle East realistic, that is the chances for a peaceful resolution of the conflicts being very small. Thus the only hope left to him is that the extremists on both sides will not break the peace process that Rabin has started. (David Fine was right at that time to hope this for Rabin's assassination happened on 4 November 1995, that is, in the same year when this exhibition took place in Freudental in June 1995 - comment by the author).


 

Kunst als Monumente - politische Ikonographie

In diesem Sinn möchte ich etwas Besonderes an seinen umfangreichen Werken hervorheben. Viele seiner Arbeiten entsprechen dem, was Kunsthistoriker 'politische Ikonographie' nennen. Das heißt, sie haben eine 'monumentale Bedeutung' über ein bloßes Kunstwerk hinaus und ähnlich zu Kriegsdenkmälern sind solchen Arbeiten zu beurteilen, ob sie polarisieren oder eher zum Nachdenken über die Ursachen von Krieg und Konflikte anregen. David Fines Arbeiten polarisieren nicht, wie bereits hervor gehoben; sie erzeugen keine Feindbilder noch ziehen sie eine Trennungslinie zwischen uns und den anderen. Eine Fülle an Skulpturen von David Fine erinnern allerdings an gefallene Soldaten. Praktisch verhüllen diese Arbeiten nichts, aber sie klagen nicht einfach den Krieg an. Dafür ist David Fine viel zu realistisch. Die Dinge sind halt nicht so einfach wie man sie oftmals gerne hätte. Weder als Bildhauer noch als Mensch der auf einem Kibbuz lebt, vermeidet er die Gewaltfrage. Er kann das nicht weil sie sich täglich stellt. Seine Antwort darauf sind Werke die eine friedliche Besonnenheit ausstrahlen. Zugleich vermeidet er die Kategorie einer blossen 'anti-Kriegskunst'.

Anhand seiner Werke ist zu erkennen, dass sie nicht zu bloß symbolischen Gestiken verkümmern. Er vermeidet was der irische Dichter Brendan Kennelly in seinem Aufsatz über Poesie und Gewalt kritisierte sei der Fall bei jener Poesie oder Kunst die Gewalt im Namen einer Befreiung glorifiziere. Doch wegen seiner Haltung begibt sich David Fine hinein in das menschliche Spannungsfeld zwischen Gewalt und Leiden, Gewalt-an-tun und Gewalt-erleiden. Er tut es ähnlich zu Picasso der im Guernica Bild Schmerz und Leiden frei von jeglichen politischen Kategorien darstellt, insofern er keinen Held des anti-Faschismus Kampfes zeigt und darum nicht zulässt, dass Leiden zur Rechtfertigung einer Gegengewalt genutzt wird.

David Fine vermeidet außerdem in all seinen Arbeiten polemische Aussagen, etwas wovon die anti-Krieg Kunst sehr gerne Gebrauch macht, aber auch jene Denkmäler den den Krieg als Heldentat glorifizieren, dabei das unsägliche Leiden das der Krieg verursacht, verschweigen. Letzteres ist Indiz für eine schlechte Kunst weil sie negativ gegenüber dem Menschen eingestellt ist, und das Komplexe am Leben mittels Übervereinfachung aufs Symbolhafte reduziert. Die schlechte Kunst tut es indem sie das Heroische oder Tragische auf eine metaphysische Ebene hebt, und dabei die Schönheit am Leben vergessen lässt. Homer beschreibt wie Achilles zum ersten Mal das Gras riecht als er tödlich verwundet zu Boden sinkt und darum zu spät etwas erfährt was er durchaus seiner Zeit als Krieger ignorierte.

Dieser Unterschied zwischen einem sinnlichen und abstrakten Leben ist insofern wichtig, weil es ebenso die Differenz zwischen freier Kunst und Staatskunst gibt. So schöpfte Homer seine Erzählung von Odysseus aus einem freien Geist. Vergil war dagegen an den römischen Staat gebunden und schaffte dementsprechend einen Mythos mit dem Zweck die Menschen daran zu erinnern, wann was zu tun wäre. Es diente dem staatlichen Zweck die Gesellschaft in Ordnung bzw. unter Kontrolle zu halten. Darum schildert Hermann Broch in seinem Roman 'Der Tod von Vergil' welches Schicksal der Dichter am Ende seines Lebens erlitt. Während ein junger Mann dem Dichter Vergil, liegend in seinem Sterbebett, nochmals aus der Aeneis vorlesen will, taumeln Betrunkene in den Innenhof. Die Stimme des Jungen geht unter in deren höhnenden Gelächter. Damit ist ein Schlüsselbegriff in der Literaturgeschichte angesprochen. Thomas Mann bezeichnet das Hohngelächter als eine Waffe der Oberschicht, um jegliche Revolte im Keim zu ersticken, aber umgekehrt kann auch die unterste Schicht dem Anspruch auf Kunst ein grausames Aus bereiten. Selbst der beste Künstler, einmal solch einem faulen Schicksal preis gegeben, kann faktisch darum seinen Verstand verlieren. Nicht Ernst genommen zu werden, das kommt gleich einer Nicht Anerkennung. Da der Staat stets das Monopol der Anerkennung inne hat, ist es um so mehr keine Selbstverständlichkeit wenn ein Künstler frei vom Staat schöpferisch vorgeht. Das ist für diese Diskussion bezogen auf die Ausstellung von David Fine von enormer Bedeutung denn wie frei kann die Kunst von einem militärisch durchorganisierten Staat wie Israel wirklich sein? Wer das schafft, und David Fine ist einer davon, leistet nicht nur großes, sondern Werke wie die kleinen Pferde können als Beitrag zur Friedensarbeit verstanden werden. Leider wird das aber allzu oft nicht wahrgenommen, obwohl gerade im Unwichtigen doch etwas Wichtiges enthalten ist.

Zu erinnern sei ferner, dass Delphi einerseits eine staatliche Einrichtung war, anderseits hatte diese heilige Stätte etwas subversives an sich. Letzteres brachte die auf die Orakel bezogene Phantasie eine poetische Deutungspraxis in Umlauf. Das liegt daran, dass die Orakelsprüche rätselhaften Gedichten gleichen. Sie sind so schlau formuliert, dass diejenigen die den Spruch erhalten, sich schwer tun die richtige Interpretation zu finden. Doch ein Grundprinzip steckte den moralischen Rahmen für solche Interpretationen ab. Die Einrichtung in Delphi war abseits von der Polis, doch hatte sie auf das Gestalten politischer Entscheidungen einen sehr starken Einfluss. Das lässt sich daran erkennen, dass jede Stadt der Antike einen besonderen Altar oder eine Opferhalle in Delphi baute ähnlich zu den heutigen Lobbyisten die ihre Büros nahe den Machtzentren haben.

Das Prinzip das dabei in der Antike zu befolgen galt, war den zivilisatorischen Fortgang so zu gestalten, dass eine Befreiung vom Barbarischen möglich wurde. Es galt einer einseitig festgelegten Macht, die nichts dem freien Geist überläßt, deutlich zugleich subversiv zu widersprechen. Folglich steckt in der Kunst der Antike auch dieses menschliche Schlauheit. Sie begründet die Demokratie insofern es gilt die Mächtigen frühzeitig zu beschneiden bevor es unmöglich wäre deren Macht zu widersprechen, weil inzwischen so absolut und autark geworden.

Das kleine Pferd von Delphi zählt zu dieser Kategorie von Kunst die einerseits sich loyal gegenüber dem Grundprinzip des Zivilisationsanspruches verhält, anderseits Kunst vom 'Wiederholungszwang' (Sigmund Freund) zum Tode befreit. Deshalb wird der künstlerische Ausdruck zu einer Bejahung des Lebens. Folglich zählt diese kleine Skulptur, wie immer auch zustande gebracht, zu einer der wichtigsten Kunstwerke die im Museum von Delphi ausgestellt sind. Ein griechischer Freund, dem ich das Leitmotiv dieser Ausstellung erzählte, war erstaunt darüber, dass David Fine nicht nur das kleine Pferd bei seinem Besuch in Delphi beachtete, sondern dass er obendrein daraus ein Thema für die moderne Kunst im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert machte.

Picasso hatte damit begonnen die Kunst der Moderne von einer gefährlichen Isolation, weil Selbstzerstörerisch, zu befreien, indem er auf den Mythos von Minotaurus zurückgriff. Das besagt ohne Mythos im wirklichen Sinne des Begriffs verliert die Sprache an Phantasie, weil reduziert auf eine Realität die Vögeln deren Flügeln gestützt sind, gleicht. Das bildet höchstens den Menschen ab wenn ausgesetzt dem Nichts oder nahe dem Abgrund. David Fine schafft wiederum in Ergänzung von Picassos Arbeiten eine Kunst die etwas gemeinsames mit der Aufklärung hat. Das wichtige Merkmal dafür ist sich auf die frühere Humanität der Antike zu besinnen. Indem David Fine eine Anerkennung einem unbekannten Künstler gibt, hebt er etwas hervor, das ansonsten leicht in Vergessenheit geraten kann. Das kleine Pferd von Delphi zeigt auf wunderbare Weise welch ein Bewandtnis die Kunst der Antike zum Leben hat. Als Vermächtnis für Zeiten die noch kommen mögen, sagt die Lebendigkeit des kleinen Pferdes aus, dass die Kunst imstande ist das Sein in ein Seiendes zu transformieren. Das kleine Pferd existiert in Bewegung, ja, es wird dargestellt als eines das sich frei bewegt. Nichts besseres könnte so etwas dargestellt werden, um die Phantasie freizusetzen.

Um nochmals auf den Inbegriff einer 'politischen Ikonographie' zurückzukommen, so dient er der Untersuchung von Kriegsdenkmälern in Hinblick auf deren Gestaltung und Wirkung: rufen sie zur Besinnung auf, indem sie nüchtern die Wahrheit des Krieges vermitteln, oder loben sie den Helden, verschweigen aber zugleich was heller Wahnsinn ist wenn einmal bedacht wird wie viele Menschen ihr Leben in einem sinnlosen Krieg verloren? Das Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig ist solch ein Beispiel. Es wurde in 1912 eröffnet und für Propaganda-Zwecke verwendet, so dass die Menschen mit Begeisterung in den Ersten Weltkrieg zogen. Diejenigen, die überlebten, kehrten als gebrochene Menschen zurück. Deutlich wird das im Film 'Jules und Jim' insofern Jules seine menschlichen Gefühle im Schützengraben verloren hat. Das hatte Konsequenzen für die Kunst. Überdeutlich wird das anhand von Paul Klee der selbst im Krieg gedient hatte und danach feststellte, „weder lebe er noch sei er tot.“ Er fügte dem hinzu was aus ihm geworden ist und seine weiteren Kunstausdrücke beeinflussen wird: „ein Kristall sei er und die Schönheit ließe sich nur mittels der Erinnerung des bereits Erlebten erahnen, aber das würde jeden Kunstausdruck notwendigerweise abstrakt machen.“ Nach dem Zweiten Weltkrieg war all das noch schlimmer, um so bedeutsamer das Grab des unbekannten Soldaten im Hofgarten von München, weil es diese Verbindung zwischen den Gefallenen und der Gegenwart zumindest auf der Ebene einer Besinnung herstellt.

In Israel vollendete David Fine solch eine politisch ikonographische Arbeit mit dem Titel „In Erinnerung an die Soldaten mit südafrikanischen Hintergrund“ (1986). Einer meiner Studentin im Kurs 'Suche nach menschlichen Werten: Kunst und Mythos' verfasste dazu ein interessantes Gedicht, was zugleich eine besondere Wahrnehmung der Arbeit von David Fine wieder gibt. Es folgt zuerst auf Griechisch, dann in Englischer Sprache (das Orginal), und schließlich in deutschen Fassung.

 In this sense I would like to emphasize something special about his extensive works. Many of his works correspond to what art historians call 'political iconography'. That is, they have a 'monumental meaning' beyond a mere work of art, and similar to war memorials, such work is to be judged whether it polarizes or rather helps to reflect about the causes of war and conflict. David Fine's works do not polarize, as already pointed out; they do not produce enemy images nor draw a dividing line between us and the others. A wealth of sculptures by David Fine reminds, however, of fallen soldiers. Practically, these works do not cover up anything, but they do not simply accuse the war. David Fine is far too realistic. Things are not as easy as you would often like it. Neither as a sculptor nor as a man living on a kibbutz does he avoid the question of violence. He cannot do this because this poses itself on a daily basis. His answer to this is a work that emanates a peaceful prudence. At the same time, he avoids the category of a mere 'anti-war' art.


His works show that they are not merely symbolic gesticulations. He avoids what the Irish poet Brendan Kennelly criticized in his essay on poetry and violence is the case when poetry or the arts glorify violence in the name of liberation. But because of his attitude, David Fine enters the human tension between violence and suffering, inflicting violence and suffering under violence. He does it similarly to Picasso, who depicts pain and suffering free from all political categories in the Guernica image, insofar as Picasso does not depict a hero of the anti-fascist struggle and therefore does not allow suffering to be used to justify a counter-violence.

In all his works, David Fine also avoids polemical statements, something that anti-war art makes use of, but also all those monuments which glorify the war as a heroic deed, and thereby conceal the unspeakable suffering caused by the war. The latter is an indication of a bad art because it is negatively opposed to man, and by simplification of the complexity in life reduce everything to the symbolic. Poor art does it by elevating the heroic or tragic to a metaphysical level, thereby forgetting the beauty of life. Homer describes how Achilles smells the grass for the first time as he sinks deadly wounded to the ground and therefore experiences something too late, which he quite ignored during his time as a warrior.


This difference between a sensuous and abstract life is important because there is also the difference between free art and state art. Thus Homer drew his narrative of Odysseus out of a free spirit. Virgil, on the other hand, was bound to the Roman state, and accordingly created a myth with the purpose of reminding people of when to do what. It served the state purpose of keeping the society in order and / or under control. This is why Hermann Broch, in his novel 'The Death of Vergil', describes the fate of the poet at the end of his life. While a young man wants to read from the Aeneis to the poet Virgil who lies on his death bed, drunks stagger into the courtyard below. The voice of the boy goes under in their scornful laughter. This is a key concept in literary history. Thomas Mann describes making someone appear ridiculous as a weapon of the upper class, in order to stifle any revolt, but vice versa, the lowest stratum can also put the art to a cruel end. Even the best artist, once exposed to such a rotten destiny, can actually lose his mind. Not to be taken seriously, this is equivalent to a non-recognition. Since the state always has the monopoly of recognition, it is all the more not self-understood that an artist proceeds freely from the state. This is of enormous importance for the discussion on the exhibition of David Fine, for how can the art of a militarily organized state such as Israel really be? Anyone who still is able to create freely art, and David Fine is one of them, not only does great work, but works like the small horses can be understood as a contribution to peace work. Unfortunately, too often, this is not noticed, although something important is contained in the unimportant.


It should also be remembered that Delphi was was a state institution; on the other hand, this sacred site was somewhat subversive. The latter brought about a poetic interpretative practice by means of the imagination of the oracles. This is because the oracles are similar to puzzling poems. They are so cleverly formulated that those who receive one oracle are hard pressed to find the right interpretation. But a basic principle was the moral framework for such interpretations. The establishment in Delphi was outside the polis, but it had a very strong influence on shaping political decisions. This can be seen in the fact that every city of antiquity built a special altar or a sacrificial hall in Delphi similar to today's lobbyists who have their offices near the centers of power.
The principle that was to be adhered to in antiquity was to organize the civilizing process in such a way that liberation from the barbarian became possible. It was a matter of principle to contradict a unilaterally determined power, which did not leave anything to the free spirit, best done by moving subversively ahead. Consequently, in art of antiquity this human cunning is also present. It establishes democracy in that the powerful ones are to be circumcised at an early stage, that is before it is too late and it would be impossible to contradict their power, because now they have become so absolute and self-sufficient.

The small horse of Delphi belongs to this category of art which, on the other hand, is loyal to the basic principle of the claim to civilization, but frees art from 're-enforcement' (Sigmund Freund) to death. Therefore, the artistic expression becomes an affirmation of life. As a result, this small sculpture is one of the most important works of art exhibited in the Delphi Museum. A Greek friend to whom I shared the key theme of this exhibition was amazed that David Fine not only paid attention to the small horse during his visit to Delphi, but that he made it into a theme for modern art in the late twentieth century.
Picasso had begun to free the art of modernity from a dangerous isolation, self-destructive drive, by using the myth of Minotaur. This means, without myth, in the real sense of the term means language loses in fantasy, because reduced to a reality of birds no longer supported by their wings to fly. This is at most a form in which human being when exposed to nothingness or pushed into the abyss. David Fine, in addition to Picasso's work, creates an art which has something in common with the Enlightenment. The important characteristic of this is to acknowledge the ancient humanity of antiquity. By giving a recognition to an unknown artist, David Fine emphasizes something that otherwise can easily be forgotten. The small horse of Delphi shows in a wonderful way how much has come to life through the art of antiquity. As a legacy for times that may yet to come, the liveliness of the little horse says that art is capable of transforming being into an action. The little horse is moving, yes, it is presented as one that moves freely. Nothing better could be presented to free the imagination.

In order to return once more to the concept of 'political iconography', this study serves the puprose of investigation of war memorials with regard to their design and effect: do they appeal to the senses by soberly conveying the truth of the war, or do they praise the hero while concealing a bright insanity only perceived when one wonders how many people lost their lives in a senseless war? The Volkerschlachtdenkmal near Leipzig is such an example. It was opened in 1912 and used for propaganda purposes, so that people moved with enthusiasm into the First World War. Those who survived returned as broken people. This is clearly evident in the film 'Jules and Jim', with Jules haing lost his human feelings in the trenches. This had consequences for art. Paul Klee, who served himself in the war, said that afterwards "he was neither alive nor dead." He added as to what has become of him and will influence his other expressions: "He is a crystal and beauty can only be imagined by means of the memory of what had already been experienced, but that would necessarily make any expression of art abstract. "After the Second World War, all this was even worse, all the more significant the tomb of the unknown soldier in the Hofgarten of Munich, thereby remembering all those who died in the war and which can be recalled in the present at least on the level of sober reflection.
In Israel, David Fine completed such a politico-iconographic work entitled "In Memory of the Soldiers with a South African Background" (1986). One of my students in the course 'Search for Human Values: Art and Myth' wrote an interesting poem, which also reflects a special perception of the work of David Fine. It follows first in Greek, then in English (the original), and finally in the German version.


Στοιχηματίζω πως ο άνθρωπος που το κοιτάζει
αναρωτιέται για το ίδιο πράγμα:
Είναι αλήθεια πως αυτοί οι βράχοι
είναι εκείνοι μέσα από τους οποίους
διάβηκε ο Μύθος
όταν η Μούσα του τραγούδησε
και του είπε την ιστορία 
μόνο με τον τρόπο
που ήταν γνώριμος σε κείνη;
Πραγματικά αναζητώ μιαν απάντηση
όπως ο άνδρας αναρωτιέται για το ίδιο πράγμα
και προσπαθεί να εννοήσει αν 
εκείνο ήταν το πέρασμα,
η Αυλόθυρα,
η..."Κερκόπορτα"
για να συνεχίσει ο Μύθος το ταξίδι του
να φθάσει στον προορισμό του
και όμως δόλια πίστη τον είχε αναγκάσει σε αυτό
για να επιστρέψει στην πατρίδα.
Επειδή ο άνδρας αναρωτιέται το ίδιο πράγμα
γνωρίζοντας πως
το Μνημείο για τους στρατιώτες απ' τη Νότια Αφρική
είναι κι αυτό ένας μύθος
και πως η Μούσα
γνώριζε το θέμα της
δίχως να παραβλέπει την παραμικρή λεπτομέρεια.  
 
(Übersetzung aus dem Englischen ins Griechische, Penelope Doundoulaki; ins Deutsche, Hatto Fischer)
 

I bet the man who stares at it

wonders the same thing,

is it true that those rocks

are the ones through which

Myth passed

when the Muse sang to him

and told him the story

the way she was only

familiar with?

I truly seek for the answer

for the man wonders the same thing

and tries to figure out whether

that was the passage,

the Gateway,

the „Kecroporta“

to the Myth to go on with his trip

and reach his goal

what faith had forced him to do,

in order to arrive home.

For the man wonders the same thing

knowing that the Memorial for soldiers of South African origin

is a Myth itself

and that the Muse

knew her „lines“

without forgetting a „single touch.“

Ich wette der Mann der das anstarrt

wundert sich über das Gleiche,

ob es wahr ist dass dies die Felsen

sind durch welche

die Mythen gingen

als die Muse für ihn sang

und ihm eine Geschichte erzählte

auf eine Weise mit der sie nur

vertraut war?

Ich suche wirklich eine Antwort

denn der Mann wundert sich über das Selbe

und versucht herauszufinden ob

das die Passage,

das Tor,

die „Kerkaporta“

zu den Mythen ist, um weiter zu reisen

und um sein Ziel zu erreichen

doch welcher Glaube hat ihn dazu gezwungen,

um zuhause anzukommen.

Denn der Mann wundert sich über das Selbe

wissend das Denkmal für die Soldaten aus Südafrikanischer Abstammung

ist selber ein Mythos

und dass die Muse

ihren „Text“ kennt

ohne eine „einzelne Berührung“ auszulassen.

 

 

Hier spricht eine mit dem Mythos als historischer Stoff vertraute Griechin. Sie kommt unmittelbar auf den Mythos der Reise zu sprechen. Die mündet in der Frage nach der Heimkehr wie dargestellt von Homer in seiner Schilderung von Odysseus. Adorno und Horkheimer erkennen darin sowohl die Aufklärung als auch eine Zurechtweisung der Macht des Mythos, um neue Überlebensformen ausfindig zu machen. Die Überwindung dieser Macht verlangt Selbstbeherrschung, doch das gefährliche daran, so die Erkenntnis in der Antike, sie beinhaltet zugleich die Gefahr der Selbstzerstörung. Das Gedicht endet in einem Spannungsfeld bestehenden aus dem Streben nach Ganzheit ohne jedoch einzelne Berührungen auszulassen. Das gibt sehr genau wieder die künstlerische Vorgehensweise von David Fine.

Ein weiteres Monument in Erinnerung an die gefallene Brigade „Barak“ befindet sich auf den Golan Höhen Namens Aleika, Ramat Hagolan (1984). Wie ein Käfer der im Todeskampf noch strampelt während er auf dem Rücken liegt, befindet sich ein Panzer. Er wird hilflos auf ähnliche Weise gemacht, und liegt zwischen drei aufrechten Steine. Sie sind die stummen Zeugen dieser Zeit. Das Geschoss des auf dem Rücken liegenden Panzers liegt schlapp auf der Erde, um die Untauglichkeit dieses einst funktionierenden Kriegsgerätes zu unterstreichen. Die Position die David Fine in diesem Fall einnimmt, ist tatsächlich erstaunlich. Denn jedes Mal wenn israelische Piloten zur ihrem Stützpunkt zurückkehren, sehen sie noch vor der Landung dieses Monument. Es erinnert sie daran, dass der Krieg keine Selbstverständlichkeit ist, doch erst wenn die Zeit des Friedens konkret erlebbar wird, klärt sich vermutlich das Verhältnis der Israelischen Gesellschaft zum Recht auf Selbstverteidigung.

David Fine macht aus der Kunst, die zu den Piloten spricht, einen 'imaginären Zeugen' (Philosophy as 'imaginary witness' since Adorno). Er verwandelt Steine die plötzlich eine Zunge haben und sprechen können. Sie atmen ein und aus etwas im Großen wie im Kleinen. Dadurch wird sichtbar das Besondere am Leben, und was wiederum Kennzeichen einer lebendigen Kunst ist. Deshalb ist selbst das Kleinste für David Fine etwas monumentales. Damit beginnt er in seinen jüngsten Arbeiten ein neues Grundthema zu untersuchen. Er tut es mittels sprechenden, zugleich gebrochenen Linien. Sie verwandeln den Stein gleich einem Negativ in ein positives Bild ohne bloß reine Abbildung zu sein. Daraus ergibt sich die Aufnahme der bereits in der Antike vorhandenen Motive die deutlich dann hervortreten wenn die Skulptur nicht länger an einer Wand klebt, sondern zu einer freistehenden Skulptur wird. Indem er sich solchen Arbeiten wie das kleine Pferd von Delphi nähert, nimmt er die Aufarbeitung einer zwei-tausend jährigen Geschichte auf. Durch seine Anerkennung eines unbekannten Künstlers verhindert er das was zur großen Kunst in der Geschichte der Menschheit beigetragen hat, in Vergessenheit gerät. Mittels solch eines kunstvollen Erinnerns öffnet er die Tür zum einundzwanzigsten Jahrhundert.

Here is a Greek student who is familiar with myth as a historical subject. She comes directly to speak about the myth of the voyage as shown in the question of homecoming in Homer's portrayal of Odysseus. Adorno and Horkheimer recognize both the Enlightenment and the right to overcome the power of the myth, in order to find new forms of survival. The overcoming of this power demands self-control, but the dangerous part is according to the knowledge in antiquity, that it involves as well the danger of self-destruction. The poem ends in a tension field stemming from the pursuit of wholeness without omitting however individual touches. This is precisely the artistic approach of David Fine.


Another monument was created in memory of the fallen brigade "Barak". It is located on the Golan Heights named Aleika, Ramat Hagolan (1984). Like a beetle which still struggles in the battle while lying on the back, likewise there is a tank. He is made helpless in a similar way, and lies between three upright stones. They are the silent witnesses of this time. The muzzle of the armored tank on its back lies limp on the ground to underline the unsuitability of this once-functioning war machine. The position that David Fine takes in this case is indeed amazing. Because every time Israeli pilots return to their base, they see this monument before the landing. It reminds them that the war is not a matter of course, but it is only when the time of peace becomes tangible that the relationship between Israeli society and the right to self-defense is probably clarified.

David Fine makes an 'imaginary witness' out of art which speaks to the pilots (Philosophy as 'imaginary witness' since Adorno). He transforms stones that suddenly have a tongue and can speak. They breathe in and out something both big and small. This makes visible the special thing in life, and what is in turn the hallmark of a living art. That is why even the smallest thing for David Fine is something monumental. In this way he begins to examine a new basic theme in his most recent works. He does it by means of speaking with broken lines at the same time. They transform the stone from a negative into a positive image without being merely a pure image. This results in the inclusion of the motifs already present in antiquity, which clearly stand out when the sculpture no longer sticks to a wall but becomes a free-standing sculpture. By approaching such works as the small horse of Delphi, he takes up the reworking of a two-thousand-year history. Through his acknowledgment of an unknown artist, he prevents what has contributed to the great art in the history of mankind, from falling into oblivion. Through such an artistic memory, he opens the door to the twenty-first century.


 

Im Rückblick die gebrochene Linie von Geschichte

In retrospect the broken line of history

 

        

          Arbeiten von David Fine in der Ausstellung /

                                                       Works of David Fine in the exhibition

Praktisch besteht David Fines Aussage darin, dass im Rückblick auf die Geschichte die u.a. ihren Anfang mit dem kleinen Pferd in Delphi nahm, nur gebrochene Verbindungslinien zwischen Vergangenheit und Gegenwart erkennbar sind. Die gebrochene Linie als Darstellungsmittel ist darum ein noch zu deutendes Motiv all derjenigen Bildhauer die wie Michel Angelo, Rodin, Henry Moore, Giocometti menschliches Leben als ein Ringen um Wahrheit darstellen wollen. Schließlich ist das Ringen um den Mythos zugleich ein Ringen um Atemfreiheit. Letzteres besagt der Mensch ist nicht immer frei geblieben, und darum das menschliche Gleichgewicht eben auch keine Selbstverständlichkeit. David Fine erkundet das und stellt fest etwas fehlt den neuesten Kunstrichtungen, wenn sie dieses Motiv beiseite lassen und darum sich auch nicht länger in Bescheidenheit üben. Er will also neue Wege aufzeigen, um diese Gefahr zu umgehen.

In der heutigen Welt bringt die Technologie mit sich ein ganz anderes Spiel mit den schöpferischen Kräften des Menschen. So legt sich z.B. Amsel Kiefer mit seinem Mythos-Begriff einseitig fest. Obwohl er erstaunliches aus dem Alltag herausholt, zwingt er seine Ausdrucksweise in Formen die an das Kapital angepasst sind d.h. die Werke können Medien-gerecht vermarktet werden. Das wird deutlich anhand einer Reportage in der Süddeutschen Zeitung in der seine Darstellung der Argonauten-Reise thematisiert wird. In Wirklichkeit handelt es sich dabei um liegen gelassene Sachen nach einer großen Frühstücksrunde. Sie liegen auf einem großen Tisch herum und geben sich somit der Beliebigkeit preis. Anders ausgedrückt, Nordeuropäer scheinen eher dazu geneigt zu sein den Mythos als reinen Stoff der Vergangenheit zu betrachten. Ihre Versuche das Vergangene zu beleben, mündet in einer Kunst die der Gefahr läuft in Symbol-ähnlichen Formen zu erstarren. Das hat wenig mit der gebrochenen Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu tun. Viel mehr zeigt sich darin eine neuen Idealisierung die der Gegenwart diametral entgegen gesetzt wird. Aus dieser Verneinung der Gegenwart heraus wird dann der Stoff der dem Alltag ansonsten inne wohnt, vernachlässigt oder sogar verniedlicht, so als habe es nichts mehr zu sagen, was die Größe der Kunst betrifft. An diesem Widerspruch scheitern viele, nicht aber David Fine.

Um all das noch etwas anders zu formulieren, moderne Künstler, einschließlich jene die in ihre Installationen sogar Videos einbinden oder noch andere räumliche Nuancen nutzen z.B. eine Straße voller Schilder, neigen dazu sehr schnell die wichtigsten Kategorien der Kunstentwicklung zu durchlaufen, um irgendwie Gegenwarts-bezogene Arbeiten zu produzieren. Deren Werke ist sofort anzumerken, dass sie sehr schnell abgenutzt sind und ihnen die Zeit davon läuft oder abhanden gekommen ist. In Berlin gibt es z.B. die klassisch-romantische Schule, die ähnlich zur Athener Kunstakademie die klassische Skulptur, und sei es Poseidon werfend einen Speer, zum Ausgangspunkt ihrer ganzen Kunst-Bemühungen machen. Sie nimmt das als Vorbild aber verfehlt etwas entscheidendes, indem sie nicht die Poesie miteinbezieht. Doch ohne der Poesie geht abhanden das Gefühl für Rhythmus, Wort, Gesang, Tanz und Träume, und der Übergang in die philosophische Reflexion. Darum verfehlt solch eine Kunstsparte den sich selbst bewegenden Mensch, also die aufrechte Skulptur.

In Berlin teilen sich die Schulen zwischen Schmettau, Fischer und Hirlischka auf. Letzterer ist vielleicht noch mehr Erdverbundener als vielleicht Lothar Fischer, doch alle befinden sich weitab von der Grundmaterie eines David Fines der mit dem Stein direkt arbeitet. Der Unterschied mag dadurch entstehen, weil im Bezug auf Erde ein allzu beladener metaphysischer Begriff der Kunst aufgebürdet wird und darum wenig dazu taugt wirklich eine Brücke zwischen der deutschen und der griechischen Welt (wenn es einmal so formuliert werden kann) sein zu können. Das gilt ebenso für Eppsteins Arbeiten als auch für die fein geschliffenen und scharfen Kanten bei Schmettau. Jegliches Streben nach Eleganz ist ahistorisch, weil außerstande solch problematische Aspekte wie „Rückkehr der Vergangenheit“ zu thematisieren. Die Dinge werden zwar gebraucht, aber der Schlüssel zum Öffnen des Tores zum Eintreten ins einundzwanzigste Jahrhundert bleibt stecken oder die moderne Kunst hat den Schlüssel bereits verloren. Stattdessen mündet jetzt vieles in einer Auseinandersetzung zwischen der Moderne und der Post-Modernen Zeit. Hier bilden Picasso und Van Gogh wichtige Ausnahmen. Während Picasso sich dem Mythos annähert, versucht Van Gogh soweit es nur geht den Mythos-Aspekt auszuklammern, um zu einer unabhängig von der Vergangenheit Selbstverwirklichung zu gelangen. Beide haben allerdings die Kunst durchaus respektiert, ja sie folgten ihrem Begriff der Moral, um die eigene Kreativität aufrecht zu erhalten. Andre Breton bezeugt das im Falle von Picasso, Van Gogh durch seine Briefe an seinen Bruder Theo.

Warum dieses kritische Schlusswort? Auf der Insel Spetses hat David Fine seine Arbeit mit gebrochenen Linien fortgesetzt. Er nutzte dafür lokale Materialien und Motive z.B. der Steinmosaiken die es überall auf Plätzen, aber vor allem vor den Kirchen auf Spetses gibt. In Delphi hat er das Pferd von einer Zwei-Dimensionalität eines flachen Reliefs befreit, zugleich erkannt das dies der Schlüssel ist den alle Künstler suchen, um das Tor zu öffnen. Doch selbst wenn einmal der Schlüssel gefunden wurde, nicht alle haben die Mut sie zu öffnen, geschweige durchs geöffnete Tor zu gehen. Picasso sagte Matisse habe am Anfang einer großen Entwicklung gestanden, aber nachdem er die Tür geöffnet hatte, verließ ihn die Mut einzutreten. Er hatte Angst davor erstmals ganz alleine weiter machen zu müssen. Interessanterweise entstand aus Matisses Angst vor dem Allein-Sein die neue Malschule der Fauves. Dagegen blieb Picasso alleine, für sich, so auch Van Gogh obwohl letzterer den Traum hegte mittels eines Ateliers im Süden viele Künstler zusammen zu bringen. Van Gogh war nämlich der Meinung es gäbe viele 'Sujets' die wertvoll wären, gemalt zu werden, nur würde dafür die Energie eines einzelnen Künstlers nicht dazu ausreichen; es bräuchte mehrere doch bekannterweise schaffte er es nicht einmal mit Gauguin zusammen zu arbeiten.

All das besagt einiges über Kunst und Kunstentwicklung samt sämtlichen Umbrüchen, aber auch Abstürzen. Letztere werden oftmals durch Selbstverleugnungen verursacht. Der von Beckmann gemalte Mythos ist dafür das deutlichste Zeichen welch eine harte Auseinandersetzung jeder Künstler durchmacht. Um der Angst vor dem Leben etwas entgegen zu setzen, meinte Ernst Cassirer sei es sehr wichtig eine freundliche Einstellung gegenüber der Welt zu bewahren, denn ohne das gelingt selten ein schöpferischer Akt. Ernst Cassirer hob außerdem hervor, dass die Krise des Menschen genau an jenem Punkt beginnt, wo die Kraft des Mythos ihn verlässt. Ein Leben in aller Dunkelheit und ohne den Flügeln der Fantasie lässt nur noch böses vermuten, aber keine lebendige Sprache aufkommen. Dem Anspruch nach hieße das nicht nur die Kunst wirklich zu leben, sondern ebenso sich in einer Sprache zu artikulieren die nicht nur wahr sein will, sondern diese Wahrheit verspüren lässt und zwar nicht nur als Anspruch, sondern ebenso als Zeichen des Lebendig-Seins. Ohne dieser menschlichen Anwesenheit im Leben selber gibt es kein Weinen, kein Lachen, kein Nachdenken, geschweige ein Nachdenken was in der Kunst die Besinnung auf das, was lebendig macht, auszeichnet. Ein Leben das sich durch die Alternative Erfolg oder Nicht Erfolg beängstigen lässt, kann nicht mehr bewusst erlebt werden. Das gleicht dem Fremden der durchs Leben geht ohne es wirklich wahrzunehmen. Das ist erst möglich wenn die Furcht vor dem Allein-Sein überwunden ist und den Gefühle in aller Freiheit nachgegangen wird. Letzteres setzt sich aus Intuition und Einlassen auf neue Erfahrungen zusammen.

Die moderne Kunst ist für ihre Nicht-Achtung anderer Künstler, vorab den Unbekannten, bekannt. Darum hat sie längst nicht mehr das Sagen. Sie schielt nur noch auf Anerkennung durch den Staat oder umkreisen reiche Stiftungen die für die sogenannten Erfolgreichen zur Verfügung stehen. Viele Künstler suchen diese Anerkennung ohne noch sich die Bedingungen klar zu machen. Schließlich kann auch einer unter Hitler berühmt werden, aber gerade darin besteht das Nachdenkenswerte eines David Fines. Sein Gang durch die Geschichte mag von vielen nicht gesehen werden, aber bescheiden wie er ist, dennoch ist er einer der größten Künstler obwohl er oft genug in aller Stille seine Werke schuf.

Die Ausstellung 'Das kleine Pferd von Delphi' findet im Rahmen einer problematischen Aufarbeitung der Geschichte statt. Sie dauert selbst fünfzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges an weil bislang die meisten Fragen unbeantwortet blieben. Das zeigt sich vor allem in der systematischen Leugnung einer Gegenwart die unmittelbar mit dieser Vergangenheit zusammenhängt. Viele gesellschaftliche Entwicklungen neigen dazu die wahren Zeichen der Zeit ins Abseits zu drängen, um eine monoton-funktionale Identität allen Menschen auf zu erlegen. Das Nationale wird ebenso geleugnet wie behauptet. So wird die Vielschichtigkeit des Lebens übersehen; stattdessen werden Plattitüden verwendet, um den Mangel einer durchdachten und lebendigen Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu überdecken. Überall fehlt es am Erkennen, dass erst dann in der Gegenwart gelebt werden kann, wenn die Menschen ihrer Zukunftsziele sicher sind. Noch mehr bedarf es einen ständigen Dialog mit der Vergangenheit, doch den kann nur eine selbst kritische Gegenwart aufnehmen. Kunst ist schließlich die befreite, weil voraus schauende Antwort auf der Suche nach Dialog. Ganz anders hingegen die tautologische Konstruktion einer Ich-Bezogenheit auf die Gesellschaft die die Selbstbezogenheit zum Dauerbrenner eines ewigen Nichts macht.

In diesem Kontext gilt zu fragen, wann wird der Stein überhaupt noch wahrgenommen wenn das Technische derartig stark dominiert? Eine Antwort darauf wird gewiss die Faszination mit der Technik hervor heben. Schließlich ist jeder von Autos und flimmernden Bildschirmen umgeben. Es existiert die Ideologie des Fortschritts, ohne zu sagen, ob eine gerechte Verteilung dabei herauskommt. Klar muss außerdem sein, dass eine gerechte Gesellschaft erst dann entstehen kann, wenn das Prinzip der Gleichheit sowohl im materiellen als auch im spirituellen Sinne eingehalten wird. Yannis Philips, Dichter, zugleich Präsident der Technischen Universität von Kreta in Chania beschrieb jüngst diesen Widerspruch zwischen einem illusionären und einem wirklichen Fortschritt. Er verwies darauf heute würden die Kinder nicht länger draußen spielen, sondern vor Bildschirmen über denen Images flackern, sitzen. Sie absorbieren all das was die virtuelle Welt zu bieten hat, weil suggeriert wird dies sei notwendig, um in der Informationsgesellschaft zu überleben. Zweifelsohne solch eine Gesellschaft setzt eine ganz andere Mündigkeit voraus. Der verlängerte Begriff der Informationsgesellschaft sind die sogenannten 'Informationsautobahnen'. Sie besagen wohin die heutige Reise gehen wird, und zwar wiederum in ein irreführendes Nichts. So dominiert der 'kybernetische Raum' der von unsichtbaren Parametern mathematisch abgesteckt wird, um sämtliche Einzelheiten kontrollieren zu können. Entscheidende Veränderungen sind darum genau berechenbar, ebenso manipulierbar, insofern das Weglassen von nur einem Parameter bereits darüber entscheidet wer an Marktanteile gewinnen, wer verlieren wird. Dadurch kann das Wissen des anderen erobert werden, so dann findet eine neuartige Kolonialisierung des bis dahin freien Subjekts statt. Praktisch hat das dabei erzeugte Wissen nichts mehr mit der Aufklärung gemein, sondern nur mit einer geschickten Manipulation jener Faktoren die die Subjekte von bestimmten Prozessen abhängig macht. Das vorgetäuschte Wissen dient lediglich dem Zweck alles operativ zu machen, um alles auf Nutzungswerte zu reduzieren. Unterstrichen wird dabei ständig, dass ohne dieses technische Wissen es keine Fortbewegung, keinen Fortschritt gäbe. Kurzum diese Ausstellung von 'kleinen Pferd von Delphi' besagt etwas ganz anderes und schafft darum Raum zum Nachdenken auf menschlicher Ebene, also da wo noch Begegnungen zwischen den Menschen möglich sind.

Practically, David Fine's testimony is that, in retrospect of the story which started with the small horse in Delphi, that only broken lines connecting past and present are recognizable. The broken line as a means of presentation is, therefore, a motif still to be interpreted by all those sculptors like Michel Angelo, Rodin, Henry Moore, Giocometti, wanting to represent human life as a struggle for truth. After all, the struggle for the myth is at the same time a struggle for the freedom of breathing. The latter states that man is not always free, and therefore human equilibrium is not a matter which is self understood. David Fine explores this and is firmly missing something of this in the latest art directions since they leave aside this motive and therefore no longer practice in humility. Hence he wants to show new ways to circumvent this danger.

In today's world technology brings with it a completely different game with the creative powers of man. Thus Amsel Kiefer is with his mythical term unilaterally fixed. Although he is able to pick up amazing things from everyday life, he compels his expression in forms adapted to Capitalism, that is the works can be marketed and promoted by the media. This is clearly shown by a report in the Süddeutsche Zeitung, in which his portrayal of the Argonaut Journey is discussed. In reality, it is a matter of showing merely abandoned things after a big breakfast. They lie on a large table and thus give themselves up to the arbitrariness. In other words, Northern Europeans seem more inclined to regard the myth as a pure substance of the past. Their attempts to revive the past is an art which threatens to freeze everything in symbol-like forms. This has little to do with the broken link between past and present. Rather it showns a new idealization which is diametrically opposed to the present. From this negation of the present the substance of everyday life is treated as something otherwise indifferent, neglected, or even which has faded out, as if it had nothing more to say about the greatness of art. Many fail to resolve this contradiction, but not David Fine.

To put it in a different way, modern artists, including those who incorporate videos into their installations or use other spatial nuances, e.g. a street full of signs, tend to go very quickly through the most important categories of art development to produce somehow-related work. Their works are to be noted immediately, but they are very quickly worn out and thus the time runs away or is lost. In Berlin, there is e.g. the classical-romantic school, which, like the Athenian Academy of Fine Arts, makes the classical sculpture, a Poseidon with spear, the starting point of all its art efforts. But if taken as an example then it is a little indecisive by not involving poetry. But, without poetry, the feeling of rhythm, word, song, dance and dreams disappears, and the transition to philosophical reflection not made. That is why such an art department misses the self-motivated human being, that is, what entails the upright sculpture.

In Berlin the schools are divided between Schmettau, Fischer and Hirlischka. The latter is perhaps more grounded than perhaps Lothar Fischer, but all are far from the basic material of a David Fines who works directly with the stone. The difference may arise from the fact that an overly laden metaphysical concept of art is impregnated with regard to the Earth, and therefore little thereof is really capable of being a bridge between the German and the Greek world (if it can be formulated as such). This also applies to Eppstein's work as well as to the fine-cut and sharp edges of Schmettau. Any pursuit of elegance is ahistorical because of the difficulty of addressing such problematic aspects as "the return of the past". Things are needed, but the key to opening the door to entering the twenty-first century remains stuck, or modern art has already lost the key. Instead, much is now engulfed in a debate between modernity and post-modern times. Picasso and Van Gogh are important exceptions. While Picasso is approaching the myth, Van Gogh, as far as the myth aspect is concerned, tries to achieve a self-realization independent of the past. However, both have respected the art, indeed, they followed their concept of morality, in order to maintain their own creativity. Andre Breton testified this in the case of Picasso, Van Gogh through his letters to his brother Theo.

Why this critical conclusion? On the island of Spetses, David Fine continued his work with broken lines. He used local materials and motifs for this purpose. He was inspired by the stone mosaics that are found everywhere in squares, but above all in front of the churches on Spetses. In Delphi, he has freed the horse from a two-dimensionality of a flat relief, at the same time recognizing that this is the key that all artists seek to open the gate. However, even if the key was found, not all have the courage to open them, let alone to go through the open gate. Picasso said Matisse had started a great development, but after he had opened the door, the courage left him to enter. He was afraid of having to go all alone for the first time. Interestingly, out of Matisse's fear of being alone, the new painting school of the Fauves was born. On the other hand, Picasso remained alone, as did Van Gogh, although the latter had the dream of bringing together many artists by means of a studio in the south. Van Gogh was of the opinion that there would be many 'sujets' that would be valuable to be painted, but the energy of a single artist would not suffice. It would take several artists but it is well known it did not even work out with Gauguin.

All this says a lot about art and art development, including all the upheavals, but also crashes. The latter are often caused by self-denial. The myth painted by Beckmann is, for this reason, the clearest sign of a hard conflict every artist faces. In order to counteract the fear of life, Ernst Cassirer thought it was very important to uphold a friendly attitude towards the world, for without this a creative act could be seldom achieved. Ernst Cassirer also emphasized that the human crisis begins precisely at the point where the power of the myth leaves it. A life in all darkness and without the wings of the imagination makes one suspect only evil exist, but out of which no living language can evolve. According to the claim, this is not just about art, but also a way to articulate oneself in a language which not only wants to be true, but also makes this truth felt, not only as a claim, but also give a sign of being alive, it means going beyond the arts. Without this human presence in life itself, there is no crying, no laughter, no reflection, let alone a reflection which distinguishes in art when reflecting as that what makes things come alive. A life that can be frightened by the alternative success or failure can no longer be consciously experienced. This is like the stranger who goes through life without really realizing it. This is only possible when the fear of being alone is overcome and the feelings are pursued in all freedom. The latter is composed of intuition and entails a conscious involvement in new experiences.

Modern art is known for its non-respect of other artists, especially the unknown. That is why art has long since ceased to speak. Artists only look for recognition by the state or encircle rich foundations which make available funds for the so-called successful ones. Many artists are looking for this recognition without yet clarifying the conditions. After all, one can also be famous under Hitler, but precisely in this is the thoughtfulness of a David Fines. His path through history may not be seen by many but modest as he is, yet he is one of the greatest artists though he often created his works in silence.

The exhibition 'The Little Horse of Delphi' takes place in the context of a problematic review of the history. It takes place fifty years after the end of the Second World War and faces a problematic past because until now most of the questions remained unanswered. This is shown above all in the systematic denial of a present which is directly related to this past. Many societal developments tend to push the true signs of the times aside, in order to impose a monotonous functional identity on all people. The National is denied as well as asserted. Thus the complexity of life is overlooked. Instead, platitudes are used to cover the deficiency of a well thought-out and liveable link between past, present and future. Everywhere there is a lack of knowledge that only then can people live in the present, if the people are sure of their future. There is still a need for constant dialogue with the past, but only a self-critical present can take up this. Art is finally then liberated when it becomes a forward-looking response to the search for dialogue. On the other hand, the tautological construction of an ego-relation to the society which makes self-sufficiency a lasting torch of eternal nothing is something quite different.

In this context, the question is, when is the stone still perceived when the technical dominates so strongly? An answer to this will surely highlight the fascination with technology. After all, everyone is surrounded by cars and flickering screens. There is the ideology of progress, without saying whether a just distribution is the result. It must also be clear that a just society can only arise when the principle of equality is respected both in the material as well as in the spiritual sense. Yannis Philips, poet, at the same time president of the Technical University of Crete in Chania, recently described this contradiction between an illusionary and a real advance. He pointed out that today the children would no longer play outside, but sit in front of screens over which images flicker. They absorb all what the virtual world has to offer because it suggests that this is necessary to survive in the information society. Without doubt such a society assumes a completely different maturity. The extended concept of information society is the so-called 'information autobahns'. They state where today's journey will go, and again into a misleading nothingness. Thus, the 'cybernetic space' dominated by invisible parameters is mathematically determined, in order to control all the details. Decisive changes can, therefore, be precisely calculated, as well as are manipulable, inasmuch as the omission of only one parameter already decides who will gain market shares, who will lose. In this way, once the knowledge of the other can be conquered, then a new kind of colonization of the hitherto free subject takes place. Practically, the knowledge generated in this process has nothing in common with enlightenment, but only with a skillful manipulation of those factors which make the subjects dependent on certain processes. The pretended knowledge serves merely the purpose of making everything operational, in order to reduce everything to useful values. It is constantly underlined that without this technical knowledge, that there would be no progress, no progress. In short, this exhibition of 'small horse of Delphi' says something quite different and creates space for reflection at a human level, that is, where encounters between people are still possible.


Einige abschließende Gedanken                A few concluding thoughts

Damit komme ich zum Schluss. Alexander Issajewitsch Solschenizyn hat einmal geschrieben, dass die Kunst nichts mit Fortschritt zu tun hat. Schließlich gibt es kein Argument das behaupten kann die heutige Kunst sei besser als die der Antike oder umgekehrt. Aber etwas anderes ist sehr entscheidend. Vincent Van Gogh ermahnte wie bereits erwähnt die Künstler die vergessen würden auf welchen Schultern sie stehen, um so zu malen wie sie es heute können. Indem David Fine das dem 'kleinen Pferd von Delphi' innewohnende Motiv in seinen Arbeiten aufgreift, macht er erneut bewusst, dass die Menschen stets nach Beweggründen suchen, um eine Reise möglichst frei von Konflikten und Kriegen hinterlegen zu können. Das Pferd galt in der Antike als sichtbares Muskelspiel wenn einmal von den Lasten harter Arbeit auf steinigen Feldern befreit. Oft wird es dargestellt als stünde die Mähne in Flammen wenn der Reiter über die Hochebene galoppiert und die Hufe kaum noch die Erde berühren. Hier ruft dann der suchende, zugleich auf einem Pferd sich fortbewegende Mensch erneut nach dem Mythos denn die Gefahr dessen Verlustes ist stets gegeben. Sodann hallen die Hufschläge von den Bergwänden zurück, so als würde das Pferd selber nach Zeus rufen während in die untergehende Sonne mit fliegender Mähne geritten wird.

Die Kunst hat mit einer genauen Beobachtung der Fortbewegung zu tun. Nichts steht still. Auch der stehende Mensch bewegt sich, um das Gleichgewicht zu bewahren. Parmenides in seinem Fragment 'das Seiende' beschreibt wie die Göttin einen Menschen mit ihrem Chariot aus der Stadt nimmt. Er sieht und beschreibt es in seinem Gedicht, dass es aus den Löchern zu qualmen beginnt, sobald die Achse sich zu drehen beginnt. Das ist eine genaue Beobachtung des physikalischen Widerstandes das der Mensch erstmals überwinden muss, um überhaupt sich fortbewegen zu können. Darum gilt das Pferd als ein Metapher aller Zeiten. In seiner Huldigung an den unbekannten Künstler erinnert David Fine durch die Darstellung des kleinen Pferdes daran, dass alles mit einer Bescheidenheit beginnt, nicht aber mit der noch ungeahnten Größe der Kunst aufhört.

This brings me to the end. Alexander Issaevich Solzhenitsyn once wrote that art has nothing to do with progress. Finally, there is no argument that can assert today's art is better than that of antiquity or vice versa. But something else is very crucial. Vincent Van Gogh, as already mentioned, exhorted the artists who would forget on what shoulders they stand to paint as they can today. As David Fine takes up the motif of Delphi's "small horse" in his works, he realizes again that people are always looking for reasons to make a journey as free as possible from conflicts and wars. In ancient times, the horse was regarded as a visible muscle game, once relieved of the burden of hard work on stony fields. It is often portrayed as if the mane were in flames when the rider galloped over the high plateau and the hooves barely touched the ground. In this case the man who is seeking, and at the same time moving on a horse, calls again for the myth, for the danger of its loss is always given. Then the hoofs striking the ground resound from the mountain walls, as if the horse itself was calling for Zeus, while riding into the setting sun with flying mane.

Art has to do with a close observation of the movement. Nothing stands still. The standing man also moves to preserve the balance. Parmenides describes in his fragment 'the being' how the goddess takes a man with her chariot out of the city. He sees and describes it in his poem that as the wheels begin to turn, smoke comes out of the holes as soon as the axis starts to rotate. This is an accurate observation of the physical resistance that man must overcome for the first time, in order to be able to move on at all. That is why the horse is considered a metaphor of all times. In his homage to the unknown artist, David Fine reminds us by the representation of the little horse that everything starts with a modesty, but does not stop there, given the still unimagined size of the arts.


 

Hatto Fischer

Freudental

28 Juni 1995

 

* Nachruf:

PKC-Mitgründer Ludwig Bez stirbt Versöhner und Mahner

Von Hilke Lorenz 28. November 2016

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.pkc-mitgruender-ludwig-bez-stirbt-versoehner-und-mahner.0355a2e9-04eb-4d94-888b-e7a3de1827ea.html

 

 

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