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Blochs Sprachtheorie und politische Analyse

Kommend aus einer philosophischen Ecke, namentlich in Heidelberg, wo Heidegger letztlich auf beide, George Lukacs und Ernst Bloch neben der Sprache der Indianer wie dargestellt von Karl May wirksam wurde, unterschied sich trotz des Hanges zur Ontologie Bloch von vielen anderen Philosophen. Er war kein Akademiker im strengen Sinne. Zwar nahm der Glaube an Gott und die Bibel wichtig, so zeigte er in 'Ätheismus und Christentum' als auch in seiner 'Lehre der Materie' eine Orientierung hin zu arabischen Philosophen. Ontologie wurde so zum Vernunft-Glauben während der Tastsinn – man bedenke das Abtasten eines Teppiches mit den Fingern um dessen Qualität festzustellen – für ihn gleich einer wichtigen Offenbarung war. Denn der Tastsinn öffnete die Möglichkeit zu einer 'nüchternen Wahrheit' zu gelangen. Bloch schloss darum nicht die sinnliche Gewissheit wie Hegel das getan hatte, aus. Eher leitet das zu seinem besonderen Umgang mit der Sprache über. Oskar Negt meinte dazu, Bloch könne Begriffe der Rechten benutzen, um sie abermals für die Linken brauchbar zu machen z.B. der Begriff 'Heimat', etwas das die Grünen sich anscheinend zu eigen machten, als sie einen Kongress dazu in Berlin mit folgendem Titel organisierten: „Heimat – wir suchen noch!“

Etwas eigenes, oder noch eher was besonderes aufzustellen, geschweige das bereits Vorhandene weiter zu entwickeln, das dürfte nicht einfach in einem Lande bestehend aus vielerlei bloßer Behauptungen und noch schlimmer scharfzüngiger Verneinungen (in der Philosophie genannt 'Negationen') sein.

Bloch wuchs zwar philosophisch in Heidelberg heran, fühlte den Einfluss von Heidegger – insbesondere was die Frage nach der Ontologie betrifft und bei diesem Philosophen eine Seins-Postulierung, aber keine offene war, sondern eher ein Relikt aus der Vergangenheit anders genannt die Metaphysik des Abendlandes – aber letztlich stritt er sich auf freundschaftliche Weise mit George Lukacs um die Tatsache, wer welche Namen aus den Geschichten von Karl May am ehesten erinnern vermochte. Das war kein akademisches Vermögen, denn gerade viele scharfsinnige Männer und Frauen, die sich einer von Liebe durchtränkten Philosophie hingaben, fühlten sich dabei stark an ihre Kindheit-Tage erinnert, als im Verborgenen etwas Verbotenes gelesen wurde (und was sich in der DDR Wirklichkeit wiederholen sollte).

'Aus der Traum' wäre ein passender Titel für die Gegenwart. Da gibt es Notizen auf Waschzetteln, neue Läden die nur Geschäfte mit Mickey-Mouse Figuren machen und eine Kant Straße in Berlin die von Anfang bis Ende jedes Jahr mindesten zwei entscheidende Veränderungen durchmacht. Nur das zeigt sich nicht immer anhand der Reklame-Schilder, sondern tritt eher als Nervosität zum Vorschein, eben weil die Wirksamkeit eigener Worte anders in der Realität verlaufen als was im Traum noch voraus gesagt wurde. Ähnlich ergeht es all jenen die den tiefen Abgrund zwischen Utopie und Realität erblicken.

Erst viel später, also nachdem längst die heiße Phase der Hausbesetzer-Szene vorüber war, kann etwas aus der Bloch'schen Materialismus-Debatte übernommen und festgestellt werden, nämlich dass die Preise auf dem Marktplatz nicht mehr stimmen bzw. noch nie gestimmt haben,

Es ist eine gefährliche Illusion zu meinen sich einfach über die Grenze des gemeinsamen Verstehens rücksichtslos hinweg setzen zu können.

Nein.

Bloch war und bleibt eine Figur der Linken, ohne jedoch auf akademische Weise den Utopiebegriff formulieren zu wollen. Utopie ist und bleibt bei Bloch ein Funken des Nachdenkens über die Zwischenzeit, um eine Gleichzeitigkeit nicht als Norm sondern als Gegenwart zu erleben.

Das Erleben der Gegenwart hängt für Bloch von erfahrbaren Schichten der 'Möglichkeit' ab. Ies ist vermutlich Blochs wichtigster Beitrag zur Philosophie-Geschichte, denn das, was er da im 18.Kapital seines 'Prinzip Hoffnung' entwickelt, geht über Kant, den Idealismus und der Identitätsphilosophie hinaus. Er macht abermals Dinge da konkret, wo etwas zur Sprache erst durch die poetische Wendigkeit eines aufgeschlossenen Denkens gebracht werden kann. Nichts vom Vorwurf der Art Zwerenz ist da gerechtfertigt. Zwei Beispiele genügen, ohne Zitate aus 'Erbschaft dieser Zeit' hinzu ziehen zu müssen, um zu zeigen, dass Bloch durchaus imstande war Philosophie als politische Analyse begreifbar zu machen.

Das erste Beispiel liegt nahe seinem utopischen Gedanken, denn er unterscheidet nicht nur den Tag- vom Nachttraum, sondern ebenfalls das Märchen von der Legende, denn während Erstere zur Befreiung beitragen, bleiben die beiden anderen Formen nahe der Repression bzw. sind repräsentative Ausdrücke davon, weil in ihnen und durch sie nichts sich ändert.

Solch eine inhaltliche Unterscheidung wird noch deutlicher anhand dem zweiten Beispiel. Statt der formalen Aufforderung des 'kategorischen Imperativs' von Kant zu folgen, und zwar im Sinne 'man solle so handeln, dass man niemals einen anderen als Mittel zum Zweck benutze', lehnt Bloch die bislang in der Philosophie betriebene 'Schönfärberei' ab, und sagt noch bestimmter als Wittgenstein: „Gehe man von dem aus, was unser Fall ist. Es ist für die meisten ohnehin der, nur gebraucht, abhängig, geschoben zu sein.“

Bloch war ohnehin kein Akademiker im strengen Sinne. Zur Zeit er Studentenbewegung 1968 mit Rudi Dutschke als Inbegriff eines neuen Humanisten, war es Bloch ganz recht, wenn Studenten die Professoren mit faulen Eiern bewarfen. Für seine Begriffe war das eine ziemlich harmlose Aktion wenn verglichen mit dem was 'von oben' kam. Er bezeichnete das als eine direkt vom Katheder abgeleitete Gewalt.

Überhaupt für Bloch war die Unterscheidung zwischen 'unten' und 'oben' sehr wichtig. In seinem Vergleich zwischen Martin Luther und Thomas Münzer zog er letzteren vor, weil jener mit den Bauern ging und nicht zur Verschleierung von Hierarchie und Gewalt mittels eines Anspruches auf 'zivile Umgangsformen' zugunsten der Herrschaft von 'oben' beitrug. Es ginge nicht die Auffassung zu teilen während die Bauern Gewalt ausüben würden, aber die Fürsten nicht. Für Bloch war entscheidend dass Luther sich auf die Seite der Fürsten schlug und darum die Gewalt von oben als legitime betrachtete, und sei es zwecks Aufrechterhalten der ohnehin ungerechten Gesellschaftsordnung.

All das ist wichtig um Bloch und das hier zu diskutierende Thema der 'Sklavensprache' zu verstehen. Heißt es doch im Blick auf die 'Sklavensprache' sie wird erkennbar, wenn jemand mit einer ihm höher gestellten Autorität redet, dann mittels einer maskierten Sprache. Und jeder kennt die Veränderung im Gespräch so bald der Herr Direktor ins Arbeitszimmer der Sekretärinnen tritt. All das hat für Bloch 'Tradition' die bereits über viele Jahrhundert die politische Kultur im Lande bestimmt. Er spricht das an so als gelte es nochmals den Vormärz, die Bedingungen für den 'aufrechten Gang des Menschen' zu thematisieren, und er tut es indem er das Thema der 'Sklavensprache' versucht aufzugreifen.

Dies dann ist praktisch eine Aufforderung durch eine sprachliche Veränderung, eingeleitet durch die Abschaffung der Sklavensprache, die Revolution zu ermöglichen.

Aus diesem Grund zwecks Vermeidung solch einer Revolution kann die Philosophie Blochs wie jede andere Philosophie auch missverstanden werden. Die Gefahr besteht ähnlich zu einem Reisenden der meint bereits nach drei Tage Aufenthalt das Land beurteilen zu können. Doch ein Inbegriff einer ethischen Maxime für einen Reisenden mit politischer Interesse an jenem Lande wäre, erst wenn imstande die Nuancen der im Lande gesprochenen Sprache zu verstehen, kann so etwas wie ein praktisches Urteil über die politische Realität entwickelt werden. Ein mögliches Missverständnis der Philosophie Blochs kann so vermieden werden, zeigt er gerade in seinem Buch über Hegel in 'Subjekt-Objekt' wie wichtig für ihn die Sprache ist, und noch viel mehr, dass Philosophie nicht zur bloßen Apologie für das bislang ungelöste Problem der Hierarchie degeneriert.

Aus diesem Grund bleibt das Maskieren eigener Motive weiterhin notwendig, solange Überlebenschancen unter ungleichen Bedingungen ergriffen werden müssen. Ungerechtigkeiten bestehen weil sogenannte Energieübertragungen für lebenswichtige Entscheidungen nicht nach einem 'Vernunft-Glauben' zugunsten eines 'Rechtes auf Gemeinsamkeit' geschehen. Der Politikbegriff der daraus folgt, das wäre eine orthopädische Praxis, um Menschen zum 'aufrechten Gang' zu verhelfen.

Als Heinrich Mann bereits im Zug auf dem Weg ins Exil saß, sah er auf dem Bahnsteig lauter 'gekrümmte Rücken': Menschen in sich gebeugt weil außerstande zu verhindern, dass andere das Land fliehen mussten noch bevor die 'braune Pest', so Blochs eigene Formulierung , in allen Nischen saß. Blochs Philosophie wurde also geradezu durch Kants Diktum, 'krummes Holz ließe sich nicht gerade biegen', und Kant meinte den Menschen, heraus gefordert, als die politische Realität es geradezu erforderlich machte, den ausbleibenden Widerstand, das Versagen an Aufrichtigkeit, zu erklären.

Bloch tendiert folglich in all seinen Analysen weg von einer bloß linguistischen Auffassung der 'Sklavensprache'. Seine Frage, was ist möglich an politischen Protest von 'unten', gegeben all die negativen historischen Erfahrungen, lässt ihn wiederholt sagen, 'begründete Hoffnung lässt Scheitern Grund zum Lernen sein'. Er sah zugleich die Gefahr, dass die Linke Abschied von der Utopie nimmt, weil eher dazu geneigt, Tradition über Bord zu werfen, statt konsistent an der Kontinuität zu arbeiten. All das mündet dann anscheinend in bloßer Abwandlung der 'Wiederkehr des Verdrängten', aber Bloch glaubt nicht daran. Vielmehr betont er dass die Geschichte sich nicht wiederholen würde, es sei denn, sie wurde noch nicht erlebt und darum auch noch nicht ausgetragen.

Linguistische Prämissen sind darum anders als bei Kant keine bloß ableitbare 'conditio quo' innerhalb einer 'rationalen Psychologie', noch Sätze die reduzierbar sind auf das was der Fall sei im Sinne von Wittgenstein. Sondern sie sind ebenfalls schwer zu erarbeitende psychische Gesetze, die durch sehr Verschiedenes geformt, geprägt und verändert worden sind.

Da gibt es unter anderem den Einfluss der Bibel, als auch jenen Inbegriff der Mensch-Werdung, nicht mehr von Jesus als 'Sohn Gottes', sondern plötzlich selbstständig als 'Menschenkind' bezeichnet wird. Das ist dann eine für Bloch wichtige Unterscheidung, weil ein wichtiger Schritt in Richtung Emanzipation. Dazu gehört die Bedingung erstmals ein obrigkeitshörige Denken abzulegen bevor an ein Heraustreten aus dem 'Würgegriff' einer 'Sklavensprache' zu denken ist.

 

Drei Merkmale hebt darum Bloch hervor, um seine Verbindung zwischen 'Sprachtheorie' und politischer Analyse hinsichtlich einer gesprochenen 'Sklavensprache' zu erläutern:

  1. das Gefühl 'bloß gebraucht zu werden' (und darum im Widerspruch zu Kant's kategorischen Imperativ' und einer idealistisch eingestellten Gesellschaft, in der anscheinend so etwas gar nicht passieren kann noch soll), ist das was das Bewusstsein affiziert, zugleich zwecks politischer Vernunft nicht mehr ansprechbar macht, und darum alles zu einem trügerischen Schein von Emanzipation werden lässt, weil im Bezug auf die Realität das 'Selbst' ausgeklammert wird;

  2. die dadurch fortbestehenden Knechtschaft-Verhältnisse (forcierte zugleich 'einseitige Abhängigkeiten') formen unmittelbar im Einklang mit dem 'Gedachten' einen durch Herrschaftsverhältnisse evozierten Tauschwert der einzelnen Person auf dem Marktplatz, so dass es sich nicht mehr hier um bloße Anschauung handelt, wenn z.B. ein Malermeister zuu seinen Gehilfen sagt, 'kommt Kinder, lasst Euch von Papa zeigen, wo es entlang geht und wie die Arbeit zu verrichten sei', denn diese 'Infantilisierung' des anderen gehört als Ergänzungsstück zum Herr-Knecht Modell und darum zum Repertoire der 'Herrschafts-' bzw. 'Sklavensprache', und all das hat zur Konsequenz, dass der einzelne sich selber leugnen muss bzw. seinen Selbstwert negieren, und doch zugleich bestätigen muss ohne ihn könne der Herr nicht sich selbst sein – ein an die Bibel erinnernder Spruch;

  3. die allgemeine Sprachlosigkeit gegenüber der im Alltag und auf Arbeit ausgeübten Gewalt festigt nicht nur die Ungerechtigkeit sondern lässt einfach Skandale bestehen, und all das rührt laut Bloch daher, dass die Menschen 'geführt' werden, und zwar ziemlich genau, wie ebenso ungenau, um sie in aller Unsicherheit zu belassen, wenn nicht gebraucht.

Der Kerngedanke, der all drei Merkmale auf eben nicht bloß linguistischer Ebene zusammenfasst, ist nach Bloch der folgende: Menschen verbleiben in der Sklavensprache, solange sie nicht wenn sie sprechen es mit einem 'lautlosen' Denken begleiten und im Unterschied dazu, auf bloßes 'Erinnert-werden' warten. Um also die Sklavensprache zu verstehen, käme es auf solch einen Realitätsbezug zwischen einem lautlosen Denken und einem hörbaren Sprechen an. Auf die Differenz zwischen richtigen und falschen Ton kommt es an, wenn etwas angeschlagen wird. Ein jeder versteht den Herrschafts-Ton und folgt dem zugleich, während die menschliche Stimme auf sich warten lässt. Freiheit kündigt sich darum für Bloch dann an, wenn das Volk beginnt zu murren, weil nicht mehr mit dem Herrn einverstanden.

Diese drei Aspekte einer Sklavensprache gehören zu einem weitaus größerem Komplex als was uns Zwerenz mit seinem Kriterium eines 'Subjekt-Sein-Könnens' vermuten lässt, eben weil solch eine Selbstfindung innerhalb der Subjekt-Objekt Struktur unmöglich ist. Einst erzählte ein Lastwagenfahrer dass er ein besseres Gefühl für seinen Lastwagen als für seine Frau habe. Die Befreiung des Menschen von dieser Subjekt-Objekt Struktur ist also keineswegs selbstverständlich, geschweige unmittelbar in einer Sprache, die nur vom Nominativen zu Akkusativen Fall verläuft, ausdrückbar.

Bloch erläutert diesen Aspekt im Zusammenhang mit dem 'Gebraucht-werden'. Letzteres ist der Fall wenn die sogenannten Freunde nur dann anrufen, wenn sie was brauchen, und sei es wenn nicht Geld, dann eine weitere Hand für den Umzug. Ansonsten lassen sie nichts von sich hören. Freud beschrieb dieses dumpfe Gefühl sehr gut: solange ein Paar frisch verliebt ist, hört man nichts von den beiden, aber so bald sie Probleme entwickeln, brauchen sie andere um Druck abzulassen. Ob das nun realistisch oder nicht sein mag, Nachrichten entwickeln sich auf eine ähnliche Weise: Unfälle, Mord, Kriege finden sich auf der ersten Seite, aber nur selten hat etwas positives den sogenannten Nachrichten-Wert.

Es stimmt ferner dass manche Menschen sich einfach in solche Situationen hinein begeben, so dass sie 'gebraucht' werden. Ansonsten meinen sie ohne Wert zu sein. Tun sie das, dann kommt erst viel später, also im fortgeschrittenen Alter, der Wendepunkt. Sie entscheiden sich endlich dagegen zu revoltieren, was wiederum eine andere Art der Extremität zutage fördert, und zwar eine soziale Rücksichtslosigkeit.

Da es aber sehr schwer zu ermessen ist, was zu viel, was zu wenig an menschlichen Beistand (Hilfe und Unterstützung miteinbezogen) wäre, kann natürlich der Selbstbezug auf das, was eine Gesellschaft bedarf, um menschlich zu bleiben, oftmals schief gehen. Es kommt auch nicht allein auf die spannende Frage an ob die wiederholte Veröffentlichung des Bubak Nachrufes politisch wegen des Faschismus in der Vergangenheit zu rechtfertigen ist, obwohl in diesem Sinne einer Pressefreiheit etwas auch nicht passendes zur Verfügung für alle sein soll. Sondern es käme ebenfalls auf eine überzeugende Widerlegung des Gedankens an, und zwar der Gedanke überhaupt nur dann berücksichtigt, ja beachtet zu werden, wenn jederzeit 'verfügbar'. Dieser Irrtum bedarf der Korrektur die aber in einer kapitalistischen Gesellschaft, zumal einer die auf Privateigentum hin orientiert ist, kaum möglich. Hat einer einmal den Arbeitsvertrag mit einem privaten Unternehmer unterschrieben, dann muss jener Arbeitnehmer (der Begriff enthält die implizite Anschuldigung , er würde Arbeit nehmen) dem Arbeitgeber jederzeit 'verfügbar' zu sein. Folglich zeigen bereits diese beiden Bezeichnungen aus welcher Richtung der Wind bläht.

Verfügbar zu sein ist mehr als nur Hilfsbereitschaft. Um das Ganze zu retten, und sei das der Betrieb, wird ebenfalls erwartet besondere Schichten einzulegen, wenn nötig. Gleichzeitig verlangt diese Ordnung etwas explizites. M. Foucault beschreibt das in 'Geburt der Klinik' als das Ausschalten des Störfaktors 'Mensch'. Er wäre es in der Klinik wenn er den Diagnoseprozess der Ärzte mit der Frage nach den Gründen für seine Schmerzen unterbricht. Schließlich habe eine Ordnung reibungslos zu funktionieren. Darum haben auch der Busfahrer und ebenfalls der Polizist zur Stelle zu sein, wenn gebraucht. Gleichzeitig bestätigen sie durch ihr Verhalten die insgesamte 'Verfügungsgewalt' die der Staat für die Wirtschaft und Herrschaft zu sichern hat. So dann kümmern sich die Herrn am grünen Tisch sehr wenig, wenn überhaupt um die Arbeiter selber; sie wollen nur wissen ob ihre Befehle und Anordnungen widerspruchslos befolgt werden. Es darf also keine Störung oder Unterbrechung geben.

Alles reduziert sich nur noch auf eine Frage, nämlich um welche Befehle handelt es sich. Es gibt die sogenannten unausgesprochenen Befehle die womöglich von den zehn Geboten abgeleitet werden z.B. 'du sollst nicht töten.' Hinzu kommt noch die Frage inwiefern diese Befehle überhaupt befolgt werden bzw. wie umgangen. Dabei kommt es darauf an den Versuch einer Emanzipation vom Befehl zu erkennen, was wiederum eine Transformation vom blinden Befolgen zu einer Selbstbestimmung in aller Freiheit bedeuten würde. Hierzu riet Adorno, wenn die ganze Gesellschaft die Jugend befiehlt andere Menschen zu lieben, dann die einzige Art diesen Befehl zu brechen ist zu lieben.

Allerdings wird das Problematische am blinden Befolgen von Befehlen nicht voll und ganz erkannt, weil meistens von der Unterhaltungsindustrie übertüncht, insofern alle in den Hit-Song einstimmen, zugleich zustimmen: 'People who need people are the luckiest of all people.' So wahr dieser Gedanke einerseits ist, so unwahr ist er anderseits, z.B. wenn Menschen sich für die Kontras oder für die Regierung Nicaraguas engagieren und dabei nicht einmal ihr Gebrauchtwerden für bestimmte ideologische Zwecke reflektieren. Gewiss, aus diesem Grund mag erklärbar sein, weshalb so viele resignieren, nichts mehr von der Welt wissen wollen, weil ein Art Selbstschutz und darum können sich ebenso etliche irrtümlicherweise einer Sekte anschließen, die den Weltuntergang predigt bzw. herbei reden will, um dann kollektiven Selbstmord zu begehen.

Sloterdijk mag also richtig damit liegen, wenn er unsere Epoche unter dem Titel 'Kritik der zynischen Vernunft' beschreibt. Aber auch sein Projekt scheitert daran, dass er selbst allzu vieles in Abrede stellt und dabei übersieht, dass die Quelle oder vielmehr Kraft zum Negativen aus der Ablehnung von allem was man nicht subjektiv kennt bzw. nicht selber erfahren hat, deshalb entsteht, weil die Menschen als Anhänger einer idealistisch durchtränkten Forderung, als freie Subjekte in dieser Welt anerkannt zu werden, maßlos enttäuscht sind. Auch Nietzsche litt mangels wie Bloch meint einer 'geordneten Anerkennung'. Ebenso wird dabei übersehen, dass es da eine dialektische Beziehung zwischen der Art, wie man die Welt auffasst und der Art und Weise wie man sich in der Welt zurecht findet, gibt. Doch jede übertriebene Forderung zur Selbstbestätigung wird ins Negative münden, weil ausschließlich auf das eigene Subjekt-Sein gerichtet, so dann eine vergebliche Bemühung um das menschliche Dasein. Ohne die anderen Menschen mit einzubeziehen, kann kein einzelner existieren. Allerdings kann die gemeinsame Freiheit nur dann erfolgen, wenn Menschen es verstehen sich gegenseitig mittels authentischer Formen anzuerkennen. Es geht also nicht nur um bloße Ich-Anerkennung, denn dieses muss mittels von etwas besonderen vermittelbar sein, und darum gründet dies wiederum auf einer politischen Konzeption die imstande ist das Negative zu überwinden. Jene Konzeption erlaubt die unmittelbare Einbindung eines jeden ins menschliche Geschehen. Dafür gibt es aber keinen neutralen Raum da jede Entscheidung eben diese Anerkennung voraussetzt.

Gewiss, das verlangt sehr viel und darum ist sehr schnell die Angst vorhanden dadurch überfordert zu werden. Doch zeigt sich gerade hier, ob aus der Enttäuschung gelernt wird weil aus begründeter Hoffnung gehandelt und dementsprechend Erfahrung, die des Scheiterns miteinbezogen, gemacht wurde (Bloch). Oder, ob bereits Sklaven-gemäß behauptet wird keiner habe Interesse an der Politik, sprich an der Freiheit, und darum nicht bereit an eben dieser politischen Konzeption die für die Anerkennung eine notwendige Voraussetzung ist, zu erarbeiten und zu reflektieren.

Zynischer geht es sogar zu, wenn behauptet wird, jeder will nur sehen wie er am ehesten und am besten durchkommt, und darum nur Interesse am Geldverdienen zeigt, selbst dann, wenn es auf eine Ausbeutung seiner eigenen Frau und Kinder hinausläuft.

Die institutionalisierte Form des Geldverdienens verläuft schließlich nach der geordneten Bahn zwecks Anerkennung welche Arbeit wird bezahlt, welche nicht, insofern die Sklavensprache bereits zu einer allgemeinen Institution d.h. Geldsprache geworden ist. Wenn also nur dann Anstrengung zur Arbeit gemacht wird wenn Geld verdient werden kann, dann wird nichts substanzielles, die Ehrlichkeit im Mensch-Sein, außerhalb dieser Institution angesprochen, doch innerhalb dieser Geldsprache als alles bestimmende Institution bleibt das Menschliche maskiert, wird also die menschliche Stimme nicht gehört und darum auch der Mensch nicht anerkannt. Daraus entwickeln sich dann mächtige zugleich nur noch negative Ströme. Bloch unterschied dabei zwischen den kalten und warmen Strömen wobei nur letzterer zum menschlichen Selbstbewusstsein beitragen würde.

All das stammt zwar aus der Sichtweise des ins Exil gegangenen Philosophen, der, wie so viele andere auch über solch massive Erschütterung des menschlichen Vertrauens wie Selbstvertrauens nachdenken musste. Wie konnte es nur dazu kommen, dass nach all den bitteren Erfahrungen mit Faschismus, 'Sklavensprache' sowohl in der DR als auch in verpackter Variation in der Bundesrepublik abermals zur offiziellen Sprache die den Ton angibt, wurde, oder vielmehr bislang noch nicht abgelegt wurde, weil sie tiefer ins Sprachbewusstsein der Menschen eingedrungen ist, als bislang angenommen. Es zeigt auch die Grenzen was seit 1945 demokratisch bewirkt werden konnte, schließlich sprach man sehr schnell nicht mehr vom Neu- sondern Wiederaufbau.

Bloch wollte nicht so sehr 'ethische Postulate' zwecks Abschaffung der Sklavensprache thematisieren, sondern eher politisch-philosophisch aufzeigen, woraus sie besteht. So wollte er beispielsweise niemals in seinem Leben sagen, 'du musst', weil der kategorische Imperativ eines Kants ihm suspekt war. Solch ein formaler Schematismus verhindere nur die Weltsicht, das Erkennen der 'Latenz-Potenz', einschließlich die Gewalt die in einer Gesellschaft steckt.

Denken heißt für ihn zwar noch 'Überschreiten', aber er meint das lediglich argumentativ zwecks dem Herausfinden verschiedener Nuanzen jenseits der eigenen Ich-Grenze betreffs Wahrnehmung der Welt. Eher legte er Wert darauf Unterschiede wahrzunehmen z.B. blinde und begründete Hoffnung.

Leidenschaftlich polemisierte er gegen die akademische Philosophie und pochte immer wieder auf den wahrzunehmenden Unterschied zwischen 'Gebraucht-werden' und 'Sklaverei'.

Die Urteile fallen spärlich aus, eben weil Leben komplex, das Dickicht an Kategorien kaum noch durchschaubar ist. Von Ahnung also keine blasse Spur. Denken bleibt versteckt, das Verborgene selber ein Versteck. Somit schaut fast alles aus dem Verborgenen, zeigt sich selten und wenn dann nur um in Ruhe gelassen zu werden. Das ist keine Bitte, sondern ein Befehl. Dabei reduziert sich kulturelles Vermögen auf was die Masse akzeptieren kann.

Somit scheint alles von einem weit gefächerten Angebot abzuhängen und selbst die Universität wird in einen quasi Supermarkt umfunktioniert. Es ist Ausdruck einer Dienstleistungsgesellschaft samt ihrer Sachverständigung-Räte zwecks Herstellen eines Konsensus mit den modernsten Produktionsmöglichkeiten. Fortschritt wird anhand der technischen Entwicklung gemessen. Darum bleibt die Kunst weit außerhalb, eine reine Frage welche Aspiration kann sie aufbringen um zu inspirieren? Doch wie der Fall im Film fehlt allzu oft die finanzielle Unterstützung und darum bleibt Kunst ausdruckslos.

Aber was das komplexe Leben betrifft, die Kategorien die hier zu diskutieren wären, die werden erst dann bedeutsam wenn eine Person zwischen Gebraucht-werden und Sklaverei zu unterscheiden versteht. Vom Ansatz her ergeben sich daraus bestimmte Konstellationen in denen Menschen sogar zufrieden sind wenn gebraucht; sie scheinen nicht außerhalb der Gesellschaft zu stehen und fühlen sich noch nützlich, ja sogar wertvoll, je nachdem, eben weil die Tochter die Mutter nicht ins Altersheim abschiebt sondern zwecks Aufpassen der Kinder braucht. Eine so gebrauchte Mutter relativiert ihre Rolle im funktionalen Sinne, denn aus Liebe zu den Kindern tut man fast alles, so dann ist es nichts besonderes gebraucht zu werden. Überall auf der Welt geschieht das.

Doch diese funktional anmutende Selbstverständnis ist nicht selbst verständlich. Es gibt Differenzen worin Menschen ihre Erfüllung sehen. Manche Großeltern wollen überhaupt nichts mit den Enkelkindern zu tun haben, andere hingegen würden es als großen Verlust betrachten nicht bei der Aufsicht der Kinder behilflich zu sein. Gebraucht-werden ist folglich eine Kategorie zwecks Überbrückung des eigenen Lebenssinnes und den aus dem Leben selber hervorgehenden Konsequenzen. Die beiden müssen nicht unbedingt miteinander identisch sein, aber letzteres hat Vorrang, selbst dann wenn nicht unbedingt die Realität.

Sklaverei ist hingegen eine ganz andere Welt. Mehr als nur Verstrickung und Obligation, also der Zwang etwas tun zu müssen und das ganz entgegen einem Freiheits-Willen, geht der Bedarf etwas zu gebrauchen am Menschen vorbei und negiert dabei den Inbegriff eines Menschen im Werden. Dinge werden auf eine Ein-Dimensionalität so sehr reduziert, dass dadurch an einem Entkommen dieser Sklaverei nicht zu denken ist, weil ein abgeschlossenes Weltbild mit der Realität.

Sklaverei war im Nationalsozialismus der Fall. Es ging über bloßes Gehorsam-Sein zum Befehl hinaus. Die menschliche Entwicklung kam nach Bloch in dieser Zeit zum 'unwürdigen Schluß' jederzeit 'verfügbar' zu sein, aber dieses Mal nicht mehr für den Unternehmer, dem Kapitalisten, sondern für einen gewaltsam gewordenen Staat der sich darin verstünde diese Verfügungsgewalt über Menschen zu festigen.

Unermesslich war da der Verlust an Vertrauen in eigene d.h. menschliche Maßstäbe, einschließlich inwieweit überhaupt noch die menschliche Stimme und nicht nur die Sklavensprache hörbar sei. Allein das die menschliche Stimme nicht vermisst wurde, sagt bereits sehr viel aus. Somit herrschte überall der Zustand, dass alle 'kutschen', und nur noch das sagen und behaupten, 'was man oben hören will'.

Inwiefern das heute wieder oder vielmehr noch immer der Fall ist, mag eine Herausforderung für die praktische Urteilskraft sein wenn aufmerksam zugehört wird wie was besprochen wird.

Die Nationalsozialisten trieben Blochs Ansicht nach die Menschen in solch eine Haltung, ab dann sie die Sprache 'ver-ludern' ließen, und sie sich darin nicht mehr als Menschen sondern nur noch als 'Dreck', Dreck also der weggeräumt gehört, wiedererkennen konnten. So kam es dass Begriffe und Worte ihren wirklichen Sinn verloren und Wissen um die Realität verfälscht werden konnte, weil sie die Interesse an Wahrheit in Abrede stellten.

Bertrand Russell sprach in diesem Zusammenhang von einem gefährlichen Hang zum Irrationalen weil das Objektive geleugnet wird. Kultur wird dadurch zur Farce. Die einzige Freiheit, dies es noch im Faschismus gab, bestand laut Jean Amery darin für den Juden im KZ zu vermeiden den elektrischen Zaun zu berühren, während der deutsche Soldat ebenso einem ähnlichen Befehl zu überleben ausgesetzt war, nur musste er schneller als sein feindliches Gegenüber schießen können. Carlos Fuentos in 'Hautwechsel' beschreibt wie Eichmann und seine Untergeordneten es als besonders witzig fanden, Juden noch am letzten Abend vor dem Abtransport nach Auschwitz in Theresienstadt von ihrem Orchester Verdis 'Requiem' spielen zu lassen. Opfer ihres grauvollen Regimes die letzten Klänge einer kulturell vermittelbaren Vision des Unterganges ertönen zu lassen, bestätigt den Zynismus der unter den Nazis herrschte: Kultur zählt letztlich gar nichts, wenn einer es nicht versteht auch ohne sie zu überleben.

Diesen apokalyptischen Grundton gab es bereits im Mittelalter zu hören. Er ertönte um die Menschen zur Flucht vor der Welt bzw. in den Tod zu treiben. Es handelt sich also um eine alt bekannte Methode der schlimmsten Machtausübung, weil völlig gegen das Individuum, dem Denken und den Zweifel gerichtet. Zur Zeit der NS Zeit wurde deswegen die 'Ideologie' geradezu jedem 'eingebläut', den Menschen wie ein Joch dem Ochsen auferlegt und zu Feinden ihres eigenen Verlangens nach Freiheit gemacht. Dürers Bild der Apokalypse als Reiter in der Gestalt eines Teufels ahnt bereits die aufkommende Gewalt, die die Lebenden, ob nun christlich oder nicht orientiert, zu spüren bekommen werden so bald es so weit ist. Damals übten die Knechte nur für eine sehr kurze Zeit den Aufstand, heute sagen dagegen sehr viele, ein Versuch würde sich gar nicht lohnen weil sie eh wieder etwas über den Schädel bekämen. So mucken deshalb nicht auf weil sie die Gewalt von oben vorwegnehmen und sperren sich aus Angst davor selber ein. Es macht jeglichen Widerstand sinnlos Dank dieser historisch verinnerlichten Lektion die als Bestrafung für das Aufbegehren von Seiten der Herrschaft in die Geschichtsbücher eingegangen ist.

Es ist deshalb leicht vorstellbar, dass die Zeit dieser Art von Diktatur an den 'Deutschen' nicht spurlos vorüber gegangen ist und darum bis heute mehr oder weniger 'befangen'. Leider gibt es allzu viele Indizien dazu, nicht zuletzt auch Jennigers Rede kurz vor seinem Abgang als Parlamentspräsident, indem das Bekenntnis zur willigen Folgeschaft eines 'Führers' sehr deutlich ausgesprochen wurde.

Mit anderen Worten, viele tun sich heute noch schwer von einer unterschwellig fortbestehenden Sklavensprache loszukommen. Wichtig ist deshalb welche Mechanismen ins Spiel gebracht werden, um die Sklavensprache fortzusetzen? Eine Erklärung bestünde darin, dass der von Bloch gemachte Unterschied zwischen dem Gebrauchtwerden und Sklaverei vergessen bzw. ausgeblendet wird, so dann es ein leichtes Spiel sein wird die Angst vor dem Gebrauchtwerden so zu schüren, indem apokalyptische Visionen beschworen, Leute sich sehr schnell und immer mehr in einseitige Abhängigkeitsverhältnisse bis hinein in die Sklaverei treiben. Was den Gang in die Unfreiheit einleitet, ist der künstlich geschürte Ressentiment bloß gebraucht zu werden, weil dann bereits eine blind machende Wut auf sich selbst entsteht und die sehr schnell in Hass übergeht.

Der Hass entlädt sich laut Jean-Pierre Faye (Autor von 'Totalitäre Sprachen') in ganz bestimmten Augenblicken, insbesondere wenn andere, insbesondere freie Menschen ihnen Alternativen aufzeigen können und sie darum in ihren Ausreden bloß stellen. Darum müssen die in Abrede gestellt werden, um die eigene Unfreiheit bzw. das Leiden daran ertragen zugleich beweisen zu können, es sei unveränderbar.

'Sklavenmoral' entpuppt sich, wie von Zwerenz hinsichtlich der DDR vermutet, als eine Sprache die als Art Bestätigungsritual praktiziert wird. Dazu gehört die 'Faustregel' zum Überleben ganz unten, weil schielend nach oben, nichts vom Ritual preiszugeben. Der Sklave versklavt sich selbst.

Manch ein Hass auf Kinder, weil sie an die menschliche Abhängigkeit vom anderen erinnern, mag dadurch erklärbar sein. Denn niemand will in aller Hilflosigkeit gegenüber dem Leben bloß gestellt werden. Darum gibt man sich mit Vorliebe der Herrschaft, auch der Sklavensprache hin, weil bestimmt vom Grundgedanken nicht alles alleine bestimmen zu können bzw. selbständig entscheiden zu wollen. Aus dieser eher zurecht gezimmerten Illusion es doch geschafft zu haben jemanden in der Gesellschaft zu sein, folgt der Ratschlag an die Kinder: 'frage lieber nicht all zu viel, verrichte eher die Arbeit gut und im Schweigen, indem du immer das tust, was man dir sagt, und halte dich im übrigen von der Politik fern!“ Sklaven bzw. Befehlsempfänger richten sich sehr früh auf solche Herrschaftsverhältnisse ein. Die eigenen Bedürfnisse ordnen sie völlig der Begierde und damit der Laune des Herrn unter. Kein Glück scheint mehr unabhängig von der Zustimmung des Herrn mehr möglich zu sein. Dabei wird die verrichtete Arbeit erst dann 'gut' sein, wenn sie dem 'Gut' zugute kommt (Heidegger) oder vielmehr 'dem Wohle des Volkes dient' (ohne jedoch auf die Verteilungsfrage beim akkumulierten Reichtum zu achten). Bloch hat solch ein Verhältnis auf seine Weise charakterisiert: 'die Armen, ohnehin schon schlimm dran, essen im Dunkeln, um für die Reichen das Licht zu sparen.' Kurzum die Selbstaufgabe geht einher mit der Sklavensprache, und die ist wiederum gegen jeglichen Freiheits- bzw. Selbstbestimmung gerichtet.

Nicht die gesteigerte Form einer Selbstaufgabe und darum Abkehr von der Welt zur Erlösung des Selbst, wie der Fall bei Sekten, ist so sehr erforderlich, als vielmehr eine auf Kultur bezogene Sprache, um einen Weg aus der Sklaverei zu finden. Solch eine Sprache soll den Menschen imstande setzen philosophisch und politisch menschliche Maßstäbe reflektiert und begreifbar zu machen, um dann diese Maßstäbe dem Menschen gegenüber gerechter Weise anzuwenden. Nötig ist dazu eine Subjekt-Objekt Vermittlung, so dass es nicht wieder zu einer strukturellen Angelegenheit der Macht werden kann. Denn das hieße einfach Subjekte verschwinden zu lassen bzw. sie zum Schweigen zu bringen falls sie sich anschicken der Macht zu widersprechen, und damit beginnen einen anderen Realitätsbegriff im Gegensatz zur bloß behaupteten Wirklichkeit wie definiert von der Herrschaft und die im Besitz verschiedener Machtmittel ist um diese Behauptung durchzusetzen, als Alternative aufzuzeigen. Entscheidend dafür ist ein Umgang mit Zweifel u.a. an den aufgestellten Regeln die angeblich jeder zu befolgen habe und die zugunsten der Herrschaft aufgestellt worden sind. Etwas das das Heraustreten aus der Sklavensprache begünstigt, ist dass ehrlich miteinander gesprochen wird.

Ganz im Gegensatz dazu sind absolut gehaltene Staatsstrukturen die den Zweifel und darum seit Descartes individuelles Denken ausschließen. So soll kein Bürger einen Staatsdiener bezweifeln er würde nicht seine Arbeit im Amt richtig verrichten. Denn ähnlich zur kommunistischen Partei die stets die Wahrheit nicht aber das individuelle Parteimitglied wusste, erscheint der Staat als ein Organ das keine Fehler macht. Somit basiert der Staat und seine Strukturen auf dem gefährlichen Verkennen des Rechtes das für alle gelten soll und nicht legitimiert dass einer über den anderen steht.

Ein geplantes Vorhaben bedarf also der Begründung, um möglichen Einwänden Raum zu geben. Eine Subjekt-Objekt Vermittlung allein hinsichtlich des 'Rechtes' ist darum eine äußerst komplizierte Angelegenheit, wobei die bloße Faktizität, die Lieferung an Beweisen, oftmals in den Gerichten zur Ausblendung der wahren Zusammenhänge verleitet und darum vieles verdrängt, so dass nicht mehr schriftlich fixierbar, was sowohl Vor- als auch Nachteile für die Justiz bedeutet. Der beste Zeuge bleibt darum nach wie vor derjenige, der nichts vergisst bzw. nicht nur das sagt, was man hören will, sondern seinen unabhängigen Realitätsbezug bewahrt wenn vom Richter befragt. Hierzu dürfte es aber weitere Veränderungen hinsichtlich eines Prozesses, ab dann er erst als fair d.h. menschlich gerecht, gelten könne und darum müssen Ängste, die an Sklaven-ähnliche Zustände erinnern, abgelegt werden, vor allem die Angst überhaupt mit dem Gesetz in Berührung zu kommen, denn das hieße das Gesetz wird eher als elektrischer Zaun, also als Auslöser verschiedener Schuldgefühle, erlebt statt als ein gemeinsames Recht angesehen. Bloch wollte auf letzteres hinweisen.

Zusammenfassung

Das Gefühl, bloß gebraucht zu werden, resultiert u.a. aus der Marktsituation, in der die Preise und entsprechende Bezahlungen für verrichtete Arbeiten einfach nicht mehr stimmen, und darum viele Menschen nicht mehr aus ökonomischen Gründen nicht mehr mithalten können. Sie werden nicht gefragt und bleiben darum draußen vor. Grund dafür ist, dass viele sich dem illusionären Schein der Warengesellschaft nicht nur angepasst haben, sondern durch eigenes Mitwirken sich mit der Zeit versklaven lassen. Sie geraten immer mehr in einseitige Abhängigkeiten z.B. von Banken wenn auf Pump gelebt wird.

Blochs Rückblick auf jene Zeit der Arbeitslosigkeit noch vor Hitlers Machtergreifung dürfte als Kontext-Analyse für manch seine philosophischen Aussagen dienlich sein, denn damals versagten die Wissenschaften mangels Freiheitswillen um die Unabhängigkeit von der Macht zu bewahren. Und so kam es dass Eltern für ihre inzwischen erwachsenen Kinder Geld zahlten nur dass sie eine Arbeit vorweisen und darum dem sozialen Stigma Arbeitslos zu sein, entgehen konnten.

Für Bloch war diese Zeit eine, in der 'der Entdeckungswille ebenso leer wie unerträglich gereizt war' und 'das Gefühl als ein Knecht auf dem Markt stand, ein Gefühl das niemand dingt.'

Dieser Satz kann wie folgt verstanden werden: Sklaven stehen wie Pferde zum Verkauf auf dem Markt, doch keiner will sie kaufen.

Jemand, der den Film 'Kaspar Hauser' gesehen hat, wird sich an folgende Szene erinnern: der Vater stellt den sprachlosen Sohn einfach auf dem Marktplatz ab, denn er will ihn loshaben und dennoch hat er keinen Preis, also will keiner ihn kaufen. Leute gehen einfach am Kaspar Hauser vorbei. Sie sind eben misstrauisch wenn etwas umsonst angeboten wird. Der Tausch findet nur innerhalb der institutionellen Sprache des Geldes statt, also ohne den Preis zu nennen kann kein Tausch gemacht werden. Auch Sklaven müssen etwas hergeben, um am Tausch teilnehmen zu können. Sie tun es indem sie ihre Freiheit aufgeben bzw. opfern. Und die besonderen klugen unter den Sklaven rieten obendrein ihren Besitzern, behandle mich gut, denn das würde einen höheren Preis auf dem Markt erzielen lassen. Diese bedingte Bestimmtheit wie jemand zu behandeln sein, richtet sich also nur nach dem Marktwert. Er hat jegliche soziale Anerkennung als Mensch ersetzt.

Kaspar Hauser konnte nicht sich selbst-preisend bzw. lobend, also eigenhändig, an den Mann bringen. Es mussten erst die Wissenschaftler kommen und sich für ihn interessieren, weil ein 'Mensch ohne Sprache' einen besonderen Wert im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Interesse hatte. Gegeben dieses Forschungsziel, ergriffen sie das hilflose Geschöpf und machten aus ihm ein Objekt ihres Experiments. Was darauf folgte kann als Perversion von dem was Bloch als 'experimenti mundi' verstand, angesehen werden, wobei Bloch dies als einen Prozess hin zur Mündigkeit verstand. Das Prozesshafte bei Kaspar Hauser war erstmals darin enthalten, dass er zuerst verschiedene Stadien durchlief. So lernte er beim Essen Messer und Gabel zu nutzen, doch zeigte gerade hier eine ihn liebende Familie eine menschliche Stärke. Es war vor allem was Kaspar Hauser auf der Ebene eines Kindes vom anderen Kind spielend lernte, das entscheidend war für die Fortschritte die er erzielte. Doch letztlich ging das so weit, dass der wahrhafte Vater von Kaspar Hauser davon erfuhr und sich um seine Bemühung einen guten Preis auf dem Markt für Kaspar Hauser zu erhalten, betrogen fühlte. Wie kann nun jener, den er dem Markt frei übergab weil anscheinend wertlos, jetzt besser leben als er? Der Vater schickte sich an für solch einen Betrug zu rächen, oder war es nur das andere Schicksal das Kaspar Hauser widerfuhr, wofür er sich rächte? Diese Frage ist nicht unsinnig, den selten wird dem anderen etwas besseres gegönnt. Eher bleibt Schadenfreude das alles bestimmende Gefühl statt gerecht sein zu wollen.

Das dann stellt eine Beziehung zur Studentenrevolte 1968 her, und zwar dass die Väter sich dafür rächten, dass die Söhne es gewagt hatten die Gesellschaft die sie seit 1945 wieder aufgebaut hatten, zu kritisieren und infrage zu stellen. Wahrheiten zwischen den Generationen haben einen Seltenheitswert. Manch ein Verhalten von Seiten des Sohnes ist erzwungenes mittels Androhungen von nicht nur Geld- sondern auch Liebesentzug. Worauf das abzielt, das ist schnell erzählt. Der Sohn soll sich ähnlich wie der Vater es bereits seit Jahren praktiziert, Markt konform verhalten.

Anscheinend genügt die bloße Androhung von Gewalt um solch konform gehendes Verhalten zu erzwingen, aber es reicht nicht als Erklärung aus.

Gewiss, existenzielle Unsicherheiten können entscheidende Einflüsse haben, aber noch mehr erforderlich zum Beherrschen der Menschen ist das Abschneiden von Gefühlen, vom Empfinden sie seien bewusste Menschen die es verstehen in der Realität zu handeln. Auf der Ebene der Sklavensprache ist klar dass mangels solcher Gefühle der Bezug zu einer selbst gestaltbaren Realität fehlt, folglich mangelt es auch an einem menschlichen Umgang untereinander, was wiederum zur Resignation und zum Zynismus beiträgt, und die allgemeine negative Haltung verstärkt. Statt also die Verhältnisse kritisieren und verändern zu können, richtet sich der Zweifel dann nur noch gegen den einzelnen und lässt eine Entleerung der Sprache zu. Fehlen die menschlichen Elemente, kann es zu keinem menschlichen Selbstbewusstsein kommen.

Ist einmal Sprache entleert, gilt das Ziel des Zwang-Systemes den Worten sämtliche Bedeutungen zu berauben. So kann vieles verludern, wie Bloch das einprägsam für die nationalsozialistische Zeit sagt, und der Schritt hinein in die Sklavensprache Programm-mäßig bereits vorbereitet.

Die berühmte 'Negation der Negation' bewirkt seit Hegel eine grenz-ziehende Politik und setzt da ein, wo eine Person nicht mehr selber imstande ist sich einen Selbstwert als Mensch zu vermitteln und auch nicht mehr den Anspruch zu erheben denkt, dementsprechend auch als Mensch gewürdigt und behandelt zu werden.

Im Unterbau bildet sich die Kraft zur Negation zu einer 'mystischen Größe' aus dem, was als des 'Volkes Zorn' genannt wird. Anscheinend tritt der Zorn nur dann in Erscheinung wenn Gesetze übertreten werden, vorab das Gesetz das die Tauschgesellschaft in Bewegung hält. Adorno sagte dazu in 'Minima Moralia' es sei die größte Illusion der bürgerlichen Gesellschaft zu meinen das sei ein universelles Gesetz. Dahinter verbirgt sich er Widerspruch zwischen Arbeitskräfte, die an eine bestimmte Produktionsform gebunden sind, und der Notwendigkeit zur Überschreitung, will die bürgerliche Gesellschaft fortbestehen, indem sie ihren Reichtum vermehrt und von dem der 'Mehrwert' und noch bestimmter die Evaluierung der Wertschöpfung abgeleitet wird. Sagte doch Hegel die bürgerliche Gesellschaft kann nur durch weitere Expansion, also mittels einem fortlaufenden Überschreiten einmal gesetzter Grenzen zwecks Bestimmung des Erreichbaren, existieren. Das verleitet auch zum Überschreiten von noch ganz anderen Grenzen.

Marx fasste das als das Akkumulationsgesetz zusammen und hob zusätzlich die Implikation davon hervor: immer mehr Menschen müssen in Abhängigkeit, also in den Konsumzwang gebracht werden, sprich die Knechtschaft nimmt innerhalb solch eines Systems einfach zu, und das im gleichen Atemzug wie diese Gesellschaft es schafft zu expandieren, und dies in der Form eines post-kolonialen Systems der Ausbeutung billiger Arbeitskräfte in Dritt-Ländern.

Um auf den Zorn zurück zu kommen, so kommt es nur dann zu einem Abreagieren, wenn das Tauschgesetz angetastet wird. Das geschieht keineswegs in Reaktion auf die ungerechte Behandlung der anderen, insbesondere der billigen Arbeitskräfte im Ausland oder den Immigranten bzw. Gastarbeitern im eigenen Lande. Und die 'Sklavensprache' sichert alles ab, und fördert zugleich den sozialen Widerspruch. Denn während vermutlich Gleichbehandlung vom Gesetz verlangen, gemeint ist dennoch in Wirklichkeit eine privilegierte Startposition wenn es zum Tausch geht. Vorteile sollen für die eigenen Leute fortbestehen, und darum auch das Verlangen nach Sondergesetzen. So kommt es in der Sklavensprache zum Spruch, Ausnahmen bestätigen das Gesetz. So wird Schutz für eine Minderheit verlangt, doch in Ergänzung zur Sklavensprache, ist damit nicht die Minderheit sondern die Mehrheit gemeint. Es kippt folglich alles in sein Gegenteil um, weil die Sklavensprache eine Verdrehung der verwendeten Begriffe begünstigt und darum beim Schlagen des Sackes den Esel nach wie vor meint.

In Ergänzung dazu bedeutet das die Beendigung eines unabhängigen Denkens Kraft dessen nur die verinnerlichte Unfreiheit beendet werden kann, und das noch ehe es zu einem falschen Ausgleich zwischen verschiedenen Kategorien der Abhängigen kommt. Denn eine aufgegebene Freiheit kann in Wahrheit nicht kompensiert werden. Darum wird die Freiheit von denjenigen bedroht, die sie nicht kennen und nur aus egoistischen Gründen das Gesetz nur für sich in Anspruch nehmen wollen, aber nicht einer Anwendung des selben Gesetzes auf die wirklichen Sklaven gelten lassen wollen. Sie wollen als Untertan doch noch besser gestellt sein als jene anderen. Privilegien und Ausnahme-Regelungen werden auch nach unten hin so verteilt, dass die Ungleichheit fortbesteht. Das erklärt auch weshalb der universelle Anspruch auf Gesetze die eine menschliche Gleichbehandlung ermöglichen auch von unten her sabotiert wird.

Sprache, einmal an das Marktgesetz gebunden, erfährt eine Schicht-spezifische doppelte Entleerung: während die untere Schicht sich ohne einer öffentlichen Sphäre gezwungen sieht ihre Arbeitskraft unabhängig vom sprachlichen Selbstschutz preiszugeben bzw. zu veräußern, und das im Widerspruch zum Grundgesetz, nimmt die obere Schicht die Sprache nur dann wahr, wenn bereits ohne Wert für die untere Schicht, weil ohne inhaltlichen Bezug auf die von allen gelebte Realität und darum ohne historischen Grund. Vielmehr ist sie praktisch eine Welt der Illusion geworden und erfüllt sich mittels lauter Tautologien bestehend aus bloßen Ansprüchen und negativer Behauptungen z.B. die Arbeitnehmer seien nur faul und wollen bloß Geld. Mangels einer menschlichen Substanz, sehen sie sich gezwungen die untere Schicht auszubeuten. Die wiederum sieht sich durch die Sklavensprache und darum mangels Selbstwertgefühl ihre Substanz den Reichen bzw. den Arbeitgebern zu geben ohne jemals von einem gleichen Tausch reden zu können. Das geschieht mittels einem Zugeständnis an diejenigen die es anscheinend es besser verstehen über ihr Leben zu verfügen und darum stünde ihnen das Recht auf mehr Ressourcen zu. Damit wird erkennbar, dass nicht allein eine abstrakte Willenssetzung genügt, um im Leben zu bestehen. Eher sind inhaltliche Entscheidungen wichtiger, um praktisch überleben zu können. Diese Entscheidungen bedingen wiederum die Bedingungen des Tausches bzw. wie darin eingegriffen wird, um den Warenfluss zum eigenen Vorteil steuern zu können.

So verlassen sich die meisten Menschen auf bereits ausgeformte Daseinsstrukturen statt das Risiko einzugehen es selber zu versuchen. (Heidegger sprach deswegen der Masse an Menschen die Innovationskraft ab weil jene die Risikobereitschaft voraussetzen würde, doch nahm er dabei nicht die Wirksamkeit der Sklavensprache zu Kenntnis.)

Dabei kann diese Suche kein Wert-an-sich sein, denn das Selbstvertrauen bedarf ebenso Erfahrungen von Erfolg auf sozialer Ebene.

Reziprokative Verhältnisse wie sie Polanyi vorschwebte können einen Widerspruch zur Tauschgesellschaft artikulieren, vorausgesetzt der dadurch andere in Gang gebrachte Entscheidungsvorgang kann dem Geld-gebundenen in einer Tauschgesellschaft entscheidende Vorteile vorweisen. Das aber ist nicht von vornherein gesagt und muss erstmals ausprobiert werden. Doch lassen sich die Menschen selten auf solch ein 'experimenti mundi' wirklich ein.

Hinzu kommt ein weiterer Faktor der das Ganze erschwert, und die Bloch als eine Umschichtung an erfahrbaren Kategorien bezeichnen würde. Denn der Reproduktions- und Konsumzwang in der modernen Gesellschaft frisst viele Entscheidungen auf, insofern sie auf eine nicht mehr nachvollziehbare Ebene verlagert. Unmittelbarer Ausdruck davon dürfte das Beenden des Teilens an menschlichen Schicksal mit anderen sein. Mangels menschlicher Solidarität wird ferner der Gleichheitsanspruch negiert.

Nun wird allmählich sichtbar, dass diese Entleerung mehr als bloße Entzweiung von Begriff und Ich-Substanz das Sprachfeld bestimmt. Eine Revolte gegen diesen negativen Schicksalsbegriff kommt sehr selten zustande, und wenn überhaupt dann in großen Ausnahmen auf der individuellen Ebene. Wenn das passiert, verlassen die Leute ihren Beruf und wechseln über zu anderen Tätigkeiten, und das immer in der Hoffnung auf Erfüllung ihres Traumes eines besseren Lebens. Auch hier unterscheidet Bloch zwischen Tag- und Nachttraum. Doch inwiefern solch eine persönliche oder individuelle Veränderung mit der allgemeinen Geschichte und darum entscheidenden sozialen Veränderungen einher gehen kann, bleibt abzusehen. Leben, as sich nicht mit einem bestimmten Marktwert zufrieden gibt, will auch auf einen gewissen Lebensstandard verzichten, vorausgesetzt durch die dadurch frei gesetzten Kräfte kommt etwas anderes zustande.

Somit unterscheiden sich ab diesem Moment der negative anerzogene Selbstwert von einem selbst erarbeiteten Bezug auf das, was von einer bestimmten Wertsetzung in den Menschen ableitbar ist. Dabei handelt es sich um eine erforderliche Überbrückung zwischen eigenem Engagement und öffentlicher Verbindlichkeit d.h. was als wertvoll von Seiten der Gesellschaft angesehen und dementsprechend auch anerkannt wird. Letzteres bleibt prekär d.h. instabil und unsicher. Und dennoch gibt es sagenhafte Momente vom Gebrauchtwerden wenn wirklich und wahrhaft geliebt.- Dies dann kann eine Voraussetzung für den Versuch der Sprache abermals durch das reziprokative Verhältnis zum Selbstwertgefühl einen inhaltlichen Bezug auf die Realität zu geben.

Reflexionen und Erfahrungen von Bloch beschreiben einen Weg hin zu einer vorstellbaren Emanzipation. Bloch entwickelte die Position dazu erst im Exil und somit zu seiner bewussten Sprache, insofern er vor dem Schriftsteller Verband im Exil feststellte, 'wir sprachen halt mal Deutsch'. Das dies nicht zu ändernde in einen Wunsch auch in diese Sprache zuhause bleiben zu wollen umschlagen kann, stellte er dann fest. Damit setzt Intellektualität und Emotionalität unmittelbar bei der Beschaffenheit der selbst gesprochenen Sprache ein, und das obwohl diese wie jede andere Sprache noch nach verschiedenen Möglichkeiten weiter zu entwickeln wäre. Angesichts der großen Befangenheit besagt das zugleich diese Veränderung ist nicht allein oder nur persönlich bestimmbar.

Hatto Fischer

Berlin 1985-87

 

Rückblick in der Gegenwart (2014)

In diesem Lande wird zwar die Subsidiarität gepredigt, aber die wirtschaftliche Größe über das kulturelle Selbstverständnis hinweg gefördert, so dass es zu keiner Artikulation menschlicher Bedürfnisse kommen kann. Die Hilflosigkeit kennzeichnet ebenso eine Atemschwierigkeit wenn alles zu eng wird, sei es im Stau, aber auch auf dem Arbeitsamt. Vieles drängt, will nach vorne, doch hinten zeichnet sich bereits ab heute ist nicht an ein Dran-Sein zu denken. Dafür ist die Schlange der wartenden Menschen viel zu lang. Ein weiterer Tag vergeht ohne das sich etwas entscheidendes im Leben dieser Menschen getan hat.

 

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