Künstlersymposium Selm '92
Einleitung
Manchmal stehen die Zeiten still. Kein Wind bewegt die Blätter. Nebensächlich ist es geworden, ob nun Herbst oder Frühling. Die Botschaften kommen nicht mehr an. Es ist still um die Menschen geworden. Dann aber brechen überall Veränderungen herein. Selbst der alte Waldweg ist nicht mehr derselbe, eine Veränderung die gewiß jetzt, nachdem die Grenzen sich geöffnet und verändert haben, jeder erfahren kann. Aus diesem Umbruch der Möglichkeiten ist das Künstlersymposium Selm '92 entstanden. Deutsche und Polnische Künstler kamen zusammen. Sie arbeiteten in einer leer stehenden Fabrik. Manche fertigten ihre Kunstwerke unten, in der rießigen, ehemaligen Lohnhalle an, andere begaben sich in die einstigen Bürozimmers des vor Jahren eingegangenen Konzerns.
Am Eingang zum Fabrikgelände trafen dann die Künstler auch solche Menschen an, die dort 24 Jahre lang gearbeitet hatten. Dabei wurden Geschichten einfach so erzählt. Das Weiterzählen geschah dann anschließend auf der Leinwand oder auf dem Photopapier.
All das kennzeichnet eine besondere Sensibilität dieses Symposiums. Das Thema war nicht vorbestimmt, jeder konnte malen oder tun, was sie oder er wollte, und dennoch fand sich ein, ganz schweigsam zuerst, der Zeitzeuge. Vermutlich war es die Authentizität der Umgebung, die den Einfluss der lokalen Gegebenheit den Künstler vermittelbar machte. In all ihren Arbeiten, die während dieses Symposiums zustande kamen, wird dieses behutsame Eingehen auf die Umgebung durch die Künstler, ganz egal der kulturellen Herkunft, sichtbar.
Und das ist um so erstaunlicher weil bislang Bemühungen eine Brücke oder eine Verbindung zwischen Kunst und Alltag zu finden, eher scheiterten, vielleicht deshalb, weil das vorgeschriebene Konzept nicht diese Öffnung in Richtung Sensibilität zuließ. Jetzt sind gemeinsame Erfahrungen, gemacht in den Monaten Juli und August 1992, wertvolle Zeitzeugen. Und gleich allen Zeugen sagen sie nicht ein und dieselbe Geschichte aus. Jeder hat seinen eigenen Blickwinkel, ja Rückblick, wodurch unter anderem die Bemühungen von Kunst angesichts den vielen stehen-gebliebenen Schulen der Malerei in diesem Jahrhundert erkennbar werden.
Das Symposium ist darum um so erstaunlicher, weil es einen Dialog zwischen einer naturalistisch, ja fast klassisch anmutenden Malweise insbesondere der polnischen Künstler mit den vielmehr experimentell, abstrakt arbeitenden deutschen Künstlern zu Tage förderte, aber diesen Unterschied mit der Zeit auflöste, und so der Zeitgeschichte eine neue Kontinuität verlieh.
Dann war fast eine Aura, von der Walter Benjamin sprach, in der Luft, als die Künstler zum Schluss des Symposiums sich überlegten, wie sie ihre Arbeiten der Öffentlichkeit gegenüber präsentieren wollten. Schließlich wurde nichts aufgehängt, stattdessen einfach auf den Boden gestellt oder gegen die wortkarge ehemaligen Fabrikwände gelehnt. Und sie stellten alle Arbeiten durcheinander auf, ein Ausdruck dafür, dass die Einteilung, hier die deutschen, da die polnischen Künstler, längst nicht mehr sinnvoll erschien.
Dr. Hatto Fischer
25.9.1992
Werke der Künstler
mit Gedichten zu jedem einzelnen Künstler / Werk von Hatto Fischer
Heinz Cymontkowski
Orientierungslos
- für Heinz -
Ein Wort das niemand sagen darf,
es zählt gleich der Uhr die Nächte.
Hand aufs Herz:
gewiß, es wird nicht so schlimm sein.
Doch das Gedächtnis
geht auf und ab, schaut
in alle Winkeln, aber niemand
sieht den alten Herrn,
der nach seinem Gehstock sucht,
und dann streng sagt: "Kreide hoch,
an die Tafel, nein, die Hände auf den Tisch!"
Gestern abend kam sie.
Er lebte noch!
Was ist los?
Schüsse:
orientierungslos
weil nach dem aufgelösten Selbstfindungsprozess
nichts länger übrig bleibt
als die Nächte die wie Schiffe
ankerlos, ungebunden,
dahin treiben,
in Richtung Niemandsland.
Am Tellerrand
die Fliege.
Sie will den Weg zeigen
fast Mephisto gleich.
Da, sieh,
die eine Hälfte ist schon gegessen,
doch die andere bereits vergessen.
So wird Sehen zu einer Blindheit.
Es kratzen alle
an den Scheiben,
bis dunkelmatt,
am nächsten Morgen,
er kommt,
das Bild ver-rückt.
Jürgen Huhn
augenblicke
- für Jürgen -
augenblicke, umgedreht in der Erscheinung, weil das Licht schweigt,
lassen das Malen weiter gehen in einer Nacht der Bemühung um Zukunft,
denn der Tag hatte noch nicht begonnen als das Werktor
sich dem Photographen gegenüber öffnete.
Gewahr wurden ablichtbare Augenblicke, in Minuten
festgehaltene Ausblendungen des Lichtes als Einblendung.
Manche nennen es das Gegenbild, weil alles
was scheint, von Rahmen zu Rahmen vorrückt,
vorwärts drängt, ohne zurückzuschauen,
die Lektion von Orpheus längst gelernt,
denn wer will sich in alten Strukturen verirren,
kreuz und quer zum Bild selber stehen?
Angesichts des Andranges der Zeit - sie steht bereits Schlange -
markiert das Warten auf den Anfang ein Ende das kommen wird:
zeitlos, atemlos, mühelos!
Eine historische Zeitphase, am Stadtrand bemerkt,
wird so zum dokumentarischen Entwurf der Kunst
des Photographierens.
Da lag die Hand. Blieb der Kronenleuchter ohne Licht.
Hielt sich die Treppe streng an alte Gesetze
abgeleitet vom architektonischen Prinzip
zum Schnittpunkt des Hauses als Stellwand markiert.
So viel gibt es anhand des Photos zu sehen.
Er nimmt es behutsam in die Hände,
stellt sich ein auf den Augenblick. Entwirft
den Prozess vom negativen zum positiven Image.
Die Enthüllung liegt auf dem Papier
wie die Hand im Umkreis seiner Zeichen.
Marian Jarzemski
.
Das Scheunentor
- für Marian -
Punkt dumpfer Ton
pochendes Gleichgewicht
das Herz
öffnet das Scheunentor
vorbei eine bestimmte Zeit
als Arbeit nur für diejenigen galt
die eine hatten
somit Kunst
zur Reflexion der Gegenwart wurde
und beim hinaus gehen, kamen
Farben an, im Winkel
verliefen sie streng genommen
nach dem Gesetz
einer selbst bestimmten Tiefe
die Schwierigkeit
der Dreidimensionalität
sagt etwas
übers Bild aus
oder was in der Luft
darüber hängt doch
nicht gesehen wird.
Schweigen, Andacht, Vernunft.
Solche Kennzeichen der Zukunft
eines vergangenen Lebens
sprechen nie von selbst.
Alicia Nadolska
Klangfarben
- für Alicja -
Stein gegen Glas
ergibt klirrende Zusammenhänge
gleich braußende Luftzüge
in Schmetterlinge verwandelt
vom Regen heimgesucht
im Kummer verborgen
bis Licht herein tanzt
nun das Blumenmeer
kein Denkmal mehr
aber die Pracht der Farben
einfach gesehen
gleichen den bestickten Kissen
auf dem Diwan
für den Ost-West Dialog -
so beginnt der Tanz
und die Musik wirbelt
Staubkörner durch die Luft,
so geht es mit Sprüngen hinaus
wo das Sonnenlicht zu hören ist
weil es ganz leise
gegens Kirchenfenster trommelt,
jenes mit spitzen Bogen
als Kennzeichen der Gothik
als Ausdruck des Leidens
der Seele die bis ganz hinauf
zum Dache schreit
da wo in aller Nähe
zum Himmel
Erinnerungen an ferne Geschichte
zurück rufen solange
bis erste Eindrücke
befreiter Assoziationen
vom verketteten Licht
auf der Leinwand entstehen.
Thomas Ohm
Felle zum Trocknen
- für Thomas -
Getrocknete Häute
durchaus geschundene
Spuren einer langen Geschichte
die weitaus mehr als nur Nadelstiche
hinterließ.
Mit Peitschenhiebe eingekerbte Worte
in die Versenkung seines Schweigens
erwartend die Sonne, das Meer.
Die große Stadt am Waldrand
war weit entfernt,
doch manche Philosophen
nannten sie
Utopie:
die Welt des Lichtes
eingeholt vom Schatten
als der Tag
sich gegen die Hauswand
schmiegte
und eine Mutter erblaßte
bis kreideweiß
sie im angesicht zu ihm
kein weiteres Wort der Erwartung
nach Auskunft mehr sagte, so dann
Worte allemal zurecht gerückt, solange
bis es keine weiteren Stühle
für die Wartenden mehr gab
und er einfach im Stehen sprach:
"So einfach ist das Gebet der Stunde!"
Suspenz! Was hängt, bleibt,
was steht, geht,
schief nur die Wände
eines windigen Gestells
bewegt vom Hauch der Angst
vor was nicht in Worten zu sagen ist,
aber vorab das was nahe dem Gemüt
der Seele weich aufgedrückt,
eine Druckkunst ist - eine ganz schlicht
vollzogene gleich den langen Hosen
schleifend über den Fußboden.
Udo Petrick
Menschen am Straßenrand
- für Udo -
Menschen am Straßenrand
g e h e n
Menschen am Straßenrand
r e d e n
Menschen am Straßenrand
g e b e n Zeichen
Signale werden gesetzt
für eine Kommunikation im Alltag
frei von Gewalt
Menschen am Straßenrand
s c h a u e n
es kommen weitere Leute hinzu
angetroffen werden
jene deren Kleidung
anscheinend den Blick
bestimmen
und nicht die Kunst
Menschen am Straßenrand
s c h r e i b e n
in der Luft
ihre geheimen Briefe
an die Unendlichkeit
mit magisch ähnlichen Schriftzügen
und fügen sich so dem Wunsch
des Addressaten
Menschen am Straßenrand
l a u f e n
langsam zusammen
andere kommen hinzu
vermehren sich
Menschen am Straßenrand
Menschen am Straßenrand
Jerzy Pogorzelski
Waldboden
- für Jerzy -
Der Waldboden läßt
gleich dem Meer
Farben schimmern
als gemalter Ausdruck
eines nach-impressionistischen Zeitalters
das einfach scherzhaft redend
mit dem Abstrakten des Konkreten
an einem Ort entstand
wo die Stimme des Kindes
sich erhebt
gleich dem Vogelgesang
fragend
wie kommt der Baum
dorthin?
Was macht der Maulwurf,
die Biene, der Specht
und der hungrige Knecht
auf dem Weg durch den Wald
zurück zum Dorf?
Doch hier, im Wald,
entlang des Flußes
schläft der Lärm,
wird wach die Stille
mit einem französischen Touch,
weil eine Malweise aus Rußland
nach Polen zurückkehrt
und jetzt, nachdem etliche Flüsse
überquert sind, das Bild zum Bild wird:
ein Schauen ohne Ende
hinein
ins Geheimnis der Natur.
Stefan Chabrowski
Der Weg durch die Natur
- für Stefan -
Der Weg durch die Natur, sagt ein Dichter, geht an Steinen,
Feldern, Pflanzen, Tieren und vor allem an Bäumen vorbei.
Langsam arbeitet sich das Gedicht an Lerchen heran. Der Zauber
dieser Geschichte ist etwas besonderes für sich. Diese und andere
Fragen bilden sich beim Anblick des Bildes. Konturen nehmen Farben an.
Für ihn kam der Weg durch die Natur nur durch Zufall zustande.
Das erinnert an die Aussage eines Philosophens Namens Adorno,
der in 'Minima Moralia' sagte: "eine Gesellschaft ohne Zufall sei Diktatur!"
In Erinnerung an Van Gogh war der Weg ein Zeichen seines Lebens.
Oft ging jener Maler an Häusern mit geschlossenen Fenstern und Türen vorbei.
Er gab nur den einen Weg in die Zukunft. Am Horizont ballten sich die Wolken
als Vorahnung für die noch kommenden Zeiten zusammen, und hinterließen
im Nachhinein das Prophetische im Bild selber. So sprachen die Bäume
aus in welch einer Situation Van Gogh sich befand: da die glückliche Familie
bestehend aus drei dicht belaubten Bäumen, dort ein einsamer, kahler,
weil er sich stets außerhalb der Gesellschaft befand. Es handelt sich um
befindliche Gegenstände oder Dinge die bei ehrlichen Pinselstrichen ihre Masken
verlieren und somit durch die Hand des Künstlers seelisch in Erscheinung treten.
All das soll besagen, Leben ist ein weiter Weg. Die Einsamkeit und die schwere
Stille kennen zum Beispiel nicht die Griechen weil ganz nahe dem Licht
der Götter, oder so schien es in der Antike als sie sich noch Dinge zutrauten.
Schwermut, gebeugte Häupter, Baumkronen und das Geflüster
von Blättern im Wind - alles stimmt ein zum Gesang der Natur
während verweilende Blicke rüber schauen zum harmlosen Stein
der am Waldrand zufällig, oder doch nicht zufällig, da liegt,
weil anscheiend frei vom Widerspruch selber eine Ordnung sein zu müssen.
All das besagt ein Verlangen nach welch einer Ordnung der Dinge?
Ein Leben ohne Ende
ist zu finden
auf dem Weg
durch die Natur
als durchgehende Etwas
gleich einer erlebbaren Ewigkeit
an jedem Tag
voller Sonnenschein.
Barbara Chowanska-Najwer
Pfiffe durch die Stille
- für Barbara -
Das Schweigen und die Stille
treffen sich am Kreuzweg,
da wo Symbole der Symbole
im Licht verloren gehen,
und die Kunst im Sehen
von Eingriffen in Strukturen
leicht belassen, leicht gelassen
sich auf der Leinwand einfindet,
um den am Kreuzweg
liegen gebliebenen Stein
mit Lichtstreifen zu berühren,
sodann die Wirklichkeit
zu einer Juxtaposition
des surrealistischen Mädchens
aus Paris wird, um das Sehen
im Nahen und zugleich im Fernen
zu vertiefen,
zu steigern,
zu erhöhen,
und all das nach strengen Regeln
des nicht mehr, nicht weniger
Sein-Lassens eines noch nicht
persönlich genug gewordenen Anliegens
eine Natur ohne Gesellschaft,
und eine Gesellschaft ohne Natur
im nackten Dasein zu verbinden.
Daraufhin heisst es Warten Können
bis die Existenz oder das Sein
als Sprache des Schweigens
die Stille der Kunst
als das gewordene Etwas hört.
Es sind Pfiffe in aller Stille
die alles auflösen, demnach
den Nachdruck des Eindruckes
durch einen sinnlichen Anblick
der Existenz im Leben selber
vermittelbar machen.
Karl Emil Wiele
Spuren
- für Karl -
Spuren
des Nachdenkens
besagen
sie schweigen noch.
Es wälzen sich dunkle Wolken
am Gestirn des Himmels
bis ein Loch ohne Graben
sich für die Frauen auftut
die nun fragen, aber wo
bleibt das Fenster der Zukunft
für fensterlose Ausblicke
wenn getrennt von den Männern
die bei Tag unter der Erde arbeiten
und sich "Glückauf" zurufen.
Doch was bedeutet das heute noch
wenn alle in Restaurants
entlang des Weges sitzen,
und sich fragen was
sei möglich in der komplizierten,
zugleich unkomplizierten Welt?
Doch auch sie müssen erkennen
neben dem Künstler,
kann ein einfacher Mensch
auf dem Fahrrad
von Werk zu Werk
unterwegs sein,
und dabei Gespräche
vor dem Werktor
mit dem Geschichtsstoff
fürs Nachdenken
über diese vergangene Zeit
verbinden.
Alsbald finden viele Spuren
von gelöschten Spuren
wenn wieder ein Tag dem Ende zuneigt.
In dieser Dämmerung stehen da
fast verloren am Wegrand
einfache Schilder.
Schweigsam bedacht, warnen sie
das neugierige Kind
das die Hände in Hosentaschen steckt
vor Explosionen unter Erde.
All das ist bedacht
um Leben zu bewahren.
Ausgelöst wurde es
als vorgestern die Männer
arbeitend in den Gruben
ihre Geschichte vom letzten Atem
in die kahlen Wände kratzten
und heute noch zu sehen sind
als auferstandene Skulpturen -
jene aus Ton geformte
Menschen
beim Töpfer nebenan
zu sehen.
Adela Wisniewska
Gesänge der Träume
- für Adela -
Gesänge der Träume
seit Chagall
als poetischer Realismus bekannt
nehmen sie es nicht der Schwerkraft übel
wenn die Vorstellung der Erde
nicht ganz ihrem Flug
folgen können, so dann beginnt
das Überragende, das Pferd
mit seinem Kopf weit hinaus gestreckt,
im Nacken der schauenden Leute
ein Unbehagen an der Geschichte zu sein:
die Angst verwandelt in Sehnsucht
nach Überwindung der eigenen Schwere
so daß der Tanz beginnen kann.
Da der Clown, dort die Harlekins,
aber ein von Pinselstrichen begleiteter Tanz
zeigt wie in einer zurück genommenen Farbwelt
alles von einer verzauberten Atmosphäre,
durch Blendungen an Farbtönen,
hervor gerufen werden kann.
Das Mögliche sei das wichtigste Gut,
gleich der Sanftmut im Gemüt,
zugleich die Mut der Liebe zur Liebe,
und niemals abgetrennt von den Kindern
die himmlischen Spiele
mit Objekten ihrer Phantasie
voran treiben.
Solch gewordene Objekte tauchen ein
im Blauton, werden alsbald rötlich untermalt,
und schwingen, leicht beschrieben zum Gelb.
allmählich nach zarten Brechungen
zum Lila rüber.
Die Malerei als Arbeit
am Symbol der Gesänge
die jederzeit ertönen können
wenn Träume, einmal von Ängsten befreit,
am Tag darauf sichtbar werden,
sichtbar in einer Welt
in der Tage unter Tagen verbringen
und nachdenklich wirken, darüber
was damals und heute
die Differenz zum grünen Farbton
auszeichnet. Es entspricht nicht mehr
dem Schwarz auf Weiss
als negativer Grundton.
Nachwort von Thomas Ohm
Der heiße Sommer '92 brachte dem Kulturleben der Stadt Selm eine ungewohnte Betriebsamkeit. Auf dem Firmengelände der ehem. Chemapern trafen sich 12 Künstler zweier Nationen, um gemeinsam zu arbeiten. Was hier geschah, unter der erstaunten Anteilnahme der Selmer Bevölkerung, war kein Zusammentreffen einiger extrovertierter Persönlichkeiten, sondern das vorläufige Ergebnis einer langen Entwicklung. Ein Jahr zuvor fuhren Mitglieder der Gruppe TOR zum I. Internationalen Künstlersymposium in die polnische Stadt Kruszyna. Die Gruppe TOR hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Dialog zwischen Kunstschaffenden und Gruppen unterschiedlicher Richtungen und Nationalitäten zu fördern, was durch ihr Signet symbolisiert wird.
Der äußere Rahmen für einen Gegenbesuch der polnischen Künstler konnte mit Hilfe der Stadt Selm, dem Förderverein für Kultur u. Wirtschaft, der Kirchengemeinde St. Johannes und vieler Sponsoren geschaffen worden. Neben der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Umgebung gab es für die Gäste genügend Gelgenheit sich über die Region zu informieren.
Nach dem zehntätigen Aufenthalt folgte am Schluß eine Werkschau, die bei den Besuchern Betroffenheit, ja sogar Verwirrung hervorrief. Ein scheinbar wirres Durcheinander verschiedener Stilrichtungen warfen Fragen auf. So war es nicht verwunderlich, daß nach der anfänglichen Stille eine lebhafte Diskussion folgte. Der Anfang war gemacht.
Doch etwas wurde jedem klar, ob Künstler oder Besucher. Hier wurde die Kunst zum Medium. Was mit sprachlichen Mitteln nicht auszudrücken war, wurde auf vielfältige Weise spontan von den Künstlern in ihren Arbeiten sichtbar gemacht. Mit den unterschiedlichen Techniken und Materialien wurde hier versucht, sich nicht nur auszudrücken, sondern zu begreifen, zu betasten, um voneinander zu lernen. Die jüngste Entwicklung in Mittel- und Osteuropas hatte etwas ermöglicht, was seit fast 50 Jahren auf Grund der politischen Verhältnisse untersagt war. Das mit dem Künstlersymposium nur ein Anfang gemacht wurde, um nciht nur kulturelle Begegnungen zu ermöglichen, sondern die Basis zukünftiger Zusammenarbeit, sollte allen ein echtes Anliegen sein. In diesem Zusammenhang hat der freie Schriftsteller Hatto Fischer aus Athen die abgebildeten Arbeiten auf seine Weise interpretiert. Auch bei allen anderen Künstlern, die an dem Symposium teilgenommen haben, möchte ich mich hiermit bedanken. Ganz besonders aber der Stadt Selm (Kulturamt), dem Verein fr Wirtschaft u. Kulturförderung, der Kirchengemeinde St. Johannes und der vielen Freunde und Hilfer gilt mein Dank.
Der Katalog wurde ursprünglich von der TOR Künstlergruppe herausgegeben.
St. Gottfried Straße 6
4714 Selm-Cappenberg
und meine Anerkennung.
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